Nemon
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Bienen-Pflanzen: Wege zu einem wertvollen Balkon oder Garten
12.11.2022 um 13:34Vorbemerkung
Meine Einführung wird etwas länger. Aber das ist kein Blog 😉 Es sollen anschließend Erfahrungen ausgetauscht und Tipps gegeben werden. Zuerst muss ich aber meinen persönlichen Weg ins Thema noch erzählen und ein paar Grundlagen darstellen.
Teil 1: Grundlagen und Anliegen
Das Problem des Artensterbens ist bekannt – bei den (Wild-)Bienen, zu denen auch die Hummeln gehören, sowie den Insekten allgemein und auch u. a. bei den Vögeln. Wir können aber in unserem unmittelbaren Umfeld etwas dagegen tun. Mit wenig Aufwand und Geld. Wir müssen nur auf dem Balkon, im Garten, auf dem Dach oder auf anderen geeigneten städtischen oder ländlichen Flächen bienenfreundliche Pflanzen eine Heimat geben.
Viele Menschen müssten einfach nur ökologisch nutzlose Zierpflanzen wie bspw. die typischen roten Geranien (die gar keine Geranien sind), gefüllte Rosen oder diverses Grünzeugs gegen ökologisch wertvolle Pflanzen tauschen. Diese bezeichnet man dann in unserem Fall als „Bienenweide“, weil sie Nektar und Pollen anbieten. Und wer noch gar keine Pflanzen hat, wird hierdurch hoffentlich dafür begeistert, zumindest ein bisschen was zu tun und einen Topf irgendwo in die Ecke zu stellen.
Und eines sei noch vorangestellt: Viele wertvolle Pflanzen kennen wir längst. Als heimisches „Unkraut“ oder alltägliche Bekannte vom Wegesrand. Ferner sind aber auch sehr viele der besten Bienenpflanzen gleichzeitig bekannte oder wieder zu entdeckende Küchen-Kräuter und Gemüse (Bspw. Dost /Origanum vulgare und Borretsch/Boraginaceae), die man auf vielfältige Weise naschen und verarbeiten kann. Aber Achtung, es sind auch giftige Exemplare darunter. Wer sich für so genannte Heilpflanzen interessiert, ist bei der Bienenweide ebenfalls goldrichtig. Auch der gewöhnliche Lauch und die Zwiebel zählen zu den Bienenpflanzen. Bei den Früchten ist die leckere Himbeere ganz oben dabei, die es mittlerweile sogar für den Balkon gibt. Es gibt also über die Insekten hinaus u. U. weitere Motivation, sich des Themas mal anzunehmen.
Nektar und Pollen
So knapp wie möglich beschrieben, ist der Nektar der zuckerhaltige Treibstoff für die Bienen. Wie der Kohlenhydrate- und Nährstoff-Sirup in den Trinkflaschen des Radfahrers und Marathon-Läufers. Der Pollen, den sie dabei sammeln, dient gemeinsam mit dem Nektar wiederum als Nahrung für die Aufzucht ihrer nächsten Generation über den Herbst und Winter. Zudem erfüllen sie dabei die in der Fauna zentrale Funktion der Pflanzen-Bestäubung.
Die meisten Wildbienen haben einen kleinen Aktionsradius, während es durchaus Arten gibt, die pro „Einsatz“ mehrere Kilometer überbrücken. Das Ziel ist aber eine gute Versorgung im engen Radius an den Nestern. Deswegen kann jeder einzelne Blumentopf auf einem Balkon zur entscheidenden Tankstelle werden, die einem Bienenvolk einen weiteren Radius erschließt (Stichwort Bienenroute, der man Stationen hinzufügen kann).
Ausgangslage und mein Weg zum Bienen-Balkon
Zuletzt hatte ich auf dem Balkon schöne Rosen und eine Ballen-Hortensie. Die uferte mir zu sehr aus, die Rosen wurden krank. Dann habe ich mir was Neues gesucht und kam allmählich auf den Trichter mit den Bienen-Pflanzen. Das war im Mai 2022.
