Ausserirdische Strukturen und Gebäude
04.10.2004 um 23:20
Aspekte (von Susanne Wallentin) 10.10.2003 ZDF Unterhaltung & Kultur
Intelligentes Leben im Universum?
Der Traum von einer All-umfassenden Multikultur
Die Frage, ob wir im Kosmos alleine sind, beschäftigt die Menschheit seit Jahrhunderten. Angesichts der Unendlichkeit des Universums, der unendlich vielen Sterne, Galaxien und Planeten muss man einfach an außerirdisches Leben glauben. Aber wie sieht dieses Leben aus? Gibt es außer uns noch andere intelligente Lebensformen? Mit derartigen Fragen setzt man sich nicht zuletzt auch bei der NASA und der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) intensiv auseinander.
Für ESA-Director David Southwood ist die Menschheit nicht unbedingt von Dauer: "Wer sagt denn, dass wir Menschen die höchste Form von Leben sind? Wenn man überlegt, wie lange es das Universum schon gibt, dann existiert menschliches Leben doch erst für die Dauer eines Wimpernschlags, und es ist alles andere als sicher, das es für immer fort besteht."
Die Eroberung des Weltalls
Ein erster großer Schritt auf dem Weg zur Eroberung des Weltalls war für die Menschen die Fahrt zum Mond. Doch der Traum, dort auf anderes Leben zu stoßen, blieb unerfüllt. Den legendären Mann im Mond hat man bisher nicht gefunden. Die Forschungen der ESA und der NASA konzentrieren sich gegenwärtig auf den Mars. Anfang Juni diesen Jahres ist die europäische Sonde "Mars Express" ins All gestartet. Man rechnet mit ihrer Ankunft auf dem roten Planeten um die Weihnachtsfeiertage.
Auch die amerikanischen Sonden "Spirit" und "Opportunity" sind zum Mars unterwegs. Mit Hilfe der Sonden erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse über Landschaft und Atmosphäre des Mars, erwarten zumindest Spuren von Kleinstlebewesen im Gestein und unter der Oberfläche. Der Mars steht also im Mittelpunkt der Forschung, da er der Erde am ähnlichsten ist: Wasser - die Hauptvoraussetzung für Leben - gibt es, oder hat es dort zumindest gegeben.
Der Rote Planet
Der Rote Planet scheint von seiner Beschaffenheit also durchaus als Lebensraum für Mikroorganismen geeignet. "Wenn wir mit "Mars Express" Bakterien finden, dann ist das doch ein Zeichen dafür, dass wir nicht die einzigen sind. Wir haben noch kein intelligentes Leben gefunden, aber wenn wir so etwas wie Einzeller entdecken, dann ist zumindest die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass wir Leben auch auf anderen Sternen finden können", vermutet Detlef Koschny, Planetenforscher bei der ESA.
"Wir wissen ja, Bakterien waren das erste Leben, das sich auf der Erde entwickelt hat. Und das wird auch die Lebensform sein, die anderswo zuerst entsteht. Die Wahrscheinlichkeit, intelligentes Leben zu finden, ist eher gering", vermutet auch der Astrobiologe Andy Knoll (NASA).
Interplanetare Nachbarn
Die Sehnsucht der Menschen nach außerirdischem Kontakt aber wäre mit einem Fund von Bakterien auf dem Mars oder auf anderen Planeten nicht gestillt. Die Frage, ob wir im All alleine sind, bezieht sich nicht nur auf Mikroorganismen, sondern auch auf intelligentes Leben, mit dem wir - so hoffen viele - kommunizieren können. "Die einen sagen, wenn ein Planet den richtigen Abstand zu seiner Sonne hat, so dass die Temperatur stimmt und Wasser vorhanden ist - wie am Beispiel Erde, dann gibt es unweigerlich auch intelligentes Leben. Es gibt aber auch eine Gruppe, die sagt, dieser Schritt sei eine ganz besondere Konstellation und es sei sehr unwahrscheinlich, dass es wieder eintritt", meint Koschny.
