Eine Geschichte für Euch
25.09.2015 um 15:13Hallo zusammen.
Ich hatte heute nichts zu tun in der Arbeit, also schrieb ich eine Geschichte.
Die Zeit war zu knapp um noch mal auf Komma und Rechtschreibung zu korrigieren, ich weiß dass das eigentlich ein Unding ist.
Für Feedback aller Art bin ich sehr offen.
Viel Spaß, euer Hansi.
Ich bin Julia, 17 Jahre alt und dies ist meine Geschichte.
Ich besuche die 11. Klasse des Romanik-Gymnasiums in Torbenwiehl. Meine Klassenkameraden und Freunde nennen mich wegen meines Rotschopfs „Möhrchen“. Mein Freund Torsten lebt in Santstetten, einer Nachbarstadt. Um mich mit ihm zu treffen sitze ich regelmäßig im Zug.
Ich genieße das Zugfahren. Man trifft Klassenkameraden, Bekannte oder sitzt mit Wildfremden zusammen und kommt trotzdem ins Gespräch.
Letzten Montag saß ich eben wieder in der Bahn und war auf dem Weg zu Torsten, ich hatte an diesem Tag Prüfung, weshalb wir uns das Wochenende über nicht sehen konnten.
Ich nahm Platz an einem der freien Sitzbänke und rutschte ans Fenster, nachdem ich meine Handtasche in die Ablage über mir deponierte. Mir gegenüber saß eine ältere Dame, mit grauen Haaren, tiefen Falten und wässrigen Augen wie sie ältere Leute oftmals haben. Die Kleidung wirkte unpassend jugendlich und einige Nummern zu groß, als wie vom Enkelkind ausgeliehen.
Nach dem verlassen des ersten Tunnels streckte ich meine, vom Sitzen müde gewordenen, Beine und trat ausversehen der älteren Dame vor das Schienbein. Sie schreckte aus ihrem Halbschlaf hervor und murmelte etwas vor sich hin.
Ich entschuldigte mich vielmals in der Annahme, dass dieses Gemurmle mir galt. Sie erwiderte freundlich, dass es doch gar nichts passiert ist und sie sich nur wünschen würde wieder so quickfidel sein zu können wie ich. Oh je, da war es wieder, dieses ich wünschte ich wäre noch… Ich komme mir jedes Mal so schuldig vor, obwohl ich doch gar nichts da für kann, dass ich jung bin und es ja in der Natur der Sache liegt, älter zu werden.
Ich grinste sie nur freundlich-verlegen an und bevor ich meinen Blick wieder auf die vorbeirasende Landschaft legen konnte, sagte sie „So lange ist es ja bei mir noch nicht her, mit der Jugend…“. Ich schaute sie an und dachte mir, dass sie ein interessantes Zeitverständnis hat, wenn sie meint 60 Jahre währen nicht so lange her.
„Weisst du“, sagte sie „ vor Kurzem bin ich noch die Treppen hoch gelaufen, heute schaffe ich es kaum noch in den ersten Stock“. Wieder diese unangenehme, schuldbehaftete Stimmung. „Ich komme aus Kaunar, fahre zur Kirche dort, kennst du sie?“. Nein, ich kannte sie nicht und mein Interesse an einer Unterhaltung schwand zunehmend. „Sechs Stockwerke ist er hoch, der Turm, in jedem Stock ein Fensterl.“. „Muss ja eine schöne Kirche sein“, antwortete ich, wohlwissend das jede Antwort zu meinem Leidwesen noch mehr interessante Informationen zu Kirchen aus dem Kraunar-Kreis zur Folge haben würde. “Schön? Nein, nein. Schön ist sie wahrlich nicht. Ganz verkommen, selbst ein Fensterl haben sie eingeschmissen“. „Weisst du, wir waren dort öfters, während ich jung war, Gott, das ist noch gar nicht so lange her…“. Als ich sie gerade Fragen wollte wieso sie denn überhaupt dort hinfahren will, rauschte der Zug in den zweiten Tunnel und wir saßen wieder in dem dämmrig matten Licht der viel zu schwachen Innenbeleuchtung. Jetzt erst viel auf, dass das Wässrige aus ihren Augen gänzlich verschwunden war und wie jugendlich ihre Augen eigentlich aussahen, fast schon kindlich. Die Iris noch klar umrissen, die feinen Äderchen nicht geplatzt oder verlaufen und auch das weiße hatte nichts von seinem Glanz eingebüßt. „Der Turm, jede Nacht brennen dort 6 Lichtlein, in jedem der 6 Fensterl steht eines. Ganz oben flackert es, dort fehlt ja die Scheibe.“ Mit einem kurzen Tosen schoss der Zug aus dem zweiten Tunnel und ich konnte meinen Eindruck der jugendhaften Augen bestätigen. Seltsam.