Eine Gartenmalve (Malva sylvestris 'Zebrina') machte den Anfang und wuchs prächtig auch in einer Lage, die nicht mal als Halbschatten zu bezeichnen wäre (und tut es jetzt im November noch), der Sommerflieder (Buddleja davidii) wuchs gut heran, krankte dann aber wohl an der Schattenlage; dennoch bekam ich ihn wieder halbwegs hin. Selbst unter ungünstigen Bedingungen brachte er jede Menge schön duftender Blüten zustande und wurde zum dauerhaften Insekten-Magnet.
Damit wurde wieder mal der Nerd in mir aktiviert, und es gab kein Halten mehr: Ins Thema reingewühlt, informiert, aber in alter Ungeduld gleich auch schon gestartet. Da war es immerhin schon Sommer, die Bienen-Saison würde nicht mehr lang dauern. Unterdessen wucherte beim ebenfalls schon früh bestellten und in den Kübel gesetzten Klebrigen Salbei (Salvia glutinosa) ein ansehnliches Blätterdach – doch die ersten Blütenstängel trieben dann erst aus, nachdem der Temperatursturz den Rekordsommer jäh beendet hatte und keine Brummer weit und breit mehr draußen waren. Damit blieb er leider unbestäubt und einstweilen ohne Samen. Hoffnung aufs zweite Jahr! Das wird sicher noch ein ganz Großer seiner Zunft! :)
Zwischenzeitlich waren noch die Spontan-Käufe Sibirische Fetthenne und eine Raublatt-Aster echte Hits bei den Hummeln und Bienen. Ich hoffe, das hat ihnen noch mal einen richtigen Schub am Saison-Ende gegeben. Aber diese Bepflanzung passte nicht lange zu den Bedingungen hier. Doch ist es immer eine wahre Freude, dieses emsige Anfliegen und Wuseln an den Blüten zu beobachten! Uns kostet es kaum Geld und Mühe – aber für diese empfindlichen Völker schaffen wir ein kleines Schlaraffenland! Es geht übrigens keinerlei Gefahr von den Bienen und Hummeln aus. Die sind komplett fokussiert, machen ihr Nektar-Ding und verirren sich nicht mal in die Wohnung. Haben ja ein spezielles Sensorium. Alle Sinne sind auf Blüten optimiert. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
Mit System: Trachtenband nach Plan
Dann fing ich also an, es systematisch anzugehen. Das Ergebnis, meinen Balkon-Plan, zeige ich im Folge-Beitrag. Der Gedanke ist der, möglichst ganzjährig ein Nahrungsangebot bereitzustellen. Das nennt man Trachtenband. Mai bis Juli ist dabei nicht so das Kunststück. Aber im frühen Frühjahr, und auch schon in milden Wintern, fliegen insbesondere die ersten Hummeln aus, die Nahrung für die Gründung ihrer Völker brauchen. Unter 20° C und bei schlechtem Wetter kommen sie aber das ganze Jahr über kaum heraus. Das kann manchen Plan durchkreuzen. Es gäbe noch einiges zu Arten zu sagen, die auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind, aber das kürze ich mal ab. Es kann nicht jeder alles anbieten. Jeder kann nur das tun, was jeweils bei ihm funktioniert.
„Brot- und Butter-Bienenweiden“ in der Natur sind z. B. die frühen Krokusse, dann kommt massig Volumen rein mit dem Löwenzahn, der eine der besten Nektar- und Pollen-Bomben für alle Ansprüche ist. Auch in der Stadt. Vergleichbar der ebenfalls weit verbreitete Weiß- und Rotklee. Die Obst-Bäume. All diese Kandidaten erwähne ich jetzt schon mal, weil sie in der Balkon-Kultur nicht vorkommen werden. Aber wir können ein Auge draufhaben – und vielleicht auch ein bisschen nachhelfen auf Flächen im Umfeld ;) Vielleicht kommt jetzt auch wer auf den Trichter, mal nicht zu mähen. (Klee zeichnet sich übrigens auch als Weg in die Zukunft trockenheitsresistenterer Nutzrasenflächen ab).
