Da dieser Fall auch bei mir großes Interesse geweckt hat, hab ich im Internet recherchiert.
Herausgefunden habe ich dass die Messdaten frei interpretiert wurden und viele Fehleinschätzungen zu diesem Ergebnis geführt haben.
Eine sehr ausführliche Recherche habe ich auf
http://www.wer-weiss-was.de/theme44/article4088363.html von Sax76 gefunden, die ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte, deswegen habe ich es mir erlaubt sie hier reinzukopieren.
Hi!
Laut einem Artikel soll angeblich eine fremde Sonde oder Satellit vor unserer Haustüre kreisen. Ich wollte gerne mehr darüber erfahren, doch beim Googeln fällt nur auf, daß eine Seite von der anderen abschreibt.
Hier der besagte Artikel:
http://home.arcor.de/ronow/Folgeseiten/Setiforschung.html#Bericht%20einer%20unheimlichen%20Begegnung (Archiv-Version vom 21.12.2008)Ich finde nirgendwo aktuellere News dazu bzw. eine Seite, die die Angelegenheit aufklärt, widerlegt und/oder auch nur kritisiert.
Hat/kennt jemand mehr Infos dazu?
Hi,
nun es war nicht einfach, die Glaubwürdigkeit des Artikels zu prüfen
(vor allem da einige Original-Paper schwer zu finden sind). Deshalb
habe ich meine Antwort auch in zwei Teile geteilt.
Zuerst fand ich einen kurzen Wiki-Artikel darüber:
Wikipedia: Long del...
Erst einmal die Namen:
Fredrik Carl Mülertz Størmer exitierte wirklich:
http://www.geophys.tu-bs.de/geschicht...
Ihn als "Physiker" und "Fachmann für elektromagnetische Wellen" zu
bezeichnen, ist schon falsch. Laut Vita, war er Professor für
reine Mathematik und erforschte die Spektren der Polarlichter.
(Er war also Mathematiker mit Interesse für Berechnungen kosmischer
Strahlung).
Ich habe mir daraufhin mal den Originalartikel von 1929 von Carl
Störmer herausgesucht:
http://www.springerlink.com/content/l...
Störmer beschreibt für eine Messung am 11.Oktober 1928 folgende
Signal-Verzögerungen pro Signal (in Sekunden):
15, 9, 4, 8, 13, 8, 12, 10, 9, 5, 8, 7, 6&12, 14, 14, 12, 8&12, 5,
8&12, 8, 5, 14, 14, 15, 12, 7, 5, 5, 13, 8, 8, 8, 13, 9, 10, 7, 14,
6, 9, 5&9
Dazu schreibt Störmer: "Die von mir notierten Zeiten machen keinen
Anspruch auf größere Genauigkeit, da ich nicht genügend vorbereitet
war; man bekommt aber durch sie wenigstens eine qualitative
Idee des Phänomens."
Bemerkenswert sind dabei außerdem die Fehler(bzw. Missverständliche
Formulierungen) in der Beschreibung des Experimentes im Internet-
Artikel:
"In 30-Sekunden-Intervallen wurden Radiozeichen verschiedener
Länge ausgestrahlt Knapp drei Wochen später, am 11.Oktober, wurden
die gleichen Zeichen von Hals und Störmer wieder im Empfänger
registriert. Die Signale hatten Verzögerungen von drei bis fünfzehn
Sekunden. Die meisten Echos kamen mit einer Verzögerung vom 8
Sekunden., es wurden aber auch zwei Echos im Abstand von 4 Sekunden
registriert.
Folgende Aussagen sind dabei falsch:
1. wurde in 20-Sekunden-Intervallen gesendet
2. lagen nicht drei Wochen zwischen Senden und Empfang, sondern
Störmer spricht von "Eine Weile nach Beginn der Sendung, kam von
Herr Hals der Telephonbescheid, dass schöne Echos zu hören wären."</
i>
Daraufhin wiederholte Dr. van der Pol die Messung am gleichen Tag und
bekam die auch in dem Internet-Artikel erwähnten Echos: 8, 11, 15, 8,
13, 3, 8, 8, 8, 12, 15, 13, 8, 8.