„Wir durften dort nicht spielen, weißt du. Die Kirche ist seit 1623 gesperrt. Damals lebten die Pestkinder dort, die die ihre Eltern verloren. Teilweise wurden ihre Eltern, da sie Pestleichen waren, vor ihren Augen aufgestapelt und verbrannt, ein scheußlicher Gedanke. Später wurde die Kirche nicht mehr benutzt, selbst die Diözese hat sie lange aufgegeben. Angeblich waren die Nazis dort und haben Geisteskranke in der Nähe vergast. Ist gut Möglich, weißt du. Die Kirche steht hinter einem Hügel, ein Paar Bäume umgeben sie und weit und breit kein Häuschen. Wer weiß schon was damals alles dort passiert ist. Scheußlich…“ Ihre Augen wurden wieder älter, die kleinen Fältchen auf den Augenliedern schienen plötzlich tiefer zu werden. „Und … und wieso genau fahren sie jetzt dort hin?“ „Wir durften dort ja nicht spielen, weißt du? Aber wir taten es natürlich trotzdem. Sie sagen es wäre alles einsturzgefährdet. Die Treppe zum Turm sei so marode, dass die Treppe sich kaum noch selbst tragen könne… wie wenn man selbst älter wird.“ „Nun ja, ein altes Gebäude eben, aber sie haben dort etwas vor?“ Unter lautem brummen wird der Raum dunkel, als wir in den dritten und vorletzten Tunnel bis nach Santstetten rauschten. Merkwürdig dunkel wirkten ihre Augen plötzlich in dem Licht. Fast so, als würde ein tiefer Schatten über ihrem Gesicht liegen, selbst die Mundwinkel wirken etwas bizarr. Ihre Hände jedoch, keine einzige Falte, selbst meine Hände sehen älter aus. „In jedem der 6 Stockwerke, hinter jedem der 6 Fenster, brennen jede Nacht 6 Lichtlein. Wer steckt diese an, die Treppe ist ja so marode? Wir haben uns dort auch hingeschlichen.“ Mit einem Schlag wurde es wieder hell, ihre Hände versteckte sie jetzt in den viel zu langen Ärmeln ihres unwirklich groß wirkenden Pullovers. „Wieso sollte die Kerzen überhaupt jemand anzünden, das ist doch viel zu gefährlich, oder nicht?“ „Die Älteren erzählen, dass die Pestkinder immer noch ihr Unwesen treiben und jede Kerze für 10 Jahre ihres Lebens stehen, in denen sie nicht älter werden durften. Der Spuk hat erst ein Ende, wenn sich jemand traut alle Kerzen auszublasen, alle 6.“ „Vor ein paar Tagen war eine Gruppe junger Leute dort, nachts, als die Kerzen schon brannten. Ihr Ziel war es die Kerzen auszublasen. Die Mädchen waren strikt dagegen, die Eltern hätten sie gewarnt und das Gebäude selbst wirkt ja nicht wirklich standfest. Ein anderes Kind erzählte, das jeder der die Kerzen ausbläst automatisch um 10 Jahre altern würde. 10 Jahre für jedes Kind, das dort leben musste. Ein Mädchen in deinem Alter stand auf und sagte sie tut es. Sie bläst die Kerzen aus. Ihr Name ist Tanja. Wenn sie jemand angezündet hat, dann kann man sie auch ausblasen. Alle starten sie mit großen Augen an und als sie die ersten Schritte auf die Lichtung Richtung Kirche tat, waren sie sich sicher, dass sie das wohl durchziehen würde.“
Als wir wieder im Dunkeln sitzen und durch den letzten Tunnel vor meinem Ausstieg fuhren, wirkte sie wieder deutlich gealtert. Ihr Gesicht wirkte totenfahl und ihre Kleidung machte den Eindruck als wäre so noch mal um eine Nummer größer geworden. Erst als das Tageslicht meine an die Dunkelheit gewohnten Augen blendeten, fühlte ich mich wieder wohl in meiner Haut.
