@Zeo Danke für den Link, ich lese das später, das ist mir jetzt zu viel Englisch am Abend. Deswegen will ich erstmal nur auf das von dir eingehen.
Zeo schrieb:Im Grunde hat mir der Text ja nur bestätigt, was ich schon seit langem über die Menschheit denke.
Ich lese auch viel zuviel Scheiße den ganzen Tag. Egal ob im Spiegel, oder Welt Online, oder Telepolis. Überall liest man Sachen, die nicht nur depressiv machen, sondern die einen in seiner vorgefassten schlechten Meinung über die Menschen bestätigen. Dann liest man die Leserkommentare, oder auch hier im Forum, und denkt sich, "ah das habe ich doch gewusst". Aber, wenn man mal richtig reflektiert, ist das nicht gut, es ist nicht der richtige Weg. Man sollte sich nicht mit zuviel Dreck belasten. Ja, es gibt schlechte Menschen, es gibt Elend und Gewalt und Verarmung. Aber auf Dauer tut dieser Konsum an "bad news" niemandem gut. Es ist richtig, er verschwindet nicht aus der Welt, wenn man die Augen verschließt. Am Ende sieht man immer nur Bestätigung für sein eh schon angeknackstes Weltbild.
Die Welt interessiert sich nur dafür, was sie von dir bekommen kann. Es interessiert keinen, wie du bist und was du denkst.
Das habe ich auch schon gemerkt. Ich weiß, dass ich einen gewissen "Benefit" biete, für wen auch immer, und egal wie dieser aussieht. Mir ist absolut klar, dass auch ich "benutzt" werde. Und mir ist klargeworden, erst nach einiger Zeit, und auch erst, nach dem jemand mir dies sagte, dass sich für "mich", also für das was das "mich" ausmacht, mein Inneres, mein Konstrukt, oder nenne es wie du willst, niemand interessiert, oder sich niemand damit beschäftigen will. Man schaut immer nur, ob man von mir meinen "Benefit" abgreifen kann.
Aber wahrscheinlich ist das eben so. Wenn Menschen miteinander interagieren, wenn sie "kooperieren", dann basiert diese Kooperation immer auf Gegenseitigkeit. Wahrscheinlich ist es zuviel verlangt, wenn man erwartet, dass sich jemand mit dem "Innersten Selbst" eines anderen beschäftigt.
Was meinst du wohl, warum ich ständig das Tierreich zum Vergleich heranziehe? Auch dort gibt es Interaktion und Kooperation und altruistisches Handeln, aber Tiere sind im Gegensatz zu Menschen "completely unbiased". Da basiert nichts auf "Erwartungen" und anderen Dingen. Wenn sich da ein Weibchen mit einem Alphamännchen paart, dann tut sie das nicht, weil sie dem Alphamännchen etwas Gutes will. Nein, sie tut es, weil sie ihren eigenen Genen etwas Gutes tun will, weil sie starke Nachkommen zeugen will. Und beim Menschen ist das genau so. Wenn du eine Frau findest, die dich "liebt", dann tut sie das nicht ohne Hintergedanken. Es gibt keine bedingungslose Liebe. Außer von den Eltern, und du bitte widersprich nicht, ich kenne dein Verhältnis zu $Eltern. Im Regelfall ist es so. Menschen behaupten zwar gern, sie würden sich anderen gegenüber "altruistisch" verhalten, aber wenn man mal genauer guckt, liegen dem in den allermeisten Fällen egoistische Motive zu Grunde.
Zeo schrieb:Wenn du niemandem von Nutzen bist, giltst du als wertlos.
Ja, und? Der Punkt ist doch aber nicht, dass du als "wertlos" giltst, sondern
welchen Wert du für jemanden hast. Vielleicht hast du ja für jemanden einen Wert, der dir selber nicht ganz klar ist. Dieser Wert muss sich nicht in "Produktivität" messen lassen.
Ich mag nicht gern an deiner persönlichen Situation herumkratzen, weil die vermutlich beschissen genug ist, und es mir leid täte, etwas zu triggern. Aber ich denke dass sie Hauptursache ist für deine Denke und ich glaube, dass du da "etwas" nie kennengelernt hast, schon als Kind nicht. Wir müssen das nicht weiter ausführen, du weißt auch so was ich meine.
Zeo schrieb:Jeder Mensch will irgendwas bestimmtes von dir.
Ja, so sind Menschen. Was dachtest du, dass Menschen so von sich aus miteinander "eins" sind? Das mag bei den religiösen Schwaflern der Fall sein, die sich gern mal gegenseitig was in die Kiepe lügen. Aber die Welt da draußen sieht anders aus. Das ist einfach so. Wenn man genau darüber nachdenkt, dann ist das sicherlich zum Kotzen, aber man muss damit umgehen lernen, das Zauberwort heißt
Wikipedia: Resilienz (Psychologie und verwandte Disziplinen)Glaub mir, das ist für jeden irgendwie schwer. Nur bei den meisten interessiert es nicht, weil sie abgestumpft sind. Und die jenigen, die noch etwas klarer in der Birne sind, leiden.
Wenn du also gefragt bleiben willst, zwingt dich das im schlimmsten Fall dazu, deine Persönlichkeit zu ändern, geliebte Hobbys aufzugeben und dich so verhalten, wie der Freund, Partner, oder Chef dich haben will.
Man kann lernen, damit umzugehen. Man kann so sein, wie man es selbst für richtig hält, unabhängig davon, wie andere das sehen. Ja, man wird anecken. Na und. Was meinst du, wie oft ich mit meinen schrägen Ansichten anecke. Auch und gerade bei Freunden. Ich sage dann immer, zu mir und Anderen, eure Ansichten finde ich genau so komisch. Ich lasse mir nichts mehr einreden. Aber nicht aus Trotz, sondern aus Überzeugung. Weil ich es so mache, wie ich es für richtig halte, und wenn jemand ein Problem mit mir hat, dann ist das in erster Linie
sein Problem.
Zeo schrieb:Denn es zeigt sich, dass Menschen im Grunde totale Egoisten sind.
Ja, richtig, genau. Homo homini lupus est. Und, was hindert dich, oder mich, der sonstwen, auch egoistisch zu sein? Doch eigentlich nur die eigene Selbstachtung, nicht wahr? Und hier ist ebenfalls ein Punkt, wo ich den Menschen gern mit den Tieren vergleiche: Fressen oder Gefressen werden.
Zeo schrieb:Ist es so eine Gesellschaft wirklich wert, dass man ein Teil von ihr ist?
"So eine Gesellschaft" sicherlich nicht. Aber man muss ja nicht mit der ganzen Gesellschaft können. Man sollte sich die Rosinen aus dem Kuchen picken, oder die Perlen aus der Gesellschaft. Wenn man lange genug sucht, dann wird man auf die eine oder andere Perle stoßen. Auf Menschen, die sich eben doch wie Freunde verhalten. Auch und gerade im Streit.
Es ist ein Geben und Nehmen. Man kann nicht immer nur nehmen, oder erwarten, dass einem gegeben wird. Solange es sich in der Waage hält, ist das kein Problem.
Und nochwas. Ich beneide die Menschen, die wirklich "gern" allein sind, nicht. Ja, man kann allein sein, alles mit sich ausmachen, alle Entscheidungen allein treffen. Man kann genießen, keine Verantwortung zu haben. Aber ist das wirklich erstrebenswert? Und außerdem gibt es Dinge, die allein nicht oder nur sehr schlecht funktionieren.