gentoo schrieb:Warum siehst du darin eine Gefahr bzw. warum sollte der Fußball deiner Meinung nach explizit nicht dem Fortschritt der Technik unterliegen?
Darf er doch, soll er doch. Diese Perfektion langweilt mich, vor allem auch, weil in 90% der Fälle, wo solche Teams wie Barca, Juve, City, Bayern und PSG in ihrer Liga spielen, das Ergebnis schon vor Anpfiff feststeht. Real ist plötzlich spannend geworden, weil der Spielausgang stets unvorhersagbar geworden ist, seitdem Ronaldo nicht mehr dabei ist. Auch der BVB ist spannend, weil sie immer wieder positiv und negativ überraschen.
IngwerteeImke schrieb:Die Südamerikanischen Klubs können ihre Talente nicht halten, da eben in gewissen Europäischen Ligen Spitzenfussball geboten wird und diese viel Geld haben.
Eben, könnten die brasilianischen Clubs finanziell mithalten, müssten sie auch nicht ständig die besten Nachwuchstalente abgeben, und dann würde auch die Selecao wieder besser und gefährlicher. Allerdings kann man das Verhältnis von Clubs zur Nationalmannschaft nur sehr vage in eine Kausalbeziehung bringen, wie die letzten WM gezeigt hat, bei der die Favoriten relativ schnell rausgefallen sind.
IngwerteeImke schrieb:Es fällt auf, dass es viele Traditionsvereine in der 2ten, 3ten Liga existieren, die strukturschwach sind und deren Fanbase nicht unwesentlich aus Ultras besteht, wovon wiederum ein gewisser teil Hooligans sind.
Und zwischen den Fans der Erstligaclubs gibt es keine Schlägereien? Die haben sich bloß auf die Zeit nach dem Spiel verlagert, auf die Bahnhöfe und andere Orte, wo man Fans des gegnerischen Vereins vermutet. Häufig kommt es auch zu Absprachen, wann und wo sie sich zu ner Schlägerei treffen wollen.
IngwerteeImke schrieb:Wieviele Randalen hast du denn in Münchner Stadion erlebt?
Grundsätzlich keine. Wie gesagt, die Gewalt verlagert sich nach außen.
IngwerteeImke schrieb:Ich habe die Doppelmoral anhand von beispielen untermauert
Nö, du hast auch bloß beschrieben, was sich verändert hat und warum die Traditionsclubs keine Zukunft mehr haben. Da sind wir uns ja sogar einig, nur dass dadurch eben die 2Seele" des Fußballs auf der Strecke bleibt. Wenn mit Tablets nach Algorithmen Fußball verwissenschaftlicht wird und die Spieler wie Maschinen wirken, hat das mit Fußball, was er "eigentlich" ist, nicht mehr viel zu tun, eher mit einem Kunstwerk und einer Audi-Perfektion. Man spricht da auch von Sterilität.
IngwerteeImke schrieb:Zumal dieses Barcelona von jetzt weit davon entfernt ist, "maschinenfußball" zu spielen.
Dieses Barcelona hat das schwächste Mittelfeld seit 10 Jahren.
Mag sein, dass das Mittelfeld nicht mehr so ist wie eins, dafür sind die anderen Mannschaftsteile besser. Aber ich meine jetzt im Vergleich zur direkten Konkurrenz sowohl national wie auch auf CL-Ebene. Daher kann eigentlich auch nur Barca CL-Meister werden, oder es müsste gehörig was schieflaufen.
IngwerteeImke schrieb:Im hinblick auf ihr Spielstil kann man sagen, dass es ja genügend Vereine gibt, die das imitieren können.
Man ahmt nur was Herausragendes nach und da ist das original immer noch besser als jede Kopie.
IngwerteeImke schrieb:Ich habe Grasfressen vergessen, das muss natürlich sein. Es muss martialisch sein. Fußball darf auf keinen Fall elegant sein
natürlich darf Fußball auch elegant sein. den elegantesten spielen immer noch die Brasilianer, aber sie kommen damit ja nicht weit. Barcas Eleganz kann die Sterilität aber auch nicht aufheben, sondern nur verschleiern. Und wer den rest der Konkurrenz um einen Kopf überragt, wird alles daran setzen, dass die Distanz zum Rest noch größer wird, und das fällt ziemlich leicht, weil auch die Mittel dazu bereit liegen. Daher geht Bayern ja gerade in die 7. Meisterschaft in Folge, während davor Bayern zwar auch überragend war, aber niemals mehr als 3 Meisterschaften in Folge geschafft hat. Auch dies ist ein Trend zu Langeweile und Sterilität. Fließbandmeister. Diese Gefahr sehe ich in Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien. Nur England ist wirklich absolut spannend, und das fast jedes Jahr. Wohl auch der Grund, weshalb sie ihre Liga am besten von allen vermarkten können und die TV-Einnahmen gigantisch sind.
gentoo schrieb:Für den einen ist schon ein zu hartes Auflaufen lassen unfair, für den anderen ist es selbstverständlich, dass mit dem kompletten Körper gespielt wird und Technik nur Angeberei ist.
Eigentlich gibt es 2 grundlegend verschiedene Fußballtypen: Die "Rumpelfußballer" des Nordens (Deutschland, England, Holland, Belgien, Dänemark, Schweiz, Österreich, USA, Osteuropa) und die eleganten "romanischen" Technikfußballer (Südamerika, Spanien, Portugal, Frankreich, Italien), die zudem noch bessere Schauspieler sind (Neymar in Perfektion). Auf der anderen Seite gibt es auch gute Kombinationen und Kompromisse, wie das beispiel Pep zeigt, der romanische Teams ebenso gut trainieren kann wie Deutsche und englische Teams.