„So verschwand Tanja kurz vor Erreichen der Kirche im Nebel und nach einigen Minuten konnte man eine Silhouette neben der ersten Kerze sehen bevor mit einem Schlag das Licht erlosch. Es dauert etwas länger, dann sah man eben jene Silhouette am zweiten Fenster, bevor auch dieses erlosch. So ging es weiter, Lichtlein für Lichtlein. Jedes mal dauerte es etwas länger in den nächsten Stock, jedes mal wirkte die Silhouette gebückter und unsicherer. Es dauerte Sicherheit doppelt solange vom fünften bis zum sechsten Stock und ihre Freunde machten sich schon ernsthaft Gedanken ob sie nicht Hilfe holen sollten, als plötzlich, im Schein der Kerze … die Silhouette eine alten Frau erschien, verzerrt durch das panische Flackern hinter dem offenen Fenster. Mit einem Schritt der ihr alle Mühen kostete ging sie auf die Kerze zu. Durch den krummen Rücken musste sie sich nicht einmal mehr bücken um die Kerze auszublasen. Und die Kerze erlosch.“
Der Zug fuhr quietschend in den Bahnhof von Santstetten ein und ohne meinen Blick von der älteren Frau, die jetzt auch bei Tageslicht äußerst alt und fast schon krank aussah, abzuwenden, griff ich nach meiner Handtasche und wollte mich gerade verabschieden als sie „Tanja…“ sagte, „ich heiße Tanja“.
Ich hatte heute nichts zu tun in der Arbeit, also schrieb ich eine Geschichte.
Die Zeit war zu knapp um noch mal auf Komma und Rechtschreibung zu korrigieren, ich weiß dass das eigentlich ein Unding ist.
Für Feedback aller Art bin ich sehr offen.
Viel Spaß, euer Hansi.
Ich bin Julia, 17 Jahre alt und dies ist meine Geschichte.
Ich besuche die 11. Klasse des Romanik-Gymnasiums in Torbenwiehl. Meine Klassenkameraden und Freunde nennen mich wegen meines Rotschopfs „Möhrchen“. Mein Freund Torsten lebt in Santstetten, einer Nachbarstadt. Um mich mit ihm zu treffen sitze ich regelmäßig im Zug.
Ich genieße das Zugfahren. Man trifft Klassenkameraden, Bekannte oder sitzt mit Wildfremden zusammen und kommt trotzdem ins Gespräch.
Letzten Montag saß ich eben wieder in der Bahn und war auf dem Weg zu Torsten, ich hatte an diesem Tag Prüfung, weshalb wir uns das Wochenende über nicht sehen konnten.
Ich nahm Platz an einem der freien Sitzbänke und rutschte ans Fenster, nachdem ich meine Handtasche in die Ablage über mir deponierte. Mir gegenüber saß eine ältere Dame, mit grauen Haaren, tiefen Falten und wässrigen Augen wie sie ältere Leute oftmals haben. Die Kleidung wirkte unpassend jugendlich und einige Nummern zu groß, als wie vom Enkelkind ausgeliehen.
Nach dem verlassen des ersten Tunnels streckte ich meine, vom Sitzen müde gewordenen, Beine und trat ausversehen der älteren Dame vor das Schienbein. Sie schreckte aus ihrem Halbschlaf hervor und murmelte etwas vor sich hin.
