Hatte ich schon mal hier angesprochen, siehe paar Beiträge drüber, aber jetzt wollte ich mal ein bisschen mehr erzählen.
Diese Tiere lassen mich einfach nicht los und ja, das würden sie auch nicht, wenn ich bei ihnen im Wasser wäre und sie mich als Beute auserwählen.
Nachdem ich mal wieder N24 gesehen habe, mich der Beitrag dort sehr fasziniert hat, habe ich mich mal über diese Tiere schlau gemacht.
Worum es geht? Über den
Humboldtkalmar (
Dosidicus »Gattung«, Dosidicus gigas »Art«)
In manchen Ländern wird er auch
Diablo Rojo genannt.
Häufig anzutreffen an der Pazifikküste Nordamerika und Südamerika. Er weist eine Gesamtlänge von bis zu 2,5 m auf und wiegt bis zu 50 kg. Er ist der größte Vertreter seiner Familie (
Ommastrephidae).
Insgesamt besitzt er 10 Tentakeln, zwei davon benutzt er als besondere Fangarme, die er auch noch schnell ausfahren kann. Das erlaubt ihm, auch noch Beute zu fangen, die etwas weiter entfernt sind.
Pro Arm 100-200 Saugnäpfe, jedes mit einem Ring aus kleinen Zähnen ausgestattet, eine perfekte Falle für die ergriffene Beute.
Die Farbe der Humboldtkalmare ist rot, das zeigen gefangene Tiere und stammt von seinen Farbzellen (Chromatophoren).
Das hat den Vorteil, dass er vor seinen Gegnern getarnt ist, da Rot in der Tiefe verschwindet und die meisten Räuber kein Rot sehen können.
Sollte sich der Kalmar aber auf seine Farbe nicht verlassen können, kann er seinem Gegner Tinte entgegenschleudern und hinter dieser dicken Tintendecke blitzschnell verschwinden.
Sie sind sehr aggressiv und auch vor Kannibalismus machen sie nicht halt. Sie greifen ihre Artgenossen an und versuchen sogar, sie zu verspeisen.
Und obwohl das der Fall ist, sind sie sehr häufig in Schwärmen anzutreffen und jagen auch gemeinsam.
Sie kommunizieren miteinander.
Humboldtkalmare können ihre Farbe zu einer Lichtershow starten, in dem ihre Farbe rot-weiß blinkt.
Das tritt auf, wenn sie aggressiv sind, setzt aber auch ein, um einen Gegner abzulenken.
Wenn sich derjenige sich auf den blinkenden Kollegen konzentriert, kann man sich sicher sein, dass hinter einem noch andere befinden, die dann den Abgelenkten aus dem Hinterhalt attackieren.
Die Maximaldauer des Lebens eines Humboldtkalmaren beträgt nur maximal 2 Jahre. Sie kommen in der Tiefe von 1200 m vor, befinden sich am Tag auch in der Nähe der Wasseroberfläche.
Wenn ich mir vorstelle, dass sie auch Beute von Vögeln sind, dann frage ich mich, wie das gehen soll
:ask:Vögel müssten die Größe eines Adlers haben und müssten locker 50 Kilo bewältigen, wenn das Tier zappelt, dann locker noch mehr. Handlich sind sie ja auch nicht gerade. Stelle ich mir extrem schwierig vor.
Menschen bleiben vor Angriffen durch diese Kalmare auch nicht verschont. Sie attackieren Taucher oder Fischer, die vom Boot fallen. Todesfälle inklusive.
HumboldkalmarWas mich an diesen Tieren so fasziniert, ist, dass sie zu Kannibalismus neigen und offenbar trotzdem gut zusammenarbeiten. Dass sie so krass aussehen, tatsächlich wie ein Teufel, das ist schon Wahnsinn.
Komisch ist ihre kurze Lebensdauer.
In der N24 Dokumentation hatte ein Opfer des Angriffs eines Kalmares berichtet, wie unglaublich aggressiv die Tiere jagen und wie effizient sie dabei sind. Sie haben unglaublich starke Arme und sie haben versucht, ihn runterzuziehen. Todesfälle sind bekannt, umso erstaunlicher, dass die Tiere irgendwann einfach losgelassen haben.
Dabei war er schon ein gutes Stück tiefer. Seine Taucherausrüstung wurde dabei beschädigt, hatte aber noch genug Sauerstoff, um wieder an die Oberfläche zu kommen.
