Bishamon schrieb:du kannst nur die Abwesenheit von Göttern im Text erkennen.
Ich kann sogar noch mehr. Texte in einen Kontext stellen und historisch einsortieren. Während Ikea Bauanleitungen und Kochbücher eher nicht atheistisch oder theistisch genannt werden können, gibt es dieses Kriterium gerade bei Gesetzen und Moral sehr wohl. Atheismus ist als Vorstellung
notwendig historisch bedingt, es macht ohne historische Religionen und Gottesvorstellungen überhaupt keinen Sinn von Atheismus zu sprechen.
Bishamon schrieb:einen Unterschied zu einem säkularen Text von einem Christen kannst nicht erkennen
Nochmal: ein säkularer Text kann doch durchaus atheistisch sein. Und ich kann beides feststellen, ob es säkular ist und ob es atheistisch ist. Ich habe dir auch schon mehrfach den Unterschied zwischen säkular und atheistisch genannt, auch den Zusammenhang zwischen beiden Begriffen und das sie weder deckungsgleich sind noch sich ausschließen müssen.
Um dir hier mal ein Beispiel zu nennen:
Die Patimokkha sind Ordensregeln buddhistischer Mönche. Es handelt sich um einen nicht-säkularen Text (denn es geht sicher nicht darum Religion zu überwinden oder etwas zu "verweltlichen"), aber um einen atheistischen (keine Götter und keinen Bezug zu Göttern, das auch ganz bewusst in Abgrenzung zum Hinduismus). Und es handelt sich im Grunde um einen Gesetzestext.
Wenn ich das so klar unterscheiden kann, ist es absurd zu behaupten ich könnte einen säkularen Text nicht von einem atheistischen unterscheiden. Das geht offensichtlich völlig problemlos.
Was du zusätzlich noch forderst, ist das ich aus einem mir unbekannten Grund wissen soll, welche Weltanschauung der oder die Verfasser hatten. Das weiß ich aber nur auf Grundlage eines Textes nie sicher. Wurde der Patimokkha von Buddhisten geschrieben? Waren das auch überzeugte Atheisten? Keine Ahnung, ich kenne die Urheber nicht und es ist für die Unterscheidung die ich oben traf auch unerheblich.
Das gleiche bei der amerikanischen Verfassung, ob sie säkular und/oder atheistisch ist, ist nicht davon abhängig ob die Gründungsväter Moslems, Christen, Atheisten oder Agnostiker waren.
Und warum spielt das überhaupt eine Rolle, ob ich die
weltanschauliche Position des Urhebers erkennen kann oder nicht? Welchen Bezug hat das zu der Frage, ob es eine atheistische Weltanschauung gibt oder nicht?
Du scheinst um jeden Preis die Position halten zu wollen, dass es säkulare Gesetze gibt, das diese nicht von atheistischen unterschieden werden können und das es deshalb keine atheistische Moralvorstellung gibt. Warum auch immer. Weder stimmt es, dass man sie nicht unterscheiden kann (ich zeigte gerade, dass ich sie unterscheiden kann), noch würde dadurch das man sie nicht unterscheiden kann, feststehen, dass atheistische Moralvorstellungen nicht existieren (warum auch?).