@goodwill Zum noch besseren Verständnis:
Wie ich schon sagte, verinnerlichen wir unsere Eltern. Wenn man also so sehr polarisierende Eltern hat wie eine altruistische, sich selbstaufopfernde Mutter und einen krass egoistischen, nur an sich selbst denkenden Vater verinnerlichen wir beide. Das verursacht in uns eine kaum auszuhaltende emotionale Spannung und Spaltung. Nicht nur, dass wir selbst einmal Teufel und dann wieder Engel sind, wir projezieren diese auch in die Aussenwelt in andere Menschen.
So projezieren wir die Erwartung in andere Menschen , dass sie sich wie die Mutter ebenso heiligmässig geben. Wir stellen sie auf ein Podest und idealisieren sie, allerdings dauert diese Idealisierung nur so lange, bis die Erwartung frustriert wird, dann kommt der verinnerlichte "Böse Vater" in uns zum Vorschein und projeziert alles Böse auf die zuvor idealisierte Person.
Diese ständig wechselnden Spiegelungen sind nicht leicht auszuhalten. Weder für sich selbst noch für andere.
In einer Therapie ginge es darum, dass man die Spaltung, die Einseitigkeiten durchbricht, in denen die beiden Elternfiguren in uns gespeichert sind. Die als heiligmässig erlebte Mutter muss von ihrem idealilsierten Thron heruntergeholt werden und die im krassen Gegensatz dazu stehende komplementäre Dämonisierung des Vaters müsste insoweit aufgelöst werden, dass auch der Vater ein wenig an Boden gewinnen kann und als ein Mensch gesehen werden kann, statt verteufelt zu werden.
Das allerdings geht eben nur um die Auflösung der internalisierten Elternfiguren, die ja auf breiter Front unser Denken, Fühlen und Handeln bestimmen.
Ein guter Therapeut spiegelt ein realistisches Bild von "Guten Eltern".
Es geht in erster Linie um die Heilung der eigenen Seele, die Heilung der Spaltung und niemals um Vergebung. Aussöhnung mit sich selbst, heisst u.a. , den Ängsten und vor allem den eigenen (kindlichen) berechtigten Bedürfnissen nach Zuwendung, Liebe, Annahme, Akzeptanz usw. ins Gesicht zu sehen, die mich zur Idealisierung einerseits und zur Verteufelung andererseits treiben, wenn diese Bedürfnisse nicht von anderen Menschen befriedigt werden.