Ich entschuldigte mich vielmals in der Annahme, dass dieses Gemurmle mir galt. Sie erwiderte freundlich, dass es doch gar nichts passiert ist und sie sich nur wünschen würde wieder so quickfidel sein zu können wie ich. Oh je, da war es wieder, dieses ich wünschte ich wäre noch… Ich komme mir jedes Mal so schuldig vor, obwohl ich doch gar nichts da für kann, dass ich jung bin und es ja in der Natur der Sache liegt, älter zu werden.
Ich grinste sie nur freundlich-verlegen an und bevor ich meinen Blick wieder auf die vorbeirasende Landschaft legen konnte, sagte sie „So lange ist es ja bei mir noch nicht her, mit der Jugend…“. Ich schaute sie an und dachte mir, dass sie ein interessantes Zeitverständnis hat, wenn sie meint 60 Jahre währen nicht so lange her.
„Weisst du“, sagte sie „ vor Kurzem bin ich noch die Treppen hoch gelaufen, heute schaffe ich es kaum noch in den ersten Stock“. Wieder diese unangenehme, schuldbehaftete Stimmung. „Ich komme aus Kaunar, fahre zur Kirche dort, kennst du sie?“. Nein, ich kannte sie nicht und mein Interesse an einer Unterhaltung schwand zunehmend. „Sechs Stockwerke ist er hoch, der Turm, in jedem Stock ein Fensterl.“. „Muss ja eine schöne Kirche sein“, antwortete ich, wohlwissend das jede Antwort zu meinem Leidwesen noch mehr interessante Informationen zu Kirchen aus dem Kraunar-Kreis zur Folge haben würde. “Schön? Nein, nein. Schön ist sie wahrlich nicht. Ganz verkommen, selbst ein Fensterl haben sie eingeschmissen“. „Weisst du, wir waren dort öfters, während ich jung war, Gott, das ist noch gar nicht so lange her…“. Als ich sie gerade Fragen wollte wieso sie denn überhaupt dort hinfahren will, rauschte der Zug in den zweiten Tunnel und wir saßen wieder in dem dämmrig matten Licht der viel zu schwachen Innenbeleuchtung. Jetzt erst viel auf, dass das Wässrige aus ihren Augen gänzlich verschwunden war und wie jugendlich ihre Augen eigentlich aussahen, fast schon kindlich. Die Iris noch klar umrissen, die feinen Äderchen nicht geplatzt oder verlaufen und auch das weiße hatte nichts von seinem Glanz eingebüßt. „Der Turm, jede Nacht brennen dort 6 Lichtlein, in jedem der 6 Fensterl steht eines. Ganz oben flackert es, dort fehlt ja die Scheibe.“ Mit einem kurzen Tosen schoss der Zug aus dem zweiten Tunnel und ich konnte meinen Eindruck der jugendhaften Augen bestätigen. Seltsam.
„Wir durften dort nicht spielen, weißt du. Die Kirche ist seit 1623 gesperrt. Damals lebten die Pestkinder dort, die die ihre Eltern verloren. Teilweise wurden ihre Eltern, da sie Pestleichen waren, vor ihren Augen aufgestapelt und verbrannt, ein scheußlicher Gedanke. Später wurde die Kirche nicht mehr benutzt, selbst die Diözese hat sie lange aufgegeben. Angeblich waren die Nazis dort und haben Geisteskranke in der Nähe vergast. Ist gut Möglich, weißt du. Die Kirche steht hinter einem Hügel, ein Paar Bäume umgeben sie und weit und breit kein Häuschen. Wer weiß schon was damals alles dort passiert ist. Scheußlich…“ Ihre Augen wurden wieder älter, die kleinen Fältchen auf den Augenliedern schienen plötzlich tiefer zu werden. „Und … und wieso genau fahren sie jetzt dort hin?“ „Wir durften dort ja nicht spielen, weißt du? Aber wir taten es natürlich trotzdem. Sie sagen es wäre alles einsturzgefährdet. Die Treppe zum Turm sei so marode, dass die Treppe sich kaum noch selbst tragen könne… wie wenn man selbst älter wird.“ „Nun ja, ein altes Gebäude eben, aber sie haben dort etwas vor?