@seabear (Also nicht direkt an dich gerichtet, sondern eher zu diesen Begriffen, Abkürzungen und Techniken)
Ich finde diese ganzen Techniken ja ganz spannend. Aber was mir auffiel: Bei den meisten Träumern funktionieren sie gar nicht oder erst nach JAHREN des Einstudierens. Ich bin eher zur Überzeugung erlangt, dass jeder Träumer seine eigene, individuelle Technik entwickeln muss. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Erkennen des Traumes immer noch im Traum selbst geschieht. Man muss also analysieren wie ein Irrer - und damit meine ich nicht die Symbolik. Sondern wie verlaufen Träume im aktuellen Lebensabschnitt? Woran könnte ich erkennen, dass es ein Traum ist? Das erfolgt nicht nur durch simple Reality Checks, wie die Anzahl der Finger, Uhren oder Texte. Es beginnt bereits bei der Wahrnehmung. Beziehungsweise dem Gefühl, das die Wahrnehmung erzeugt. Wenn ich merke, irgendwie reagiere ich anders als ich sollte, dann ist man bereits in einem geistigen Zustand, der an einen Traum erinnern kann. (Was aber noch nicht heißt, dass es ein solcher ist.) Ich persönlich erkenne Träume gar nicht so sehr an RCs. Denn ich habe immer fünf Finger im Traum, kann Texte klar lesen usw.
Auch die verschiedenen Techniken lassen sich genau genommen gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Klar dem Menschen machen Kategorisierungen Spaß. Das geht so, also passiert das. Jenes läuft so ab, also muss ich diesen und jenen Schritt machen. Aber so einfach ist das gar nicht. Wie Träume selbst sind auch die Techniken zur Erlangung der Luzidität schwammig. Ein Traum ist wie eine große graue Masse, aus der sich eine Skulptur herausschält. Man betrachtet die Skulptur, in all ihren Details. Auch wenn man weiß, dass sich um dieser Skulptur eine ganze Galerie befindet, kann man nur diese sehen. Alles im Traum ist wobbelig. (ein anderes Wort finde ich nicht.) Es bewegt sich ständig hin und her, weil unser Unbewusstsein versucht, Wahrgenommenes in klare Symbole zu verpacken. Oft ist es nicht schnell genug, wodurch die Sinneswahrnehmungen unscharf werden.
Nach Jahrzehnten des Forschens, Lesens und Träumens bin ich zu einem Schluss gekommen: Es bringt gar nichts, Traumtechniken so perfektionieren, nur um mal zu fliegen oder Sex zu haben. Das wird so schnell langweilig, dass euer Gehirn von sich aus ganz schnell sagt: "Meh, kein Bock mehr. Scheiß auf Klarträume." Wichtig ist erstmal, sich klar zu machen, warum man luzide träumen möchte. Man baut eine Art Liebesverhältnis dazu auf. Fragt nach, was die Träume bewegt. (Wortwörtlich) Will ich nur fliegen? Will ich Dinge erforschen? Will ich Bewusstseinszustände erfahren, die ich im Wachleben nicht haben kann? Oder eben doch? Kann ich aus den Träumen etwas ins Wachleben mitnehmen, wenn ich lerne, auf meine Träume zu hören? Mit ihnen richtig zu kommunizieren? Denn genau das geschieht, wenn wir klar werden. Wir reden eigentlich mit uns selbst - nur nicht mit Worten - und instantan ändert sich der Inhalt des Traumes zu dem, über was wir geredet haben. Es hat viel Ähnlichkeit mit Intuition. Als würden zwei Bewusstseine in uns miteinander kommunizieren, sich austauschen. "Ich zeige dir das, wenn du mir sagst, wie du es gezeigt haben willst." Das macht unser Gehirn so perfekt, dass es uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. Und vergaßen, dass ALLE Träume eigentlich gelenkt sind. So träumen die meisten Träumer heute trüb, ohne überhaupt zu wissen, welche Macht sie da haben.
Noch vor einigen Tagen dachte ich, Träume hätten ihren Reiz für mich verloren. Aber je mehr ich darüber schreibe, desto mehr merke ich, wieviel Erfahrung ich darin gesammelt habe und wie spannend es war, sich so zu entwickeln. Heute lasse ich Träume einfach nur noch ablaufen. Jede Nacht habe ich 5-6 Albträume. Ganz bewusst, ohne einzugreifen. Ich könnte jeden aufschreiben. Aber mein Dreamjournal/Traumtagebuch habe ich vor 2 Jahren endgültig geschlossen, weil es einfach nichts bringt. Was schreibe ich da auf? Allerhand Sinnlosigkeiten? Ein großes Gesamtkonzept? Keine Ahnung, wozu das Ding gut sein soll. Meine Traumerinnerung hat es in keinster Weise verbessert. Im Gegenteil. Ich merke an meiner Vergangenheit und auch an anderen Träumern, dass dieser Zwang, ständig etwas aufschreiben zu müssen, zu einer Art Starre führt. Man blockiert sich immer mehr selbst. Und abgesehen davon werden Träume immer repetitiver, je mehr man sie verzeichnet. Klar, es gab auch genug Leute, die MIT einem Traumtagebuch erfolgreicher wurden. Aber nicht WEGEN dessen.
Heute Nacht zum Beispiel ging es bei mir mit einem WILD los. Ich habe es nicht gesteuert, sondern kam aus der Meditation direkt in den Traumzustand. Meditation beispielsweise ist auch ein oft falsch verstandenes Konzept. Es geht nicht darum zu entspannen, sondern seinen Geist zu leeren. (Was auch zur Entspannung als "Abfallprodukt" führt) Ist der Geist leer, dann beginnt er sich ganz automatisch zu füllen. Rutscht man in diesem Prozess in Schlafzustände hinein (es gibt ja mehrere), dann kommt es unweigerlich zu Träumen. Diese WILD heute Nacht hatte ich nicht gesteuert. Ich habe mich nicht gezwungen, möglichst lange im Geist wach zu bleiben, während der Körper schläft. Ich hab beides einfach machen lassen. Wie eine dritte Person, die das ganze Geschehen nur beobachtet. Genau genommen ist WBTB das Gleiche wie eine WILD. Nur dass man eben mitten drin aufwacht und weil man geistig ja bereits "leer", bzw. befreit von bewusst gedachten Gedanken, kommt man leichter in den Leeremodus zurück. Ergo auch leichter in den Traumzustand.
Mittlerweile stelle ich mir die Frage: Wenn die Grenze zwischen Traum und Wachwelt so verschwommen ist, träumen wir jetzt auch? Sind wir vielleicht alle Projektionen ein und desselben Träumers? Auf jeden Fall ist so eine ... "geistige Überklarheit" nicht zu unterscheiden von eiinem Klartraum. Den Zustand kann man nämlich auch in der Wachwelt erreichen. Es ist eine Art Meditation ohne den aktiven Akt, sich hinzusetzen, Augen zu schließen und zu meditieren.
Das ganze Verstehen führt nur zu einer Sache: Man wird scheiße einsam. Denn selbst unter aktiven Träumern ist es alles relativ unbekannt, wenn man fortgeschrittener ist als sie. Man weiß nicht mehr, worüber man sich unterhalten soll, denn niemand versteht einen noch.
:D Darum sollte man sich echt gut überlegen, ob man wirklich klarträumen will. Sowas sollte man nicht aus einer Laune herausmachen weil: "Boah Inception war so geil, ich probier das jetzt auch, weil ich mit Philipp Amthor im Traum rummachen will."
Edit: Oh, der Text ist aber kurz geworden...