Und jetzt, im nächsten Beitrag, wird es konkreter: Was sind die Auswahlkriterien, wie (des-)informiert man sich, welche Erfahrungen mache ich mit meinem „Bienen-Boutique-Balkon“ (da gibt’s dann meinen Plan zu sehen) und was habt Ihr dazu zu sagen und zu frägen :)
Meine Einführung wird etwas länger. Aber das ist kein Blog 😉 Es sollen anschließend Erfahrungen ausgetauscht und Tipps gegeben werden. Zuerst muss ich aber meinen persönlichen Weg ins Thema noch erzählen und ein paar Grundlagen darstellen.
Teil 1: Grundlagen und Anliegen
Das Problem des Artensterbens ist bekannt – bei den (Wild-)Bienen, zu denen auch die Hummeln gehören, sowie den Insekten allgemein und auch u. a. bei den Vögeln. Wir können aber in unserem unmittelbaren Umfeld etwas dagegen tun. Mit wenig Aufwand und Geld. Wir müssen nur auf dem Balkon, im Garten, auf dem Dach oder auf anderen geeigneten städtischen oder ländlichen Flächen bienenfreundliche Pflanzen eine Heimat geben.
Viele Menschen müssten einfach nur ökologisch nutzlose Zierpflanzen wie bspw. die typischen roten Geranien (die gar keine Geranien sind), gefüllte Rosen oder diverses Grünzeugs gegen ökologisch wertvolle Pflanzen tauschen. Diese bezeichnet man dann in unserem Fall als „Bienenweide“, weil sie Nektar und Pollen anbieten. Und wer noch gar keine Pflanzen hat, wird hierdurch hoffentlich dafür begeistert, zumindest ein bisschen was zu tun und einen Topf irgendwo in die Ecke zu stellen.
Und eines sei noch vorangestellt: Viele wertvolle Pflanzen kennen wir längst. Als heimisches „Unkraut“ oder alltägliche Bekannte vom Wegesrand. Ferner sind aber auch sehr viele der besten Bienenpflanzen gleichzeitig bekannte oder wieder zu entdeckende Küchen-Kräuter und Gemüse (Bspw. Dost /Origanum vulgare und Borretsch/Boraginaceae), die man auf vielfältige Weise naschen und verarbeiten kann. Aber Achtung, es sind auch giftige Exemplare darunter. Wer sich für so genannte Heilpflanzen interessiert, ist bei der Bienenweide ebenfalls goldrichtig. Auch der gewöhnliche Lauch und die Zwiebel zählen zu den Bienenpflanzen. Bei den Früchten ist die leckere Himbeere ganz oben dabei, die es mittlerweile sogar für den Balkon gibt. Es gibt also über die Insekten hinaus u. U. weitere Motivation, sich des Themas mal anzunehmen.
Nektar und Pollen
So knapp wie möglich beschrieben, ist der Nektar der zuckerhaltige Treibstoff für die Bienen. Wie der Kohlenhydrate- und Nährstoff-Sirup in den Trinkflaschen des Radfahrers und Marathon-Läufers. Der Pollen, den sie dabei sammeln, dient gemeinsam mit dem Nektar wiederum als Nahrung für die Aufzucht ihrer nächsten Generation über den Herbst und Winter. Zudem erfüllen sie dabei die in der Fauna zentrale Funktion der Pflanzen-Bestäubung.
Die meisten Wildbienen haben einen kleinen Aktionsradius, während es durchaus Arten gibt, die pro „Einsatz“ mehrere Kilometer überbrücken. Das Ziel ist aber eine gute Versorgung im engen Radius an den Nestern. Deswegen kann jeder einzelne Blumentopf auf einem Balkon zur entscheidenden Tankstelle werden, die einem Bienenvolk einen weiteren Radius erschließt (Stichwort Bienenroute, der man Stationen hinzufügen kann).
Ausgangslage und mein Weg zum Bienen-Balkon
Zuletzt hatte ich auf dem Balkon schöne Rosen und eine Ballen-Hortensie. Die uferte mir zu sehr aus, die Rosen wurden krank. Dann habe ich mir was Neues gesucht und kam allmählich auf den Trichter mit den Bienen-Pflanzen. Das war im Mai 2022.
