mitH2CO3 schrieb:Moi Pertti, wie gross sollte ein Libellenteich eigentlich mind. sein?
Unser Teich ist grad mal ca. 2*3m groß und an der tiefsten Stelle nicht mal 1m tief. Habe aber auch schon Libellen an kleineren Gartenteichen gesehen. Dennoch kann ich kleinere als unseren nicht empfehlen.
Gestern erst war ich in einem ökologischen Projekt im Grunewald, in dem es mehrere verschieden große Teiche gab. Alle größer als unser, aber nicht an allen gabs Libellen, und nur an einem wimmelte es geradezu, und es gab reichlich Hochzeiten und Eiablagen neben- wie hintereinander. Nicht jeder Teich ist für Libellen geeignet. Denn:
Das Wesentliche ist gar nicht so sehr die Größe, vielmehr geht es um die Vielfalt der Biotope im und am Teich. Also sonnige und schattige Teichbereiche, dichtes Schilf und freies Ufer, verschieden hohe (bis mehrere Meter) Ansitzmöglichkeiten in Ufernähe, unterschiedliche Teichtiefen, unterschiedlicher Teichbodenbewuchs. Je nach Wasserqualität (nährstoffreich/arm, klar/trüb) können ebenfalls unterschiedliche Libellenarten angelockt werden (Fließ- und stehende Gewässer sind ebenfalls noch ein Unterschied), aber bei nem einzelnen Teich kann man natürlich keine Vielfalt anbieten. Wichtig sind auch verschiedene Teichtiefen, am besten gibt es an einem Teichende auch noch eine Art Verlandungs- / Sumpfbereich, wo bei schwankendem Wasserpegel der Teich auch mal trockenfällt.
Durch diese Vielgestaltigkeit bietest Du einer Mehrzahl an Libellenarten im selben Teich ein Zuhause. Und die Größe des Teiches ist dann durchaus von Belang, da Du in ner badewannengroßen Pfütze nicht so viel Unterschiede einbasteln kannst.
Ach ja: an einer Stelle sollte der Teich am besten wenigstens einen Meter tief sein, damit er in einer kalten Winterphase nicht komplett durchfriert.
Fische für nen Teich kann man sich ja kaufen. Allerdings fressen Fische Libellenlarven. Je weniger Vielgestalt so ein Teich hat, je weniger Flachwasserbereich, "Dickicht"-Verstecke usw., desto sicherer gibts keine Libellen im Fischteich. Auch Amphibien und Libellen (oder Amphibien und Fische) zusammen sind nicht so clever. Außer natürlich bei nem größeren, sehr vielgestaltigen Teich.
mitH2CO3 schrieb:Kommen die Libellen von alleine zum Teich, oder hattet Ihr bei Euch z.B. Larven in den Teich gesetzt
Tiere umsetzen ist ne ganz dumme Idee. Bei (zumindest) vielen Tieren (Frösche, Molche...) ist es sogar verboten, sie aus der Natur zu entnehmen und sie umzusiedeln. Stell Dir mal vor, Du setzt Libellenlarven um, und im neuen Gewässer stimmt der PH-Wert des Wassers nicht, gibt es nicht die passende Nahrung usw. Dann gehen die Tiere ein; das wäre Tierquälerei. Nein, die Tiere suchen sich von allein ihr passendes Habitat, da kannste Dich auf deren Fachkenntnis verlassen. Und ja, die Libellen finden Deinen Teich von alleine. Schon im allerersten Jahr unseres Teiches habe ich fünf verschiedene Libellenarten dort gesichtet, die ersten, Plattbäuche, kamen schon zwei Monate nach Fertigstellung zu Hochzeit und Eiablage.
mitH2CO3 schrieb:Son Teich hätte ja was ...
Das Günstigste sind "Fertigteiche", also Plastikwannen, die sogar unterschiedliche Teichtiefen besitzen können. Bloß nicht! Die sind echt klein, und ne wirkliche Vielfalt gibts da auch nicht. OK, ab so um die 1000 Öre gibts dann schon akzeptable mit viel Fläche, zahlreichen Ebenen und Maximaltiefe.
Für unseren Teich haben wir Teichfolie genommen. Die dann über den ausgehobenen Teichuntergrund auszulegen, vor allem, wenn man unterschiedliche Teichtiefen etc. gräbt, ist allerdings ne Herausforderung, die man alleine wohl nicht hinbekommt. Da kommt man um Falten in der Folie nicht umhin, was freilich nicht gut für die Haltbarkeit ist. Und Hohlräume darfs da auch nicht geben zwischen Folie und Untergrund. Is schon ne Plackerei. Ach ja, und dann darf der Untergrund direkt zur Folie hin keine Steine oder Wurzeln aufweisen, weil die Folie sonst verletzt werden kann, und dann sickert das Teichwasser in den Boden.
