Kriya Yoga
14.02.2012 um 15:31Ich finde das Phenomen des Kriya Yoga sehr interessant, hier ausführliche Infos über den Kriya Yoga aus dem Buch: Autobiographie eines Yogi
Die in diesem Buch so oft erwähnte Wissenschaft des Kriya-Yoga ist im heutigen Indien durch Lahiri
Mahasaya, den Guru meines Gurus, weithin bekannt geworden. Die Sanskritwurzel des Wortes Kriya
ist kri (tun, handeln oder reagieren). Dieselbe Wurzel finden wir in dem Wort Karma (Kausalprinzip
oder Ursache und Wirkung). Kriya-Yoga bedeutet also »Vereinigung (Yoga) mit dem Unendlichen
durch eine bestimmte Handlung oder einen bestimmten Ritus (Kriya)«. Ein Yogi, der diese Technik
getreulich übt, wird allmählich von seinem Karma, d.h. von der gesetzmäßigen Kette der Ursachen und Wirkungen, befreit.
Aufgrund bestimmter, seit alters bestehender Yoga-Vorschriften kann ich den Kriya-Yoga in diesem
für eine weite Leserschaft bestimmten Buch nicht in allen Einzelheiten erklären. Die eigentliche
Technik wird von einem bevollmächtigten SRFYSS-Kriyaban (Kriya-Yogi) gelehrt1. Hier soll ein
umfassender Überblick genügen.
Kriya-Yoga ist eine einfache, psycho-physiologische Methode, mit deren Hilfe dem menschlichen
Blut Kohlendioxyd entzogen und Sauerstoff zugeführt wird. Diese zusätzlichen Sauerstoffatome
werden in einen »Lebensstrom« verwandelt, der das Gehirn und die Rückenmarkszentren neu belebt.
1 Paramahansa Yogananda verlieh denen, die ihm als Präsident und geistliches Oberhaupt seiner
Organisation (Self-Realization Fellowship / Yogoda Satsanga Society of India) nachfolgen würden,
die Vollmacht, qualifizierten Schülern den Kriya-Yoga zu vermitteln und sie in die Technik
einzuweihen - oder aber einen ordinierten Geistlichen der SRF-YSS damit zu betrauen. Er traf auch
Vorsorge, daß die Verbreitung des Kriya-Yoga durch die Lehrbriefe der Self-Realization-Fellowship
(Yogoda) geschieht, die vom internationalen Mutterzentrum der SRF in Los Angeles erhältlich sind.
Dadurch, daß der Yogi die Anhäufung venösen Blutes verhindert, kann er den Verfall der Zellen
reduzieren oder sogar aufheben. Ein fortgeschrittener Yogi verwandelt seine Körperzellen in reine
Energie. Elias, Jesus, Kabir und andere Propheten der Vergangenheit waren Meister im Kriya oder in
einer ähnlichen Technik, die es ihnen ermöglichte, ihren Körper beliebig zu materialisieren oder zu
entmaterialisieren.
Kriya ist eine uralte Wissenschaft, die Lahiri Mahasaya von seinem großen Guru Babaji empfing.
Dieser hatte die im Dunklen Zeitalter verlorengegangene Technik wiederentdeckt, neu erklärt und ihr
die einfache Bezeichnung Kriya-Yoga gegeben.
»Der Kriya-Yoga, den ich der Welt in diesem 19. Jahrhundert durch dich übergebe«, sagte Bahaji zu
Lahiri Mahasaya, »ist eine Wiederbelebung derselben Wissenschaft, die Krishna vor mehreren
Jahrtausenden Arjuna vermittelte und die später auch Patanjali und Christus sowie Johannes,
Paulus und anderen Jüngern bekannt wurde.«
Der Kriya-Yoga wird von Krishna, dem größten Propheten Indiens, zweimal in der Bhagavad-Gita
erwähnt. Ein Vers lautet wie folgt: »Indem der Yogi die Einatmung der Ausatmung und die
Ausatmung der Einatmung darbringt, hebt er sie beide auf; damit befreit er das Prana vom Herzen und gewinnt Herrschaft über seine Lebenskraft.«2 Diese Worte sind so zu verstehen: »Der Yogi hält den Verfall seines Körpers auf, indem er sich durch Beruhigung der Lungen- und Herztätigkeit einen zusätzlichen Vorrat an Prana (Lebenskraft) verschafft. Außerdem wirkt er den wachstumsbedingten Veränderungen im Körper durch Beherrschung des Apana (ausscheidenden Stromes) entgegen. Indem der Yogi auf diese Weise Verfall und Wachstum neutralisiert, erlangt er Herrschaft über seineLebenskraft.«
Ein anderer Gita-Vers lautet: »Wer der Meditation kundig ist (der Muni), wer das höchste Ziel verfolgt und sich von allen äußeren Erscheinungen abkehrt, indem er den Blick auf die Stelle zwischen den Augenbrauen richtet und die gleichmäßigen Ströme des Prana und Apana (die) innerhalb der Nase und der Lunge (fließen) neutralisiert, wer sein Sinnesbewußtsein und seine Geisteskräfte beherrscht und Begierde, Furcht und Zorn überwindet, erlangt ewige Freiheit.«
Außerdem berichtet Krishna, daß er es war, der (in einer früheren Inkarnation) die zeitlose Yoga- Technik Vivasvat, einem erleuchteten Seher des Altertums, übermittelte, der sie an Manu, den großen Gesetzgeber, weitergab. Dieser lehrte sie seinerseits lkshwaku, den Begründer der indischen Krieger- und Sonnen-Dynastie. So wurde der königliche Yoga von einer Generation an die andere weitergegeben und von den Rishis bis zum Beginn des materialistischen Zeitalters bewahrt (6). Von da ab jedoch wurde die heilige Lehre immer unzugänglicher, was einerseits an der zunehmenden Gleichgültigkeit der Menschen lag und andererseits durch die Tatsache bedingt war, daß die Priester diese Technik geheim zu halten begannen.
Der Kriya-Yoga wird zweimal von dem ehrwürdigen Weisen Patanjali, dem hervorragendsten Yoga- Interpreten, erwähnt, der folgendes schreibt: »Der Kriya-Yoga besteht aus der Disziplinierung des Körpers, Herrschaft über die Gedanken und Meditation über OM.«
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(6) Das materialistische Zeitalter begann, den heiligen Schriften der Hindus zufolge, im fahre 3102 v.
Chr., als das letzte absteigende Dwapara-Yuga des Universalzyklus einsetzte (siehe Seite 217 - 218
und Fußnote). Die meisten Anthropologen nehmen an, daß die Menschheit vor 10.000 Jahren in
einem barbarischen Steinzeitalter lebte, und lehnen daher die weitverbreitete mündliche
Überlieferung, die von einer uralten Kultur in Lemuria, Atlantis, Indien, China, Japan, Ägypten,
Mexiko und vielen anderen Ländern berichtet, kurzerhand als »Mythos« ab
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Patanjali spricht von OM als dem Gott offenbarenden Wort, das man in der Meditation hören kann. OM ist das Schöpferwort, das Summen des kosmischen Motors, der Zeuge9 der Göttlichen
Gegenwart. Selbst der Anfänger im Yoga kann in seinem Inneren bald den wundersamen Laut OM erklingen hören und gewinnt aufgrund dieses freudigen geistigen Erlebnisses die Überzeugung, mit übernatürlichen Bereichen in Verbindung zu stehen.
