Wofür soll luzides Träumen gut sein?

Wer oder was verschafft mir die Möglichkeit luzid träumen zu dürfen oder besser gefragt;zu können?

Meine Psyche ist solange nicht mein Selbst, bis ich sie als solche akzeptiere. Bis dahin ist sie bloß ein Prozessor. Und wieder sind wir im Cyberpunk. Auch wenn du es gerne als Ablenkung betrachten magst, es ist meiner Meinung nach gerade Thema:

What constitutes the “self” as a singular entity?

Das ist eine metaphysische Frage. Seit Kant wissen wir, dass es auf solche Fragen keine Antworten geben kann, deren Wissen sicher ist. Also kann sie sich jeder nach Belieben beantworten. Wie ich dich verstanden habe, beantwortest du sie damit, dass das Selbst die Psyche ist. Meine Antwort sieht anders aus. Ich habe im Moment kein Selbst. Und das solange, bis ich mich so programmiert habe, bis ich mir gefalle. Das wird dann mein Selbst sein.

Siehst du, hier erkennt man sehr schön, wie das menschliche Bewusstsein ständig darüm bemüht ist, sich über einen Bereich zu erheben, den es am liebsten negieren würde, der aber andererseits gut genug dafür ist, um als Experimentier- und Spielfeld (luzides Träumen) zu dienen.

Deine Psyche ist solange nicht dein Selbst, bis du es als solche akzeptierst. Bis dahin bleibt die Psyche ein Prozessor. Sehr interessant. Auch Freud, Atheist, hat es ähnlich gesehen und die menschliche Seele einst als "Apparat" bezeichnet. Und weiter gehts mit, dass du im Moment gar kein Selbst hast, solange, bis du so lange an dir rum gemodelt hast, bis es dir gefällt. Ich nehme an, zwischenzeitlich ist dein Selbst auf Urlaub zu den Bahamas geflogen und wartet dort, bis es zurück kommen darf. Oder wo ist dein Selbst jetzt gerade, dass du ja im Moment nicht wirklich hast? Ich nehme auch an, dass du dich, also dein Selbst aus dem Nichts aufbaust. Weil du ja derzeit keines hast. Dann bleibt ja nur das Nichts an dieser Stelle. Hm. Vertrackte Situation. Mit wem unterhalte ich mich eigentlich gerade, mit einem Selbst-losen? Einer Nicht-Existenz namens Rico? Alles nur Einbildung?

Was ist ein Hund?

Domestizierter Wolf.
Freund des Menschen.
Devot und anpassungsfähig, lässt sich erziehen, abrichten, dressieren (wie ein Zirkustier)
Passt sein Selbst dem Rudelführer an, damit er regelmäßig Happi kriegt.
Lässt sich auch quälen und bleibt dennoch bei Herrchen oder Frauchen.
Lässt sich an einer Leine führen
Lässt sich einen Maulkorb anziehen.
Lässt sich zur Beißmaschine abrichten.

In der Zusammenfassung könnte man sagen, dass ein Hund nicht wirklich eine eigenständige Persönlichkeit darstellt, da er nur noch ein Zerrbild dessen ist, was er einst einmal war (Wolf: wild, freiheitsliebend, Rudeltier, aber dennoch auch eigenständig agierend).

@Koana
@Rico
Habe ich euch beide mit meiner Frage jetzt überfordert? Sie ist schon ernst gemeint.^^

@prozess

prozess schrieb:Wer oder was verschafft mir die Möglichkeit luzid träumen zu dürfen oder besser gefragt; zu können?

Träume, Klarträume und Fantasie entspringen alle der selben Quelle: dem Unbewussten.

Mich hast du mit dieser Frage nicht überfordert, ich war nur gerade was anderes am schreiben...

Wenn das die Quelle ist kann ich davon ausgehen das es auf mich zukommt und nicht andersrum. Sprich,es möchte etwas von mir und das ist sicher nicht dass es spielen möchte. Mich lässt Andeutung nicht los etwas "gefährliches" zu tun worauf man nicht mal einen Einfluss hat.

