BossMeng schrieb:da man Da Vinci ja wohl kaum selbst nach dem Hintergrund zu diesem Bild fragen kann, bleibt die Ganze auch nie "erklärt"
Nö, ist eigentlich total deutlich. Man muß nur die Texte kennen, die das schildern, was Davinci dort gemalt hat. Also die Abendmahlsberichte der Evangelien.
Etwa hier aus Johannes13:
21 Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist erschüttert und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern.
22 Da blickten die Jünger einander an, in Verlegenheit darüber, von wem er rede.
23 Einer von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch an der Brust Jesu.
24 Diesem nun winkt Simon Petrus und spricht zu ihm: Sage, wer es ist, von dem er spricht.
25 Jener lehnt sich an die Brust Jesu und spricht zu ihm: Herr, wer ist es?
26 Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde. Und als er den Bissen eingetaucht hatte, nimmt er ihn und gibt ihn dem Judas, Simons [Sohn], dem Ischarioth.
Die Kennzeichnung des Verräters paßt nicht ganz zum Bild. Eher scheint die Version aus Markus von Davinci aufgegriffen worden zu sein.
Markus14:
18 Und während sie zu Tisch lagen und assen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern, der, welcher mit mir isst.
19 Sie fingen an, betrübt zu werden und einer nach dem anderen zu ihm zu sagen: Doch nicht ich?
20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir [das Brot] in die Schüssel eintaucht.
Auf Davincis Darstellung greifen Jesus und Judas gleichzeitig nach je einem Stück Brot, dazwischen die Schüssel.
Was das "Messer" in Petrus' Hand betrifft, so dürfte das schon eine Vorbereitung auf die spätere Gefangennahme Christi sein, bei der Petrus einem Knecht der Hohenpriester mit Namen Malchus ein Ohr mit dem (Kurz-)Schwert abgeschlagen habe. Schon zuvor, noch während des Abendmahls, als Jesus davon sprach, man solle sich Schwerter kaufen, sagten die Jünger, sie hätten schon zwei Schwerter da (Lukas22,36.38)
Es paßt also. Jesus muß schon den Verrat angekündigt haben, denn alle Jünger sind aufgeregt und reden durcheinander. Petrus, der sein später eingesetztes (Kurz-)Schwert schon in der Hand hat, legt vertraulich seine Hand auf die Schulter des Lieblingsjüngers Johannes (der als der jüngste (bartlos) und schönste (feminin) der Jünger gilt) und ersucht ihn, Jesus nach dem Verräter zu fragen. Quasi als Antwort Jesu greifen Jesus und Judas bereits nach dem Brot, um es dann gemeinsam einzutauchen in die Schüssel. Das blondgelockte Schönchen auf dem rechten Platz neben Jesus, das von Petrus mit dem Schwert in der Hand angesprochen wird, kann also nur der Lieblingsjünger Johannes sein.
In seiner rechten hält Judas bereits das Säckchen mit den 30 Silberlingen, den Lohn für seinen Verrat.
Um in dem Bild Maria Magdalena "finden" zu können, muß man schon die neutestamentlichen Schilderungen des Abendmahls nach Kräften ignorieren. Genau das ist Browns "kreative Leistung". Nicht das Entdecken einer geheimen Botschaft, sondern das Übersehen der ganz offensichtlichen! Daher habe ich meine Zweifel an
Libertin schrieb:Brown hat natürlich nicht nur Unsinn verzapft.