Die Aggressivität ist genau so ein Teil, der mich bewegt.
Tiere, die so jung sind, kaum älter als ein Jahr, machen Terror ohne Ende. Grad auf die Welt gekommen und schon Radau machen. Wenn sie nur so kurz leben, dann frage ich mich, warum es sie überhaupt gibt und warum sie so gut ausgestattet sind, um zu jagen und um sich zu schützen.
Kommt er allein vor ist er vollkommen ungefährlich. Im Rudel ist der Humboldt-Kalmar allerdings selbst für Menschen eine tödliche Gefahr. Bis vor kurzem gab es lediglich Gerüchte über seine tödlichen Angriffe. Mexikanische Fischer würden immer wieder von den mit 2,5 Metern Länge relativ großen Kalmaren ins Meer gezogen und dort im Rudel angegriffen und schliesslich getötet werden. Dabei setzen sie ihre mit Zähnen ausgestatteten Saugnäpfe und ihren Schnabel ein, mit dem sie menschliche Knochen druchbeissen können.
Auf dieser Seite gibt es auch ein Video, dass diesen Angriff zeigt. Solche Angriffe werden auch in Dolumentarfilmen wie »Invasion der Tintenfische« gezeigt.
http://clixoom.de/humboldt-kalmar-toetet-menschen-in-rudeln-mit-video/758Während der Lebensraum vieler Fischarten schrumpft, breitet sich der bis zu zwei Meter große Humboldt-Kalmar aus. Er ist ein Meister der Anpassung.
Wissenschaftler glauben, dass der Humboldtkalmar davon profitiert, dass weniger Sauerstoff in die Meere gelangt. Sie waren vorher nur in tropischeren Gewässern vorzufinden und in einer Tiefe von 200 bis 2000 Metern.
Der Humboldtkalmar ist Sauerstoffmangel kein großes Thema, auch wenn er mit Kiemen atmet.
Die Ausbreitung dand unter anderem durch den Klimawandel statt und natürlich spielt auch Futter eine Rolle. Und eine weitere Anpassung findet hier statt:
William Gilly, Biologe an der Stanford University, erforscht Humboldt-Kalmare seit 2001. Er sagt: „Sie ziehen dahin, wo sie Futter finden.“ In starken El-Niño-Jahren brechen im Ostpazifik ganze Nahrungsketten zusammen und die Kalmare wandern nach Norden und Süden aus. Bei Nahrungsmangel haben sie noch eine andere Strategie. Gilly erklärt: „Sie bleiben klein. Wir haben Schwärme von Tieren beobachtet, die mit 40 Zentimetern schon geschlechtsreif waren.“
Humboldtkalmare sind nicht nur anpassungsfähig, sondern auch intelligent. Sie besitzen ein gutes Erinnerungsvermögen.
„Kopffüßer sind bekannt für ihre Fähigkeit, zu lernen und sich zu erinnern. In freier Wildbahn zeigen sie hoch entwickeltes Verhalten beim Jagen, Verteidigen und Reproduzieren“, sagt Anna Di Cosmo, Zoologin an der Universität von Neapel Federico II. Besonders Kraken sind die Superhirne unter den Tintenfischen. Sie zeigen ein individuelles Wesen und benutzen Werkzeuge, zum Beispiel bauen sie sich Verstecke aus Kokosnussschalen, schrauben Deckel von Gläsern oder schauen sich Tricks von Artgenossen ab.
Dass sie sich so gut anpassen können deutet darauf hin, dass sie ein Bewusstsein haben und somit auch Schmerzen empfinden können.
Wissenschaftler wollen sein IQ testen, aber das ist momentan nicht möglich, da er in der dreidimensionalen Mitte des Meeres lebt und nicht am Grund und es somit schwierig ist, ihn in Gefangenschaft zu halten.
William Gilly beschreibt sie als unter Stress gefährlich, aber im Grunde neugierig.
Das kann auch einer der Gründe sein, warum der eben von mir berichtete Angriff nicht tödlich endete, aber eben auch wiederum nicht der, warum die anderen tödlich endeten. Unterm Strich:
Gilly rät zur Vorsicht: „Es ist ein wildes Tier. Einen Löwen würden Sie auch nicht einfach streicheln.“
http://m.taz.de/!5025041;m/