@TheLolosophianHier mal ein allgemein gehaltener Artikel zu unserem Nebenthema Gehirn , den ich vor einiger Zeit geschrieben habe:
GrundsätzlichesWas spielt sich in unserem Kopf ab? Eigentlich müßten wir von Kopforganen reden, so wie wir auch von inneren Körperorganen reden, denn das Gehirn selbst setzt sich aus mehreren unterschiedlichen Organen zusammen.
Ein bestimmter Teil des Gehirns, oder besser gesagt, ein wesentlicher Aufmerksamkeitsanteil, ist unser so genanntes Reptiliengehirn, das wir dem dem Reptil teilen, und das reagiert mit Kampf oder Flucht, wenn wir in Gefahr sind oder wenn uns etwas nicht passt, und das ist im Allgemeinen relativ häufig der Fall.
Dann haben wir eine Ansammlung von Gehirnstrukturen, die man als Lymbisches System bezeichnet, den Sitz unserer Gefühle. Das heißt, wenn wir Freude empfinden, dann nur, weil eine elektrische Stimulierung in diesem lymbischen System stattfindet, in den so genannten Lustarrealen.
Die elektrischen Reize selbst sind jedoch nicht die Gefühle oder Gedanken, sondern nur der jeweils kommunikative Ausdruck eines Gefühls oder Gedankens, der sich in materiellen Formen zeigt, welche wir als elektrische Signale bezeichnen.
Und darüber wölbt sich dann das große gigantische Denkhirn, das Großhirn, auf das wir alle so stolz sind, in dem die analytischen Prozesse stattfinden. Das Ganze ist jedoch eine Kooperation, dass heißt, wenn wir Freude empfinden, dann passiert nicht nur im Lymbischen System etwas, sondern auch im Großhirn. Wir können also nicht sagen, im Großhirn wird gedacht und die Freude liegt weiter unten. Es ist alles miteinander verbunden aufgrund der Umsetzung des fundamentalen Kommunikationsverlangens.
Wenn wir jetzt aber unangenehme Gefühle erleben, dann werden die Bereiche im Großhirn blockiert, weil wir in Notsituationen, von der Natur her, Kampf oder Flucht, reagieren sollen, um aus der Notsituation herauszukommen. Und da ist akribisches Denken dann nicht gefragt.
Wenn unser Überleben gefährdet ist, dann schaltet sich das Reptiliengehirn ein. Präziser gesagt, wir nutzen jenen Anteil unseres Erinnerungsvermögens, der vom diesem Aufmerksamkeitsanteil, genannt Reptiliengehirn, aufrecht erhalten wird.
Ansonsten arbeitet es parallel zum Großhirn und den anderen Bereichen. Atmung, Verdauung, Wachstum, all diese anderen Dinge laufen deswegen automatisch, weil auch hier entsprechende Aufmerksamkeitsanteile wirken. Doch wenn wir uns gefährdet fühlen und uns in Gefahr befinden, oder wenn wir sauer sind, dann reagiert das Reptiliengehirn.
Beispiel GefahrDer Mensch der Vorzeit war gefährdet, wenn ihm ein Berglöwe begegnete. Wir hingegen fühlen uns heutzutage gefährdet, wenn Jemand ein Blatt Papier nimmt, worauf wir etwas geschrieben haben und zerreißt es.
Das heißt, wir haben tagtäglich viele Situationen, in denen unsere innere Sicherheit gefährdet wird. Und das beeinflusst dann die Denkprozesse in der Situation.
TeamarbeitWenn man das Großhirn von oben betrachtet, dann kann man sehen, dass es aus zwei Teilen, zwei Hemisphären besteht. Es ähnelt einer Walnuß, in der Mitte die Furche und dann die beiden Teile mit den vielen Falten.
In der Mitte befindet sich das Corpus Calosum, das gigantischste Nervengeflecht im Körper, welches die beiden Hälften miteinander verbindet.
Und wir stellen uns jetzt vor, wir hätten in jeder Gehirnhälfte einen Mitarbeiter sitzen, einen Mitarbeiter Links und einen Mitarbeiter Rechts. Wenn die beiden als Team arbeiten, dann sind wir brillant. Und wenn wir halbhirnig vorgehen, dann sind wir sozusagen gebremst.
