Neuheidnische Religionen gibt es zuhauf in der Welt.
Wikipedia: NeopaganismusLetztlich ist für jeden (der das will) was bei, germanische Götter, keltische, griechische, ägyptische, baltische, kanarische...
Manche verehren die Götter als Götter, andere sehen hinter ihnen eher Prinzipien (das eigentlich Göttliche), mal als zwei Prinzipien, mal als nur eines. Klar gibt es auch Neuheiden, die hinter den Gottheiten anderer neuheidnischer Glaubensrichtungen die eigenen Götter erkennen. Das gabs ja auch schon in der Antike, wenn z.B. die römischen und griechischen Götter miteinander identifiziert wurden.
Andererseits sind sich diese neuheidnischen Gemeinschaften untereinander auch nicht grad alle grün bzw. grenzen sich zuweilen sehr betont voneinander ab.
Und es gibt auch in diesem Bereich sowas wie "Satanismus", etwa wenn in der germanisch-neuheidnischen Rökkatru die Jöten verehrt werden, also die Riesen und Unholde der germanischen Mythologie, bis hin zu Hel und Midgardschlange.
Religionshistorisch betrachtet sind die vielen polytheistischen Glaubenssysteme bzw. deren Götterwelt durch allmähliches Anwachsen entstanden. Diverse Gruppen verehrten je nur eine Gottheit, und je komplexer eine Gesellschaft wurde, je mehr kleinere Regionen zusammenkamen via Handel oder Staatenbildung, desto mehr Götter wurden nebeneinandergestellt und in eine einheitliche Mythologie einsortiert. So sehen am Ende dieser Entwicklung viele polytheistische Religionen einander recht ähnlich, weil es in allen dann ne Gottheit für Fruchtbarkeit gibt, eine für den Krieg, eine für dies, für das... Und in den Zeiten noch größerer Verbindungen können dann religiöse Motive auch über religionsgrenzen hinweg wandern. So besiegt in Mesopotamien Marduk den Chaosdrachen Tiamat (die aus dem Wasser des weltumspannenden Urozeans besteht) und wird dadurch zum obersten Gott. In Kanaan besiegt Baal diesen Chaosdrachen, Lotan, Sohn des Yam (yam heißt "Meer"), und wird ebenfalls dadurch zum obersten Gott. Bei den Hethitern das gleiche, hier heißt der Drache Illujanka. Bei den Griechen ist die Story einmal im Typhon-Mythos aufgegriffen worden, und einmal in der Heraklesgeschichte, als es um die Äpfel der Hesperiden geht. Selbst in der Bibel findet sich dieses Motiv, ebenfalls gleich zwei Mal.
Abgesehen von dieser sekundären Angleichung der verschiedenen polytheistischen Glaubenssysteme gibt es aber sogar echte historische Zusammenhänge für einzelne Glaubenselemente, geradezu ne gemeinsame Wurzel. So etwa der indogermanische Himmelsvater.
Göttervater Zeus, der Chef von't Janze, wird im Griechischen oft Vater Zeus genannt: zeus patêr. Sein lateinisches Pendant heißt Jupiter. Ne gewisse klangliche Ähnlichkeit ist da durchaus zu spüren, könnte aber auch Zufall sein, wenn da nix weiter für spricht. Spricht aber. Bei den alten Germanen steht klassischerweise Odin ganz oben. Aber das war nicht immer so. Frey und Freyja, zu deutsch Herr und Herrin, klingen so, als hättense den Chef-Job auch schon mal inne gehabt. Einer, der tatsächlich vormals mal germanischer Götterchef war, ist der Gott Ziu. Er war der Himmelsgott, auch mal Göttervater. Und Schutzherr des germanischen Thinges, weswegen der englische Ziu's-day bei den Niederländern der D(Th)ingesdaach ist, was im Deutschen zu Dienstag abgeschliffen ist. - Ziu also. Der wurde auch "Vater" genannt, also Ziu Fadr. Wer da nicht Zeus patêr und (Z)Ju Piter hört... Alle drei Göttervater/Götterchef und Himmelsgott (nicht Regen, Krieg, Furchtbarkeit, Unterwelt oder so). Und die Liste ist noch nicht zu Ende. Im indischen Götterpantheon gab es mal einen Dyausch pita. Dyausch steht für den Morgenhimmel, und pita für "Vater". Im alten Sanskrit hieß Vater sogar noch ähnlicher pitar, also mit R am Ende. Pitar, wie in Ju-Pitar. Sozusagen.
Wie es scheint, haben alle diese polytheistischen Kulturen des indogermanischen Sprachraums ihren Himmelsgott, der zugleich Göttervater, also oberster Gott ist, aus einer gemeinsamen Wurzel. Womöglich gar aus der Zeit, als sich diese Sprachlinien überhaupt erst voneinander abzutrennen begannen. Der verehrte "Vater Himmel" wäre damit schon wenigstens siebentausend Jahre alt.
Im semitischen Sprachraum könnte Ischtar auf diesem Weg vielleicht 5000 Lenze haben.
Pertti