Pilze und Wildbret im süddeutschen Raum noch immer mit Cäsium-137 belastet
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) weist darauf hin, dass bestimmte Pilzarten und Wild in einigen Gegenden Deutschlands durch die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl noch immer hoch belastet sind. In Deutschland ist es zwar nicht erlaubt, Lebensmittel mit einem Radiocäsiumgehalt von mehr als 600 Becquerel (Bq) pro Kilogramm in den Handel zu bringen, für den Eigenverzehr gilt diese Beschränkung jedoch nicht.
Die Aufnahme von 80.000 Becquerel Cäsium-137 mit der Nahrung entspricht einer Strahlenbelastung von ca. 1 Millisievert (mSv). Der Verzehr von 200 Gramm Pilzen mit 4.000 Bq Cäsium-137 pro Kilogramm hat beispielsweise eine Belastung von 0,01 Millisievert zur Folge. Dies lässt sich mit der Belastung durch Höhenstrahlung bei einem Flug von Frankfurt nach Gran Canaria vergleichen. Wenn Wildbret oder wild wachsende Speisepilze in üblichen Mengen verzehrt werden, ist die zusätzliche Strahlenbelastung zwar vergleichsweise gering, aber vermeidbar. Wer seine persönliche Belastung verringern möchte, sollte auf den Genuss selbst erlegten Wildes und selbst gesammelter Pilze verzichten.
Wild wachsende Speisepilze
Bei wild wachsenden Speisepilzen sind art- und standortspezifisch unterschiedliche Kontaminationen festzustellen. Dabei schwankt die Belastung einer Pilzart von Standort zu Standort wesentlich stärker als die Änderungen von Jahr zu Jahr. So werden in den besonders hoch belasteten Gebieten Südbayern und Bayerischer Wald bei Maronenröhrlingen und Semmelstoppelpilzen noch bis zu einigen 1.000 Bq Cäsium-137 pro Kilogramm gemessen, Steinpilze und Pfifferlinge können mehrere 100 Becquerel pro Kilogramm aufweisen.
Die Kontamination von Pilzen ist sowohl von der Cäsium 137-Konzentration in der Umgebung des Pilzgeflechts (Myzel) als auch vom speziellen Anreicherungsvermögen der jeweiligen Pilzart abhängig.
Wildbret
Wildbret ist je nach Region und Tierart sehr unterschiedlich belastet. So wurden in einem vergleichsweise hoch belasteten Untersuchungsgebiet im Bayerischen Wald für Wildschweine im Jahr 2004 Werte zwischen 80 und 40.000 Bq pro Kilogramm mit einem Mittelwert von rund 7.000 Bq pro Kilogramm gemessen. Der Spitzenwert der letzten Jahre lag bei rund 65.000 Bq pro Kilogramm. Im Vergleich dazu betrug die Kontamination von Rehwild im Jahr 2004 im Mittel etwa 700 Bq pro Kilogramm.
Diese Unterschiede beruhen im Wesentlichen auf dem Ernährungsverhalten der verschiedenen Wildtierarten. Da die von Wildschweinen gefressenen, unterirdisch wachsenden Hirschtrüffeln außergewöhnlich hoch belastet sind (die Werte liegen hier um mehr als das Zehnfache über den Werten von Speisepilzen), ist Wildschweinfleisch deutlich höher kontaminiert als das Fleisch anderer Wildtierarten.
Belastung wird mittelfristig zurückgehen
Dass die Nahrungsmittel des Waldes wesentlich höher belastet sein können als landwirtschaftliche Erzeugnisse, liegt an der unterschiedlichen Beschaffenheit von Waldböden und landwirtschaftlich genutzten Böden. Radiocäsium wandert langsam in tiefere Schichten des Waldbodens.
Daher werden die Aktivitätswerte in Pilzen und Wildbret in den nächsten Jahren allmählich zurückgehen. Nur bei wenigen Pilzarten mit Pilzgeflechten in tief liegenden Bodenschichten sind nahezu unveränderte, in Ausnahmefällen sogar leicht zunehmende Belastungen zu erwarten. Auch bei Wildschweinen, bei denen seit Mitte der 90er Jahre tendenziell ansteigende Cäsium-137-Aktivitäten beobachtet wurden, ist mittelfristig mit einem Rückgang der Kontamination zu rechnen.
Das BfS ging seit 1987 im Rahmen mehrerer Forschungsvorhaben der Frage nach, wie sich die Aktivitätskonzentrationen in Nahrungsmitteln des Waldes zeitlich entwickeln und welche Ursachen hierfür verantwortlich sind.
Quelle:
http://www.bfs.de/de/ion/nahrungsmittel/pilze_wildbret.html (Archiv-Version vom 26.01.2013)