@FabianoFabiano schrieb:Das Ich sucht sich immer ein Etwas mit dem es sich identifizieren kann. Und dann entsteht eine neue Einheit,
So etwas kenne ich nicht. Ich kenne kein Ich, das un-identifiziert auf der Suche ist, um sich dann mit etwas zu identifizieren. Mein Ich ist bereits in jedem bemerkbaren Ereignis vorhanden. Ob es sich dabei um eine Sinneswahrnehmung, einen Gedanken, ein Gefühl, eine Erinnerung oder eine Vorstellung handelt. Ich kenne nicht zwei Seiten, auf der einen mein un-identifiziertes und mit nichts in Bezug stehendes Ich, und auf der anderen Seite die un-identifizierten Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, Erinnerungen und Vorstellungen, die darauf warten könnten, sich mit meinem Ich zu verbinden. So etwas habe ich noch nie bemerkt.
Und ich habe auch noch nie bemerkt, dass sich mein Ich nach einer solchen Identifikation wieder von dem Identifizierten löst, und dann allein und un-identifiziert umher irrt, um sich auf eine Suche zu begeben, wie du es nennst.
Deiner Ansicht nach mag es ja ein vorübergehend un-identifiziertes Ich geben, aber ich kenne so etwas nicht.
Fabiano schrieb:Du sagst zwar, dass das was ich wahr nehmen kann, ich nicht selber sein kann - da ich mich aber nunmal selbst wahr nehmen kann, kann ich nicht ich selber sein ist somit dein Schluss. Und das ist irgendwo Absurd !
Du nimmst immer nur das wahr, wofür du dich jeweils hälst. Und all das ist Vergängliche. Allein das zeigt, dass du nicht weißt, wer du bist. Du suchst im Äußeren, in dem was du bemerken kannst, in den ständigen Wechseln und Veränderungen nach dir. Tatsächlich bist du bereits vorhanden, und brauchst dich nicht mehr zu suchen.
Es gibt dich bereits vor jeder Identifikation, vor jedem Gedanken, vor jeder Erinnerung. Aber eben nicht als Ich. Denn ein von all diesem losgelöstes Ich gibt es nicht. Auch wenn du es vielleicht gerne hättest.
Du kannst nicht möglicherweise sagen, du bist das, was du bemerken kannst, das, wofür du dich jeweils hälst. Deine Vorstellungen von dir selbst können von Tag zu Tag, von Moment zu Moment wechseln. Ein solches Bild von dir ist die größte Veränderlichkeit, die es gibt. Es ist im höchsten Maße anfechtbar, weil es nichts Greifbares ist, da es sich ständig verändert. Wenn ich dich für einen Fröhlichen halte, und erwische dich in einem Moment, in dem du verärgert bist, werde ich feststellen, es stimmt nicht, der Fabiano ist nicht der Fröhliche, für den er sich noch gestern ausgegeben hatte. Um dich mir zu zeigen, wer du tatsächlich bist, müßtest du mir dein un-identifiziertes Ich zeigen. Kannst du das? Jeder Beobachter von dir ist deiner Gnade ausgeliefert, was du ihm gerade von dir zeigst.
Um wissen zu können, wer du tatsächlich bist, musst du zunächst herausfinden, wer du NICHT bist. Und um herauszufinden, wer du nicht bist, musst du sehr aufmerksam sein. Die Vorstellungen, ich bin geboren an einem vorgegebenen Ort, zu einer vorgegebenen Zeit, von meinen Eltern, und nun bin ich so-und-so, hier lebend, verheiratet mit, Vater von, angestellt bei, und so weiter, all dieses ist nicht in einem "Ich bin" innewohnend. Unsere übliche innere Haltung ist jedoch genau diese, dass wir sagen "Ich bin dies" oder "Ich bin das". Trenne stattdessen immer wieder und beharrlich das "Ich bin" von einem "dies" oder "das", und versuche zu fühlen, was es bedeutet, einfach nur zu sein. Alle deine Gewohnheiten werden sich zunächst dagegen auflehnen und es wird schwer sein, sie zu überwinden. Doch ein klares Denkvermögen ist eine große Hilfe. Je klarer und deutlicher du verstehst, dass du auf dem Verstandesniveau nur in der Art beschrieben werden kannst, was du nicht bist, um so schneller werden deine ständig suchenden Ichs die Suche beenden und du wirst erkennen, dass du unbegrenztes Sein bist.