Kirche als Flüchtlingsunterkunft?
28.10.2015 um 14:23Trifft ja keine Armen:
Der Umfang der Vermögenswerte der katholischen Kirche wird langsam klarer. Die 27 Diözesen in Deutschland besitzen mehrere Milliarden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Dabei handelt es sich um Barvermögen, aber zu großen Teilen auch um Finanzanlagen, Rückstellungen etwa für Priesterpensionen sowie Immobilienbesitz.
In Köln, der Diözese mit den meisten Mitgliedern, wird allein der Immobilienbesitz von Erzbistum und Erzbischöflichem Stuhl auf über 612 Millionen Euro taxiert. Das Bistum Limburg bilanziert in seinem Geschäftsbericht unter anderem Finanz- und Sachanlagen von rund 810 Millionen Euro, hinzu kommen weitere Geldtöpfe.
Zu den Diözesen mit großen Vermögenswerten gehören den vorliegenden - teils unvollständigen und nicht immer vergleichbaren - Angaben zufolge auch Mainz mit 823,3 Millionen Euro Gesamtvermögen und Trier, wo allein das Anlagevermögen zuletzt 759,6 Millionen Euro betrug. In Augsburg summieren sich Eigen-, Sach- und Anlagekapital auf über 620 Millionen Euro, in Passau verfügen Diözese, Bischöflicher Stuhl und eine Pensionsanstalt über zusammen 570 Millionen Euro. Fulda bewertet allein sein liquides Vermögen mit 456 Millionen Euro.
Das vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, geleitete Erzbistum München-Freising gilt ebenfalls als gut situiert. Wie gut, soll erst in einigen Jahren feststehen, wenn unter anderem 7000 Gebäude bewertet sind. Diözesen im Osten gelten dagegen als vergleichsweise arm. So hat der Bischöfliche Stuhl in Magdeburg 200 000 Euro.
Nach dem Skandal um die hohen Kosten für den neuen Bischofssitz in Limburg, der vor neun Monaten die Demission von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zur Folge hatte, veröffentlichen immer mehr Diözesen Angaben zu ihrem Vermögen. Das gilt auch und gerade für lange geheime Schattenhaushalte wie die Bischöflichen Stühle oder Versorgungswerke.
Abgeschlossen ist dieser Prozess noch nicht, einige Bistümer tun sich bei der Bewertung etwa ihres Besitzes an Gebäuden und Grundstücken schwer. Um eine bessere Gesamtübersicht über ihre wirtschaftliche Situation zu bekommen, stellen etliche ihre Bilanzen nach den Standards des Handelsgesetzbuches um.
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article135983887/Katholische-Kirche-besitzt-Milliardenvermoegen.html
bzw.
Das unbekannte Vermögen der Kirchen
Grundbesitz und Immobilien der beiden großen Konfessionen in Deutschland.
Ob man es glaubt oder nicht, die beiden großen Kirchen in Deutschland wissen (angeblich) tatsächlich selber nicht, über welches Vermögen sie an Grundbesitz und Immobilien verfügen. Das liegt nicht nur an der Vielzahl der eigenständigen Rechtsträger, d.h. Besitzer, die auf jede Form von Zentralismus empfindlich reagieren, sondern auch schlicht daran, dass in den kirchlichen Haushaltsplänen unter Vermögen nur das Geldvermögen verstanden wird. Grundbesitz und Immobilien werden nicht benannt oder bewertet, sondern tauchen nur in den Erträgen aus Vermögen (z.B. Mieteinnahmen) auf.
Für eine zusammenfassende Darstellung werde ich mich mit mehreren Facetten des konfessionellen Besitzes beschäftigen. Neben den verfassten Kirchen sind es die Ordensgemeinschaften, die Siedlungsgesellschaften, die Immobilienfonds der beiden Kirchen, die Familienferienstätten und schließlich die Wohlfahrtsverbände. In der gebotenen Kürze kann allerdings auf die umfangreichen Berechungen der verschiedenen Bewertungen noch nicht einmal ansatzweise eingegangen werden. Dargestellt sind entsprechend nur die Ergebnisse der Recherche.
Grundbesitz
Von den beiden verfassten Kirchen hat nur die EKD eine Übersicht über ihren Grundbesitz und ihre Immobilien, allerdings sind die neuesten Zahlen von 1984. Dabei wurden zwar die Flächen und Gebäude gezählt aber nicht bewertet. Über den katholischen Grundbesitz gab es bisher nur Schätzungen.