“ Unter lautem brummen wird der Raum dunkel, als wir in den dritten und vorletzten Tunnel bis nach Santstetten rauschten. Merkwürdig dunkel wirkten ihre Augen plötzlich in dem Licht. Fast so, als würde ein tiefer Schatten über ihrem Gesicht liegen, selbst die Mundwinkel wirken etwas bizarr. Ihre Hände jedoch, keine einzige Falte, selbst meine Hände sehen älter aus. „In jedem der 6 Stockwerke, hinter jedem der 6 Fenster, brennen jede Nacht 6 Lichtlein. Wer steckt diese an, die Treppe ist ja so marode? Wir haben uns dort auch hingeschlichen.“ Mit einem Schlag wurde es wieder hell, ihre Hände versteckte sie jetzt in den viel zu langen Ärmeln ihres unwirklich groß wirkenden Pullovers. „Wieso sollte die Kerzen überhaupt jemand anzünden, das ist doch viel zu gefährlich, oder nicht?“ „Die Älteren erzählen, dass die Pestkinder immer noch ihr Unwesen treiben und jede Kerze für 10 Jahre ihres Lebens stehen, in denen sie nicht älter werden durften. Der Spuk hat erst ein Ende, wenn sich jemand traut alle Kerzen auszublasen, alle 6.“ „Vor ein paar Tagen war eine Gruppe junger Leute dort, nachts, als die Kerzen schon brannten. Ihr Ziel war es die Kerzen auszublasen. Die Mädchen waren strikt dagegen, die Eltern hätten sie gewarnt und das Gebäude selbst wirkt ja nicht wirklich standfest. Ein anderes Kind erzählte, das jeder der die Kerzen ausbläst automatisch um 10 Jahre altern würde. 10 Jahre für jedes Kind, das dort leben musste. Ein Mädchen in deinem Alter stand auf und sagte sie tut es. Sie bläst die Kerzen aus. Ihr Name ist Tanja. Wenn sie jemand angezündet hat, dann kann man sie auch ausblasen. Alle starten sie mit großen Augen an und als sie die ersten Schritte auf die Lichtung Richtung Kirche tat, waren sie sich sicher, dass sie das wohl durchziehen würde.“
Als wir wieder im Dunkeln sitzen und durch den letzten Tunnel vor meinem Ausstieg fuhren, wirkte sie wieder deutlich gealtert. Ihr Gesicht wirkte totenfahl und ihre Kleidung machte den Eindruck als wäre so noch mal um eine Nummer größer geworden. Erst als das Tageslicht meine an die Dunkelheit gewohnten Augen blendeten, fühlte ich mich wieder wohl in meiner Haut.
„So verschwand Tanja kurz vor Erreichen der Kirche im Nebel und nach einigen Minuten konnte man eine Silhouette neben der ersten Kerze sehen bevor mit einem Schlag das Licht erlosch. Es dauert etwas länger, dann sah man eben jene Silhouette am zweiten Fenster, bevor auch dieses erlosch. So ging es weiter, Lichtlein für Lichtlein. Jedes mal dauerte es etwas länger in den nächsten Stock, jedes mal wirkte die Silhouette gebückter und unsicherer. Es dauerte Sicherheit doppelt solange vom fünften bis zum sechsten Stock und ihre Freunde machten sich schon ernsthaft Gedanken ob sie nicht Hilfe holen sollten, als plötzlich, im Schein der Kerze … die Silhouette eine alten Frau erschien, verzerrt durch das panische Flackern hinter dem offenen Fenster. Mit einem Schritt der ihr alle Mühen kostete ging sie auf die Kerze zu. Durch den krummen Rücken musste sie sich nicht einmal mehr bücken um die Kerze auszublasen. Und die Kerze erlosch.“
Der Zug fuhr quietschend in den Bahnhof von Santstetten ein und ohne meinen Blick von der älteren Frau, die jetzt auch bei Tageslicht äußerst alt und fast schon krank aussah, abzuwenden, griff ich nach meiner Handtasche und wollte mich gerade verabschieden als sie „Tanja…“ sagte, „ich heiße Tanja“.