Negev schrieb:Und du weißt woher, das meine Isolation selbst verschuldet ist? Kann so etwas überhaupt selbstverschuldet sein?
Mal zu mir: Ich bin charakterlich recht ruhig angesiedelt, drängel mich nicht in den vordergrund, bin froh meine ruhe zu haben und interaktionen mit anderen (vor allem fremden) auf ein minimumm zureduzieren zu können. Smalltalk ist nicht meine welt, ich brauche wochen, um ungezwungen mit menschen zu argieren. Zur schulzeit hatte ich noch freunde, gerade die herrschaften aus der grundschulzeit haben sich gehalten, solange man auf der gleichen schule und in der gleichen klasse war. Einmal bei mir in der 9. klassenwechsel und ende gelände mit kontakt zu denen. Dafür kam eine hand voll anderer aus der neuen klasse in den genuss meine schweigsamkeit. War auch nett, hat sich 1-2 jahre nach dem abschluss gehalten. Die herrschaften aus der ausbildungszeit sind auch gegangen, wie gekommen und die jetzigen kollegen und kolleginnen werden wohl auch nicht ewig in meinem einflussbereich bleiben. Woran liegt das? An beiden parteien... ich gehöre nicht zu den menschen, die sich regelmäßig melden, diejenigen aber ganz offensichtlich auch nicht. Es hapert nicht an den möglichkeiten, es hapert zumindest bei mir an der lust mich permanent zu melden. So kommen kontakte und sie gehen auch, bleiben aber nur, wenn man arbeit und zeit investiert und das habe ich ganz offensichtlich nicht getan. War es in meinem falle also selbstverschuldet? Ja. Wer nach der arbeit nur noch nach hause juckelt und sich voller elan vor den rechner schwingt, der kann anderen keine schuld geben für die eigene soziale isolation in der freizeit. Niemand stand mit der waffe hinter mir, nie wurde ich von absolut allen gemieden, nie wurde ich zu hause eingesperrt. ICH ging auf abstand ergo trifft MICH auch eine (teil)schuld.
Negev schrieb:Interessantes Experiment. Man könnte aber auch - gegen die Einsamkeit (soll ja auch ein Problem der heutigen Gesellschaft sein) - Angebote machen bzw. dafür sorgen, das die Menschen solche Angebote auch wahrnehmen können.
Ist das gerade ernst gemeint? Es gibt dutzende vereine zu jedem erdenklichen thema, gruppen via facebook inkl. treffen, onlinespiele mit clans und gerade eingeschworene mitglieder treffen sich auch mal hier und da, haben kontakt, telefonieren, allmy hatte schon mehrere treffen und allgemein finden sich hier menschen, die auch privat kontakt aufbauen, sich treffen, freundschaften bilden, bumsen, sich verlieben, heiraten und kinder in die welt setzen. Es gibt überall singleparties, singletanzstunden, stadtgruppen inkl treffen. In ganz deutschland gibt es (dorf)feste, festivals, konzerte, auftritte von comedians. Oftmals sagt zu solch einem event jemand ab, aus dem bekanntenkreis will/kann keiner und dann gibt es sogar leute, die eine wildfremde person als begleitung suchen, bevor sie alleine loslaufen. Das gibt es sogar für verdammte urlaubsreisen über mehrere wochen! Via diversen onlineportalen werden immer wieder leute für freizeitaktivitäten gesucht, sportbegleitungen, zusammen zocken, zusammen in bars gehen, zusammen abdancen, buchzeug, schachzeug, kochzeug, selbst eine fucking "lass zusammen shoppen" anzeige ist mir schon unter die augen gekommen.
All das teils kostenlos, teils kostenpflichtig im netz und im realen leben möglich und das ist noch laaaaange nicht das ende der liste. Jeder kann mitmachen, es findet sich für alle irgendwas. Oder sollen diese maßnahmen ausgerechnet jetzt aus dem boden gestampft werden für menschen, die seit jahren nichts passendes gefunden haben, weil gerade jetzt und aktuell das jahrelang bestehende problem ganz plötzlich ganz akut wird und nun unbedingt möglichkeiten her müssen?