Zufällig stieß ich bei meiner Recherche auf einen Hinweis zur letzten offiziellen Zählung des konfessionellen Grundbesitzes in Deutschland an Land- und Fortwirtschaftlichen Flächen - aus dem Jahre 1937[1]. Diese Zählung stellte sich als sehr brauchbar heraus, da die Grenze zur DDR sich weitgehend an den alten Reichsländern orientierte. Die erste EKD-Statistik von 1962 für die (alte) Bundesrepublik weist für die verfasste evangelische Kirche 125.500 ha an Land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitz aus, was der Zahl von 1937 für das identische Gebiet von 125.181 ha sehr genau entspricht.
Damit war auch das Grundeigentum der verfassten katholischen Kirche bekannt, denn wenn die evangelischen Zahlen stimmten, dann durfte das auch für die 150.969 ha katholischen Grundbesitzes an Land- und Forstwirtschaft im Westen zutreffen.
Ausgehend von diesen konkreten Basiszahlen sind dann allerdings teilweise wieder Schätzungen anzusetzen, da weitere Zahlen für den katholischen Bereich nicht bekannt sind.
Von 1962 bis 1984 hat sich der Grundbesitz im Bereich der EKD um 8.000 ha erhöht und dabei insbesondere der bebaute Grund von 7.000 ha auf 9.460 ha.
Grundeigentum im Bereich der EKD(in ha)
Art der Fläche 1962 % 1984 %
Bebauter Grund 7.000 5,1 9.460 6,6
Landwirtschaft 100.000 73,3 101.006 70,0
Wald 23.000 16,8 26.328 18,2
Wege, Gewässer 2.500 1,8 26.328 2,2
Friedhöfe 4.000 2,9 4.432 3,1
Summe 136.500 2,9 144.364 100
Da die EKD auch im Jahr 2001 noch die Zahlen aus 1984 veröffentlicht, muss für die Frage des Grundbesitzes in der ehemaligen DDR auf eine interne EKD-Statistik (aus dem Jahr 1947) zurückgegriffen werden, die unter Berücksichtigung der Grenzziehungen den konfessionellen Grundbesitz in der damaligen SBZ mit 208.525 ha (evangelisch) und 10.975 ha (katholisch) beziffert.[2] Da der konfessionelle Grundbesitz in der DDR nicht angetastet wurde, kann man davon ausgehen, dass er in dieser Größe erhalten geblieben ist.
Von den Ausgangsverteilungen ausgehend und unter Hinzurechnung der bebauten Flächen und der Friedhöfe sowie der Veränderungen von 1962 auf 1984 ergibt sich nach der Wiedervereinigung ein Grundbesitz der evangelischen Kirche von insgesamt 432.000 ha und der katholischen Kirche von 241.000 ha.
Für die verfassten Kirchen sind somit aktuell rund 65 Prozent im Besitz der evangelischen Kirche.
Von einem seriösen Autor[3] wurde der katholische Grundbesitz 1969 auf 350.00 ha geschätzt. Unter Berechnung der zeitlichen Veränderungen und Herausrechnung der verfassten katholischen Kirche ergeben sich damit weitere 151.000 ha für den zweitgrößten Grundbesitzer im katholischen Raum, den Ordensgemeinschaften.
Insgesamt befinden sich demnach (1990) rund 825.000 ha im konfessionellen Besitz, was einem Anteil von 2,3 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands entspricht.
Nach differenzierter Berechnung von Nutzungsflächen und Durchschnittspreisen ergibt sich als Bewertung des Grundbesitzes:
- Waldflächen € 383.680.000
- Land-/Forstwirtschaft € 6.271.570.000
- Bauland (normal) € 47.334.290.000
- Bauland (zentral) € 120.492.270.000
Summe € 174.481.810.000
Immobilien
A) Verfasste Kirche:
Nach einer Übersicht der EKD befinden sich im Besitz der evangelischen Kirche 75.062 Immobilien. Gehen wir für die katholische Kirche von der gleichen Größenordnung aus, handelt es sich also um rund 150.000 Gebäude in Deutschland.
Dabei handelt es sich um rund 33.350 Kirchen, 30.500 Pfarrhäuser und 22.000 Gemeindezentren/-häuser. Weitere 23.000 Gebäude sind Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Büchereien, etc. im kirchlichen Eigentum.