Ganz vereinfacht kann man sagen, dass der Mitarbeiter Links für Sprache zuständig ist, und der Mitarbeiter Rechts liefert dazu die Bilder oder genauer gesagt, die bewegten Erinnerungen.
Beispiel für Verstehen (Erkennen)Wenn Jemand zu Ihnen sagt: "Denken Sie keinesfalls an eine weiße Maus auf einem grünen Fahrrad.", dann wissen wir sofort, woran Sie denken.
Der Mitarbeiter Links beschäftigt sich also mit "weiß, Maus, Fahrrad", schiebt es rüber zu seinem Kollegen Mitarbeiter Rechts und fragt ihn: "Hast du dazu etwas in deinem Archiv, ein Bild, ein Konzept, eine Idee?", und der antwortet "Jawohl", und schießt uns die Bilder bzw. Erinnerungen zu. Das Alles läuft vorwiegend unbewußt ab, es wird jedoch bewußt durch die Absicht, es in den Aufmerksamkeitsfokus zu bringen.
Beispiel SpracheViele Leute behaupten, sie hätten kein Sprachentalent. Wenn das wahr wäre, dass diese Leute alle Recht haben, dann würde das bedeuten, dass der liebe Gott alle Menschen mit Sprachtalenten in die Benelux-Länder geschickt hat. Da muß ein Nest sein.
Das heißt, wir andere Menschen, wir Nicht-Beneluxer, haben die Vorstellung, die Überzeugung, dass wir kein Sprachtalent haben. Und unser Verstand möchte immer Recht haben. Lieber bewahrheitet sich etwas Schlechtes, als dass wir unseren Horizont erweitern. Und wenn wir eine solche Vorstellung haben, dann blockiert uns die Vorstellung, und wir müssen gemäß dieser Vorstellung handeln.
Anders gesagt: Die sprachliche Formulierung unser Zielvorstellungen liegt im linken Hirn, während die Vorstellung im rechten Hirn liegt. Und wenn es eine Diskrepanz gibt zwischen den Beiden, dann siegt immer die Vorstellung. Da der rechte Bereich jedoch keine Worte hat, merken wir das nicht.
Es hat lange gedauert, bis die Hirnforschung das erkannte. Bis dahin nannte man die linke Hirnseite die Dominante, was gar nicht stimmte. Es ist ein Zusammenwirken aller Bereiche aufgrund des gemeinsamen zugrunde liegenden Kommunikationsverlangens.
Beispiele für Nicht-Verstehen"Denken Sie 10 Sekunden lang ganz intensiv an Ihr Romecephalon", und Sie lesen es sogar, und schicken es dann zu Ihrem Mitarbeiter Links und fragen ihn "Hast du was dazu?" und er dann mit "Nein" antwortet, dann verstehen wir nicht.
Das bedeutet, etwas begreifen heißt, aus der Vergangenheit zu diesem Begriff, Idee oder Konzept, bereits eine Vorstellung zu haben. Wenn das der Fall ist, dann verstehen wir, und zwar unabhängig davon, ob das Wort aus dem Lateinischen, dem Römischen oder Griechischen kam. Und wenn wir keine Vorstellung haben, dann verstehen wir nicht.
Stellen Sie sich vor, in der Schule, in der Ausbildung, wird etwas recht akademisch erklärt. Nehmen wir einen Lehrsatz aus dem Bereich Kommunikation, ein Lehrsatz für Laien, und zwar: "Die relative Effizienz kumulierter Kommunikationssubstrate basiert auf der funktionalen Relation zwischen der absoluten Kapazität des Rezipienten und dem quantitativen Thesaurus offerierter Information."
Jetzt haben Sie ein klares Bild, nicht wahr?
Das heißt, wenn Texte derart abgefaßt sind, halbhirnig, dass der Mitarbeiter Links furchtbar viele digitale Informationen bekommt, und rechts passiert nichts, dann kommt sich der Gehirnbesitzer blöde vor.
Und dann sagt er: "Ja, das ist alles so schwer" und "Ich hab ein Gedächtnis wie ein Sieb" oder "Solche Sachen liegen mir nicht", und dann verfestigen sich die Vorstellungen, er sei dafür zu dumm. Und jedesmal, wenn er wieder einen Ansatz macht, wird er seine Vorstellungen bewahrheiten, denkt aber, dass das die Realität sei, die er erlebt, die mit seinen Vorstellungen ja gar nichts zu tun hat, sondern für ihn ist es Fakt.