Das Unbewusste arbeitet interaktiv. Es schaut was kommt, reagiert darauf. Es macht eine zeitlang mit, weil es zuerst denkt, man hätte Interesse an ihm, an seinen Botschaften. Wenn es sich ganz sicher ist, dass seine Bemühungen nicht ernst genommen werden, dass man nur mit ihm spielt, sich aber nicht wirklich anhand seiner Botschaften weiterentwickeln will, kann es sein - und das passiert leider vielen Leuten, dass es Massnahmen setzt, die sehr unangenehm werden können. Es macht dann genau das, was man mit ihm gemacht hat, es fängt an mit dir zu spielen. Nur kommt man da nicht mehr eigenständig raus und viele landen daher auf der Psychiatrie.

Hast du Beispiele was es mit einem machen könnte oder woran es mir auffallen könnte? Ist ja auch iwie blöd mir die Möglichkeit zu geben aber keine "Spielregeln" zu schaffen.

Es kann passieren, dass du aus deinem Traumgeschehen nicht mehr aussteigen kannst. Möglicherweise verursacht das Panik. Du kannst Albträume bekommen. Es kann dir im Wachbewusstsein passieren, dass du den Bezug zur Realität verlierst, das du da wie rausgesogen wirst und dich irgendwann nicht mehr dagegen wehren kannst. Du kannst alle möglichen körperlichen und psychischen Reaktionen bekommen, Halluzinationen. Es ist alles möglich - bis hin zu schweren Psychosen.

Eh ja, Psychosen ausgelöst durch luzides träumen :ask: Übertreibst du nicht stark?

Nein, keine Übertreibung. Aber ich sage nicht, dass das passieren muss, denn das hängt bekanntlich immer von mehreren Faktoren ab.

Koana schrieb:...dass du den Bezug zur Realität verlierst,...

Bleibt ja wohl noch die Frage welches es denn die Richtige wäre. Die deine,des Nachbarn,vom Gemüseverkäufer...weiß man ob man sich in der Richtigen befindet?! Macken habe ich so einige. Ob das dann noch auffällt?! ;)

Ich meine damit deine Realität und gehe mal davon aus, dass du einen Realitätsbezug hast, im Sinne von, du sitzt jetzt vor einem Computer und liest und schreibst.

War mir schon klar. Aber wenn man sie verliert weiß man es doch nicht. Ich würde sie dennoch für meine Richtige halten. Ist doch bei den "Irren" nicht anders. Im Grunde hat man doch nichts zu verlieren was das betrifft. Wie oft hört man denn Aussagen wie: "In welcher Welt lebst du eigentlich?" Jeder hält doch seine für die Richtige und die die solche Sprüche reißen können sich einfach nicht vorstellen nicht so zu sein wie sie selbst. Ist doch einfacher zu meinen dass man neben der Spur läuft.

Naja, ob man das merkt, das man gerade den Realitätssinn verliert im Sinne dessen, was ich oben geschrieben habe, was passieren kann, das hängt wohl vom persönlichen Bewusstseinsgrad ab und ob man selbstreflektierend unterwegs ist. Es gibt immer Leute die nicht mehr viel merken -

@Koana
Hi :)
ich habe euere kleine diskussion (die mit rico ) mit gelsen und muss sagen ihr habt beide recht . nun habe ich aber eine frage an dich : ich habe sehr oft ja fast regelmäig bewusste träume und ich kann sie auch immer richtig deuten und da sie sich auch so erfüllen gehe ich jetzt einfach mal davon aus das ich in der lage bin meinem unterbewusstsein richtig zu verstehen . um es mal in deinen worten zu sagen : ich habe seine botscchaften verstanden . was also nun ? was ist den deiner meinung nach bei mir der nächste schritt ? ich kann sie auch fast 100% steuern . ich kann dir ja ein beispiel hier als link posten also von einem bewussten traum meine ich . ich will deine meinung dazu hier lesen .

@ Gööttindermagie
Hi!
Du kannst gerne einen link posten, wenn es dir wichtig ist, dass die anderen auch teilhaben, wenn ich es mir mal anschaue.
Ansonsten bitte eine PN senden mit Traum und deiner Deutung.

@Koana

Koana schrieb:Unser Bewusstsein wird meines Erachtens vollkommen überbewertet, was durch unsere Gesellschaft und unser Bildungswesen verursacht wird.