In dieser Summe sind rund 41.000 Gebäude nicht enthalten. Dabei handelt es sich um die Akademien, Tagungshäuser, Verwaltungsgebäude, Wohn- und Geschäftshäuser im Eigentum der Kirchen, die einen Mindestwert von weiteren rund € 42.000.000.000 darstellen.
Der jeweilige Wert beträgt als Gesamtsumme:
- Kirchen € 44.150.400.000
- Pfarrhäuser € 7.796.600.000
- Gemeindehäuser € 5.694.300.000
- Weitere Gebäude € 8.457.000.000
- Weitere Immobilien € 42.000.000.000
Summe € 108.098.300.000
In diesem Zusammenhang wird bereits deutlich, dass der ständige Verweis kirchlicher Amtsträger auf die Gottesdienststätten als Immobilien noch nicht einmal die halbe Wahrheit ist.
B) Ordensgemeinschaften:
In den vergangenen dreißig Jahren wurden 4.300 Niederlassungen der religiosen Orden aufgegeben, d.h. verkauft, verpachtet oder an andere konfessionelle Träger verschenkt. Für die bestehenden 3.590 Klöster / Niederlassungen ist ein Immobilienwert von rund € 4,9 Mrd. anzusetzen.
Von den geistlich anerkannten Orden ist der Deutsche Orden inzwischen in wirtschaftliche Turbulenzen geraten, während die stabilen Johanniter und Malteser es zusammen auf einen Immobilienbesitz von € 544 Millionen bringen.
C) Siedlungswerke:
Von 1948 bis 1998 haben die 51 katholischen Siedlungsgesellschaften insgesamt 361.500 Eigenheime und Wohnungen in Deutschland gebaut, von denen 252.000 verkauft wurden und 109.500 sich aktuell noch Eigentum der Gesellschaften befinden. Die 6 evangelischen Siedlungswerke haben 84.294 Wohnungen gebaut, von denen sich aktuell noch 18.124 im eigenen Bestand befinden.
Der eigene Wohnungsbestand bedeutet einen aktuellen Marktwert von rund
€ 14.674.000.000
Das Stammkapital und die Rücklagen belaufen sich zusammen auf insgesamt
€ 3.024.600.000
D) Immobilienfonds:
Beide verfasste Kirchen verfügen über Kapitalanlagegesellschaften, die in Immobilien (als Sondervermögen) investieren. Vorwiegend handelt es sich um Geschäftsimmobilien in guten City-Lagen deutscher Großstädte.
Die katholische Aachener Grundvermögen verfügt über einen Immobilienbestand im Wert von € 1,23 Mrd. und die evangelische DEFO über einen Bestand im Wert von € 1,28 Mrd., zusammen also € 2,51 Milliarden.
E) Familienferienstätten:
Beide Kirchen und die ihnen zugeordneten Verbände betreiben in Deutschland zahlreiche Familienferienstätten: 75 evangelische (davon 26 durch den CVJM) und 46 katholische (davon 15 in der Trägerschaft des Kolpingwerkes). Aufgrund differenzierter Einzelbewertung stellen sie ein Immobilienvermögen von rund € 222 Millionen dar.
F) Wohlfahrtsverbände:
Die Caritas betreibt (1999) in Deutschland insgesamt 26.063 Einrichtungen, das Diakonische Werk (1998) weitere 30.139 Einrichtungen. Eine vorsichtige Einzelbewertung beläuft sich für die Immobilien auf insgesamt € 59.560.000.000 und des Grundbesitzes auf weitere € 6.643.000.000.
G) Weiteres:
Im Hinblick auf das Kirchen-Puzzle, d.h. der Frage, was gehört alles zu den konfessionellen Bereichen und was nicht, wären sicherlich noch die konfessionellen Verbände erwähnenswert (Kolpingwerk, Schönstatt-Bewegung, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Christliches Jugenddorfwerk u.a.m.) und die Vielzahl kirchlicher Stiftungen, die über teilweise umfangreichen Grundbesitz und Immobilien verfügen.
Bei der Vielzahl der Verbände und ihrer Einrichtungen sowie der rund 25.000 kirchlichen Stiftungen war es mir allerdings nicht möglich, sie auch nur annähernd differenziert nach diesen beiden Gesichtspunkten zu erfassen und zu bewerten.
Zusammenfassung
Da es sich in diesem Artikel nur um das Vermögen handelt soll auf eine Darstellung der aus diesem Vermögen erzielten Einnahmen (z.B. Mieten, Pachten, Erbbauzinsen) verzichtet werden.