Besonders interessant ist die Messung am 24.Oktober, wo erneut 48
Echos gemessen wurden. Die Zeit zwischen Signal und Echo betrug dabei
bis zu 20-30 Sekunden! Die Auswahl der Messwerte zeigt, dass die
damalige Zeitbestimmung äußerst ungenau (geschätzt, Sekundenzeiger
einer normalen Uhr, Stoppuhr) waren. Da an zwei Stationen gemessen
wurde, lässt sich auch einigermassen die Streuung der bestimmten
Werte ablesen: z.B. Signal 48 -> 6 bzw. 7 Sekunden, Signal 50 -> 14
bzw. 17 Sekunden usw.. Jede Echo-Messung ist also mit einem Fehler
von +- 2 Sekunden zu betrachten.
Nach den Beobachtungen stellt Störmer die mathematische Theorie auf,
dass elektromagnetische Wellen, die auf von Erdmagnetfeld und
Elektronen verursachten Ströme treffen, zur Erde zurück reflektiert
werden können. Er verglich die nach seiner Therie berechneten und
beobachteten Rücklaufszeiten und konnte feststellen, dass diese in
der gleichen Größenordnung lagen.
Am Ende kommt Störmer zu dem Schluß:
"Zusammenfassend kann man
wohl sagen, dass wir es hier mit einer neuen Methode zu tun haben, um
die Bewegung der Corpuscularströme weit außerhalb der Erde erforschen
zu können."
Wir halten fest:
- Die herausgegriffene Sequenz von Dr. van der Pol konnte nicht
wiederholt werden, im Gegenteil, in weiteren Messungen gab es Echo-
Verzögerungen von bis zu 30 Sekunden. Sollte das Signal also eine
"Sternenkarte" der Aliens sein, so sollte man doch erwarten, dass
sich die Echos nach einer Weile wiederholen.
- Nur zu ganz bestimmten Zeiten konnte ein Signal überhaupt empfangen
werden. Dabei konnte eine Korrelation zwischen Sonnenstand (die ja
die reflektierenden Elektronenströme aussendet) und dem Empfangen von
Echos festgestellt werden. Aufgrund dieser Beobachtung war Prof.
Störmer sogar in der Lage vorherzusagen, wann die nächsten Echos zu
messen sein würden.
- Berechnungen von Störmer stimmten mit den Beobachtungen überein
Im Internet-Artikel heisst es dazu lapidar: "Prof. Störmer bezog
die Echo-Phänomene auf Aurorareflexionen, konnte diese Theorie aber
nicht ausreichend sicher erklären. (John W. Macvey)"
Das Problem bei dieser Aussage ist, dass er mir nicht gelang einen
John W. Macvey im internet aufzuspüren. Was ein wenig verstört,
schließlich sollte er doch einfach zu finden sein, wenn er Störmer's
Theorie widerlegte...
http://www.google.com/search?
hl=de&client=safari&rls=en&q=%22John+W.+McVey%22&btnG=Suche&lr=
Allerdings gab es andere, die sehr wohl versuchten, die Beobachtungen
zu erklären bzw. zu widerlegen:
- Appleton 1928;
- Bracewell 1960;
- Breit 1929;
- Budden and Yates 1952;
- Crawford et al., 1970;
- Galle, Talon & Ferrie, 1930;
- Fuchs, 1934;
- Harp et al., 1967;
- Joos, 1931;
- Lunan, 1973;
- Pedersen 1929;
- Thomas, 1929;
- Van der Pol, 1929;
Ich gebe zu ich habe nicht die Zeit gefunden diese zu lesen, aber ich
habe in zwei davon hineingesehen:
1. Budden und Yates
2. Duffet-Smith
http://www.sciencedirect.com/science?
