Da dein anderer Thread geschlossen wurde:
Glaubt ihr an Schicksal bzw. daran, dass alles vorbestimmt ist?@somnipathy Wir müssen unterscheiden zwischen Handlungsfreiheit und Willensfreiheit. Handlungsfreiheit fragt danach, ob bestehendes Wollen umgesetzt werden kann und die äußeren Gegebenheiten eine Verwirklichung des Willens zulassen. Beispiel: Nehmen wir an, du gehst in sonnigem Klima durch eine Stadt und bemerkst zufällig eine Eisdiele. Nun entsteht in dir der Impuls, dir ein Eis kaufen zu gehen und dich etwas abzukühlen. Es kommt der Wille auf, Eis zu kaufen. Du willst dir ein Eis kaufen. So, jetzt kommt es aber darauf an, ob du dies auch in die Tat umsetzen kannst. Die Frage hierbei: Hast du das nötige Kleingeld in der Tasche? Wenn ja, so besitzt du die Handlungsfreiheit, es dir zu kaufen; wenn nein, so nicht. Abstrahiert angewendet: Handlungsfreiheit besteht, wenn ein Wollen die Möglichkeit besitzt, sich in Rede und Tat umzusetzen.
Anders ist es nun mit der Willensfreiheit. Die Willensfreiheit fragt danach, ob der Wille auch wirklich frei ist bzw. er variabel und nicht selbst determiniert ist. Warum willst du, was du willst? Und, stammt dein Wollen tatsächlich vollkommen aus dir? Könntest du jemals anders wollen, als eben so, wie du gerade willst? Greifen wir die Analogie von vorhin wieder auf: Dein Wollen ein Eis kaufen zu gehen, war dieses Wollen schon vorherbestimmt, oder hättest du auch anders wollen können? Es entstand der Impuls dazu. Woher? Es waren eindeutig Bedingungen gegeben: Das warme Klima, der Hunger und das Erblicken einer Oase namens Eisdiele. Diese Bedingungen ließen das Wollen entstehen, dir ein Eis zu kaufen. Somit ist dieses Wollen bedingt entstanden und nicht aus sich heraus, nicht vollkommen aus dir heraus. Die Frage nun lautet: Ist aber der das letztlich bewusste Wollen entstehen lassende vorbewusste Impuls selbst zu beeinflussen und kannst du das Wollen heraus auch, zumindest zu kleinen Teilen, aus dir heraus steuern und bilden? Wenn ja, so gibt es Willensfreiheit; wenn nein, so nicht.
Interessant finde ich hierzu noch die buddhistische Unterteilung des Wollens in Cetana und Viriya. Man könnte sagen, in bedingtes Wollen und unbedingtes Wollen.