Für das Vermögen sind nun zu unterscheiden zwischen dem Grundbesitz und den Immobilien die zwar prinzipiell auch verkäuflich sind, aber zum Wesenskern der Kirchen gehören und somit nur bedingt frei verfügbar sind, und dem frei kapitalisierbaren Vermögen.
An Gottesdienststätten und dem Grund und Boden auf dem sie stehen sind als Wert vorhanden € 169.542.670.000 (€ 170 Mrd.).
Allerdings muss an dieser Stelle sehr deutlich darauf verwiesen werden, dass es sich bei dem immer wieder proklamierten Grundsatz "Eine Kirche kann man nicht verkaufen", um einen Mythos handelt. Sowohl historisch wie aktuell wurden und werden Kirchengebäude umgewidmet, vermietet und verkauft. Es ist sowohl aus theologischer wie kirchenrechtlicher Sicht kein Problem, eine Kirche zu entwidmen. Die "Ecclesia" ist die Gemeinde der Menschen und eben nicht das Gebäude. Auch wenn es den einfachen Christen schaudert, weil er das Gebäude emotional belegt hat (als Ort der Taufe, der Heirat,...), die Tatsachen sind eben andere.
An ,ohne Entwidmung', also profanen kapitalisierbarem Grundbesitz und Immobilien, sind es für die beiden Kirchen und ihre Verbände € 196.658.000.000 (€ 197 Mrd.) - ohne die bereits genannte Berücksichtigung der Vielzahl konfessioneller Verbände und ihres Eigentums.
Hinsichtlich dieser Relationen ist es schon erstaunlich, dass die Amtsträger der Kirchen zwar stets sehr genau wissen, wie hoch der sie (angeblich) erdrückende Erhaltungsaufwand für ihre Gottesdienststätten ist (und für den sie dann gerne, mit dem Argument, es sei allgemeines Kulturgut, die Allgemeinheit in die Pflicht nehmen, ohne es allerdings einer allgemeinen Nutzung zugänglich zu machen) aber angeblich keine Kenntnis davon haben, über welche weiteren Werte sie an Grundbesitz und Immobilien verfügen.
Eine Aussage, von der ich immer mehr überzeugt bin, dass sie schlicht nicht stimmt.
Jede Kirchengemeinde kann zum Beispiel ziemlich genau beziffern, welchen Wert ihr nicht bebauter ,Acker' im Wohngebiet nach den ortsüblichen Preisen hat.
Warum der Wert nicht ausgewiesen wird hat m. E. zwei Gründe. Zum einen ist es nach dem kirchlichen Vermögensrecht den Kirchengemeinden verboten, Grundbesitz, Immobilien und weitere Vermögenswerte (Kunstgegenstände) ohne Erlaubnis der Kirchenkreise / Dekanate zu verkaufen. Zum anderen stellen die Kirchen seit ihrem Bestehen, ihr Vermögen zur ,toten Hand', d.h. sie horten es und denken nicht daran, es wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück zu bringen. (Darauf basierten im Mittelalter die ,Amortisationsgesetze' (a mortir = ertöten), die den Kirchen den weiteren Vermögenserwerb verboten.)
Dieser Grundsatz wird auch heute beibehalten, indem auf hohem Niveau über sinkende Einnahmen gejammert, das Vermögen aber nicht oder nur marginal kapitalisiert wird.
Diese Situation schildert am besten ein ,Insider', der Kölner Generalvikar Feldhoff, indem er schrieb: "Ich bin schon dagegen, daß man die Finanzsituation als schlecht bezeichnet. Die Schwierigkeit, ist mit weniger auszukommen. Das fällt reichen Leuten auch schwer. Ich sage immer, es ist die Schwierigkeit zu entscheiden, ob man das Zweithaus in der Schweiz oder in der Eifel aufgibt, eins muß man. Und in dieser dramatischen Situation befinden sich die Kirchen."[4]
© bei Carsten Frerk 4/2002
[1] Wirtschaft und Statistik, 1940, Heft 3, Seite 247 f.
[2] Mona Langen: "Evangelischer Wohnungsbau in Bayern. Innerkirchliche Diskussion und Durchführung bis 1957." Neustadt, 1997, S. 45-49.
[3] Klaus Martens: "Wie reich ist die Kirche? Der Versuch einer Bestandsaufnahme in Deutschland." München, 1969, S. 145.