Eine Gartenmalve (Malva sylvestris 'Zebrina') machte den Anfang und wuchs prächtig auch in einer Lage, die nicht mal als Halbschatten zu bezeichnen wäre (und tut es jetzt im November noch), der Sommerflieder (Buddleja davidii) wuchs gut heran, krankte dann aber wohl an der Schattenlage; dennoch bekam ich ihn wieder halbwegs hin. Selbst unter ungünstigen Bedingungen brachte er jede Menge schön duftender Blüten zustande und wurde zum dauerhaften Insekten-Magnet.
Damit wurde wieder mal der Nerd in mir aktiviert, und es gab kein Halten mehr: Ins Thema reingewühlt, informiert, aber in alter Ungeduld gleich auch schon gestartet. Da war es immerhin schon Sommer, die Bienen-Saison würde nicht mehr lang dauern. Unterdessen wucherte beim ebenfalls schon früh bestellten und in den Kübel gesetzten Klebrigen Salbei (Salvia glutinosa) ein ansehnliches Blätterdach – doch die ersten Blütenstängel trieben dann erst aus, nachdem der Temperatursturz den Rekordsommer jäh beendet hatte und keine Brummer weit und breit mehr draußen waren. Damit blieb er leider unbestäubt und einstweilen ohne Samen. Hoffnung aufs zweite Jahr! Das wird sicher noch ein ganz Großer seiner Zunft! :)
Zwischenzeitlich waren noch die Spontan-Käufe Sibirische Fetthenne und eine Raublatt-Aster echte Hits bei den Hummeln und Bienen. Ich hoffe, das hat ihnen noch mal einen richtigen Schub am Saison-Ende gegeben. Aber diese Bepflanzung passte nicht lange zu den Bedingungen hier. Doch ist es immer eine wahre Freude, dieses emsige Anfliegen und Wuseln an den Blüten zu beobachten! Uns kostet es kaum Geld und Mühe – aber für diese empfindlichen Völker schaffen wir ein kleines Schlaraffenland! Es geht übrigens keinerlei Gefahr von den Bienen und Hummeln aus. Die sind komplett fokussiert, machen ihr Nektar-Ding und verirren sich nicht mal in die Wohnung. Haben ja ein spezielles Sensorium. Alle Sinne sind auf Blüten optimiert. Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.
Mit System: Trachtenband nach Plan
Dann fing ich also an, es systematisch anzugehen. Das Ergebnis, meinen Balkon-Plan, zeige ich im Folge-Beitrag. Der Gedanke ist der, möglichst ganzjährig ein Nahrungsangebot bereitzustellen. Das nennt man Trachtenband. Mai bis Juli ist dabei nicht so das Kunststück. Aber im frühen Frühjahr, und auch schon in milden Wintern, fliegen insbesondere die ersten Hummeln aus, die Nahrung für die Gründung ihrer Völker brauchen. Unter 20° C und bei schlechtem Wetter kommen sie aber das ganze Jahr über kaum heraus. Das kann manchen Plan durchkreuzen. Es gäbe noch einiges zu Arten zu sagen, die auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind, aber das kürze ich mal ab. Es kann nicht jeder alles anbieten. Jeder kann nur das tun, was jeweils bei ihm funktioniert.
„Brot- und Butter-Bienenweiden“ in der Natur sind z. B. die frühen Krokusse, dann kommt massig Volumen rein mit dem Löwenzahn, der eine der besten Nektar- und Pollen-Bomben für alle Ansprüche ist. Auch in der Stadt. Vergleichbar der ebenfalls weit verbreitete Weiß- und Rotklee. Die Obst-Bäume. All diese Kandidaten erwähne ich jetzt schon mal, weil sie in der Balkon-Kultur nicht vorkommen werden. Aber wir können ein Auge draufhaben – und vielleicht auch ein bisschen nachhelfen auf Flächen im Umfeld ;) Vielleicht kommt jetzt auch wer auf den Trichter, mal nicht zu mähen. (Klee zeichnet sich übrigens auch als Weg in die Zukunft trockenheitsresistenterer Nutzrasenflächen ab).
Und jetzt, im nächsten Beitrag, wird es konkreter: Was sind die Auswahlkriterien, wie (des-)informiert man sich, welche Erfahrungen mache ich mit meinem „Bienen-Boutique-Balkon“ (da gibt’s dann meinen Plan zu sehen) und was habt Ihr dazu zu sagen und zu frägen :)