Inv3rt schrieb:um mit diffiziler Sprache wenigstens linguistisch den Überblick für sich selbst zu behalten
Das erklär mal, wie
das gehen soll.
off-peak schrieb:Kephalopyr schrieb:
Interessanter wäre herausfinden zu können, ob tatsächlich etwas wahres an diesen Entführungen dran ist.
Ich denke, das wurde bereits heraus gefunden, und die Antwort lautet: Nein.
Naja, in gewisser Hinsicht wäre hier durchaus auch ein "ja" geboten. Ich halte es für durchaus berechtigt, von einem Phänomen zu sprechen, und es ist ein weit verbreitetes und sehr altes. So, wie ich schätzte, sogar mehrere zehntausend Jahre alt. Und in manchen Kulturen steht derjenige, der so etwas "erlebt" hat, niht nur in gesellschaftlichem Ansehen, sondern übt von diesem Ereignis her sogar eine wichtige Funktion für seine Gesellschaft aus.
Ich erzähle es nicht zum ersten Mal (in diesem Thread schon). In mancher Kultur erleben einzelne Menschen immer wieder mal, wie sie sich plötzlich an einem ungewohnten Ort wiederfinden, wo ihnen mindestens ein fremdartig aussehendes Wesen begegnet, welches mit ihm kommuniziert. Dabei gibt es auch Eingriffe in die eigene körperliche Unversehrtheit, oft schmerzhaft, und am Ende dieser Prozedur wird sogar noch ein Objekt in den Körper eingefügt. Der dies Erlebende kehrt am Ende wieder an seinen ursprünglichen Ort zurück.
Dies ist die schamanistische Initiation, die einen einfachen Menschen zum Schamanen bildet. Es ist die erste schamanistische Reise in Ekstase, bei der der Adept seinen ihn lehrenden und begleitenden Naturgeist kennenlernt. Vielfach erlebt der Adept dabei seinen eigenen Tod, bei dem er zerstückelt und wieder zusammengesetzt wird. Oft wird etwas aus dem Körper weggenommen und dafür ein magisches Ersatzobjekt hinzugefügt.
Im allgemeinen vermag der Schamane ab da, eigenständig zu reisen, seinen Lehrer / Schutzgeist aufzusuchen oder zu rufen. Es ist sogar von Ethnologen überliefert, daß einige Schamanen Fähigkeiten besitzen, über die andere normalerweise nicht verfügen; in manchen Kulturen gelangt ein Schamane erst Anerkennung, wenn er solche Fähigkeiten zeigt. Hauptsächlich aber lernt der Schamane, den Körper zu heilen und die Seele zu geleiten. In seiner heimischen Kultur erfüllt der Schamane damit eine sehr wichtige Funktion.
Auch im christlichen Abendland haben verschiedentlich Menschen solche Erlebnisse gehabt. Je nach dem, ob das Fremdwesen als freundlich oder bedrohlich erlebt wurde, wurde es "Heiliger" oder "Engel" genannt bzw. "Dämon", "Teufel". Auch hier konnten die Guten Wesen körperlichen Schnerz zuführen, was als Läuterung verstanden werden konnte (selbst in der Bibel kommt sowas vor, daß Jesaja sich plötzlich an einem fernen Ort wiederfindet, wo Wesen mit Schlangenleib, Menschenkopf und drei Paar Flügeln kommunizieren, und wo ihm glühende Kohlen an den Mund geführt werden, damit sein Mund "rein" wird und er Prophet werden kann; Jesaja6).
Kulturübergreifend gibt es diese Erlebnisse, aber was diese Wesenheiten und die Ereignisse bedeuten, das wird dann stets kulturspezifisch "wiedergegeben". In Naturreligionen sind Naturgeister plausibel, in Alt-Israel "kennt" man Seraphim. Na und heute sind fremdartig aussehende Wesenheiten für sehr viele am ehesten "wohl Außerirdische". Aber anders als jene Schamanen und Propheten usw. übernehmen die heutigen "Abductees" keine gesellschaftliche Funktion; es ist nur noch ein entwurzeltes Ereignis, nicht mehr der Beginn eines "Amtes für andere Menschen". Und auch das mit dem Ereignis gewonnene "gesellschaftliche Ansehen" ist arg ambivalent (Ansehen unter Alieninteressierten, allgemein aber eher Achtungsverlust, Ausgrenzung).
Auch bei neuzeitlichen Schamanen gab es Versuche / Untersuchungen, das Erlebnis mit einer psychischen Präsdisposition des Erlebenden zu verbinden / erklären, etwa mit der Neigung zu Epilepsie. Spannend würde ich auch eine Untersuchung finden, ob Menschen, die zu solchen "Erlebnissen" neigen, womöglich (und womöglich auch gerade durch ihre psychische Prädisposition) auch zur Ausübung bestimmter Funktionen für die Gemeinschaft geeignet sind (ob sie vielleicht auch gehäuft Altruisten sind). Immerhin haben verschiedene Kulturen diesen Menschen relativ ähnliche Funktionen übertragen, womöglich aufgrund von Erfahrungswerten.
Die Ähnlichkeit diverser Entführungsberichte mit den Elementen der Schamanistischen Initiation finde ich jedenfalls interessant, weswegen ich persönlich hier einen Zusammenhang sehe (bis dahin, daß die Schamanistische Initiation im allgemeinen erlebt wird, wenn der Betreffende völlig allein ist, kein Mensch sonst in der Nähe). Ich vermute ganz stark, daß es sich nicht um ein physisches Erleben handelt, aber für ein "reales" Geschehen halte ich es, auch wenn es ein rein psychisches Erleben ist. Und ich schließe es nicht aus, daß es sogar somatische Folgen zeitigt, womöglich gar veränderte Eigenschaften / Fähigkeiten. Aber das ist so spekulativ wie die detaillierte Beschreibung eines Kugelblitzes; den wirds wohl schon geben, aber Null Peilung, was das ist, kann und tut - und was nicht.
Zumindest aber finde ich es berechtigt, von einem "Phänomen" zu sprechen und sich damit zu befassen, nicht nur im Sinne von diversen Einzelfällen, die nichts miteinander zu tun haben (außer Abkupfern) und die allenfalls wegerklärt werden sollten. Aber: Ergebnis offen!