_ob=ArticleListURL&_method=list&_ArticleListID=582501615&_sort=d&view
=c&_acct=C000003718&_version=1&_urlVersion=0&_userid=28661&md5=f6d427
daefce3f57fade09725ad2638d
Es zeigt sich:
- Budden und Yates gelang es nicht bei 27.000 Transmissionen die
beobachteten Echos nachzuvollziehen.
- Auch Duffet-Smith gelang das nicht (und sein Gerät machte 500.000
Übertragungen ohne ein Echo aufzufangen!)
Wir stellen fest:
- Zwei positiven Beobachtungen konnten bisher gemacht werden: die von
Störmer/van der Pol und die Expedition von Galle, Talon und Ferrie.
- Dem gegenüber stehen zahlreiche spätere Untersuchungen ohne Echos
feststellen zu können
Abschließend bleibt die Frage zu Teil I:
Warum wurde ausgerechnet die Sequenz von 14 Signalen herausgegriffen
und nicht die spätere Sequenz von 48 Signalen, die von zwei Stationen
aufgenommen wurde und daher genauere Zeitmessungen erlaubt?
(Im zweiten Teil werde ich mich genauer mit dem Sternbild
beschäftigen.)
Hi,
hier kommt der zweite Teil:
Der "SETI-Forscher" Duncan A. Lunan ist eine Art schottischer Erich von Däniken:
Wikipedia: Duncan L...
Er interpretierte die Signaldaten neu.
Ich habe einmal in Excel die Daten entsprechend der Anweisung eingegeben und als Diagramm darstellen lassen:
http://www.bilder-hochladen.net/files (Archiv-Version vom 12.12.2007)...
(Daneben noch eine Abbildung des Sternbildes Bootes)
Neben den im Text erwähnten Abweichungen, erkenne ich noch eine ganze andere Reihe von Abweichungen (z.B. fehlende Sterne).
Doch Schritt für Schritt, hier erst einmal folgende Erklärungen im Text:
Die erste Abweichung:
Der Punkt, der den Stern Arcturus (das ist der helle Rotleuchtende Stern in Sternbild) darstellen sollte, befand sich außerhalb seiner heutigen Position. Warum?
Duncan hatte einen genialen Einfall!
Er rechnete die Sternpositionen zurück und fand zu seiner Verblüffung folgendes:
Die Position des Arcturus wurde an der Stelle im Sternbild der Zeichnung eingetragen, wo er sich vor 12600 Jahren tatsächlich am Himmel befand!
Vor 12600 Jahren hatte das Sternbild genau jene Form wie sie durch die LDE-Signale angegeben wurden.!!
Das muss man sich einmal vorstellen: Das war die Zeit am Ende der letzten großen Eiszeit und am Anfang einer neuen Geschichte auf unsere Erde! Es war die Zeit der Pyramiden, der Sphinx und die Zeit in der die Stadt Tiahuanaco erbaut wurde!
Leider ist mir es bislang nicht gelungen ein Programm zu finden, dass die Konstellation 12600 Jahre zurückrechnet (ich hoffe das noch nachholen zu können), aber folgendes fällt auf:
1. Es mag sein, dass die Position von Arcturus vor 12600 Jahren näher am fehlenden Punkt läge, wo aber würden sich in dieser Zeit die anderen Sterne, die momentan recht gut abgedeckt erscheinen zum Liegen kommen?
2. Insgesamt ist die Abdeckung nicht sehr befriedigend, weder nach meinem Diagramm, noch nach dem Diagramm im Internet-Text. Von 12(!) Sternen des Sternbild Bootes, sind nur 6 ungefähr in ähnlicher Anordnung. Komisch, dass der Text nur 2 davon als Abweichungen betrachtet die anderen aber nicht erwähnt.
3. Die Aussage mit den Pyramiden, die schon vor 12600 Jahren vorhanden gewesen sein sollen, ist natürlich absoluter Humbug und stellt eine geheimnisvolle Verbindung a la Däniken her, die schon längst widerlegt wurde. Sehr amüsant hier nachzulesen:
http://doernenburg.alien.de/alternati...
Die zweite Abweichung:
Der Stern Izar (im heutigen Sternbild Epsilon Bootis) ist nicht auf der Zeichnung vermerkt.
