tris schrieb:Ob das jetzt die amerikanischen Ureinwohner des mittleren Westens waren, die ganze Büffelherden auf Schluchten zutrieben, um sich dann nur das zu nehmen, was sie brauchten,
Meines Wissens waren die Büffel allerdings erst dann vom Aussterben bedroht, als die Weißen kamen und haltlose Jagden begannen.
Abgesehen davon verstehe ich bei deiner Formulierung "um sich dann nur das zu nehmen, was sie brauchten" meiner Theorie widerspricht. Oder implizierst du, dass sie ganze Herden die Schlucht
hinunterwarfen?
tris schrieb:Nicht zuvergessen so ziehmlich alle Mittelmeervölker, die auch schon vor mehr als 2.000 Jahren die Wälder der Küstengebiete rodeten, um Schiffe zu bauen.
Weder Griechen noch Römer würde ich zu einem Naturvolk zählen. Ebenso wenig die Mayas, die Städte erbauten.
Nicht jede alte Kultur ist ein Naturvolk - nur damit wir von den gleichen Dingen sprechen. Denn ich behaupte in keinster Weise, dass jede alte Kultur achtsam mit ihrer Umwelt umging.
Was die Mexiko- und Andenbewohner betrifft, kann ich dir weder zustimmen noch widersprechen, da ich mich mit ihnen noch nie auseinandergesetzt habe. Aber auch hier wieder die Frage: Naturvölker oder eher Hochkulturen/andere Kulturen?
tris schrieb:Alle diese Völker hatten Kulturen, die mindestens in ihrer Frühgeschichte die Natur ähnlich verehrt haben wie die Germanen.
Schön - wenn wir diese Argumentation nehmen, dann ist es natürlich sehr leicht, meine These zu widerlegen. Denn auch unsere Kultur hatte
mindestens in ihrer Frühgeschichte Wurzeln in einem Naturvolk.
Es ist aber eigentlich vollkommen unerheblich, was diese Völker in ihrer Frühgeschichte waren. Denn ich habe nie behauptet, dass ein ehemaliges Naturvolk nicht begonnen hätte, seine Umwelt auszubeuten, in dem Moment, in welchem er seine Abhängigkeit von ihr überwunden hat.
Auch die Germanen wurden irgendwann zu Menschen, die Raubbau betrieben - und sie sind es bis heute.
tris schrieb:Sobald sie aber die (personellen und technischen) Mittel dazu hatten, die Natur rücksichtslos auszubeuten, haben sie das auch getan.
Genau diese Mittel, würde ich meinen, fehlten den Germanen allerdings.
tris schrieb:Wie gesagt, es gibt genug Belege dafür, dass auch von der Natur abhängige Völker sich letztlich einen Dreck um die Natur geschert haben. Der Mensch hat schon immer versucht, sich von der Natur unabhängig zu machen und sobald er es halbwegs war, hat er die Natur ausgebeutet. Das ist kein modernes Phänomen.
Ja und nein. Tatsache ist, dass Naturvölker von der Natur abhängig sind. In dem Moment, in welchem sie soweit unabhängig sind, dass sie sie ausbeuten können (und dementsprechend nicht länger auf ihren Willen angewiesen sind) ist es schwierig, noch weiter von Naturvölkern zu sprechen.
tris schrieb: Wieso gehst du davon aus, dass die Germanen besser gewesen sein sollen als all die ganzen anderen Naturvölker, die sich ausnahmslos bei Erreichen des nötigen technischen und mengenmäßigen Standes in NIcht-Naturvölker gewandelt haben?
Ich sage nicht, dass sie besser waren. Aber in der Frage ist die Antwort doch schon enthalten: Wie oben schon gesagt, wenn sich ein Volk von der Natur abwendet, weil es fortschrittlich genug ist, dann können wir nicht länger von einem Naturvolk sprechen.
Natürlich hängt es jetzt von der unterschiedlichen Definition des Begriffes "Germane" ab. Wie lange und seit wann können wir überhaupt von Germanen sprechen?
Das wachsende Abkehren der Natur taucht mit dem Christentum in Europa auf. Nicht nur, weil die Naturgötter durch einen unpersönlichen allmächtigen Gott ersetzt werden, sondern auch aufgrund all der technischen Fortschritte, die Rom bringt (Schrift, neue Gesellschaftsformen; egal in welchem Kontext, positiv oder negativ, man das nun sehen will). Und in dem Moment, in dem meine Vorfahren das Christentum annahmen, sehe ich keinen Grund mehr, länger von Germanen zu sprechen, geschweige denn die Moral eines Heiden mit der eines Christen zu verbinden.