Ein andermal erwähnt Patanjali die Kriya-Technik (Herrschaft über die Lebenskraft) wie folgt:
»Befreiung kann durch jenes Pranayama erlangt werden, indem man den Fluß der Einatmung vom Fluß der Ausatmung trennt.«10
Auch dem Apostel Paulus war der Kriya-Yoga oder eine ähnliche Technik bekannt, mit deren Hilfe er die Lebensströme in den Sinnesorganen beliebig an- oder abschalten konnte. Deshalb behauptete er: »Bei unserm Ruhm, den ich habe in Christo Jesu, unserm Herrn, ich sterbe täglich.«11 Aufgrund dieser Methode, welche die ganze Lebenskraft des Körpers (die gewöhnlich nach außen auf die Sinnenwelt gerichtet ist und ihr somit eine scheinbare Gültigkeit verleiht) nach innen lenkt, erlebte Paulus täglich die wahre Yoga-Vereinigung mit dem »Ruhm« (der Glückseligkeit) des Christusbewußtseins.
In diesem glückseligen Zustand fühlte er, daß er in der Welt der Sinnestäuschungen (Maya) »gestorben«, d.h. ihrer ledig geworden war.
In den anfänglichen Stadien der Gottvereinigung (Savikalpa-Samadhi) verschmilzt das Bewußtsein des Meditierenden mit dem Kosmischen GEIST; seine Lebenskraft wird vom Körper zurückgezogen, der »tot«, d.h. starr und leblos, erscheint.
Dabei ist sich der Yogi der aufgehobenen Lebenstätigkeit seines Körpers vollkommen bewußt. Wenn er jedoch höhere geistige Bewußtseinsstadien erreicht (Nirvikalpa-Samadhi), ist er auch im normalen Wachzustand, ja, selbst bei intensiver weltlicher Tätigkeit12, mit Gott verbunden, ohne daß der Körper dabei erstarrt.
»Mit Hilfe des Kriya-Yoga kann die menschliche Entwicklung erheblich beschleunigt werden«,
erklärte Sri Yukteswar seinen Schülern. »Die Yogis des Altertums entdeckten, daß der Schlüssel zum kosmischen Bewußtsein hauptsächlich in der Herrschaft über den Atem liegt. Hierin besteht Indiens einzigartiger und zeitloser Beitrag zum Wissensschatz der Welt. Die Lebenskraft, die gewöhnlich durch die Herztätigkeit verausgabt wird, muß mit Hilfe einer atemberuhigenden Methode für höhere Funktionen frei gemacht werden.«
Der Kriya-Yogi lernt, seine Lebenskraft geistig in einem Bogen um die sechs Rückenmarkszentren
auf- und abwärts kreisen zu lassen (das Mark-, Nacken-, Herz-, Lenden-, Kreuzbein und
Steißbeinzentrum), die den zwölf astralen Tierkreiszeichen, d.h. dem symbolischen Kosmischen
Menschen, entsprechen. Diese eine halbe Minute lang um das empfindsame Rückenmark des
Menschen fließende Energie bewirkt einen subtilen Fortschritt in seiner Evolution; denn eine halbe Minute Kriya entspricht einem Jahr natürlicher geistiger Entwicklung.
Das astrale Nervensystem des Menschen mit seinen sechs (durch Polarität zwölf) inneren
Konstellationen, die um die Sonne des allwissenden geistigen Auges kreisen, steht in
Wechselbeziehung zur physischen Sonne und den zwölf Tierkreis-Zeichen. Alle Menschen
unterliegen daher dem Einfluß eines inneren und eines äußeren Universums.
Die alten Rishis entdeckten, daß der Mensch sowohl durch seine irdische als auch durch seine himmlische Umgebung in einer Reihe von Zwölf-Jahres-Zyklen auf dem natürlichen Entwicklungsweg vorangetrieben wird.
Den heiligen Schriften zufolge benötigt der Mensch normalerweise eine Million Jahre krankheitsfreier Entwicklung, um sein menschliches Gehirn zu vervollkommnen und in das kosmische Bewußtsein einzugehen.
12 Das Sanskritwort Vikalpa bedeutet »Unterschied, Ungleichheit«. Savikalpa ist der Samadhi-
Zustand »mit Unterschied«, Nirvikalpa der Zustand »ohne Unterschied«; d.h., im Savikalpa-Samadhi
fühlt der Gottsucher noch eine geringe Trennung von Gott, während er im Nirvikalpa-Samadhi voll
und ganz im GEIST aufgegangen ist.
»Tausend in achteinhalb Stunden geübte Kriyas ermöglichen es dem Yogi, an einem einzigen Tag
den gleichen Fortschritt zu erzielen, für den er auf dem natürlichen Entwicklungsweg, tausend Jahre gebraucht hätte; mit anderen Worten: 365.000 Jahre geistiger Entwicklung in einem Jahr. In drei Jahren kann der Kriya-Yogi daher durch anhaltende geistige Bemühungen dasselbe Ergebnis erzielen, wozu die Natur eine Million Jahre benötigt.« Dieser abgekürzte Kriya-Weg kann selbstverständlich nur von hoch entwickelten Yogis beschritten werden, die ihren Körper und ihr Gehirn unter der Führung eines Gurus sorgfältig vorbereitet haben und somit der Energie, die durch ein derartig intensives Üben erzeugt wird, standhalten können.
Der Anfänger im Kriya übt seine Yoga-Technik morgens und abends nur 14 bis 24mal. Eine Anzahl von Yogis erreicht ihre Befreiung nach 6, 12, 24 oder 48 Jahren. Wenn ein Yogi stirbt, bevor er höchste Verwirklichung erreicht hat, strebt er aufgrund seines guten Karmas (das er durch gewissenhaftes Üben des Kriya erworben hat) im nächsten Leben ganz von selbst wieder dem höchsten Ziel entgegen.
Der Körper des Durchschnittsmenschen kann mit einer 50-Watt-Birne verglichen werden, die nicht auf eine Stromstärke von Milliarden Watt, wie sie bei einem übermäßigen Kriya-Üben erzeugt würde, eingestellt ist. Wenn dagegen die einfachen und absolut ungefährlichen Kriya-Übungen allmählich und regelmäßig gesteigert werden, finden täglich astrale Veränderungen im menschlichen Körper statt, bis dieser schließlich die unbegrenzte kosmische Energie - die erste physische Ausdrucksform des GEISTES - zu offenbaren vermag.
Kriya-Yoga hat nichts mit den unwissenschaftlichen Atemübungen gemein, die von einer Anzahl
irregeleiteter Fanatiker gelehrt werden. Jeder Versuch, den Atem gewaltsam in der Lunge
zurückzuhalten, ist unnatürlich und ausgesprochen unangenehm. Den Kriya dagegen begleitet von Anfang an ein Gefühl des Friedens und eine angenehme, belebende Empfindung in der Wirbelsäule.
Durch diese von alters her überlieferte Yoga-Technik wird der Atem in Geiststoff verwandelt. Bei
höherer geistiger Entwicklung kann man den Atem als einen rein geistigen Vorgang oder eine
geistige Vorstellung, d.h. als »Traum-Atem« erkennen.
Viele Beispiele für die mathematische Beziehung zwischen der Atemgeschwindigkeit und den
unterschiedlichen menschlichen Bewußtseinsstadien könnten hier angeführt werden. Wer sich tief auf etwas konzentriert, wer z.B. einer anstrengenden geistigen Debatte folgt oder ein schwieriges körperliches Kunststück versucht, wird ganz automatisch viel langsamer atmen.
Anhaltende Aufmerksamkeit ist immer von verlangsamter Atmung abhängig. Dagegen ist schnelles oder unregelmäßiges Atmen ein untrügliches Zeichen schädlicher Gemütsbewegungen wie Furcht, Wollust oder Zorn.
Der ruhelose Affe atmet 32mal in der Minute, der Durchschnittsmensch jedoch
nur 18mal. Die Atemgeschwindigkeit des Elefanten, der Schildkröte, der Schlange und anderer für ihre Langlebigkeit bekannter Tiere liegt noch unter der des Menschen. Die Riesenschildkröte, die ein Alter von 300 Jahren erreichen kann, atmet nur 4mal in der Minute.
Die verjüngende Wirkung des Schlafs beruht darauf, daß der Mensch seinen Körper und seinen Atem vorübergehend vergißt.
Der Schlafende wird also zu einem Yogi und vollzieht jede Nacht unbewußt einen Yoga-Ritus, wobei er sich von jeder Identifizierung mit dem Körper frei macht und seine Lebenskraft in die heilenden Ströme der Haupthirnregion und ihrer sechs Nebendynamos, der Rückenmarkszentren, führt.
Auf diese Weise wird der Schlafende, ohne daß er es weiß, von der lebenspendenden kosmischen Energie aufgeladen.
Der »freiwillige« Yogi hingegen wendet voll bewußt (und nicht unbewußt wie der Schläfer) ein
einfaches und natürliches Verfahren an. Wenn der Kriya-Yogi seine Technik übt, erfüllt er all seine Körperzellen mit unvergänglichem Licht und erhält sie dadurch in einem geistig magnetisierten Zustand. Er macht also mit einer wissenschaftlichen Methode das Atmen überflüssig, ohne daß er während des Übens in einen passiven Zustand (Schlaf, Unterbewußtsein oder Tod) eingeht.
außen und wird durch die Sinne vergeudet und mißbraucht. Beim Üben des Kriya aber fließen die
Lebensströme in umgekehrter Richtung, d.h., die Lebenskraft wird auf geistigem Wege zum inneren
Kosmos gelenkt, wo sie sich mit den feinen Energien der Wirbelsäule verbindet. Derart verstärkt,
wirkt sie wie ein geistiges Elixier, das die Körper- und Gehirnzellen des Yogis neu belebt.
Menschen, die sich nur von der im All wirkenden natürlichen Kraft führen lassen, werden nach einer
Million Jahren Selbst-Verwirklichung erlangen, wenn sie sich richtig ernähren, genug Sonnenlicht
aufnehmen und harmonische Gedanken hegen. Man braucht zwölf Jahre, um nur die geringste
Verfeinerung in der Gehirnstruktur zu bewirken, und eine Million Sonnenjahre, um das Gehirn so weit
zu veredeln, daß es kosmisches Bewußtsein auszudrücken vermag. Ein Kriya-Yogi jedoch, der eine
wissenschaftliche geistige Technik übt, braucht sich nicht mehr für derart lange Zeit den
Naturgesetzen zu unterwerfen.
Der Atem ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt; Kriya aber durchtrennt dieses Band und
bewirkt somit eine Verlängerung des Lebens und eine unendliche Erweiterung des Bewußtseins. Das
ständige »Tauziehen«, das zwischen dem Geist und den körperverhafteten Sinnen stattfindet, kann
durch Anwendung der Yoga-Technik beendet werden. Dann ist der Gottsucher endlich frei und kann
das Erbe seines ewigen Reiches antreten. Dann weiß er, daß sein wahres Selbst weder an die
körperliche Hülle noch an den Atem - Sinnbild seiner Versklavung durch den Sauerstoff und die
natürlichen Triebe - gebunden ist.
Hat der Kriya-Yogi einmal Herrschaft über Körper und Geist erlangt, siegt er schließlich auch über
seinen »letzten Feind«, den Tod13.
Du lebst vom Tod so, wie vom Menschen er,
Und wenn der Tod stirbt, gibt's kein Sterben mehr.14
Innenschau oder »schweigendes Stillsitzen« sind unwissenschaftliche Methoden, mit denen man
versucht, den Geist von den Sinnen (mit denen er durch die Lebenskraft verknüpft ist) zu lösen.
Denn der kontemplative Geist, der sich bemüht, zu Gott zurückzukehren, wird durch die Lebenskraft
ständig wieder zu den Sinnen hingezogen. Das einfachste, wirkungsvollste und wissenschaftlichste
Mittel, sich dem Unendlichen zu nähern, ist der Kriya, der durch seine direkte Einwirkung auf die
Lebenskraft auch Herrschaft über den Geist ausübt. Im Vergleich zu dem langsamen, unsicheren
»Ochsenkarren« der Theologie kann der Kriya-Yoga mit Recht als der »Flugweg« zu Gott bezeichnet
werden.
Die Yoga-Wissenschaft beruht auf einer Anzahl erprobter Konzentrations- und Meditationsmethoden,
mit deren Hilfe man den Strom der Lebenskraft willkürlich in die fünf »Sinnestelephone« (Gesicht,
Gehör, Geruch, Geschmack und Tastsinn) leiten und ihn wieder von ihnen zurückziehen kann. Wenn
der Yogi seine Sinne derart »an- und abschalten« kann, ist er auch in der Lage, sich nach Belieben
auf die göttlichen Sphären oder auf die irdische Welt einzustellen; d.h., er kann nicht mehr gegen
seinen Willen in den Bereich sinnlicher Empfindungen und ruheloser Gedanken zurückgezogen
werden.
Der unverweste Körper Paramahansa Yoganandas (siehe Seite 626) beweist, daß er ein vollendeter
Kriya-Yogi war. Doch nicht alle großen Meister bewahren nach ihrem Tod einen unverweslichen
Körper (siehe Seite 392-393, Fußnote). Solche Wunder geschehen, wie in den heiligen Schriften der
Hindus erklärt wird, nur zu einem besonderen Zweck. Im Falle Paramahansajis war der »besondere
Zweck« zweifellos der, den Westen vom Wert des Yoga zu überzeugen. Yoganandaji kam im Auftrag
Babajis und Sri Yukteswars nach dem Westen, um den dort lebenden Menschen zu helfen, und blieb
seiner Aufgabe bis über den Tod hinaus treu. (Anmerkung des Herausgebers)
Das Leben eines fortgeschrittenen Kriya-Yogis wird nicht von den Auswirkungen seiner früheren
Taten, sondern nur noch von der Seele regiert. Ihm genügt es nicht, lediglich aus den Folgen seiner
guten und bösen Taten zu lernen und sich dadurch allmählich höher zu entwickeln; denn ein solches
Schneckentempo ist dem Adlerflug seines Geistes nicht angemessen.
Dank seinem geistigen Lebenswandel vermag der Yogi aus dem Kerker seines eigenen Ichs
hinauszutreten und die reine Luft der Allgegenwart zu atmen. Damit verglichen ist das »natürliche
Leben« ein Sklavendasein, in dem die Entwicklung beschämend langsam voranschleicht. Wer sich
nur auf den normalen Evolutionsvorgang verläßt, kann von der Natur keine Eile verlangen. Selbst
wenn er nie gegen irgendein physisches oder geistiges Gesetz verstößt, muß er sich dennoch eine
Million Jahre immer wieder in neue Körper kleiden, bis er seine endgültige Befreiung erlangt.
Die weitsichtigen Yoga-Methoden, die einem dazu verhelfen, sich weder mit seinem Körper noch mit
seinem Geist, sondern nur noch mit seiner Seele zu identifizieren, sind daher all denen zu empfehlen,
die sich gegen die tausend und aber tausend Jahre auflehnen. Und diese Zeitspanne verlängert sich
noch für den Durchschnittsmenschen, der nicht einmal mit der Natur, geschweige denn mit seiner
Seele in Einklang ist, sondern ein naturwidriges Leben führt und den physischen und geistigen
Gesetzen zuwiderhandelt. Ihm genügen kaum zwei Millionen Jahre für die Befreiung.