[4] In ZDF, Zur Zeit, 31. Mai 1998; zitiert nach:
http://www.kirchensteuern.de
Der Umfang der Vermögenswerte der katholischen Kirche wird langsam klarer. Die 27 Diözesen in Deutschland besitzen mehrere Milliarden, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Dabei handelt es sich um Barvermögen, aber zu großen Teilen auch um Finanzanlagen, Rückstellungen etwa für Priesterpensionen sowie Immobilienbesitz.
In Köln, der Diözese mit den meisten Mitgliedern, wird allein der Immobilienbesitz von Erzbistum und Erzbischöflichem Stuhl auf über 612 Millionen Euro taxiert. Das Bistum Limburg bilanziert in seinem Geschäftsbericht unter anderem Finanz- und Sachanlagen von rund 810 Millionen Euro, hinzu kommen weitere Geldtöpfe.
Zu den Diözesen mit großen Vermögenswerten gehören den vorliegenden - teils unvollständigen und nicht immer vergleichbaren - Angaben zufolge auch Mainz mit 823,3 Millionen Euro Gesamtvermögen und Trier, wo allein das Anlagevermögen zuletzt 759,6 Millionen Euro betrug. In Augsburg summieren sich Eigen-, Sach- und Anlagekapital auf über 620 Millionen Euro, in Passau verfügen Diözese, Bischöflicher Stuhl und eine Pensionsanstalt über zusammen 570 Millionen Euro. Fulda bewertet allein sein liquides Vermögen mit 456 Millionen Euro.
Das vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, geleitete Erzbistum München-Freising gilt ebenfalls als gut situiert. Wie gut, soll erst in einigen Jahren feststehen, wenn unter anderem 7000 Gebäude bewertet sind. Diözesen im Osten gelten dagegen als vergleichsweise arm. So hat der Bischöfliche Stuhl in Magdeburg 200 000 Euro.
Nach dem Skandal um die hohen Kosten für den neuen Bischofssitz in Limburg, der vor neun Monaten die Demission von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zur Folge hatte, veröffentlichen immer mehr Diözesen Angaben zu ihrem Vermögen. Das gilt auch und gerade für lange geheime Schattenhaushalte wie die Bischöflichen Stühle oder Versorgungswerke.
Abgeschlossen ist dieser Prozess noch nicht, einige Bistümer tun sich bei der Bewertung etwa ihres Besitzes an Gebäuden und Grundstücken schwer. Um eine bessere Gesamtübersicht über ihre wirtschaftliche Situation zu bekommen, stellen etliche ihre Bilanzen nach den Standards des Handelsgesetzbuches um.
http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article135983887/Katholische-Kirche-besitzt-Milliardenvermoegen.html
bzw.
Das unbekannte Vermögen der Kirchen
Grundbesitz und Immobilien der beiden großen Konfessionen in Deutschland.
Ob man es glaubt oder nicht, die beiden großen Kirchen in Deutschland wissen (angeblich) tatsächlich selber nicht, über welches Vermögen sie an Grundbesitz und Immobilien verfügen. Das liegt nicht nur an der Vielzahl der eigenständigen Rechtsträger, d.h. Besitzer, die auf jede Form von Zentralismus empfindlich reagieren, sondern auch schlicht daran, dass in den kirchlichen Haushaltsplänen unter Vermögen nur das Geldvermögen verstanden wird. Grundbesitz und Immobilien werden nicht benannt oder bewertet, sondern tauchen nur in den Erträgen aus Vermögen (z.B. Mieteinnahmen) auf.
Für eine zusammenfassende Darstellung werde ich mich mit mehreren Facetten des konfessionellen Besitzes beschäftigen. Neben den verfassten Kirchen sind es die Ordensgemeinschaften, die Siedlungsgesellschaften, die Immobilienfonds der beiden Kirchen, die Familienferienstätten und schließlich die Wohlfahrtsverbände. In der gebotenen Kürze kann allerdings auf die umfangreichen Berechungen der verschiedenen Bewertungen noch nicht einmal ansatzweise eingegangen werden. Dargestellt sind entsprechend nur die Ergebnisse der Recherche.
Grundbesitz
Von den beiden verfassten Kirchen hat nur die EKD eine Übersicht über ihren Grundbesitz und ihre Immobilien, allerdings sind die neuesten Zahlen von 1984. Dabei wurden zwar die Flächen und Gebäude gezählt aber nicht bewertet. Über den katholischen Grundbesitz gab es bisher nur Schätzungen.
