@Tygo ist denn arbeit mit dem kopf weniger wert als arbeit mit den muskeln? Ich besitze als einer von sicher nicht allzu vielen hier die Erfahrung, Ausbildungen in beiden Berufsfeldern gemacht zu haben und bin selber der Meinung, dass man mir 8h auf der Baustelle besser bezahlen sollte als 8h in irgendeinem Büro.
In beiden Fällen hat man es gelernt und kann es, es entspricht den Fähigkeiten die man hat und man ist fachlich fit, schon allein dafür sollte es gleichen Lohn geben allerdings heißt es nicht, dass man auf der Baustelle geistesabwesend rotiert. Und ich wage arg zu bezweifeln, dass die durchschnittliche Tippse vor hochkomplizierte geistige Probleme gestellt wird. Ob ich nun ne routinemäßige Lohnberechnung für den Mitarbeiterstamm durchführe (sogar das machen Computer) oder aufm Bau steh und ein routinemäßiges Aufmaß mach, wo sollte nun die Kopfarbeit mehr wert sein?
Wo ich fürstliche Bezahlung verstehe, das sind Programmierer, Callcenter Agenten oder Leute mit extrem viel Verantwortung, die bei ihrer Arbeit permanent mit einem Bein im Knast stehen. Wo ichs nicht verstehen kann ist, wenn hinter nem Großteil vom Lohn schon der Name des Unternehmens steht. Das ist ja eigentlich nich allzu verwerflich, wenn nicht eben diese Unternehmen nichtadministrative Aufgaben grundsätzlich dahin outsurcen würden, wos eben Dumpinglöhne gibt.
und grad durch die klimaanlage verteilen sich alle krankheiten schön gleichmässig im gebäude.Dass man auf Arbeit auch mal krank wird, ist ja wohl logisch. Aber ne Klimaanlage kann man ausschalten. Da kann der Chef auch mal nen paar Scheine investieren und grad im Winter für nen gesunden Weg zum Heizen sorgen, dann stellt man halt mal Grünzeug ins Büro, dasses zum Dschungel wird, das sind so Sachen, die sich vermeiden lassen.
Trotzdem machts noch gewaltige Unterschiede, wo man sich befindet. Ob man nun "nich so oft" an die Sonne kommt...naja...komm, das war jetzt nicht dein Ernst. Wenn man im Sommer 16 Uhr Feierabend hat, hat man immernoch genug Sonne, die man tanken kann, wenn man annem Nordfenster sitzt, hat man eben Pech gehabt. Desweiteren müssen Büromenschen auch nich bei jedem noch so sackigen Wetter min. 8h draußen rumwuseln und sich den Niesel bei 4° irgendwann im November auf die Platte plätschern lassen, schon dafür müsstes eigentlich ne Scheißwetterpauschale geben....wir zum Beispiel bekommen bei solchem Wetter 10% mehr Gehalt. Allerdings sind 10% von wenig immernoch verdammt wenig und wann hat man schonmal nen ganzen Monat Scheißwetter? Noch nen Punkt ist die Verletzungsgefahr. Bei denen, die ich kenne, die aufm Bau oder in der Industrie arbeiten, die haben ständig irgendwas. Einer hat sich schon diverse Fingerkuppen angesägt und abgesägt, der Nächste kam neulich mit Verband ums Bein, weils ihm ne Fächerscheibe von der Flex zerhauen hat und das Teil sich in sein Bein reinbohrte, ich hab in meiner Lehre auch nich selten die Hakenklinge vom Teppichmesser tief im Gewebe gehabt oder auch eben mal ne Rolle PVC auf die Füße geknallt bekommen.
Dagegen kann man bei Bandscheibenvorfällen sagen, dass diese wohl auf eigene Prädisposition zurückgeführt werden können, die können jedem passieren, mit den Bürostühlen isses auch nich mehr so schlimm, mittlerweile gibts hochergonomische Exemplare, wo man sich wohler fühlt als im heimischen Bett.
Wie du siehst sag ich nicht, dass Arbeit automatisch mehr wert ist, wenn sie mit den Muskeln gemacht wird, es sind die Begleitumstände. Die Unfallgefahr, die Sache mit dem Wetter und der damit verbundenen Krankheitsrisiken und halt der körperliche Verschleiß, den man auch ohne Unfälle hat. Meinem Chef haben sie schon mit 40 beide Knie operiert und da irgendwas rausgeholt, was ihm wohl das Arbeiten schon schwer machte. Sein Kollege hat ne Allergie entwickelt, die es ihm unmöglich machte mit Sachen wie Spachtelmasse, Kleber, usw. zu arbeiten also mit den Sachen, die essenziell in diesem Beruf waren.