Einfache Menschen erkennen selten oder nie, daß ihr Körper ein Königreich ist, das von der Seele
regiert wird; sie wissen nicht, daß die Seele auf dem Thron des Großhirns sitzt und über sechs
Hilfsregenten in den Rückenmarkszentren (Bewußtseinssphären) befiehlt. Diese Theokratie
(Herrschaftsform, in der religiöse und staatl. Ordnung eine Einheit bilden) herrscht über eine Menge
gehorsamer Untertanen: 27 Billionen Zellen (die mit einer untrüglichen, wenn auch scheinbar »bloß«
automatischen Intelligenz begabt sind und das Wachstum, den Stoffwechsel und den Zerfall im
Körper bewirken) und 50 Millionen primäre Gedanken, Gemütsbewegungen und wechselnde
Bewußtseinsphasen bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 60 Jahren.
Jede sichtbare Auflehnung des Körpers oder Geistes gegen die Regentin Seele in Form von
Krankheit oder Unvernunft kann nicht etwa den treuen Untertanen zur Last gelegt werden, sondern
nur dem Menschen selbst, der jetzt oder früher keinen richtigen Gebrauch von seiner Individualität,
d.h. seinem freien Willen, gemacht hat. Dieser wurde ihm gleichzeitig mit seiner Seele verliehen und
kann ihm nie wieder genommen werden.
Solange sich der Mensch mit seinem oberflächlichen Ich identifiziert, glaubt er auch, daß er es ist,
der denkt, will, fühlt, Nahrung verdaut und sich am Leben erhält. Nie wird er zugeben (obschon ihm
nur ein wenig Nachdenken diese Einsicht vermitteln könnte), daß er im täglichen Leben nichts als
eine Marionette ist, deren Verhalten vom Karma (ehemaligen Handlungen), von der Natur und von der Umgebung bestimmt wird. Alle verstandesmäßigen Reaktionen, Gefühle, Stimmungen und Gewohnheiten sind nichts anderes als die Wirkungen der jetzt oder in früheren Leben von ihm selbst erzeugten Ursachen. Die königliche Seele jedoch ist über all diese Einflüsse erhaben.
Darum kämpft sich der Kriya-Yogi, der an keiner ephemeren (ephemer = eintägig, schnell vergänglich) Wahrheit oder Freiheit interessiert ist, durch alle Täuschungen hindurch, bis er zum Selbst - zur wahren Freiheit - vorgedrungen ist. Die heiligen Schriften aller Religionen erklären, daß der Mensch kein vergänglicher Körper, sondern eine lebendige Seele ist; im Kriya-Yoga findet er eine Methode, die den Beweis dafür liefert.
»Man kann die Unwissenheit nicht durch religiöse Riten aufheben, weil diese nicht im Gegensatz zu ihr stehen«, schrieb Shankara in seinen berühmten Hundert Versen. »Unwissenheit kann nur durch wahres Wissen beseitigt werden. Und Wissen gewinnt man nur durch Nachforschen. »Wer bin ich?
Wie ist dieses Universum entstanden? Wer hat es erschaffen? Wie entstand die Materie?« Von dieser Art Nachforschung spreche ich.« Da der Intellekt keine Antwort auf diese Fragen geben kann, entwickelten die Rishis die geistigen Forschungsmethoden des Yoga.
Der wahre Yogi, dessen Denken, Wollen und Fühlen nicht mehr von körperlichen Trieben bestimmt wird, verbindet seinen Geist mit den überbewußten Kräften in der Wirbelsäule und lebt in dieser Welt so, wie Gott es für ihn geplant hat, d.h., er läßt sich weder von seinen alten Gewohnheiten noch von neuen unvernünftigen Beweggründen zwingen. Er hat seine höchste Erfüllung gefunden und ruht geborgen im letzten Hafen - in der unerschöpflichen Glückseligkeit des GEISTES.
Krishna hat die unbestreitbare Wirksamkeit der praktischen Yoga-Methoden mit folgenden Worten hervorgehoben: »Der Yogi ist größer als der enthaltsam lebende Asket, größer selbst als der Schüler auf dem Wege der Weisheit (Jnana-Yoga) oder dem Wege des Handelns (Karma-Yoga). Darum sei du, o mein Jünger Arjuna, ein Yogi.«15
15 Bhagavad-Gita IV, 46
Die moderne Wissenschaft ist dabei, die erstaunlichen Heilwirkungen zu entdecken, die durch
Stillegung des Atems erreicht werden können und sich sowohl auf den Körper als auch auf den Geist erstrecken. Dr. Alvan Barach von der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Universität New York hat eine örtliche Lungenrast-Therapie entwickelt, die vielen Tuberkulosekranken Genesung bringt.
Der Aufenthalt in der Druckausgleichskammer ermöglicht es dem Patienten, mit Atmen auszusetzen.
Folgende Erklärung Dr. Barachs wurde am 1. Februar 1947 von der New York Times veröffentlicht: »Die Wirkung, die durch Aussetzen der Atmung auf das zentrale Nervensystem ausgeübt wird, ist
von bemerkenswertem Interesse. Die Bewegungsimpulse der willkürlichen Muskeln in den
Extremitäten (Arme, Beine) sind derart vermindert, daß der Patient stundenlang in der Kammer liegen kann, ohne seine Hände zu bewegen oder seine Stellung zu ändern. Sobald die willkürliche Atmung stillgelegt wird, haben die Patienten kein Verlangen nach Rauchen mehr, und zwar auch solche nicht, die durchschnittlich zwei Päckchen Zigaretten am Tag verbrauchten.
In vielen Fällen ist die Entspannung derart, daß der Patient nach keiner Abwechslung verlangt.« 1951 bestätigte Dr. Barach in aller Öffentlichkeit die Wirksamkeit seiner Behandlungsmethode, die, wie er sagte, »nicht nur der Lunge, sondern dem ganzen Körper und anscheinend auch dem Geist Ruhe verschafft. So wird z.B die Herztätigkeit um ein Drittel verlangsamt. Unsere Patienten haben keine Sorgen mehr, und niemand von ihnen kennt Langeweile.«
Lassen wir diese Tatsachen sprechen, so beginnen wir zu verstehen, wie es den Yogis möglich ist, lange Zeit stillzusitzen, ohne unruhig zu werden und sich nach geistiger oder körperlicher Tätigkeit zu sehnen.
Nur in solcher Stille kann die Seele ihren Weg zu Gott zurückfinden. Wenn auch der Durchschnittsmensch noch in einer Druckausgleichskammer bleiben muß, um Gewinn aus der Stillegung der Atmung zu ziehen, so braucht der Yogi nichts anderes als die Kriya-Yoga-Technik, um die dadurch erzielte wohltuende Wirkung auf Körper, Geist und Seele festzustellen.
Kriya-Yoga ist der echte »Feuerritus«, der oft in der Gita erwähnt wird. Der Yogi wirft all seine
menschlichen Begierden in ein monotheistisches Freudenfeuer, das dem Einzigen Gott geweiht ist.
Dies ist die wahre Feuerzeremonie des Yoga, in der alle ehemaligen und gegenwärtigen Wünsche als Brennstoff dienen und von den Flammen der göttlichen Liebe verzehrt werden. Die letzte Flamme
empfängt das Opfer allen menschlichen Wahns und befreit den Menschen von sämtlichen Schlacken.
Wenn dann das begehrliche Fleisch von den Knochen abgefallen und sein karmisches Skelett von
der keimtötenden Sonne der Weisheit gebleicht worden ist, steht er endlich makellos und rein vor Mensch und Schöpfer da.
Die in diesem Buch so oft erwähnte Wissenschaft des Kriya-Yoga ist im heutigen Indien durch Lahiri
Mahasaya, den Guru meines Gurus, weithin bekannt geworden. Die Sanskritwurzel des Wortes Kriya
ist kri (tun, handeln oder reagieren). Dieselbe Wurzel finden wir in dem Wort Karma (Kausalprinzip
oder Ursache und Wirkung). Kriya-Yoga bedeutet also »Vereinigung (Yoga) mit dem Unendlichen
durch eine bestimmte Handlung oder einen bestimmten Ritus (Kriya)«. Ein Yogi, der diese Technik
getreulich übt, wird allmählich von seinem Karma, d.h. von der gesetzmäßigen Kette der Ursachen und Wirkungen, befreit.
Aufgrund bestimmter, seit alters bestehender Yoga-Vorschriften kann ich den Kriya-Yoga in diesem
für eine weite Leserschaft bestimmten Buch nicht in allen Einzelheiten erklären. Die eigentliche
Technik wird von einem bevollmächtigten SRFYSS-Kriyaban (Kriya-Yogi) gelehrt1. Hier soll ein
umfassender Überblick genügen.
Kriya-Yoga ist eine einfache, psycho-physiologische Methode, mit deren Hilfe dem menschlichen
Blut Kohlendioxyd entzogen und Sauerstoff zugeführt wird. Diese zusätzlichen Sauerstoffatome
werden in einen »Lebensstrom« verwandelt, der das Gehirn und die Rückenmarkszentren neu belebt.
1 Paramahansa Yogananda verlieh denen, die ihm als Präsident und geistliches Oberhaupt seiner
Organisation (Self-Realization Fellowship / Yogoda Satsanga Society of India) nachfolgen würden,
die Vollmacht, qualifizierten Schülern den Kriya-Yoga zu vermitteln und sie in die Technik
einzuweihen - oder aber einen ordinierten Geistlichen der SRF-YSS damit zu betrauen. Er traf auch
Vorsorge, daß die Verbreitung des Kriya-Yoga durch die Lehrbriefe der Self-Realization-Fellowship
(Yogoda) geschieht, die vom internationalen Mutterzentrum der SRF in Los Angeles erhältlich sind.
Dadurch, daß der Yogi die Anhäufung venösen Blutes verhindert, kann er den Verfall der Zellen
reduzieren oder sogar aufheben. Ein fortgeschrittener Yogi verwandelt seine Körperzellen in reine
Energie. Elias, Jesus, Kabir und andere Propheten der Vergangenheit waren Meister im Kriya oder in
einer ähnlichen Technik, die es ihnen ermöglichte, ihren Körper beliebig zu materialisieren oder zu
entmaterialisieren.
Kriya ist eine uralte Wissenschaft, die Lahiri Mahasaya von seinem großen Guru Babaji empfing.
Dieser hatte die im Dunklen Zeitalter verlorengegangene Technik wiederentdeckt, neu erklärt und ihr
die einfache Bezeichnung Kriya-Yoga gegeben.
»Der Kriya-Yoga, den ich der Welt in diesem 19. Jahrhundert durch dich übergebe«, sagte Bahaji zu
Lahiri Mahasaya, »ist eine Wiederbelebung derselben Wissenschaft, die Krishna vor mehreren
Jahrtausenden Arjuna vermittelte und die später auch Patanjali und Christus sowie Johannes,
Paulus und anderen Jüngern bekannt wurde.«
Der Kriya-Yoga wird von Krishna, dem größten Propheten Indiens, zweimal in der Bhagavad-Gita
erwähnt. Ein Vers lautet wie folgt: »Indem der Yogi die Einatmung der Ausatmung und die
Ausatmung der Einatmung darbringt, hebt er sie beide auf; damit befreit er das Prana vom Herzen und gewinnt Herrschaft über seine Lebenskraft.«2 Diese Worte sind so zu verstehen: »Der Yogi hält den Verfall seines Körpers auf, indem er sich durch Beruhigung der Lungen- und Herztätigkeit einen zusätzlichen Vorrat an Prana (Lebenskraft) verschafft. Außerdem wirkt er den wachstumsbedingten Veränderungen im Körper durch Beherrschung des Apana (ausscheidenden Stromes) entgegen. Indem der Yogi auf diese Weise Verfall und Wachstum neutralisiert, erlangt er Herrschaft über seineLebenskraft.«
Ein anderer Gita-Vers lautet: »Wer der Meditation kundig ist (der Muni), wer das höchste Ziel verfolgt und sich von allen äußeren Erscheinungen abkehrt, indem er den Blick auf die Stelle zwischen den Augenbrauen richtet und die gleichmäßigen Ströme des Prana und Apana (die) innerhalb der Nase und der Lunge (fließen) neutralisiert, wer sein Sinnesbewußtsein und seine Geisteskräfte beherrscht und Begierde, Furcht und Zorn überwindet, erlangt ewige Freiheit.«
Außerdem berichtet Krishna, daß er es war, der (in einer früheren Inkarnation) die zeitlose Yoga- Technik Vivasvat, einem erleuchteten Seher des Altertums, übermittelte, der sie an Manu, den großen Gesetzgeber, weitergab. Dieser lehrte sie seinerseits lkshwaku, den Begründer der indischen Krieger- und Sonnen-Dynastie. So wurde der königliche Yoga von einer Generation an die andere weitergegeben und von den Rishis bis zum Beginn des materialistischen Zeitalters bewahrt (6). Von da ab jedoch wurde die heilige Lehre immer unzugänglicher, was einerseits an der zunehmenden Gleichgültigkeit der Menschen lag und andererseits durch die Tatsache bedingt war, daß die Priester diese Technik geheim zu halten begannen.
Der Kriya-Yoga wird zweimal von dem ehrwürdigen Weisen Patanjali, dem hervorragendsten Yoga- Interpreten, erwähnt, der folgendes schreibt: »Der Kriya-Yoga besteht aus der Disziplinierung des Körpers, Herrschaft über die Gedanken und Meditation über OM.«
--------
(6) Das materialistische Zeitalter begann, den heiligen Schriften der Hindus zufolge, im fahre 3102 v.
Chr., als das letzte absteigende Dwapara-Yuga des Universalzyklus einsetzte (siehe Seite 217 - 218
und Fußnote). Die meisten Anthropologen nehmen an, daß die Menschheit vor 10.000 Jahren in
einem barbarischen Steinzeitalter lebte, und lehnen daher die weitverbreitete mündliche
Überlieferung, die von einer uralten Kultur in Lemuria, Atlantis, Indien, China, Japan, Ägypten,
Mexiko und vielen anderen Ländern berichtet, kurzerhand als »Mythos« ab
------------
Patanjali spricht von OM als dem Gott offenbarenden Wort, das man in der Meditation hören kann. OM ist das Schöpferwort, das Summen des kosmischen Motors, der Zeuge9 der Göttlichen
Gegenwart. Selbst der Anfänger im Yoga kann in seinem Inneren bald den wundersamen Laut OM erklingen hören und gewinnt aufgrund dieses freudigen geistigen Erlebnisses die Überzeugung, mit übernatürlichen Bereichen in Verbindung zu stehen.
Ein andermal erwähnt Patanjali die Kriya-Technik (Herrschaft über die Lebenskraft) wie folgt:
»Befreiung kann durch jenes Pranayama erlangt werden, indem man den Fluß der Einatmung vom Fluß der Ausatmung trennt.«10
Auch dem Apostel Paulus war der Kriya-Yoga oder eine ähnliche Technik bekannt, mit deren Hilfe er die Lebensströme in den Sinnesorganen beliebig an- oder abschalten konnte. Deshalb behauptete er: »Bei unserm Ruhm, den ich habe in Christo Jesu, unserm Herrn, ich sterbe täglich.«11 Aufgrund dieser Methode, welche die ganze Lebenskraft des Körpers (die gewöhnlich nach außen auf die Sinnenwelt gerichtet ist und ihr somit eine scheinbare Gültigkeit verleiht) nach innen lenkt, erlebte Paulus täglich die wahre Yoga-Vereinigung mit dem »Ruhm« (der Glückseligkeit) des Christusbewußtseins.
In diesem glückseligen Zustand fühlte er, daß er in der Welt der Sinnestäuschungen (Maya) »gestorben«, d.h. ihrer ledig geworden war.
In den anfänglichen Stadien der Gottvereinigung (Savikalpa-Samadhi) verschmilzt das Bewußtsein des Meditierenden mit dem Kosmischen GEIST; seine Lebenskraft wird vom Körper zurückgezogen, der »tot«, d.h. starr und leblos, erscheint.
Dabei ist sich der Yogi der aufgehobenen Lebenstätigkeit seines Körpers vollkommen bewußt. Wenn er jedoch höhere geistige Bewußtseinsstadien erreicht (Nirvikalpa-Samadhi), ist er auch im normalen Wachzustand, ja, selbst bei intensiver weltlicher Tätigkeit12, mit Gott verbunden, ohne daß der Körper dabei erstarrt.
»Mit Hilfe des Kriya-Yoga kann die menschliche Entwicklung erheblich beschleunigt werden«,
erklärte Sri Yukteswar seinen Schülern. »Die Yogis des Altertums entdeckten, daß der Schlüssel zum kosmischen Bewußtsein hauptsächlich in der Herrschaft über den Atem liegt. Hierin besteht Indiens einzigartiger und zeitloser Beitrag zum Wissensschatz der Welt. Die Lebenskraft, die gewöhnlich durch die Herztätigkeit verausgabt wird, muß mit Hilfe einer atemberuhigenden Methode für höhere Funktionen frei gemacht werden.«
Der Kriya-Yogi lernt, seine Lebenskraft geistig in einem Bogen um die sechs Rückenmarkszentren
auf- und abwärts kreisen zu lassen (das Mark-, Nacken-, Herz-, Lenden-, Kreuzbein und
Steißbeinzentrum), die den zwölf astralen Tierkreiszeichen, d.h. dem symbolischen Kosmischen
Menschen, entsprechen. Diese eine halbe Minute lang um das empfindsame Rückenmark des
Menschen fließende Energie bewirkt einen subtilen Fortschritt in seiner Evolution; denn eine halbe Minute Kriya entspricht einem Jahr natürlicher geistiger Entwicklung.
Das astrale Nervensystem des Menschen mit seinen sechs (durch Polarität zwölf) inneren
Konstellationen, die um die Sonne des allwissenden geistigen Auges kreisen, steht in
Wechselbeziehung zur physischen Sonne und den zwölf Tierkreis-Zeichen. Alle Menschen
unterliegen daher dem Einfluß eines inneren und eines äußeren Universums.
Die alten Rishis entdeckten, daß der Mensch sowohl durch seine irdische als auch durch seine himmlische Umgebung in einer Reihe von Zwölf-Jahres-Zyklen auf dem natürlichen Entwicklungsweg vorangetrieben wird.
Den heiligen Schriften zufolge benötigt der Mensch normalerweise eine Million Jahre krankheitsfreier Entwicklung, um sein menschliches Gehirn zu vervollkommnen und in das kosmische Bewußtsein einzugehen.
12 Das Sanskritwort Vikalpa bedeutet »Unterschied, Ungleichheit«. Savikalpa ist der Samadhi-
Zustand »mit Unterschied«, Nirvikalpa der Zustand »ohne Unterschied«; d.h., im Savikalpa-Samadhi
fühlt der Gottsucher noch eine geringe Trennung von Gott, während er im Nirvikalpa-Samadhi voll
und ganz im GEIST aufgegangen ist.
»Tausend in achteinhalb Stunden geübte Kriyas ermöglichen es dem Yogi, an einem einzigen Tag
den gleichen Fortschritt zu erzielen, für den er auf dem natürlichen Entwicklungsweg, tausend Jahre gebraucht hätte; mit anderen Worten: 365.000 Jahre geistiger Entwicklung in einem Jahr. In drei Jahren kann der Kriya-Yogi daher durch anhaltende geistige Bemühungen dasselbe Ergebnis erzielen, wozu die Natur eine Million Jahre benötigt.« Dieser abgekürzte Kriya-Weg kann selbstverständlich nur von hoch entwickelten Yogis beschritten werden, die ihren Körper und ihr Gehirn unter der Führung eines Gurus sorgfältig vorbereitet haben und somit der Energie, die durch ein derartig intensives Üben erzeugt wird, standhalten können.
Der Anfänger im Kriya übt seine Yoga-Technik morgens und abends nur 14 bis 24mal. Eine Anzahl von Yogis erreicht ihre Befreiung nach 6, 12, 24 oder 48 Jahren. Wenn ein Yogi stirbt, bevor er höchste Verwirklichung erreicht hat, strebt er aufgrund seines guten Karmas (das er durch gewissenhaftes Üben des Kriya erworben hat) im nächsten Leben ganz von selbst wieder dem höchsten Ziel entgegen.
Der Körper des Durchschnittsmenschen kann mit einer 50-Watt-Birne verglichen werden, die nicht auf eine Stromstärke von Milliarden Watt, wie sie bei einem übermäßigen Kriya-Üben erzeugt würde, eingestellt ist. Wenn dagegen die einfachen und absolut ungefährlichen Kriya-Übungen allmählich und regelmäßig gesteigert werden, finden täglich astrale Veränderungen im menschlichen Körper statt, bis dieser schließlich die unbegrenzte kosmische Energie - die erste physische Ausdrucksform des GEISTES - zu offenbaren vermag.
Kriya-Yoga hat nichts mit den unwissenschaftlichen Atemübungen gemein, die von einer Anzahl
irregeleiteter Fanatiker gelehrt werden. Jeder Versuch, den Atem gewaltsam in der Lunge
zurückzuhalten, ist unnatürlich und ausgesprochen unangenehm. Den Kriya dagegen begleitet von Anfang an ein Gefühl des Friedens und eine angenehme, belebende Empfindung in der Wirbelsäule.
Durch diese von alters her überlieferte Yoga-Technik wird der Atem in Geiststoff verwandelt. Bei
höherer geistiger Entwicklung kann man den Atem als einen rein geistigen Vorgang oder eine
geistige Vorstellung, d.h. als »Traum-Atem« erkennen.
Viele Beispiele für die mathematische Beziehung zwischen der Atemgeschwindigkeit und den
unterschiedlichen menschlichen Bewußtseinsstadien könnten hier angeführt werden. Wer sich tief auf etwas konzentriert, wer z.B. einer anstrengenden geistigen Debatte folgt oder ein schwieriges körperliches Kunststück versucht, wird ganz automatisch viel langsamer atmen.
Anhaltende Aufmerksamkeit ist immer von verlangsamter Atmung abhängig. Dagegen ist schnelles oder unregelmäßiges Atmen ein untrügliches Zeichen schädlicher Gemütsbewegungen wie Furcht, Wollust oder Zorn.
Der ruhelose Affe atmet 32mal in der Minute, der Durchschnittsmensch jedoch
nur 18mal. Die Atemgeschwindigkeit des Elefanten, der Schildkröte, der Schlange und anderer für ihre Langlebigkeit bekannter Tiere liegt noch unter der des Menschen. Die Riesenschildkröte, die ein Alter von 300 Jahren erreichen kann, atmet nur 4mal in der Minute.
Die verjüngende Wirkung des Schlafs beruht darauf, daß der Mensch seinen Körper und seinen Atem vorübergehend vergißt.
Der Schlafende wird also zu einem Yogi und vollzieht jede Nacht unbewußt einen Yoga-Ritus, wobei er sich von jeder Identifizierung mit dem Körper frei macht und seine Lebenskraft in die heilenden Ströme der Haupthirnregion und ihrer sechs Nebendynamos, der Rückenmarkszentren, führt.
Auf diese Weise wird der Schlafende, ohne daß er es weiß, von der lebenspendenden kosmischen Energie aufgeladen.
Der »freiwillige« Yogi hingegen wendet voll bewußt (und nicht unbewußt wie der Schläfer) ein
einfaches und natürliches Verfahren an. Wenn der Kriya-Yogi seine Technik übt, erfüllt er all seine Körperzellen mit unvergänglichem Licht und erhält sie dadurch in einem geistig magnetisierten Zustand. Er macht also mit einer wissenschaftlichen Methode das Atmen überflüssig, ohne daß er während des Übens in einen passiven Zustand (Schlaf, Unterbewußtsein oder Tod) eingeht.
außen und wird durch die Sinne vergeudet und mißbraucht. Beim Üben des Kriya aber fließen die
Lebensströme in umgekehrter Richtung, d.h., die Lebenskraft wird auf geistigem Wege zum inneren
Kosmos gelenkt, wo sie sich mit den feinen Energien der Wirbelsäule verbindet. Derart verstärkt,
wirkt sie wie ein geistiges Elixier, das die Körper- und Gehirnzellen des Yogis neu belebt.
Menschen, die sich nur von der im All wirkenden natürlichen Kraft führen lassen, werden nach einer
Million Jahren Selbst-Verwirklichung erlangen, wenn sie sich richtig ernähren, genug Sonnenlicht
aufnehmen und harmonische Gedanken hegen. Man braucht zwölf Jahre, um nur die geringste
Verfeinerung in der Gehirnstruktur zu bewirken, und eine Million Sonnenjahre, um das Gehirn so weit
zu veredeln, daß es kosmisches Bewußtsein auszudrücken vermag. Ein Kriya-Yogi jedoch, der eine
wissenschaftliche geistige Technik übt, braucht sich nicht mehr für derart lange Zeit den
Naturgesetzen zu unterwerfen.
Der Atem ist das Band, das die Seele an den Körper fesselt; Kriya aber durchtrennt dieses Band und
bewirkt somit eine Verlängerung des Lebens und eine unendliche Erweiterung des Bewußtseins. Das
ständige »Tauziehen«, das zwischen dem Geist und den körperverhafteten Sinnen stattfindet, kann
durch Anwendung der Yoga-Technik beendet werden. Dann ist der Gottsucher endlich frei und kann
das Erbe seines ewigen Reiches antreten. Dann weiß er, daß sein wahres Selbst weder an die
körperliche Hülle noch an den Atem - Sinnbild seiner Versklavung durch den Sauerstoff und die
natürlichen Triebe - gebunden ist.
Hat der Kriya-Yogi einmal Herrschaft über Körper und Geist erlangt, siegt er schließlich auch über
seinen »letzten Feind«, den Tod13.
Du lebst vom Tod so, wie vom Menschen er,
Und wenn der Tod stirbt, gibt's kein Sterben mehr.14
Innenschau oder »schweigendes Stillsitzen« sind unwissenschaftliche Methoden, mit denen man
versucht, den Geist von den Sinnen (mit denen er durch die Lebenskraft verknüpft ist) zu lösen.
Denn der kontemplative Geist, der sich bemüht, zu Gott zurückzukehren, wird durch die Lebenskraft
ständig wieder zu den Sinnen hingezogen. Das einfachste, wirkungsvollste und wissenschaftlichste
Mittel, sich dem Unendlichen zu nähern, ist der Kriya, der durch seine direkte Einwirkung auf die
Lebenskraft auch Herrschaft über den Geist ausübt. Im Vergleich zu dem langsamen, unsicheren
»Ochsenkarren« der Theologie kann der Kriya-Yoga mit Recht als der »Flugweg« zu Gott bezeichnet
werden.
Die Yoga-Wissenschaft beruht auf einer Anzahl erprobter Konzentrations- und Meditationsmethoden,
mit deren Hilfe man den Strom der Lebenskraft willkürlich in die fünf »Sinnestelephone« (Gesicht,
Gehör, Geruch, Geschmack und Tastsinn) leiten und ihn wieder von ihnen zurückziehen kann. Wenn
der Yogi seine Sinne derart »an- und abschalten« kann, ist er auch in der Lage, sich nach Belieben
auf die göttlichen Sphären oder auf die irdische Welt einzustellen; d.h., er kann nicht mehr gegen
seinen Willen in den Bereich sinnlicher Empfindungen und ruheloser Gedanken zurückgezogen
werden.
Der unverweste Körper Paramahansa Yoganandas (siehe Seite 626) beweist, daß er ein vollendeter
Kriya-Yogi war. Doch nicht alle großen Meister bewahren nach ihrem Tod einen unverweslichen
Körper (siehe Seite 392-393, Fußnote). Solche Wunder geschehen, wie in den heiligen Schriften der
Hindus erklärt wird, nur zu einem besonderen Zweck. Im Falle Paramahansajis war der »besondere
Zweck« zweifellos der, den Westen vom Wert des Yoga zu überzeugen. Yoganandaji kam im Auftrag
Babajis und Sri Yukteswars nach dem Westen, um den dort lebenden Menschen zu helfen, und blieb
seiner Aufgabe bis über den Tod hinaus treu. (Anmerkung des Herausgebers)
Das Leben eines fortgeschrittenen Kriya-Yogis wird nicht von den Auswirkungen seiner früheren
Taten, sondern nur noch von der Seele regiert. Ihm genügt es nicht, lediglich aus den Folgen seiner
guten und bösen Taten zu lernen und sich dadurch allmählich höher zu entwickeln; denn ein solches
Schneckentempo ist dem Adlerflug seines Geistes nicht angemessen.
Dank seinem geistigen Lebenswandel vermag der Yogi aus dem Kerker seines eigenen Ichs
hinauszutreten und die reine Luft der Allgegenwart zu atmen. Damit verglichen ist das »natürliche
Leben« ein Sklavendasein, in dem die Entwicklung beschämend langsam voranschleicht. Wer sich
nur auf den normalen Evolutionsvorgang verläßt, kann von der Natur keine Eile verlangen. Selbst
wenn er nie gegen irgendein physisches oder geistiges Gesetz verstößt, muß er sich dennoch eine
Million Jahre immer wieder in neue Körper kleiden, bis er seine endgültige Befreiung erlangt.
Die weitsichtigen Yoga-Methoden, die einem dazu verhelfen, sich weder mit seinem Körper noch mit
seinem Geist, sondern nur noch mit seiner Seele zu identifizieren, sind daher all denen zu empfehlen,
die sich gegen die tausend und aber tausend Jahre auflehnen. Und diese Zeitspanne verlängert sich
noch für den Durchschnittsmenschen, der nicht einmal mit der Natur, geschweige denn mit seiner
Seele in Einklang ist, sondern ein naturwidriges Leben führt und den physischen und geistigen
Gesetzen zuwiderhandelt. Ihm genügen kaum zwei Millionen Jahre für die Befreiung.