Zufällig stieß ich bei meiner Recherche auf einen Hinweis zur letzten offiziellen Zählung des konfessionellen Grundbesitzes in Deutschland an Land- und Fortwirtschaftlichen Flächen - aus dem Jahre 1937[1]. Diese Zählung stellte sich als sehr brauchbar heraus, da die Grenze zur DDR sich weitgehend an den alten Reichsländern orientierte. Die erste EKD-Statistik von 1962 für die (alte) Bundesrepublik weist für die verfasste evangelische Kirche 125.500 ha an Land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitz aus, was der Zahl von 1937 für das identische Gebiet von 125.181 ha sehr genau entspricht.
Damit war auch das Grundeigentum der verfassten katholischen Kirche bekannt, denn wenn die evangelischen Zahlen stimmten, dann durfte das auch für die 150.969 ha katholischen Grundbesitzes an Land- und Forstwirtschaft im Westen zutreffen.
Ausgehend von diesen konkreten Basiszahlen sind dann allerdings teilweise wieder Schätzungen anzusetzen, da weitere Zahlen für den katholischen Bereich nicht bekannt sind.
Von 1962 bis 1984 hat sich der Grundbesitz im Bereich der EKD um 8.000 ha erhöht und dabei insbesondere der bebaute Grund von 7.000 ha auf 9.460 ha.
Grundeigentum im Bereich der EKD(in ha)
Art der Fläche 1962 % 1984 %
Bebauter Grund 7.000 5,1 9.460 6,6
Landwirtschaft 100.000 73,3 101.006 70,0
Wald 23.000 16,8 26.328 18,2
Wege, Gewässer 2.500 1,8 26.328 2,2
Friedhöfe 4.000 2,9 4.432 3,1
Summe 136.500 2,9 144.364 100
Da die EKD auch im Jahr 2001 noch die Zahlen aus 1984 veröffentlicht, muss für die Frage des Grundbesitzes in der ehemaligen DDR auf eine interne EKD-Statistik (aus dem Jahr 1947) zurückgegriffen werden, die unter Berücksichtigung der Grenzziehungen den konfessionellen Grundbesitz in der damaligen SBZ mit 208.525 ha (evangelisch) und 10.975 ha (katholisch) beziffert.[2] Da der konfessionelle Grundbesitz in der DDR nicht angetastet wurde, kann man davon ausgehen, dass er in dieser Größe erhalten geblieben ist.
Von den Ausgangsverteilungen ausgehend und unter Hinzurechnung der bebauten Flächen und der Friedhöfe sowie der Veränderungen von 1962 auf 1984 ergibt sich nach der Wiedervereinigung ein Grundbesitz der evangelischen Kirche von insgesamt 432.000 ha und der katholischen Kirche von 241.000 ha.
Für die verfassten Kirchen sind somit aktuell rund 65 Prozent im Besitz der evangelischen Kirche.
Von einem seriösen Autor[3] wurde der katholische Grundbesitz 1969 auf 350.00 ha geschätzt. Unter Berechnung der zeitlichen Veränderungen und Herausrechnung der verfassten katholischen Kirche ergeben sich damit weitere 151.000 ha für den zweitgrößten Grundbesitzer im katholischen Raum, den Ordensgemeinschaften.
Insgesamt befinden sich demnach (1990) rund 825.000 ha im konfessionellen Besitz, was einem Anteil von 2,3 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands entspricht.
Nach differenzierter Berechnung von Nutzungsflächen und Durchschnittspreisen ergibt sich als Bewertung des Grundbesitzes:
- Waldflächen € 383.680.000
- Land-/Forstwirtschaft € 6.271.570.000
- Bauland (normal) € 47.334.290.000
- Bauland (zentral) € 120.492.270.000
Summe € 174.481.810.000
Immobilien
A) Verfasste Kirche:
Nach einer Übersicht der EKD befinden sich im Besitz der evangelischen Kirche 75.062 Immobilien. Gehen wir für die katholische Kirche von der gleichen Größenordnung aus, handelt es sich also um rund 150.000 Gebäude in Deutschland.
Dabei handelt es sich um rund 33.350 Kirchen, 30.500 Pfarrhäuser und 22.000 Gemeindezentren/-häuser. Weitere 23.000 Gebäude sind Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Büchereien, etc. im kirchlichen Eigentum.
