@Paulette Wissenschaft als solche besteht erst mal unabhängig ihrer Anhänger und Vertreter. Wie auch Religion als solche erst mal unabhängig von ihren Anhängern und Vertretern besteht. Freilich, beide wurden von Menschen geschaffen, doch als solche Konstrukte sind sie nun zu sehen und von diesen zu abstrahieren, wie auch Ansichten von ihren Vertretern zu abstrahieren sind, da diese die selbige schließlich selbst noch zu Lebzeiten abwerfen können und eine andere Ansicht annehmen oder konstruieren können. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch du in deinem Leben schon sehr oft deine Ansichten gewechselt hast. Doch die früheren Ansichten bleiben bestehen. Als Ansichten.
Wenn wir nun mit diesem Blick auf deine Frage in Hinsicht des Konflikts von Religion und Wissenschaft sehen, so ist es richtig, dass auch Wissenschaftler sich in ihrer Eitelkeit gekränkt fühlen können, wenn ihr Weltbild in Frage gestellt wird. Wenn du heute in die akademische Welt siehst, so wirst du auch nicht selten sehen, dass es um das Erringen von Auszeichnungen und die Befriedigung des eigenen Egos geht, bei der entgegen aller wissenschaftlichen Lauterkeit auch vor Plagiaten nicht zurückgeschreckt wird.
Das ist das Wesen des durchschnittlichen Menschen. Er will besser sein, er will als wer gelten. Doch wenden wir uns nun den abstrakten Systemen von Wissenschaft und Religion selbst zu, so sehen wir, dass hier ein Unterschied besteht, der auch unterschiedlich auf das schon bestehende Wesen des Menschen einwirkt.
Religion fördert die Eitelkeit wesentlich stärker, als Wissenschaft, wie wir sie heute kennen. Wissenschaft trifft diese im Gegenteil aber sogar viel eher und versucht sie auch im eigenen Rahmen auszublenden. Religion ist auch nicht an der Suche nach Wahrheit an sich interessiert, da sie glaubt, diese schon zu besitzen. Es gelte also nur, diese schon bestehende nur zu interpretieren. Wissenschaft trifft als solche, wie wir sie heute kennen, keine ethischen Aussagen, zeigt aber per definitionem Offenheit und Respekt vor dem Denken und der Anschauung anderer, auch wenn sie als Unsinn innerhalb der eigenen Methodik wahrgenommen wird. Religion nicht, da sie sich Wahrheit schaffen will, um, auch wenn dies unbewusst geschieht, die Zweifel durch Gewalt zu zerstreuen.