Freakazoid schrieb:Als Menschen noch Dinge behaupten konnten.
Genau das erscheint mir ein Paradoxon der Philosophie und überhaupt im Streben nach dem Allwissen zu sein.
Für jede Frage suchen wir eine Antwort. Ist eine Frage beantwortet, wartet schon die nächste.
Da stößt man - wie auch in den Naturwissenschaften - doch Recht schnell auf diese ominöse "Unendlichkeit".
So gesehen ist es fraglich, ob Aberglaube überhaupt jemals aussterben kann. Denn egal wie viele Fragen wir mit unserem bekannten Wissen beantworten können, so muss man ja gleichzeitig davon ausgehen, dass jederzeit noch eine unendlich große Menge offener Fragen existieren.
Ich vermute, die großen Wissenschaftler ihrer Zeiten, die versuchten einen Zusammenhang und -schluss von Wissenschaft und Theologie herzustellen, waren sich eben dieser Dauerschleife bewusst.
Es bringt an sich nichts den Theismus verschwinden lassen zu wollen, weil er gar nicht verschwinden kann. Und zwar primär nicht, weil sich da eine Religion ein gewisses Rahmenkonstrukt gebastelt hat, was dieses Verschwinden verhindern soll, sondern weil hinter dem Glaubens eine bestimmte Idee steckt, die in jeder Religion wiederzufinden ist.
Glauben wird mir (so wie ich das schon mehrfach versucht habe zu beschreiben) zu plastisch wahrgenommen und teilweise auch zu personifiziert angewandt.
Es mag den ein oder anderen geben, der in Gott auch im 21. Jahrhundert immer noch mehr oder weniger eine bärtige, weiße Gestalt vermutet, der auf seinem Himmelthron hockt. Aber ich bin davon überzeugt, dass doch die Mehrheit der Gläubigen, mit ihrem Glauben und ihrem "Gott" vor allem eine Grundhaltung und ein Gefühl beschreiben - auch wenn sie es nicht direkt benennen können.
Diese Gefühle sind es möglicherweise auch, warum heilige Schriften gern etwas einseitig, glorifizierend interpretiert werden. Warum viele eben nur die schönen Verse zitieren.
Böswillig motiviert erscheint mir das nur in Ausnahmefällen. Es soll dem Einzelnen in erster Linie helfen sich das schöne Grundgefühl und die vermittelten Werte zu bewahren, die sie aus eben diesen bestimmten Zeilen entnommen und verinnerlicht haben.
So vollkommen weltfremd darf man das als Außenstehender einfach nicht interpretieren.
Wer würde sich denn gern noch verlieben wollen, wenn er bei jedem Gedanken an die Liebe sofort an alle seine schmerzhaften Trennungen und seine Leiden danach erinnert würde? Wer würde sich noch beherzt betrinken gehen, würde er bei jedem Gedanken an Alkohol sofort das Gefühl vom letzten schlimmen Kater wiedererleben?
Ich hoffe man versteht, worauf ich hinaus möchte. So viele Dinge, die wir schätzen und erleben möchten, sind mit einem Haufen negativer Emotionen verbunden und trotzdem wollen wir diese absichtlich ignorieren, um uns selbst die Möglichkeit zu erhalten auch die schönen Seiten erleben und gwertschätzen zu können.
Dementsprechend kann ich jeden nur ermutigen sich von der Vorstellung zu lösen, Glaube würde nur auf eine plastische Weise funktionieren und dass die Mehrzahl Gläubiger auf eine so plastische Weise ihren Glauben ausleben würde.
Man stelle sich nur einmal vor, wir würden permanent mit dem Glauben an Amor durch die Gegend rennen, wenn wir auf Partnersuche wären. Täglich mindestens ein Stoßgebet in seine Richtung, jeder Glückliche Moment wird ihm zugeschrieben und wenn es Probleme in der Beziehung gibt, dann gibt es für die Dauer des Problems täglich noch ein Gebet extra und falls das doch nicht hilft, dann resigniert man und meint, dass Amor schon seine Gründe gehabt haben wird, warum es mit ihr/ihm nicht geklappt hat......
Ich bitte euch.
Es mag ja durchaus möglich sein, dass es auf diesem großen blauen Planeten Menschen gibt, die tatsächlich in einer solchen (plastischen) Form über Liebe denken, aber die Mehrheit ist doch in der Lage von Liebe zu sprechen, manchmal auch den guten Amor beim Namen zu nennen und letztlich trotzdem einfach zu lieben, weil es sich dabei eben um Emotionen und eine Grundhaltung handelt.
Nicht auszudenken, wie das aussähe, wäre das Thema Liebe auf die selbe Weise so verkopft wäre wie es in Punkto Religionen momentan zu wirken scheint.
Es gab in der Geschichte bisher über 2000 verschiedene Götter in den unterschiedlichsten Kulturkreisen, mit ihren eigenen Namen, ihren eigenen Rahmenhandlungen und ihren eigenen Aufgabenbereichen. Und trotzdem glaube ich einfach nicht, dass es in den Köpfen von Millarden von Menshen, die an diese ~2000 Götter geglaubt haben auch nur ~2000 verschiedene Vorstellungen von diesen gab.
Wir sind ja jetzt im 21. Jahrhundert und ich denke im Zuge unserer Weltoffenheit könnten wir auch allmählich dazu übergehen, dass rein plastische Verständnis von Glaube, Religion und Gottheiten abzulegen. Und sobald man den Blick wieder weg von Inhalten bewegt hat, sollte es auch Stück für Stück etwas einfacher fallen zu begreifen, warum Menschen so gerne Glauben oder was ein Mensch im Einzelnen damit verbindet, vor allem was Emotionen und Werteverständnis anbelangt.
So manches "religiöses" Problem ist nähmlich gar nicht so weltfremd, wie man das vermutet. Wenn einem dabei aber selbst nur noch Zitate von Heiligen Schriften und die neuste Propaganda der weltweiten Kampfpresse im Hinterkopf herumschwirren, wird das Erkennen der Parallelen natürlich etwas schwieriger.
Wie immer zum Schluss:
"So blöd wie ich das brauch, kann mir keiner kommen." (Zitat von Kay Ray) ... Also immer schön locker bleiben.
;)