In dieser Summe sind rund 41.000 Gebäude nicht enthalten. Dabei handelt es sich um die Akademien, Tagungshäuser, Verwaltungsgebäude, Wohn- und Geschäftshäuser im Eigentum der Kirchen, die einen Mindestwert von weiteren rund € 42.000.000.000 darstellen.
Der jeweilige Wert beträgt als Gesamtsumme:
- Kirchen € 44.150.400.000
- Pfarrhäuser € 7.796.600.000
- Gemeindehäuser € 5.694.300.000
- Weitere Gebäude € 8.457.000.000
- Weitere Immobilien € 42.000.000.000
Summe € 108.098.300.000
In diesem Zusammenhang wird bereits deutlich, dass der ständige Verweis kirchlicher Amtsträger auf die Gottesdienststätten als Immobilien noch nicht einmal die halbe Wahrheit ist.
B) Ordensgemeinschaften:
In den vergangenen dreißig Jahren wurden 4.300 Niederlassungen der religiosen Orden aufgegeben, d.h. verkauft, verpachtet oder an andere konfessionelle Träger verschenkt. Für die bestehenden 3.590 Klöster / Niederlassungen ist ein Immobilienwert von rund € 4,9 Mrd. anzusetzen.
Von den geistlich anerkannten Orden ist der Deutsche Orden inzwischen in wirtschaftliche Turbulenzen geraten, während die stabilen Johanniter und Malteser es zusammen auf einen Immobilienbesitz von € 544 Millionen bringen.
C) Siedlungswerke:
Von 1948 bis 1998 haben die 51 katholischen Siedlungsgesellschaften insgesamt 361.500 Eigenheime und Wohnungen in Deutschland gebaut, von denen 252.000 verkauft wurden und 109.500 sich aktuell noch Eigentum der Gesellschaften befinden. Die 6 evangelischen Siedlungswerke haben 84.294 Wohnungen gebaut, von denen sich aktuell noch 18.124 im eigenen Bestand befinden.
Der eigene Wohnungsbestand bedeutet einen aktuellen Marktwert von rund
€ 14.674.000.000
Das Stammkapital und die Rücklagen belaufen sich zusammen auf insgesamt
€ 3.024.600.000
D) Immobilienfonds:
Beide verfasste Kirchen verfügen über Kapitalanlagegesellschaften, die in Immobilien (als Sondervermögen) investieren. Vorwiegend handelt es sich um Geschäftsimmobilien in guten City-Lagen deutscher Großstädte.
Die katholische Aachener Grundvermögen verfügt über einen Immobilienbestand im Wert von € 1,23 Mrd. und die evangelische DEFO über einen Bestand im Wert von € 1,28 Mrd., zusammen also € 2,51 Milliarden.
E) Familienferienstätten:
Beide Kirchen und die ihnen zugeordneten Verbände betreiben in Deutschland zahlreiche Familienferienstätten: 75 evangelische (davon 26 durch den CVJM) und 46 katholische (davon 15 in der Trägerschaft des Kolpingwerkes). Aufgrund differenzierter Einzelbewertung stellen sie ein Immobilienvermögen von rund € 222 Millionen dar.
F) Wohlfahrtsverbände:
Die Caritas betreibt (1999) in Deutschland insgesamt 26.063 Einrichtungen, das Diakonische Werk (1998) weitere 30.139 Einrichtungen. Eine vorsichtige Einzelbewertung beläuft sich für die Immobilien auf insgesamt € 59.560.000.000 und des Grundbesitzes auf weitere € 6.643.000.000.
G) Weiteres:
Im Hinblick auf das Kirchen-Puzzle, d.h. der Frage, was gehört alles zu den konfessionellen Bereichen und was nicht, wären sicherlich noch die konfessionellen Verbände erwähnenswert (Kolpingwerk, Schönstatt-Bewegung, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Christliches Jugenddorfwerk u.a.m.) und die Vielzahl kirchlicher Stiftungen, die über teilweise umfangreichen Grundbesitz und Immobilien verfügen.
Bei der Vielzahl der Verbände und ihrer Einrichtungen sowie der rund 25.000 kirchlichen Stiftungen war es mir allerdings nicht möglich, sie auch nur annähernd differenziert nach diesen beiden Gesichtspunkten zu erfassen und zu bewerten.
Zusammenfassung
Da es sich in diesem Artikel nur um das Vermögen handelt soll auf eine Darstellung der aus diesem Vermögen erzielten Einnahmen (z.B. Mieten, Pachten, Erbbauzinsen) verzichtet werden.
