@Puschelhasi Puschelhasi schrieb:Wie kommt es dann überhaupt zu Religion/Glauben?
Eigentlich war der Primitiv-Mensch eine sehr eigenartige Kreatur. Wie die anderen Tiere auf der Welt aß, trank und schlief er. Wie alle anderen wünschte er Wärme wenn er fror und Kälte wenn es heiß war. Aber im Gegensatz zu anderen Kreaturen stellte er Fragen. "Warum" war eine der ersten Worte, die er gebrauchte. Und dies tat er ständig. Vom Morgen bis zum Abend stellte er Fragen. Warum scheint die Sonne tagsüber und nicht nachts, wo geht sie nachts hin? Warum wird der Mond mal dick und mal dünn? Wo bleibt der Wind wenn er nicht weht? Und schließlich wer hat alle diese Dinge gemacht? Er hat nicht nur Fragen gestellt, er versuchte sie auch zu beantworten. Da fängt die Schwierigkeit an. Fragen stellen ist eine Sache, sie zu beantworten ist etwas ganz anderes. Jeder kann fragen: Warum ist die Banane krumm? Warum blinken die Sterne, was passiert wenn wir tot sind? Aber nicht jeder kann darauf richtig antworten. Als Fragesteller war der Frühmensch sehr sehr gut. Aber beim antworten hat er es nicht so genau genommen. Wie auch die heutigen Menschen hat er dann seine Fantasie in Anspruch genommen. Wenn er die Antwort nicht wusste, dachte er sich etwas aus und sagte dies sei die Antwort. (Ist es heute anders?) Stellen Sie sich eine Steinzeithöhle der Jäger und Sammler an einem Steilufer der Donau vor. Der Älteste, der jetzt nicht mehr jagen ging, saß in der Höhle und hatte jede Menge Zeit um sich Geschichten auszudenken, wurde dadurch zum großartigen Geschichtenerzähler. Einmal am Lagerfeuer fragte ein Grünschnabel:" Und, warum kommt die Sonne jeden morgen und geht abends weg?
"Ach mein Kind, das ist doch einfach zu beantworten. Die Sonne im Himmel ist ein Feuerrad. Der Sonnengeist reitet auf ihn um uns von oben anzuschauen. Nachts bewahrt er ihn in der großen Halle der Dunkelheit und geht dann schlafen. Wenn er einmal, keine Lust hat oder wütend ist dann wird er nicht ausreiten und die Sonne würde nicht scheinen. Das ist doch klar".
"Ohje, ohje" sagten die anderen. "Wenn die Sonne nicht scheint wie können wir dann jagen gehen? Wir würden dann verhungern!".
"Hm", sagte der Geschichtenerzähler, " Das weiß ich auch nicht. Aber wir können etwas tun damit er nicht zu faul oder wütend wird."
"Was sollen wir denn tun?" fragte der Grünschnabel.
"Sehr einfach. Früh morgens, wenn die Sonne herauskommt, gehen wir auf die höchste Bergspitze, damit wir der Sonne sehr nahe sind. Dann singen wir ein Loblied auf ihn, und damit er nicht faul ist. Das wird ihn gefallen und er wird sich dann nicht auf die müde Haut legen."
" Was? Morgens früh in der Kälte müssen wir da hinauf? Das ist ja furchtbar! Aber uns bleibt wohl nichts anderes übrig" Das taten sie dann auch ganz fleißig. Aber wenn die Sonne einen Geist hat, der gelobt werden muss, dann muss der Mond doch auch einen Geist haben der nach Verehrung verlangt. So kam es, dass der Mondgeist auch verehrt wurde. Und die kleinen Sterne? Die werden dann wohl auch Geister haben, vielleicht nicht so groß wie die der Sonne und des Mondes aber immerhin. Und so nahm die Zahl der Geister stetig zu. Der zornige Geist des Donners und der Geist des Windes kamen dazu. Die Flüsse, der Wälder,. des Feuers, der Ozeane wurden in die Lobpreisung eingeschlossen.