@CanCan schrieb:Also, was ist denn nun der wahre Islam ? Vielleicht stelle ich die Frage lieber an Owais. Er kennt sich mit der Materie, denk ich gut aus.
Ich habe für mich meine eigene Defintion. Zu allererst, bedeutet Islam Gottergebenheit. Wenn wir eine Detail-Diskussion führen, müssten wir unterteilen was ist "Islam" und was ist "Iman/Glaube". Du als jemand der aus einem islamischen Kulturkreis stammt, müsstest die beiden Wörter die ich erwähnte füllen können ohne auf Detailfragen abzurutschen. Ich lasse die Frage offen, aber der Kern ich versuchte zu sagen, ist oben angeführt.
Wenn jemand glaubt ich spreche für irgendeine bestimmte Richtung im Islam, hätte ich wie schon erwähnt die Diskussion anders ausgeführt und hätte Punkte angeführt wie die Frage nach dem Kalifat. Was auch wieder ein Punkt ist der die Sunniten von den Schiiten trennt. Denn für die Schiiten ist das eine Angelegenheit, welche die Glaubensinhalte berührt. Für die Sunniten bis auf wenige Ausnahmen ist es eine Fragen, die eine historische und eine moralische ist.
Ich bin überzeugt davon, dass diese Diskussion um die Frage nach der Nachfolge unbewusst deswegen angestoßen wird, um einen Glaubensinhalt anzugliedern den es eigentlich zur Zeit der ersten Generation nicht gab!
Ohne einen Kalifen zu bevorzugen:
Für mich als Muslim ist das eine historische Frage! Und mit der Beantwortung dieser Frage, kann nicht der Anspruch erhoben werden, daraus etwas religioses entstehen zu lassen.
Für manche Schiiten (dass ist der Schluss den ich über die Jahre ziehen konnte) geht mit dieser Frage ein religöser Punkt einher, der nur dadurch gerechtfertigt werden kann, wenn man die erste Generation verteufelt oder der Koran manipuliert sein muss. Daraus ergibt sich jedoch provokant formuliert:
Die Verteufelung rechtfertigt erst das ein Glaubensinhalt entstehen kann! D.h. er ist nicht separat, noch unabhängig, also eine irrige Schlussfolgerung. Denn ein Glaubensinhalt ist von Allah vorgegeben und ein so wichtiger, kann nicht ohne weiteres aus dem Koran ausgeschlossen worden sein. Wenn der Koran aber manipuliert ist, dann gab es im sog. "Urkoran" Erzählungen über die 12 Imame.
Und das ist für mich Irreführung. Ich habe das ein wenig provokant ausgeführt. Aber im großen und ganzen sind das die Grundsätze die ich aus vielen Inhalten herausfiltern konnte.
Ehrlich, ich möchte das noch einmal betonen: Das ist für mich keine Sunna/Shia Diskussion. Das sind meine eigenen Gedanken zu dieser Thematik. Wäre es eine, so würde der Ansatz ein anderer sein.
Can schrieb:Wenn die Sunna die Wahrheit ist, wieso treten die Muslime, die nicht dieser Rechtschule angehören, nicht einfach über? Und wieso gibt es dann noch eine Unterteilung in 4 Rechtsschulen ?
Welche Sunna? Meinst du den Weg der Sunniten? Ich kann nicht für die Menschen bestimmten woran sie glauben sollen und wie sie glauben sollen. Ich kann auch nicht sagen, dass sie überhaupt so glauben sollen wie ich. Deswegen trägt jeder seine eigene Last.
Die Frage die du stellst ist genauso sinnhaft wie wenn man sagen würde:
„Wenn der Koran die Wahrheit ist, wieso treten die Christen nicht zum Islam über?“
Erst einmal soll gesagt sein, dass die Rechtsschulen NICHT der Islam sind, sondern ein Verständnis wie man die Verse im Koran und die Aussprüche des Propheten s.a.w. verstehen bzw. interpretieren kann, wenn man sie den animmt.
;)Es gab in der frühzeit eine beachtliche Anzahl von Rechtsschulen, die jedoch im Laufe der Zeit aufgrund der geringen Anzahl ihrer Anhänger nicht bestehen konnten. Andere Rechtsschulen die mehrere Anhänger hatten, haben mehr oder weniger überlebt.
Von den vielen Rechtsschulen sind jene 4 übriggeblieben. Sie sind in keinster Weise etwas heiliges, auch wenn das manchmal in einigen Diskussionen der Muslime den Eindruck macht! Es kann auch mehr Rechtsschulen geben. Das es jetzt vier gibt hat also nix zu sagen.
Weiterhin soll gesagt sein, dass die Rechtsschulen sich innerhalb ihrer Methoden unterscheiden, wie nun die rechtlichen Verse verstanden und interpretiert werden können, um am Ende ein Rechtsurteil ableiten zu können.
Der eine zieht bei der Ableitung von Normen die Tradition der in Medina lebenden Muslime heran. Denn die Generation seiner Großeltern bzw. Urgroßeltern ist die Generation, die mit dem Propheten s.a.w. zusammen lebte.
Der andere misst den Hadithen eine weniger starke Bedeutung bei und verwendet, den Analogieschluss und betont mehr die Logik.
Der andere wiederum verwendet sowohl Hadithe, aber auch den Analogieschluss.
Der andere misst der Aussage eines Sahaba, um ein Rechtsurteil ableiten zu können, mehr Bedeutung bei.
Alles in allem Methoden die zu unterschiedlichen Auslegungen der Rechtsnormen führen können. Dazu noch berechtigt!
Aber das ist der wichtigste Punkt überhaupt:
Sie erheben nicht den Anspruch ein Glaubensinhalt zu sein, noch handelt es sich dabei um etwas, das sich als Glaubenskonstrukt versteht und einen Glaubensinhalt an den Islam anfügt bzw. angliedert und geglaubt werden muss. Noch darf man sagen, es ist eine Pflicht einer Rechtsschule zu folgen.
Die Meinungen innerhalb der Rechtsschulen sind diskutabel und werden auch immer diskutiert. Von daher zu behaupten sie wären unfehlbar oder würden sich selbst zu Göttern erheben, ist bar jeder Wirklichkeit und ein unhaltbarer Vorwurf.
Mehr werde ich in Bezug auf die Rechtsschulen nicht schreiben, weil ich das bisher sehr oft getan habe und keiner wirklich so recht verstanden hat worum es eigentlich geht. Und ohne das jemand sich mit dieser Thematik befasst hat, ist es sowieso sinnlos darüber zu sprechen.
Deswegen ist empfohlen selbst darüber zu lesen und sich zu informieren.