Gibt es doch Leben da draussen?GJ1214b: Künstlerische Darstellung des erdähnlichen Planeten.
Ein Forscherteam mit Beteiligung der Universität Genf hat erstmals bei einem erdähnlichen Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems eine Atmosphäre nachgewiesen.
Der neu entdeckte Planet mit dem Namen GJ1214b sei etwa sechs Mal schwerer als die Erde und sein Durchmesser 2,7 Mal grösser, teilte die Universität Genf am Mittwoch mit. Es ist erst der zweite Planet dieser Grössenordnung ausserhalb unseres Planetensystems, für den Forscher sowohl Gewicht als auch Durchmesser bestimmen konnten.
Die beiden Angaben lieferten dem Astronomenteam der Universitäten Harvard, Genf und Grenoble Hinweise auf die Zusammensetzung des Planeten. Wie sie im Fachmagazin «Nature» berichten, besteht GJ1214b wohl zu drei Viertel aus Wasser und Eis, der Rest ist Silizium und Eisen.
In 38 Stunden um die Sonne
Der Planet kreist alle 38 Stunden einmal um seine Sonne, in einer Distanz von nur zwei Millionen Kilometern. GJ1214b liege damit 70 Mal näher bei seiner Sonne als die Erde, schreibt die Europäische Südsternwarte ESO in einem Communiqué. Auf der Oberfläche des Planeten herrschen deshalb Temperaturen von rund 200 Grad Celsius.
Den Astronomen fiel noch etwas auf bei ihren Beobachtungen: Neben der Planetenoberfläche hält auch etwas anderes das Sonnenlicht auf. Es ist eine 200 Kilometer dicke Atmosphäre. Da sie viel dichter ist als jene der Erde, verhindert sie ein Durchdringen des Lichts bis zur Oberfläche des Planeten.
Zusammen mit den hohen Temperaturen mache dies den Planeten völlig unbewohnbar für Leben, wie wir es kennen, schreibt die ESO. GJ1214b sei aber dennoch äusserst interessant, denn die Bedingungen auf dem Planeten könnten einige äusserst komplexe chemische Vorgänge möglich machen.
Von Erde aus beobachten
Interessant ist der Planet vor allem auch, weil er vergleichsweise einfach zu beobachten ist. Er liegt nämlich «nur» 40 Lichtjahre von der Erde entfernt - nahe genug, um ihn vom Boden aus mit gängigen Teleskopen zu beobachten. Das Weltraumteleskop Hubble könnte gar die genaue Zusammensetzung der Atmosphäre bestimmen, glauben die Forscher.
Erst im September hatten Forscher erstmals Durchmesser und Gewicht eines erdähnlichen Exoplaneten, Corot-7b, bestimmt. Auch damals waren die Planetenjäger der Universität Genf mit ihrem Hochleistungsgerät HARPS mit von der Partie. Corot-7b besteht im Gegensatz zu GJ1214b wahrscheinlich zum Grossteil aus Gestein oder Lava.
Insgesamt haben Astronomen bislang rund 350 Exoplaneten gefunden. Die meisten sind sehr viel grösser als die Erde und in aller Regel Gasriesen, die dem Jupiter oder dem Neptun gleichen. Ein Planet, auf dem Leben eine Chance hätte, wurde bis heute noch nicht entdeckt.
Quelle:
http://www.tagesanzeiger.ch/