Seltsamerweise ist jedoch ein Punkt außerhalb der Sternbildlinien angegeben. Dieser Punkt befindet sich in der Zeichnung allerdings genau auf der X-Achse von Epsilon Bootis.
Genau dieser Punkt war das Ergebnis eines Radioechos von drei Sekunden Verzögerung, während alle anderen Punkte durch ein Radioecho von acht bis fünfzehn Sekunden Verzögerung übertragen und dargestellt wurden.
Nun bei aller Liebe, aber diese Aussage ist schlichtweg falsch. Weder auf meinem, noch auf dem im Text abgebildeten Diagramm ist das Signal mit Epsilon Bootes zur Deckung zu bringen. Die Abweichung ist so groß, dass auch Bootes-Sigma gemeint sein könnte.
(http://home.arcor.de/ronow/Folgeseite...)
Wir fassen zusammen:
1. Es gibt deutlich mehr Abweichungen, als im Text erwähnt
2. KEIN Signal ist 100% mit den Sternenkonstellationen zur Deckung zu bringen.
3. Die Hälfte der Sterne fehlt völlig
4. Das 3. Signal kann NICHT mit Bootes Epsilon in Deckung gebracht werden.
5. (Noch nicht endgültig überprüft:) Es ist fraglich, ob die Angabe 12600 Jahre anhand der Arcturus-Position wirklich so genau gemacht werden kann, schließlich bewegt sich der Stern ja nur sehr langsam aus einer Position weiter und die Positionsdaten sind ja eher sehr grob zu verstehen. Außerdem bleibt die Frage, wo die Sterne, die relativ gut zur Deckung gebracht werden können, vor 12600 Jahren standen.
Was aber jetzt kommt ist ein Sprung, der bestenfalls mit einer unglaublichen Überinterpretaion der Daten beschrieben werden kann:
* Unsere Heimatsonne ist Epsilon Bootes.
* Es ist ein doppelter Stern.
* Wir leben auf dem sechsten von sieben Planeten, gezählt von der Sonne her, welche die größere von den beiden ist.
* Unser sechster Planet hat einen Mond, unser vierter Planet hat drei Monde, unser erster und dritter Planet haben je einen Mond.
* Unser Satellit befindet sich in einer Kreisbahn um euren Mond.
Nirgendwo ist erklärt, wie diese Folgerungen zu Stande kommen. Wahrscheinlich in Lunans Buch, das ich leider nicht zur Verfügung habe. Da aber schon die Grundannahmen erhebliche Zweifel aufwarfen, wirft das kein gutes Licht auf die restlichen Interpretationen.
Nun folgt im Text ein kleiner Exkurs über 1991-VG, der zwar interessant zu lesen ist, aber zu viel UFOlogie-Verschwörungstheorie-Beigeschmack hat. 1991-VG ist nur ein durch Meteoriten-Einschlag entstandener Mondbrocken:
Wikipedia: 1991 VG
http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr...
Noch eine letzte Anmerkung dazu: Der Text versucht krampfhaft eine Verbindung zwischen den Signal-Echos und 1991-VG herzustellen, Problem nur: Eine Annäherung war 1927, die Signal-Echos wurden Oktober 1928 und 1930 empfangen, also KEINE Korrelation!
Auch die Aussage des Textes:
"Der letzte Versuch einer Kommunikation wurde von A. T. Lawton im Jahre1970 unternommen." ist falsch, wie man leicht anhand er Literaturliste in Teil I meiner Ausführungen lesen kann.
Abschließende Zusammenfassung:
Die Schlüsse die aus den Signal-Echos gezogen wurden, sind zwar witzig zu lesen, zerfallen aber bei genauer Betrachtung in Fehleinschätzungen, Ungenauigkeiten, Zufälle und selektive Auswahl der Daten, die ins Konzept passen, bei gleichzeitiger Ignoranz gegenüber zahlreichen Gegenbeweisen.
Oder, entsprechend der Fernsehserie MythBusters:
Die Geschichte ist BUSTED!