Die Optimisten unter uns lassen sich jedoch nicht entmutigen, träumen weiterhin von interplanetarer Nachbarschaft und von einer Erweiterung unserer multikulturellen Gesellschaft. "Man kann allerdings durchaus davon ausgehen, dass es irgendwo intelligente Nachbarn gibt - schwierig wird es sein, mit ihnen in Kontakt zu treten.", vermutet Knoll.
Übersehen wir die Signale?
Aber wie, in welcher Sprache und mit welchen Mitteln sollen sich die Außerirdischen bemerkbar machen? Koschny: "Ich kann mir vorstellen, dass es Lebensformen gibt, die sich auf andere Weise versuchen bemerkbar zu machen, die beispielsweise Erdbeben verursachen, weil sie nichts anderes tun können, und wir merken es einfach nicht." Solche Thesen scheinen - noch - schwer begreiflich für unser menschliches Vorstellungsvermögen, das auf das begrenzt ist, was wir kennen. Hinzu kommt eine alte Schwäche des Homo Sapiens: Wir fürchten das Unbekannte, weil es nicht vorstellbar und schon gar nicht greifbar ist.
Die einen träumen von einer All-umfassenden Mutikultur, die anderen haben Angst vor einer Verseuchung, einer Bedrohung durch unbekannte Bakterien und Keime aus dem Universum. "In einer Welt, in der wir von Grippe, Aids, der Erderwärmung und Al-Qaida bedroht sind, sollten wir uns Sorgen über eine biologische Verseuchung durch den Mars oder andere Planeten wohl zuallerletzt machen", gibt Knoll zu bedenken. Was aber, wenn der Erde wirklich ein außerirdisches Unglück widerfährt, sie einer Katastrophe zum Opfer fällt? Warum nicht flüchten?
Eine Villa auf dem Mars?
Der Traum von einer Besiedlung des Weltalls scheint in greifbare Nähe gerückt. Noch in diesem Jahrhundert will man auf dem Mars eine künstliche Atmosphäre schaffen, mit dem vermuteten Wasser zusammen ein Biotop für Menschen bauen, erste Siedlungen außerhalb der Erde errichten. Der Mars: Ein Rettungsboot?
ESA-Diretor Southwood sieht das ganz praktisch: "Wir haben die Mittel, sind hochentwickelt und sollten unsere technischen Möglichkeiten nutzen und Lebensräume fernab der Erde aufbauen. Wir sollten Geld in so etwas wie eine "Lebensversicherung für die Menschheit" investieren, uns die Möglichkeit offen halten, unsere Zukunft zu leben, etwas aus unserer Kultur weiterzutragen zu denjenigen, die nach uns kommen."
Was ist, wenn nichts ist?
Was auch immer die Sonden finden werden: Für den Planetenforscher Detlef Koschny ist es eine "grundlegende Sache für die menschliche Kultur, zu realisieren, dass wir nicht alleine im Universum sind." Was aber, wenn wir trotz aller Bemühungen und entgegen aller Wahrscheinlichkeit nichts finden? Kein Leben, weder primitiv noch intelligent? Wenn wir alleine bleiben im unendlichen Raum? Würde uns das nicht viel mehr Unbehagen bereiten als die Gewissheit, dass es noch Leben außerhalb der Erde gibt?
Andy Knoll ist sich sicher: "Wenn wir aber keine Spuren von Leben in unserem Sonnensystem finden, wenn sich herausstellt, dass es nie nachweisbares Leben gab, dann werden wir uns zukünftig einsamer fühlen als zuvor. Für uns Menschen wäre das wohl eine bedeutsamere Erkenntnis als eine tatsächliche Entdeckung von Leben. Denn dann würden wir intensiver über uns und unseren Platz im Universum nachdenken."
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