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Jerry Cotton (1956-heute)

4 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Rezension, Krimi, Heftroman ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Jerry Cotton (1956-heute)

07.08.2023 um 15:18
642626

Ein Klassiker der Heftchen-Literatur, die Nummer 1 von Jerry Cotton. Es spielt auf einer fiktiven indonesischen Insel, der FBI-Agent Jerry Cotton ist mit seinem Arbeitskollegen Phil auf Urlaub, und natürlich hebt ein Bösewicht ein US-Schiff mit Diamanten, das im 2. Weltkrieg von den Japanern versenkt wurde.

Viel Boxerei, viel Knallerei. Cotton tötet natürlich niemanden, ist aber der Überdrüberheld, und beim Showdown wird der Oberbösewicht von Haien gefressen.

Ist letztlich ein Comic in Textform, sicherlich der feuchte Traum moderner Deutschlehrer, welche die SMS-Generation unterrichten. Viel Text, aber locker zu lesen ;)

Außerdem weiß man von Anfang an wegen der Ich-Form, dass Cotton nichts passieren wird. Ein deutscher Überheld in US-Uniform, aber keine Weiber zum Schluss wie bei James Bond. Also muss er beim Saufen bleiben ;)


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Jerry Cotton (1956-heute)

07.08.2023 um 15:20
JERRY-COTTON-1-Auflage-Band-2-ORIGINAL-v

Da ist wohl alles drinnen, wie sich Westeuropa (Deutschland?) in den 50er Jahren die USA vorstellte:

- Wirtschaft wird durch verbrecherische Clans beherrscht
- FBI-Agenten sind unbestechlich und mit einer 20-Dollar-Lohnerhöhung zufrieden
- FBI-Agenten riskieren ihr eigenes Leben, um Verbrecher zu fangen
- FBI-Agenten teilen aus und stecken ein
- Die Gewaltentrennung funktioniert
- Staatsbeamte leisten sich Luxus: einen roten Jaguar

Der Plot ist straight (mit ein paar Ausreißer ins Trashige): drei Boxschulen teilen sich den Markt, beuten junge Boxer aus und scheuen nicht vor illegalen Methoden zurück. Als ein vierter in den Bezirk als Promotor einsteigen will, soll er umgelegt werden (dafür wandern sie dann Jahrzehnte ins Gefängnis).

Aber das ist nicht die Haupthandlung. Es sind vier ehemalige Boxer ermordet worden, und der rote Faden ist, dass sie alle gegen einen bei einem Autounfall verstorbenen Boxer gewonnen haben. Schließlich wird der Neue im Revier (derjenige, der umgelegt werden soll) als sein ehemaliger Handtuchbetreuer im Ring verdächtigt, die Morde begangen zu haben. Der war es aber auch nicht, sondern ein alter bei ihm beschäftigter Trainer, der den verunglückten Boxer entdeckt hat und als psychisch Gestörter dessen Niederlagen nun rächen will.

Cotton stellt eine Falle, sodass der Neue im Revier den Alten beauftragt, den letzten nicht inhaftierten Boxschulbesitzer ermorden soll. Diese gelingt.

Was haben wir also?

- Vier Schwerverbrecher als Boxschulbesitzer ... alle im Gefängnis
- Einen psychopathischen Mörder ... er stürzt sich von der Feuerleiter, als er von Cotton besiegt ist
- Zwar keine Logik, aber einen flott geschriebenen Text
- Eine Identifikationsfigur im Staatsdienst

Das Erfolgsrezept einer Romanheftserie war fertig. "Schund", wie damals geurteilt wurde, aber immer noch besser als trashige Fernsehserien der Zunkunft, sage ich ;)


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Jerry Cotton (1956-heute)

07.08.2023 um 15:20
Jerry Cotton 0003Original anzeigen (0,2 MB)

Wieder eine Zeitreise in die "Schundliteratur". Diesmal jagt Cotton fünf Ausbrecher (alles Mörder) aus dem Gefängnis von Glendive (Montana). Zunächst eine Autojagd samt Entführung bis nach Salt Lake City, die letzten beiden kommen irgendwie nach New York und werden schließlich dort bzw. in einem Dorf außerhalb zur Strecke gebracht bzw. gefangen genommen.

Fast möchte ich sagen "Durchs wilde Amerikanistan", denn die Dauer des Roadtrips passt mit den Weiten der USA nicht zusammen. Kein Wunder: der Autor Delfried Kaufmann war auch nie in den USA.


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Jerry Cotton (1956-heute)

07.08.2023 um 15:28
Ich entdeckte den Goldmacher (Jerry Cotton Bd. 4)

Jerry Cotton - 0004 - Ich entdeckte den

Zurück in die skurrile Welt der 1950er. Dass dieser Jerry-Cotton-Band aus 1956 sein Vorbild nicht in Flemings James-Bond-Romanen hat, kann ich fast nicht glauben. Cotton ist auf der Spur von gefälschten Goldmünzen und stößt auf einen verschwundenen FBI-Mann in Brasilien. In Rio de Janeiro werden die Spuren konkreter, die Münzen werden von Straßenhändlern an Touristen verkauft und das Verkaufsnetz führt zu einem verrückten Chemiker im Amazonasgebiet, der in einer Ruinenstadt einer alten Zivilisation eine Galvanisierungsfabrik errichtet hat und mit Projektions- und Tontechnik den Einheimischen die Wiederkehr eines "Großen Jaguar" vorgaukelt. In seiner Werkstatt arbeiten der gefangene FBI-Mann, drei hierher gelockte Top-Graveure und brasilianische Hilfsarbeitersklaven. Mit viel Schlägerei und Schießerei sowie einigem Kampfeswitz gelingt es Cotton, den Verrückten zu überwältigen, der sich und die Tempelstadt mit seinen unterirdischen Höhlen schließlich in die Luft sprengt.

Die Schauplätze scheinen zum Teil frei erfunden (Flüsse- und Stammesnamen sind nicht recherchierbar), jedoch die beschriebenen verarmten und verzweifelten Gummisucher, die den Regenwald absuchten und unter härtesten Bedingungen Kautschuk für nur wenig Geld gewannen, die gab es wirklich.

Die Beschreibung der Nativen? Fürchterlichster, herablassender Rassismus (als primitiv, abergläubisch und dümmlich charakterisiert). Und dass jemand beschrieben wird, dass er "Tieraugen der Neger" habe, ist die allerunterste Schublade, in die Delfried Kaufmann greift. Es ist eine mehrfach gebrochene Fremde, die der Düsseldorfer Hobbyschriftsteller in diesen Roman gießt (das New Yorker Klischee, das brasilisanische Rio-Klischee, das Indio-Klischee). Doch eines muss man ihm lassen: Die Beschreibungen der Lebensumstände der Allerärmsten in den Favelas und der deklassierten Kautschuksucher in ihrer Einsamkeit kommen der Realität durchaus nahe.

Ein kurzer, aber treffender Text über Jerry Cotton bzw. Kaufmann ist 2011 vom New Yorker Fremdenführer Erol Inanc in New York Aktuell veröffentlicht.


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