@Wolfshaag Wolfshaag schrieb:Solange oben erwähnte Grundbedürfnisse nicht befriedigt sind, wird jeder Mensch versuchen sie zu befriedigen bevor er ins Theater, etc. geht. Und wie schnell Deine soziale Friedfertigkeit den Bach runter geht, kannst Du in jedem Krieg beobachten, wenn es ums "Eingemachte" geht, oder bei jeder großen Naturkatastrophe, wie z.B. dem Hurrikan in New Orleans.
Nö... selbst in den schlimmsten Kriegswirren in Deutschland (2. Weltkrieg) wurde für die Bevölkerung alles getan, damit sie weiter ins Theater gehen konnte oder sich Filme ansah... die Menschen haben gerade DANN danach gedürstet.
Zudem... es gibt IMMER Menschen, die sich auch während der schlimmsten Krisenzeiten für andere Menschen uneigennützig einsetzen... auch jetzt, wie Ärzte ohne Grenzen, oder Menschen, die in die Krisengebiete (auch Kriegsgebiete) fahren, um dort den Menschen zu helfen und ihr eigenes Leben dabei aufs Spiel setzen.
Der Unterhaltungsdrang des Menschen ist ebenso stark wie der Drang danach, zu essen und zu trinken.
Natürlich... wenn um dich herum akut alles zusammenfällt und du einem Kugelhagel ausgesetzt bist, dann würde ich auch nicht daran denken, wie ich abends die nächste Konzertkarte bekomme... da geht es akut darum, zu überleben.
Aber... ansonsten, wenn man sich in einem Krieg befindet, fliegen ja nicht Sekunde für Sekunde den Zivilisten die Kugeln um die Ohren... das war auch während der Bombardierungsphase der deutschen Städte nicht so... in den Ruhepausen WURDE sich unterhalten, wurde ins Theater gegangen usw.
In den KZs beispielsweise haben sich die armen Menschen, die dort so unglaublich schlimmer Willkür ausgesetzt waren, immer wieder darauf besonnen, auch Licht in Form von Humor und Musik an sich zu lassen... das ist Unterhaltung, nach dem der Mensch ein starkes Bedürfnis hat.
Und Menschen helfen untereinander, auch in schlimmen Krisen, und setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel... das hat es immer gegeben und wird es immer geben.
Es gab gar nicht so wenige Deutsche im 3. Reich, die jüdische Mitbürger bei sich versteckt hielten... und es gab dabei auch nicht so wenige dieser Deutschen, die erwischt wurden und selbst dran glauben mussten, weil sie den Gesuchten Unterschlupf gewährten.
Ja, natürlich, man kann da jetzt um die Ecke kommen mit dem Argument: "Das waren aber extreme Ausnahmen."
Das kann man so sehen, aber die folgenden Zahlen sind in meinen Augen ein Indiz dafür, dass viele Menschen sich einsetzten:
Nach unsicheren Schätzungen tauchten zwischen 1941 und Kriegsende 10.000 bis 15.000 Juden unter, davon mehr als 5000 in Berlin.[7] 3000 bis 5000 gelang ein Überleben. Knapp 3.000 Helferinnen und Helfer wurden in Deutschland namentlich bekannt. Da bei der Unterbringung eines Untergetauchten oftmals zehn und mehr Helfer nacheinander halfen, lässt sich folgern, dass ein großer Teil der Helfer in der Öffentlichkeit unbekannt geblieben ist.
Viele der Helferinnen und Helfer waren in dem Sinne „gewöhnliche“ Deutsche, dass sie nicht durch ein Amt oder gesellschaftliche Stellung aus der Bevölkerung hervorgehoben waren. Sie kamen aus allen sozialen Schichten, es gab keine besonderen Schwerpunkte der Beteiligung von Personen einer bestimmten Konfession oder politischen Richtung. Die Historikerin Beate Kosmala stellte fest, dass die meisten von ihnen im Alter zwischen 40 und 50 Jahre waren. Knapp zwei Drittel der (bekanntgewordenen) Hilfe leistenden Personen waren Frauen.Quelle:
Wikipedia: Judenretter