Am besten wäre natürlich ein Teich mit Lehm (oder anderen wasserhaltenden Materialien) als Teichgrund. Dafür aber muß man den Teich deutlich tiefer ausheben, weil man dann nen mehrere Dutzend Zentimeter dicken Lehmboden gestalten muß (könnt ein halben Meter Dicke betragen). Und dann muß man diesen Lehmboden des Teiches schichtweise füllen und jede Schicht gleichmäßig verfestigen. Macht man das nicht, dann könnte der Lehmboden durch die Wasserauflast Risse bekommen und der Teich auslaufen.
Teichfolie ist am günstigsten, Lehm & co. am natürlichsten und Teichschalen am bequemsten.
Teichpflanzen gibts in jedem Gartencenter bzw. in jedem Baumarkt mit Gartenabteilung zu kaufen. Da isses übrigens gut, vor dem Kauf mal nachzuschauen, was für Wasserpflanzen es für welche Teichtiefe (also für welchen der Teichbereiche) es gibt und wie viel Licht sie brauchen. Mach Dir ne einfache Skizze vom Teich mit den Teichtiefen und Sonneneinstrahlung, dann kannste da schon mal die Pflanzenauswahl machen. Wichtig: die Pflanzen bleiben nicht so klein wie die Töpfe, in denen Du sie kaufst; kauf nicht zu viel. Auch wenn der Teich im ersten Jahr recht kahl aussieht, das ändert sich von alleine. Im nächsten Jahr nachkaufen kann man immer noch.
Zwei der von mir gekauften Pflanzen sind übrigens eingegangen. Dann ist das so, das entscheidet der Teich, was paßt und was nicht. Drei Pflanzen sind von selbst umgezogen, also: haben sich dorthin ausgebreitet, wo sie lieber wachsen. Die Natur regelt halt vieles selber. Das einzige, manchmal kann man ein bisserl ausdünnen. Wenn eine Pflanze praktisch überall hin will, dort aber anderes verdrängen würde. Oder wenn eine Pflanze den gesamten Teich zusiedeln würde (unser Rohrkolben). Dann muß man manchmal ein wenig ausdünnen. Ist so schlecht eh nicht, denn in nen Teich, also ohne Abfluß, fallen immer mal Härbstblätter etc. rein und erhöhen damit den Nährstoffgehalt. Irgendwann könnte der Teich kippen. Also muß man das Zuviel halt wieder entnehmen. In unserem Teich wuchern dann immer die Fadenalgen wie blöde; die lassen sich mit nem Rechen gut abfischen. Aber Vorsicht, mit den Fadenalgen holt man immer auch mal kleine Teichtiere mit raus. Deswegen sichte ich jede Harkenladung Fadenalgen durch und klamüser alle mitgefischten Libellenlarven und Teichschnecken wieder raus.
Ach ja. In unserem Teich gibts nicht nur Libellenlarven. Wir haben auch Teichschnecken. Die kommen nicht so leicht von alleine in einen neu angelegten Teich. Aber das ist meist kein Problem. Denn sobald man sich Teichpflanzen aus nem Gartencenter besorgt, hat man meist auch Kleingetier im feuchten Substrat mitbekommen. Wasserläufer, Rückenschwimmer, Teichkäfer, Mückenlarven usw. usf. kommen wieder von alleine, die erwachsenen Viecherln können ja fliegen.
Bestimmte Teichtiere kann man auch kaufen. Womöglich auch Posthornschnecke und sowas. Gibt freilich auch Exoten zu kaufen, fürs Aquarium, aber sicher auch für den Gartenteich. Aber bitte bitte, wenn Du kaufst, kauf nur was Heimisches. In den Berliner Gewässern zum Bleistift wimmelt es von amerikanischen Schmuckschildkröten und Louisianakrebsen. Muß man nicht fördern.
Unser Teich wird auch von Vögeln zum Trinken und Baden genutzt. Allerdings nur an eher unzugänglichen Ecken, wo nahestehende Sträucher usw. auch noch für Sichtschutz sorgen. Hier fühlen sich kleine Vögel wohler, da sie nicht gleich von jedem vorbeikommenden Räuber (Fuchs, Katz, Greifvogel) gesehen werden. Auch viele Insekten lieben unseren Teich, kommen ständig zum Trinken vorbei. Entsprechend haben wir auch Spinnen, die am und auch überm Teich ihre Netze bauen oder (Wolfsspinnen) ihre Beute anspringen. Und auch wenn wir es nicht sehen können, weil wir nachts nie in den Garten kommen: ein Teich ist ein Dorado für Fledermäuse, weil dort auch nachts viele Insekten unterwegs sind.