In Trance zieht sich das Bewusstsein zurück und mit ihm der freie Wille. Da der freie Wille (oder zumindest die Illusion des ~) das Leben meiner Meinung nach lebenswert macht, habe ich nichts davon, meinem Unterbewusstsein zu viel Spielraum zu lassen.

Koana schrieb:Einer Nicht-Existenz namens Rico?

Die Begriffe Nichts-Existenz und Existenz lassen sich nur als Gegenteile voneinander definieren. Ansonsten haben sie keine Bedeutung. So wie du hinter jede Formel x1 oder /1 schreiben kannst, kannst du mich auch gerne als Nicht-Existenz Rico betrachten. Ockhams Rasiermesser fällt diese Perspektive aber zum Opfer.

Koana schrieb:Dazu ist anzumerken, dass das Unbewusste stammesgeschichtlich viel älter (und damit weiser) ist als unser Bewusstsein

Dann brauchst du dir ja überhaupt keine Sorgen machen. Wenn mein Bewusstsein meinem Unterbewusstsein sowieso unterlegen ist, kann mein Unterbewusstsein mein Bewusstsein besser täuschen als umgekehrt. Wenn mein Unterbewusstsein von meinem Bewusstsein nicht geändert werden will, muss es nur meinem Bewusstsein vorspielen, sich verändert zu haben. Der berühmte weiße Hund, den ich lieber schwarz haben möchte, stellt mein Unterbewusstsein eben als schwarz da. Aber eine wirkliche Veränderung geschieht nicht, nur eine Veränderung der Wahrnehmung meines Bewusstseins auf das Unterbewusstsein. Wenn du mit deiner These richtig liegst, dann macht es im Ergebnis doch keinen Unterschied. Eine scheinbare Veränderung reicht mir nämlich, denn mein Bewusstsein kann ohnehin nur Schein wahrnehmen.

@prozess

prozess schrieb:Wer oder was verschafft mir die Möglichkeit luzid träumen zu dürfen oder besser gefragt;zu können?

prozess schrieb:Habe ich euch beide mit meiner Frage jetzt überfordert? Sie ist schon ernst gemeint.^^

Grrr, es gibt Menschen, die arbeiten!

Wie schon öfters erwähnt kannst du die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass deine Träume luzid werden, indem du Realitätschecks zur Gewohnheit machst. Entweder in verbaler Form: "Wie bin ich hier hergekommen?", oder anhand der (VAKOG-)Sinneseindrücke. Visuell zum Beispiel durch Lesen, Wegschauen, Lesen, Wegschauen, Lesen... desselben Textes auf einem Blatt Papier, der sich im Traum verändern wird, ansonsten aber nicht. Olfaktorisch z.B. durch Zuhalten und gleichzeitiges Einatmen durch die Nase. Geht im Traum, ansonsten nicht.

Grundvorraussetzung für das Erinnern luzider Träume ist zudem ein gutes Traumgedächtnis, das sich durch das Führen eines Traumtagebuchs schulen lässt.

@cassiopeia88
@Koana
@EssentiaVitae

cassiopeia88 schrieb:Eh ja, Psychosen ausgelöst durch luzides träumen :ask: Übertreibst du nicht stark?

Definitiv nicht übertrieben.

EssentiaVitae schrieb:in der lage bin meinem unterbewusstsein richtig zu verstehen

Ich glaube nicht, dass es irgendwem zusteht, zu behaupten, Träume richtig
zu deuten. Man kann sie einfach nur deuten. Und das, wenn überhaupt, am ehesten selbst, denn Träume sind Produkt der eigenen konstruierten (Nicht-)Wirklichkeit, und kein allgemeines Gedankengut, dass sich in irgendeinem Lexikon nachschlagen lässt oder von Pseudoexperten analysieren. Das setzt natürlich voraus, dass man glaubt, dass Träume überhaupt eine Bedeutung haben.

In einem Satz: Jeder kann Träume deuten, keiner kann sie richtig deuten* , aber wenn man sich mit Träumen befassen will, dann am besten mit den eigenen, denn niemand versteht die eigene Wahrnehmung besser als man selbst**.

*(außer man liegt durch Zufall mal richtig, aber selbst dann weiß man nicht, dass man richtig liegt)

**(außer vielleicht unser Programmierer ;) )