Für das Vermögen sind nun zu unterscheiden zwischen dem Grundbesitz und den Immobilien die zwar prinzipiell auch verkäuflich sind, aber zum Wesenskern der Kirchen gehören und somit nur bedingt frei verfügbar sind, und dem frei kapitalisierbaren Vermögen.
An Gottesdienststätten und dem Grund und Boden auf dem sie stehen sind als Wert vorhanden € 169.542.670.000 (€ 170 Mrd.).
Allerdings muss an dieser Stelle sehr deutlich darauf verwiesen werden, dass es sich bei dem immer wieder proklamierten Grundsatz "Eine Kirche kann man nicht verkaufen", um einen Mythos handelt. Sowohl historisch wie aktuell wurden und werden Kirchengebäude umgewidmet, vermietet und verkauft. Es ist sowohl aus theologischer wie kirchenrechtlicher Sicht kein Problem, eine Kirche zu entwidmen. Die "Ecclesia" ist die Gemeinde der Menschen und eben nicht das Gebäude. Auch wenn es den einfachen Christen schaudert, weil er das Gebäude emotional belegt hat (als Ort der Taufe, der Heirat,...), die Tatsachen sind eben andere.
An ,ohne Entwidmung', also profanen kapitalisierbarem Grundbesitz und Immobilien, sind es für die beiden Kirchen und ihre Verbände € 196.658.000.000 (€ 197 Mrd.) - ohne die bereits genannte Berücksichtigung der Vielzahl konfessioneller Verbände und ihres Eigentums.
Hinsichtlich dieser Relationen ist es schon erstaunlich, dass die Amtsträger der Kirchen zwar stets sehr genau wissen, wie hoch der sie (angeblich) erdrückende Erhaltungsaufwand für ihre Gottesdienststätten ist (und für den sie dann gerne, mit dem Argument, es sei allgemeines Kulturgut, die Allgemeinheit in die Pflicht nehmen, ohne es allerdings einer allgemeinen Nutzung zugänglich zu machen) aber angeblich keine Kenntnis davon haben, über welche weiteren Werte sie an Grundbesitz und Immobilien verfügen.
Eine Aussage, von der ich immer mehr überzeugt bin, dass sie schlicht nicht stimmt.
Jede Kirchengemeinde kann zum Beispiel ziemlich genau beziffern, welchen Wert ihr nicht bebauter ,Acker' im Wohngebiet nach den ortsüblichen Preisen hat.
Warum der Wert nicht ausgewiesen wird hat m. E. zwei Gründe. Zum einen ist es nach dem kirchlichen Vermögensrecht den Kirchengemeinden verboten, Grundbesitz, Immobilien und weitere Vermögenswerte (Kunstgegenstände) ohne Erlaubnis der Kirchenkreise / Dekanate zu verkaufen. Zum anderen stellen die Kirchen seit ihrem Bestehen, ihr Vermögen zur ,toten Hand', d.h. sie horten es und denken nicht daran, es wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück zu bringen. (Darauf basierten im Mittelalter die ,Amortisationsgesetze' (a mortir = ertöten), die den Kirchen den weiteren Vermögenserwerb verboten.)
Dieser Grundsatz wird auch heute beibehalten, indem auf hohem Niveau über sinkende Einnahmen gejammert, das Vermögen aber nicht oder nur marginal kapitalisiert wird.
Diese Situation schildert am besten ein ,Insider', der Kölner Generalvikar Feldhoff, indem er schrieb: "Ich bin schon dagegen, daß man die Finanzsituation als schlecht bezeichnet. Die Schwierigkeit, ist mit weniger auszukommen. Das fällt reichen Leuten auch schwer. Ich sage immer, es ist die Schwierigkeit zu entscheiden, ob man das Zweithaus in der Schweiz oder in der Eifel aufgibt, eins muß man. Und in dieser dramatischen Situation befinden sich die Kirchen."[4]
© bei Carsten Frerk 4/2002
[1] Wirtschaft und Statistik, 1940, Heft 3, Seite 247 f.
[2] Mona Langen: "Evangelischer Wohnungsbau in Bayern. Innerkirchliche Diskussion und Durchführung bis 1957." Neustadt, 1997, S. 45-49.
[3] Klaus Martens: "Wie reich ist die Kirche? Der Versuch einer Bestandsaufnahme in Deutschland." München, 1969, S. 145.
[4] In ZDF, Zur Zeit, 31. Mai 1998; zitiert nach: