Die unterschiedlichen Jenseitsvorstellungen der Weltreligionen und die damit verbundenen individuellen und kulturellen Konditionierungen.
Die Rituale des Todes sollen den Sterbenden den Übergang und den Lebenden Trauer und Abschied erleichtern. Im Umgang mit dem toten Körper aber unterscheiden sie sich interkulturell tiefgreifend. Die Rituale des Todes stellen das Leben des Einzelnen in einen größeren Zusammenhang. Damit sind gerade sie unschätzbare Schlüssel zum Verständnis des Lebens.
Judentum
Der jüdische Brauch sieht vor, Verstorbene möglichst noch am Tag ihres Todes zu beerdigen. Am Grab begleiten ihn dann die Worte: "Du wirst ruhen, und am Ende der Tage wirst du auferstehen". Ewiges Leben erlangt der Mensch im frühen Judentum nur durch seine Nachkommen. Unter dem Einfluss babylonischer und griechischer Vorstellungen setzt sich der Glaube an die Auferstehung der Toten immer mehr durch. Man glaubt daran, dass die Toten einst bei der Ankunft des Messias auferstehen werden. Weil der ganze Mensch zu diesem Zeitpunkt auferstehen wird, muss der Tote in der Erde begraben werden und darf nicht verbrannt werden.
Christentum
Das Christentum übernimmt den jüdischen Glauben an die Auferstehung. Der ganze Mensch muss zunächst mit Leib und Seele sterben. Das sieht man als die Strafe Gottes, die dem Menschen seit Adam auferlegt ist. Erst durch Christus' Überwindung des Todes kommt es zur Geburt des eigentlichen Lebens. Aus der Erde, zu der er zerfallen ist, wird sich der irdische Körper in einen neuen, spirituellen Körper verwandeln.
Islam
Anders als im Christentum ist der Tod im Islam keine Strafe, sondern nur das von Allah bestimmte Ende des irdischen Lebens. Und auch in dieser Religion ist der Tod kein absolutes Ende, denn am jüngsten Tag werden sich Leib und Seele des Verstorbenen wieder vereinen. Es muss etwas vom Körper überdauern, daher ist im Islam nur die Erdbestattung erlaubt. Die Totenruhe darf unter keinen Umständen gestört werden. Da der Tod für gläubige Muslime der Übergang vom vergänglichen, irdischen leben ins ewige Leben darstellt, hat er auch nichts Erschreckendes.
Hinduismus
Für die Hindus dagegen führt der Tod nicht in ein Jenseits; er ist die Pforte zur nächsten irdischen Existenz im Kreislauf der Wiedergeburten. Der Tod ist Moment des Übergangs, in dem die Seele den alten Körper ablegt wie ein verschlissenes Kleid. Die Verbrennung der Toten ist ein Opferritual, das die kosmische Ordnung erhält. Die unbrauchbar gewordene Hülle muss für etwas Neues Platz schaffen. Da mit dem Tod das Ende der individuellen Existenz besiegelt ist, gibt es im Hinduismus auch keine Rituale des Totengedächtnisses.
Buddhismus
Anders als im Hinduismus gibt es für Buddhisten weder eine beständige geistige Essenz noch eine unsterbliche Seele. Nicht das Individuum wird wiedergeboren, sondern das Ergebnis dessen, was man mit seinem Leben angefangen hat. Deshalb stellt der Tod für einen gläubigen Buddhisten keine Bedrohung, sondern eine kostbare Chance dar. Dem Sterbenden ist es möglich, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen. Entscheidend ist das Bewusstsein im Moment des Todes. Als Einübung in diesen Prozess dient die Meditation, die garantieren soll, dass die Chance der Entscheidung nicht vertan wird.
Abrahamismus
Für die abrahamitischen Religionen ist der Tod zwar das Ende des irdischen Lebens. In allen drei Religionen wird den Gläubigen aber ein neues Leben in Aussicht gestellt. Voraussetzung ist die Verwandlung der Seele und des Leibes im Grab als Ort dieser Transformation. Aus diesem Gedanken entwickelte sich eine Erinnerungskultur, in der man der Verstorbenen gedenkt.
http://www.3sat.de/scobel/122964/index.html (Archiv-Version vom 17.02.2010)Das diese unterschiedlichen Anschauungen auf die erlebten NTE´s einfluß nehmen, ist logische Konsequenz.