@JimmybondyJimmybondy schrieb:Wie sollte das möglich sein, wo doch schlichtweg alles im Wandel und überdies vergänglich ist?
Nur das, was im Bewusstsein erscheint, ist vergänglich.
Ich bin das Wissen um bestimmte Inhalte des Bewusstseins in Abhängigkeit meines Aufmerksamkeitsfokus. Ich kann nicht mehrere Inhalte des Bewusstseins gleichzeitig bemerken. Ich kann niemals fröhlich und zugleich zu Tode betrübt sein, niemals romantisch und zugleich wütend, niemals traurig und zugleich hocherfreut. All das bin ich nicht, sondern ich bin das Wissen um diese Veränderlichkeiten, die in Wahrheit ein kommunikativer Ausdruck von mir sind.
Sämtliche Gedanken und Gefühle sind ein bestimmter Ausdruck um das fundamental zugrunde liegende Kommunikationsverlangen umzusetzen, das jedes Lebewesen verfolgt und das ihm seinen Antrieb gibt. Es gibt keine Lebewesen, die nicht auf irgendeine Art und Weise kommunizieren. Nur aufgrund dieses zugrunde liegenden Verlangens gibt es überhaupt unterschiedliche Lebewesen.
Um es umzusetzen bedarf es bestimmter Hilfsmittel, bestimmter Formen von Anschauungen die einer Vereinbarung bedürfen, diese Mittel nicht in einer beliebigen sondern in einer ganz bestimmten Art und Weise zu verwenden. Mit diesen Hilfen, genannt materielle Dinge, wird das kommunikative Grundverlangen umgesetzt.
So ist beispielsweise Sprache die Vereinbarung über bestimmte Laute, die wir mit unseren inneren Empfindungen zum Ausdruck bringen. Das Zustandebringen dieser Laute bedarf jener bestimmten Formen von Anschauung, genannt Materie, es bedarf eines materiellen Körpers, eines Sprachapparates, es bedarf der Luft, die diese Schwingungen weiterträgt, und es bedarf eines empfangenden Bereiches, genannt Sinnesorgane. Das alles besteht aus Materie und dient ausschließlich der Umsetzung des zugrunde liegenden Kommunikationsverlangen. Diese Hilfsmittel bringen zwangsläufig den Eindruck einer Äußerlichkeit hervor. So entsteht der Endruck eines "innen" und "außen". Ohne diese kommunikativen Mittel gäbe es einen solchen Eindruck nicht.
Mein Körper ist dabei kein unveränderliches Hilfsmittel für die Umsetzung der Kommunikation. Er verändert sich nicht nur manchmal, sondern ständig. Er hat weder einen konkreten Anfang, noch wird er ein konkretes Ende haben. Mein Körper ist aus dem ständig ablaufenden, natürlichen Prozess der Umwandlung von Essen (=Materie) hervorgegangen, welches meine Eltern zu sich nahmen, sowie jenem Essen, welches ich später selbst zu mir nehmen muss, um meinen Körper aufrechtzuerhalten.
Mein Körper basiert auf dem Raumzeit-Konzept, aus welchem sämtliche dieser bestimmten Anschauungen als Ergebnisse in Form sämtliche materiellen Dinge des Universums hervorgehen, die den Eindruck eines "innen" und "außen" hervorrufen. Das Raumzeit-Konzept besagt im Wesentlichen: Jedes "Ding" benötigt eine Form und einen Inhalt, damit es eine Eigenständigkeit erlangt und sich von etwas anderem unterscheidet, und es benötigt eine zeitliche Dauer, in der es bemerkbar ist. Ohne eine Form und Inhalte und ohne eine zeitliche Dauer ist nichts erkennbar. Das ist das Wesen des Raumzeit-Konzeptes.
All diese Vorgänge finden im Bewusstsein statt. Jedes ungeborene Kind sowie die Eltern sind ein solcher manifestierter kommunikativer Ausdruck im Bewusstsein. Es gibt nicht das Bewusstsein des Kindes und zudem das Bewusstsein der Eltern, sondern es gibt nur ein einziges Bewusstsein, in dem alles stattfindet. Es ist immer dasselbe Bewusstsein, ob man jung oder alt ist, ob man ein Kind oder selbst ein Elternteil ist.
Wenn ich mich als Wissen um das Vorhandensein des Bewusstseins stabilisiere, anstatt mich als eine darin enthaltenen Entität zu sehen, als einen jemand, der vorgibt "ich bin dies" oder "ich bin das" oder "ich bin so und so", anstatt einer Identifikation mit einem Kommunikationsmittel, dann bemerke ich, dass ich niemals geboren wurde und auch niemals sterben kann.
Geburt und Tod sind die Bezeichnungen welche aus jenen Kommunikationsmitteln abgeleitet sind und nur für sie gelten. Diese sind vergänglich, da sie dem Raumzeit-Konzept unterliegen. Sobald ich damit aufhöre, mich für meinen Körper zu halten, sprich, für das Mittel, welches ich benutze, um zu kommunizieren, dann bemerke ich, dass ich keines dieser kommunikativen Mittel bin, sondern die bezeugende Instanz um das Vorhandensein jener kommunikativen Bewusstseinsinhalte.
Es muss keine erzwungene, keine aus dem Denken hervorgehende, sondern eine ganz natürliche Abkehr von der Identifikation mit dem Körper erfolgen, um das zu sein, was ich tatsächlich bin. Das bedeutet nicht, dass ich weniger sorgsam oder gleichgültig mit den Kommunikationsmitteln umgehen sollte, sondern diese mit größtem Respekt und Sorgfalt behandele.
Menschen, die nicht wissen, dass sie genau das sind, was ich hier beschreibe, erschaffen sich als Ersatz ein gedachte Überzeugung, die sie Seele nennen und ordnen dieser bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten zu, um etwas zu haben, wofür sie sich halten können. In Wirklichkeit benötigen sie gar nichts, um zu sein. Das Gefühl der Anwesenheit, das Wissen "es gibt mich", ist das einzige, was es bedarf.
Das bedeutet: Wenn du deine Anwesenheit nicht bemerkst, dann wirst du auch keine Welt bemerken. Und wenn du nicht weißt, dass es dich gibt, dann werden auch andere Menschen nicht wissen, dass es dich gibt und sie werden dich stattdessen auf dem Friedhof begraben. Nur so lange du weißt, dass es dich gibt, werden andere Menschen dich respektieren als einen Jemand, der anwesend ist. Wenn du jedoch nicht weißt, dass es dich gibt, dann werden die Leute dich abfertigen. Es ist also vorteilhaft, du bleibst anwesend, in genau diesem Zustand des Wissens, dass es dich gibt.
Das Wissen, dass es dich gibt, ist die Basis von allem. Denn wenn du nicht weißt, dass es dich gibt, wo ist dann für dich die Welt?