@CanCan schrieb:Wo wir schon mal bei der Shia/Suna Diskussion sind, würde ich dich gerne nochmal was fragen. Aus einigen Ausführungen von dir wurde mir jetz nicht ganz ersichtlich, wie du über die Nachfolgerschaft des Propheten denkst.
Sie ist in erster Linie für mich KEIN Bestandteil was meinen Glauben berührt und auch nicht einen Glaubensinhalt einfügt, der bei weitem nicht im Koran zu finden ist. Das ist der entscheidende Punkt und eigentlich das non-plus ultra für mich.
Ich sagte bereits. Die sunnitische Sichtweise ist in diesem Punkt mehr eine moralisch-historische und keine glaubensspezifische. Die schiitische mehr eine, in der ein Glaubensinhalt davon abhängt und sogar eine existenzielle Frage. Dieses Aufgrund der Glaubenssäule in Bezug auf die 12 Imame. Deswegen redet man bewusst oder unbewusst schon aus diesen oben genannten Gründen aneinander vorbei.
Ich möchte mal den Spieß umdrehen und eine kurze Kette aufzeigen wie eigentlich das System funktioniert ohne mich in Überlieferungen über die Prophetengefährten zu verlieren:
"Wenn man die Glaubenssäule "12 Imame" anfügt, dann müsste eigentlich Ali ra. als erster Imam auch der erste Kalif geworden sein. Denn es gab zu seiner Zeit keinen anderen Unfehlbaren und das vorrecht haben die Imame. Wenn er es aber nicht geworden ist, folgt daraus, dass die anderen ihn um das Kalifat betrogen haben, womöglich auch den Koran manipuliert haben, weil man im Koran nichts über das Imamat findet."
Und genau dieser Punkt führt dazu das man vielleicht unschuldige Menschen teufelähnlich, wenn nicht sogar schlimmer betrachtet werden und einige in der Geschichte so weit gegangen sind den Koran als manipuliert zu betrachten.
Meine Meinung zu der Nachfolge:
Die Nachfolge des Propheten s.a.w. ist weder ein zusätzlicher Glaubensinhalt, noch ist der Nachfolger ein Prophet, prophetenähnlich oder unfehlbar. Das ist der Entscheidende Punkt!
Nehmen wir an, Ali ra. wäre in meinen Augen der erste Kalif gewesen bzw. er hätte das Vorrecht gehabt. Das würde aus schiitischer Sicht für mich bedeuten ich müsste das Komplettpaket annehmen. Und zwar:
Ali ra. ist unfehlbar, die ihm nachfolgenden Imame sind unfehlbar. Und wer nicht an sie glaubt ist ein Leugner der nahezu wichtigsten Glaubenssäule. Und nur sie können den Koran richtig verstehen und ohne sie gibt es keine Rechtleitung.
Selbst wenn in meinen Augen aus den Überlieferungen eine Bevorzugung Alis für das Kalifat ersichtlich sein würde, dann würde das für mich bei weitem nicht bedeuten ein Komplettpaket von Glaubensdogmen anzunehmen. Mit welcher Begründung?
Denn sowas kann bei einer Diskussion um einen "politischen Posten" und nach der Vervollkommnung der Religion des Islams und nach dem Verscheiden des ehrenwerten Gesandten, kein wirkliches Thema sein.
Es gibt genügend Qualifizierte die diese Diskussion auf der historischen Ebene führen können. Ich habe sie bewusst ausgeblendet, weil sie zum einen nicht themenbezogen ist, zum anderen sind die Intentionen der Streitparteien gänzlich in eine andere Richtung hinführend. Der einen geht es um den Beweis der Glaubenssäule, der anderen um moralische Inhalte.
Can schrieb:Ist dieser "Keil", welches zwischen den beiden Hauptkonfession im Islam herrscht, dir soweit wichtig, als das du daraus ein Grund zur "Abspaltung" siehst oder wie stehst du im Allgemeinen diesem "Streitpunkt" gegenüber? @Owais
Ich sehe es so:
Wenn ich einem Christen, der unseren Propheten s.a.w. als einen der Propheten annimmt, dass Recht einräume ein Muslim zu sein, dann wäre es eine herbe Ungerechtigkeit von mir einen Glaubensbruder unter den Schiiten oder Aleviten wegzustoßen und ihn nicht als Glaubensbruder zu betrachten.
Das was ich geschrieben habe, sind nur meine Gedanken zur Thematik und welche Fehler ich sehe. Sie betreffen nicht das "Innenleben" und die Frömmigkeit des jeweiligen Menschen.