Fabiano schrieb:Du kannst mir noch so viel von der griechischen Grammatik hier erzählen, da ich dieser Sprache nicht mächtig bin, nutzt mir das alles herzlich wenig.
Mir wurde es ja auch nicht in die Wiege gelegt. Mein Antrieb war, dass ich keine Lust mehr hatte, mir von irgendjemandem was erzählen zu lassen.
Fabiano schrieb:Meiner Ansicht nach kommt es darauf an, welchen Sinn eine Aussage macht.
Die Aussage, noch heute ins Paradies zu kommen, macht keinen Sinn, wenn man berücksichtigt, dass an vielen anderen Stellen bezeugt wurde, dass Jesus noch an diesem Tag hinab ins Totenreich gefahren ist, statt ins Paradies.
Man müsste schon Paradies mit Totenreich gleichsetzen, um zu anderen Schlüssen zu gelangen. Auch wenn über die Bedeutung und Herkunft des Wortes Paradies ansicht spekuliert werden kann, so ist doch eindeutig, dass im Paradiese Gottes der Baum des Lebens steht (Offenbarung 2,7). Das passt nun nicht grade zur Abgeschiedenheit der unteren Örter (Epheser 4,9).
Der Glaube an den Aufenthalt Jesu im Totenreich ist die Grundlage der Aussage des NT.
Fabiano schrieb:Und bei so vielen Übersetzungen, zunächst vom Hebräischen ins Griechisch, später ins Latein und daraus dann ins Deutsche... Da kommt es darauf an, was am Ende von dem ursprünglich wirklich gemeinten in unserer Sprache noch übrig geblieben ist.
Die Texte standen zu allen Zeiten in den ursprünglich abgefassten Sprachen zur Verfügung. Übersetzungen über mehrere Umwege mag es vielleicht geben, aber diese muss man ja nichts benutzen.
Fabiano schrieb:Wenn man sich zu sehr nur auf die jeweilige Grammatik stützt, kann dabei der Sinn verloren gehen. Wenn man den Sinn im Auge behält, kann sich dadurch die Grammatik je nach Übersetzung ändern, das ist auch ganz normal.
Der Sinn einer Aussage erschließt sich nie durch die Aussage selbst, sondern im Kontext der ganzen Schrift.
Fabiano schrieb:Aber ich sehe schon, dass du auch so jemand von der Fraktion bist, welche nicht an ein Weiterleben der Seelen nach dem Tode glauben.
Das Wort Seele in der Bibel hat nichts mit dem modernen Verständnis von Seele zu tun. Nach der Bibel ist die Seele das Produkt aus Materie + Geist Gottes (1. Mose 2,7). Das Wort Seele hat sowohl im hebräischen als auch im griechischen bereits die Grundbedeutung von Leben/lebendig.
Ich glaube schon ein Weiterleben nach dem Tod, aber nicht an ein lebendigsein während des Todes. Das Weiterleben nach dem Tod, beginnt für die Nachfolger Jesu mit der Wiedererweckung der in Christus gestorbenen, bei seiner Wiederkunft, wenn er (Jesus) das Weltreich des Antichristen und diesen selbst, zerstören wird (1. Thessalonicher 4,13-17 ; 2. Thessalonicher 2,6-10)
Fabiano schrieb:Daher wird dann auch so vehement darauf bestanden, dass Jesus dem Schächer am Kreuz unbedingt sagen musste: Ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradiese sein. Obwohl es nicht eine einzige andere Bibelstelle gibt wo Jesus so spricht. Denn wenn jemand spricht, dann ist das natürlich immer im heute, wann denn sonst? Und solche Selbstverständlichkeiten brauchen daher auch nicht sonderlich erwähnt zu werden.
Ich bin schon auf die Art dieser Formulierung eingegangen. Ich brauche mich nicht zu wiederholen.
Der genaue Sinn dahinter ist mir selbst nicht ganz klar, Tatsache ist aber, es gibt diese im Sprachgebrauch Jesu, und diese waren ihm als Kenner des AT auch bekannt.
Fabiano schrieb:Die sogenannte Interpunktion gab es damals noch nicht. Folglich kann rein technisch gesehen beides möglich sein. Nur das Jesus etwas besonders betonen würde, was er "heute" sagt, macht eben, wie ich schon erwähnte, wenig Sinn.
Die Interpunktion gab es nicht nur nicht, sie würde bereits existierende Regeln der griechischen Satzstellung und Wordendungen ausser Kraft setzen. Wo diese heute in altgriechischen Texten eingefügt ist, ist sie schlicht überflüssig und dient zu nichts anderem als Irrlehren zu stützen. Man erkennt eindeutig am Satzaufbau, dem Zusammenhang, so wie am gesamten Kontext der Schrift, was gemeint sein muss.
Und es ist auch heute noch so, dass man trotz anderer Grammatik UND Interpunktion, einen isolierten Satz völlig aus dem Kontext reissen, und ihm damit eine völlig verfremdete Bedeutung geben kann. Und ich behaupte sogar, dass man auf diese Weise jede nur erdenkliche und erwünschte Bedeutung erzeugen kann, mit genug krimineller Energie.
Fabiano schrieb:Wieso unterstellst du mir eigentlich, ich würde behaupten, Lukas sei der griechischen und hebräischen bzw. aramäischen Grammatik nicht mächtig oder deren Unfähig? Habe ich das etwa geschrieben? Nein habe ich nicht.