Einfache Menschen erkennen selten oder nie, daß ihr Körper ein Königreich ist, das von der Seele
regiert wird; sie wissen nicht, daß die Seele auf dem Thron des Großhirns sitzt und über sechs
Hilfsregenten in den Rückenmarkszentren (Bewußtseinssphären) befiehlt. Diese Theokratie
(Herrschaftsform, in der religiöse und staatl. Ordnung eine Einheit bilden) herrscht über eine Menge
gehorsamer Untertanen: 27 Billionen Zellen (die mit einer untrüglichen, wenn auch scheinbar »bloß«
automatischen Intelligenz begabt sind und das Wachstum, den Stoffwechsel und den Zerfall im
Körper bewirken) und 50 Millionen primäre Gedanken, Gemütsbewegungen und wechselnde
Bewußtseinsphasen bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von 60 Jahren.
Jede sichtbare Auflehnung des Körpers oder Geistes gegen die Regentin Seele in Form von
Krankheit oder Unvernunft kann nicht etwa den treuen Untertanen zur Last gelegt werden, sondern
nur dem Menschen selbst, der jetzt oder früher keinen richtigen Gebrauch von seiner Individualität,
d.h. seinem freien Willen, gemacht hat. Dieser wurde ihm gleichzeitig mit seiner Seele verliehen und
kann ihm nie wieder genommen werden.
Solange sich der Mensch mit seinem oberflächlichen Ich identifiziert, glaubt er auch, daß er es ist,
der denkt, will, fühlt, Nahrung verdaut und sich am Leben erhält. Nie wird er zugeben (obschon ihm
nur ein wenig Nachdenken diese Einsicht vermitteln könnte), daß er im täglichen Leben nichts als
eine Marionette ist, deren Verhalten vom Karma (ehemaligen Handlungen), von der Natur und von der Umgebung bestimmt wird. Alle verstandesmäßigen Reaktionen, Gefühle, Stimmungen und Gewohnheiten sind nichts anderes als die Wirkungen der jetzt oder in früheren Leben von ihm selbst erzeugten Ursachen. Die königliche Seele jedoch ist über all diese Einflüsse erhaben.
Darum kämpft sich der Kriya-Yogi, der an keiner ephemeren (ephemer = eintägig, schnell vergänglich) Wahrheit oder Freiheit interessiert ist, durch alle Täuschungen hindurch, bis er zum Selbst - zur wahren Freiheit - vorgedrungen ist. Die heiligen Schriften aller Religionen erklären, daß der Mensch kein vergänglicher Körper, sondern eine lebendige Seele ist; im Kriya-Yoga findet er eine Methode, die den Beweis dafür liefert.
»Man kann die Unwissenheit nicht durch religiöse Riten aufheben, weil diese nicht im Gegensatz zu ihr stehen«, schrieb Shankara in seinen berühmten Hundert Versen. »Unwissenheit kann nur durch wahres Wissen beseitigt werden. Und Wissen gewinnt man nur durch Nachforschen. »Wer bin ich?
Wie ist dieses Universum entstanden? Wer hat es erschaffen? Wie entstand die Materie?« Von dieser Art Nachforschung spreche ich.« Da der Intellekt keine Antwort auf diese Fragen geben kann, entwickelten die Rishis die geistigen Forschungsmethoden des Yoga.
Der wahre Yogi, dessen Denken, Wollen und Fühlen nicht mehr von körperlichen Trieben bestimmt wird, verbindet seinen Geist mit den überbewußten Kräften in der Wirbelsäule und lebt in dieser Welt so, wie Gott es für ihn geplant hat, d.h., er läßt sich weder von seinen alten Gewohnheiten noch von neuen unvernünftigen Beweggründen zwingen. Er hat seine höchste Erfüllung gefunden und ruht geborgen im letzten Hafen - in der unerschöpflichen Glückseligkeit des GEISTES.
Krishna hat die unbestreitbare Wirksamkeit der praktischen Yoga-Methoden mit folgenden Worten hervorgehoben: »Der Yogi ist größer als der enthaltsam lebende Asket, größer selbst als der Schüler auf dem Wege der Weisheit (Jnana-Yoga) oder dem Wege des Handelns (Karma-Yoga). Darum sei du, o mein Jünger Arjuna, ein Yogi.«15
15 Bhagavad-Gita IV, 46
Die moderne Wissenschaft ist dabei, die erstaunlichen Heilwirkungen zu entdecken, die durch
Stillegung des Atems erreicht werden können und sich sowohl auf den Körper als auch auf den Geist erstrecken. Dr. Alvan Barach von der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Universität New York hat eine örtliche Lungenrast-Therapie entwickelt, die vielen Tuberkulosekranken Genesung bringt.
Der Aufenthalt in der Druckausgleichskammer ermöglicht es dem Patienten, mit Atmen auszusetzen.
Folgende Erklärung Dr. Barachs wurde am 1. Februar 1947 von der New York Times veröffentlicht: »Die Wirkung, die durch Aussetzen der Atmung auf das zentrale Nervensystem ausgeübt wird, ist
von bemerkenswertem Interesse. Die Bewegungsimpulse der willkürlichen Muskeln in den
Extremitäten (Arme, Beine) sind derart vermindert, daß der Patient stundenlang in der Kammer liegen kann, ohne seine Hände zu bewegen oder seine Stellung zu ändern. Sobald die willkürliche Atmung stillgelegt wird, haben die Patienten kein Verlangen nach Rauchen mehr, und zwar auch solche nicht, die durchschnittlich zwei Päckchen Zigaretten am Tag verbrauchten.
In vielen Fällen ist die Entspannung derart, daß der Patient nach keiner Abwechslung verlangt.« 1951 bestätigte Dr. Barach in aller Öffentlichkeit die Wirksamkeit seiner Behandlungsmethode, die, wie er sagte, »nicht nur der Lunge, sondern dem ganzen Körper und anscheinend auch dem Geist Ruhe verschafft. So wird z.B die Herztätigkeit um ein Drittel verlangsamt. Unsere Patienten haben keine Sorgen mehr, und niemand von ihnen kennt Langeweile.«
Lassen wir diese Tatsachen sprechen, so beginnen wir zu verstehen, wie es den Yogis möglich ist, lange Zeit stillzusitzen, ohne unruhig zu werden und sich nach geistiger oder körperlicher Tätigkeit zu sehnen.
Nur in solcher Stille kann die Seele ihren Weg zu Gott zurückfinden. Wenn auch der Durchschnittsmensch noch in einer Druckausgleichskammer bleiben muß, um Gewinn aus der Stillegung der Atmung zu ziehen, so braucht der Yogi nichts anderes als die Kriya-Yoga-Technik, um die dadurch erzielte wohltuende Wirkung auf Körper, Geist und Seele festzustellen.
Kriya-Yoga ist der echte »Feuerritus«, der oft in der Gita erwähnt wird. Der Yogi wirft all seine
menschlichen Begierden in ein monotheistisches Freudenfeuer, das dem Einzigen Gott geweiht ist.
Dies ist die wahre Feuerzeremonie des Yoga, in der alle ehemaligen und gegenwärtigen Wünsche als Brennstoff dienen und von den Flammen der göttlichen Liebe verzehrt werden. Die letzte Flamme
empfängt das Opfer allen menschlichen Wahns und befreit den Menschen von sämtlichen Schlacken.
Wenn dann das begehrliche Fleisch von den Knochen abgefallen und sein karmisches Skelett von
der keimtötenden Sonne der Weisheit gebleicht worden ist, steht er endlich makellos und rein vor Mensch und Schöpfer da.