Ich kenn also keinen, der aufm Bau oder in der Industrie arbeitet und noch keine mehr oder weniger schwerwiegenden Gesundheitsschäden davongetragen hat aber ich kenn genug Büroleute, die nach Feierabend noch nich ausgelastet sind und einen quietschfidel noch überall hinschleppen wollen.
nun arbeiten 2 leute dort und erledigen die arbeit von 15 leutenDas is aber auch nich die Regel, ich kann ebenso mit Sonderfällen argumentieren. Ne Bekannte arbeitet als Malerin und da wurde gefordert, dass innerhalb von 3 Tagen noch 20 Räume einer Schule fertig werden müssten. Und am Samstag standen sie zu ZWEIT auffer Baustelle und sollten das gebacken kriegen und dann steht bei der im Vertrag auch noch drinne, dass sie 5h pro Woche unentgeltlich arbeiten soll (eben der Samstag), ich mein.....rein theoretisch....warum sollte sie die Arbeit machen, wenn der Chef nicht bereit ist, das zu bezahlen? Welche Tippse macht nicht spätestens 16:15 das Licht aus? Ich kenne keinen Büromenschen, der sich samstags noch auf die Arbeit setzt, von DL-Berufen, die 24/7 ausgeführt werden müssen mal abgesehen. Ich war in genug Firmen als IT-Dienstleister zugegen und kann dir sagen, dass 98% der Mitarbeiter einen entspannten Arbeitsalltag hatten und die einzigen Strapazen vielleicht vonnem neurotischen Geschäftsführer kamen. Diejenigen, die wirklich Stress hatten, das waren komischerweise die, die auch nebenbei noch Fahrzeuge und Fahrer zu disponieren hatten und die selber der Kleidung nach noch draußen rumfuhrwerkten aber ich wage zu bezweifeln, dass die auf ihrem Lohnzettel was davon gesehen haben.
Und zu der Sache mit dem Burnoutsyndrom....sie kann die Firma wechseln und eine erwischen, wo sie dieses Syndrom nicht wieder bekommen wird aber sag das mal nem Fliesenleger, der wird sich die Knochen kaputt machen egal, in welchem Betrieb er rumkraucht. Burnoutsyndrom kann man überall bekommen....ob man nun täglich meterhohe Aktenstapel zu bearbeiten hat oder 14h malocht um Termine und Fristen einzuhalten, davon kann jeder irgendwann mal betroffen sein und schön ist sowas sicherlich für keinen. Ne Bekannte arbeitet innem Cafe und schiebt 70 Stunden die Woche und sieht am Ende des Monats den selben Hungerlohn wie ich....dafür kriegt der 40 stündige Bürotyp in der Hierarchie über ihr locker 30 - 50 Prozent mehr Geld, wenn nicht noch mehr, jetzt sag mir mal, was sowas rechtfertigt.
Ich seh also immernoch keinen Grund dafür, Büroarbeiten den körperlichen Handwerks- und Industrieberufen generell finanziell besser- oder gleichzustellen. Verletzungs- und Krankheitsrisiko ist in Handwerk und Industrie nunmal ein anderes, Verschleiß ebenfalls und in beiden Fällen machen die Arbeiter das, was sie können und in der Regel keine übermenschlichen Aufgaben. Warum nun aber ein Hochzeitsfotograf 1000 Euro haben will dafür, dass er mal ein paar Bilder über den Monitor schubbst, das erschließt sich mir nicht, zigtausende machen sich dieselbe Arbeit und stellen sie als Spaßbilder für lau ins Netz. Und das während andere für 7 Euro die Stunde bei Wind und Wetter täglich Tonnen heben und bewegen und dafür sorgen, dass Häuser aus dem Boden wachsen, die beim Abfackeln nen bisschen mehr Qualm machen als ein Foto hrhrhr
Ich finde einfach, viele bewerten ihren eigenen "Geist" einfach nur über. Gerade diese ganzen neuen Berufe sind alles so Sachen, da bekommt man das, was man will auch irgendwo kostenlos, es hat kaum Bestand. Wenn ich dir früher ein Programm zur Überwachung einer Hardware geschrieben hätte, hätte ich damals noch 3000 Mark dafür verlangen können, heute gibts Universalanwendungen als Freeware.
Genauso mit der Fototechnik...klar, alles wird besser und einfacher zu handhaben aber dadurch kommen auch immer mehr Leute damit klar und die Arbeit verliert nunmal an Wert, egal ob du dich dann als "richtiger" Fotograf bezeichnen tust und Onkel Horst eben sich das zulegt, dass er das selber machen kann. Wenns auch nicht ganz so gut oder professionell oder einfach nur nicht mit so einer hohen Rechnung verbunden ist als käme es von dir, so müssen immernoch diejenigen mit Onkel Horsts Arbeit zufrieden sein und wenn sie deren Ansprüchen genügt, haste eben Pech gehabt.
Anders ist es bei den traditionellen Berufen. Es wird kein Computerprogramm auf den Markt kommen, welches dir vollautomatisch den Estrich in die Wohnung legt. Du wirst kein Zaubermesser zu kaufen kriegen, dass dir vollautomatisch den Teppich bündig schneidet. Für solche Sachen wirst du immer Fachleute brauchen. Ich wüsste auch nicht wie man ein Foto entwickelt und kenn Photoshop auch nicht aus dem FF aber das muss ich auch nicht. Mit ein bisschen Probieren, Geduld und Spucke kann ich mich soweit fitmachen, dass ich die jeweiligen Bilder soweit bearbeite bis sie mir gefallen. Du hast halt eine Branche erwischt, wo es dem Endanwender immer einfacher gemacht wird, bestimmte Resultate zu erreichen und das lässt den Wert deiner Arbeit nunmal effektiv sinken. Wenn jeder nen Porsche fahren würde, hätte es auch keinen Wert mehr, einen zu besitzen.