Ich hab dir lediglich nur eine Frage gestellt, und dir nichts unterstellt. Meine Frage stellte ich auf der Grundlage, weil du sagtest, man könne vom griechischen Text nicht auf die tatsächlichen Worte Jesu schließen. Damit suggerierst du zumindest, dass Lukas die Worte Jesu nicht ordentlich übersetzen konnte, oder aber, dass die griechische Grammatik nicht korrekt überliefert wurde.
Das sind beides Dinge, die man nicht auschließen kann, aber dann muss man dafür auch entsprechende Indizien oder Beweise haben, also eine Grundlage für diese Behauptung.
Wenn du das nicht meintset, worauf willst du dann überhaupt hinaus ? Ich stelle dir diese Frage ganz ohne böse Absicht und wegen mir auch aus Blödheit.
Fabiano schrieb:Aber es ist dann auf griechisch nicht mehr das, was Jesus wirklich am Kreuz so gesagt hat, sondern eine Übersetzung !
Wenn man der Übersetzung des Lukas nicht vertrauen kann, so könnte man dies auch nicht mit den hebräisch/aramäischen Worten die Jesus tatsächlich sprach. Denn auch diese müssten wir ja dann, nach unseren Kenntnissen übersetzen. Und selbst dann, kann man sich nie sicher sein, was Jesus überhaupt wirklich sagen wollte.
Auch meine Worte, die ich in deutscher Sprache ausdrücke, können von jemand anderem, der diese Sprache versteht, trotzdem völlig falsch aufgefasst werden (diese Erfahrung mache ich leider sehr häufig, trotz peinlich genauer Wortwahl, vor allem bei Behörden und Ärzten. Das hängt wohl mit deren Schubladendenken zusammen, in das ich und meine Situationen leider nie hineinpassen). Grade was zeitliche und personelle Bezüge betrifft, kann man je nach Betonung oder Pausen völlig unterschiedliche Zusammenhänge suggerieren, die sich weder grammatisch noch mit jeder anderen Analyse der einzelnen Aussage in ihrer ursprünglichen Bedeutung, die der Aussprechende hatte, heraus kristallisieren lassen.
Um einen Aussagenden wirklich zu verstehen, muss man ihn kennen (aus ehrlichem Interesse kennen wollen). Und nicht nur ihn selbst, sondern auch sein Umfeld und sein Wissen. Deswegen versteht man Menschen am besten wenn man sie selbst kennt, und sie auch jederzeit fragen kann, was sie meinten, damit sie es einem in anderen Worten noch mal erklären.
Im Falle der Bibel ist es so, dass wir den Autor kennen lernen können. Gott offenbart sich in seinem ganzen Wort, und er ist nicht wankelmütig. Jesus ist der Abglanz Gottes, und sagst nichts, was sich nicht durch das AT bestätigen lassen könnte. Darum ist es möglich, das was Jesus tatsächlich sagte und auch meinte, mithilfe der ganzen Schrift zu rekonstruieren.
Fabiano schrieb:Abgesehen davon wurde auch im hebräischen die Interpunktion erst später eingeführt, sodass wir mit der reinen Grammatik sowieso nicht weiter kommen.
Die Punktion der hebräischen Buchstaben wurde im Mittelalter von den Masoreten eingeführt. Die Masoreten haben nichts mit den Christen zu tun, und wenn Jesu Worte im Original nieder geschrieben wären, hätten diese sich nicht masoretischen Gedankenguts bedient, noch aus zeitlichen Gründen bedienen können. Sofern das AT von jüdischen oder heidnischen Christen benutzt wurde, war dies entweder die hebräische Schrift ohne Punktion oder der griechische Text der Septuaginta, wobei letzteres nichts über den tatsächlichen Wert der Septuaginta im Verhältnis zum hebräischen Text aussagt.
Fabiano schrieb:Du "glaubst"... Aber du weißt es eben nicht ! Ausserdem geht es auch darum nicht. Es geht hier nur um das NT und um das was Jesus uns im NT in den Evangelien gesagt hat ! Und da sprach er eben nie so, wie dies in der sog. Neuen-Welt-Übersetzung der ZJ´ler meiner Ansicht nach falsch übersetzt worden ist.
Ich bin kein ZJ, und gehöre auch sonst keiner weltlichen Gemeindeform an. Ich bin einfach nur jemand der Lust am Erforschen des Wortes Gottes hat. Jede Ähnlichkeit zwischen meinen und den Ansichten irgendwelcher Sekten sind entweder zufällig oder begründen sich von einer anderen Heransgehensweise oder Grundlage, die ich selbst mit Hilfe der Bibel und unter der Führung des heiligen Geistes erarbeitet und überprüft habe.
Fabiano schrieb:Durch so eine Verschiebung in der Interpunktion wird nämlich der ganze Sinn dieser seiner Aussage gleich mit verschoben - und das mit voller Absicht, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf
Weder verschiebe ich Irgendwas, noch benutze ich überheupt Interpunktion. Ich halte mich lediglich an die Regeln der griechischen Grammatik von welcher du selbst, nach eigener Aussage ja keine Ahnung hast. Schade eigentlich. Vielleicht irre ich mich ja, oder bin einfach nicht talentiert genug, aber bis jetzt konnte oder wollte mir keiner Gegenteiliges beweisen. Bisher war es so (nach meinem Wissen), dass Menschen die sich mit der griechischen Grammatik beschäftigten, oder zumindest so taten, zu dem gleichen oder ähnlichen Schluss kamen wie ich, dies aber nicht nachvollziehbar genug, und auch nicht mit Beispielen, belegt haben.