@semperfi187 @chris1987 @sentex Seit 1992 vermessen die Geräte an Bord der Sonden mit Radarstrahlen die Höhe der Erdoberfläche. Bei der Analyse der Daten fanden Walter und seine Kollegen im Dreiländereck zwischen Chile, Bolivien und Argentinien zwei außergewöhnliche Regionen. 100 Kilometer östlich der berühmten Geysire „El Tatio“ in Chile steigt die Oberfläche eines Gebiets mit 70 Kilometern Durchmesser jedes Jahr um 1,5 Zentimeter in die Höhe. Eine weitere von ihm „Lazufre“ genannte Region unmittelbar an der Grenze zwischen Chile und Argentinien hebt sich auf einer Fläche von 50 mal 30 Kilometern jedes Jahr sogar um 3,5 Zentimeter. Bei normalen Vulkanen sind solche Deformationen wichtige Warnsignale vor einer Eruption. Mit Supervulkanen dagegen gibt es keine solchen Erfahrungen, da können auch Wissenschaftler nur spekulieren.
http://www.pnn.de/wissen/163279/Immerhin können die GFZ-Forscher mit Computermodellen ausrechnen, was in der Tiefe passieren dürfte: Zehn Kilometer unter der Oberfläche gibt es eine riesige Magmakammer, in die jedes Jahr rund zehn Millionen Kubikmeter zusätzliches Magma strömen. Dieses zusätzliche Volumen hebt das Gestein darüber an – und das betroffene Gebiet wächst offensichtlich: Hoben sich 2007 noch 1100 Quadratkilometer in der Lazufre-Region um 3,5 Zentimeter, waren es 2008 bereits 1500 Quadratkilometer und damit fast die doppelte Fläche Berlins. Selbst unter dem Kilauea auf Hawaii, einem der aktivsten Vulkane der Welt, sind die Magmakammern offenbar deutlich kleiner; derart großräumige Hebungen wurden dort noch nie gemessen.
Und noch eine Tatsache stimmt Walter nachdenklich: Im Dreiländereck zwischen Chile, Bolivien und Argentinien haben Vulkanologen bisher die Spuren etlicher Supervulkanausbrüche gefunden. Vor zehn, acht, sechs und vier Millionen Jahren gab es dort jeweils mehrere solcher Eruptionen. Vor zwei Millionen Jahren gab es immerhin noch einen Ausbruch, der mehr als 1000 Kubikkilometer Material zutage förderte. Ob sich mit der Lazufre-Hebung eine neue Katastrophe anbahnt? Walter: „Das kann heute keiner mit Gewissheit sagen, denn noch wissen wir zu wenig über Supervulkane.“
„Als vor 22 600 Jahren am heutigen Taupo-See in Neuseeland ein Supervulkan ausbrach, lagerte sich in unserer Region eine 20 Zentimeter dicke Ascheschicht ab“, sagt Shane Cronin, Vulkanologe an der neuseeländischen Massey Universität in Palmerston North. Da so dicke Schichten der feinen Vulkanasche praktisch alles Leben ersticken, dürfte der Supervulkan damals in weitem Umkreis die gesamte Natur völlig verwüstet haben. 1170 Kubikkilometer Asche und glutflüssige Lava hat der Taupo damals in die Luft geschleudert. Würde eine solche Menge heute über das 892 Quadratkilometer große Berlin verteilt, verschwände die Stadt unter einer mehr als 1300 Meter hohen Schicht dieser „Tephra“ genannten Masse.
Der Taupo-Ausbruch vor 22 600 Jahren ist zwar die jüngste, nicht aber die größte Supervulkaneruption in der Geschichte der Menschheit. Vor 75 000 Jahren explodierte auf der Insel Sumatra im heutigen Indonesien der Toba-Supervulkan und schleuderte mit 2800 Kubikkilometer Tephra genug Material in die Atmosphäre, um die Stadtfläche von Berlin mehr als 3100 Meter hoch zu bedecken.