Mormonen
31.08.2009 um 11:09
Ich kann über die Mormonen selbst nichts negatives sagen. Ganz im Gegenteil, es sind meist sehr nette, freundliche, sehr höfliche und tiefgläubige Menschen und ich würde sie, auch wenn sie eine eigene Religion haben, durchweg als Christen bezeichnen. Ich bin mal zweien, die kamen irgendwie aus den USA in einer größeren Stadt, wo ich nur mal auf der Durchreise war, begegnet (meist trifft man sie zu zweit an) und habe mich etwas länger mal mit Ihnen an einem Brunnen zusammen sehr offen unterhalten. Es waren zwei junge Männer, sehr gut gekleidet und mit recht guten Deutschkenntnissen. Einer schenkte mir dann das Buch Mormon und schrieb mir noch eine persönliche Widmung hinein. Kürzlich hatte ich es mal wieder in der Hand und seit längerer Zeit mal wieder darin gelesen. Hier mal meine ganz persönlichen Eindrücke davon:
Ich wollte einfach mal wissen, was es nun damit auf sich hatte. Dass es um irgendwelche Platten ging, die mal irgendwer gefunden haben soll, wusste ich schon. Genaueres erfährt man dann in diesem Buch. Die Mormonen heißen ja eigentlich: „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ und ihnen ist dieses Buch Mormon genauso heilig wie die Bibel.
Angefangen habe alles, laut Vorwort, als im Jahre 1823 etwa, einem gewissen Amerikaner Namens Joseph Smith eine Lichtgestalt mehrmals hintereinander erschienen ist, die sich als der Geist Mormon zu erkennen gab. Dieser forderte Joseph Smith auf, an einer bestimmten Stelle auf einem Hügel nach einem Stein zu suchen und zu graben, in welchem geheimnisvolle Gold und Messingplatten verborgen wären.
Diesem Auftrage folgend, fand er auch die Platten dann an besagter Stelle. Die weitere Aufgabe war ihm nun, diese darauf befindlichen Schriftzeichen zu übersetzen, was ihm angeblich mit Hilfe einiger magischer Steine gelang, da diese Schrift unbekannt war. Also alles was im Buch Mormon niedergeschrieben ist, beruht angeblich also auf diesen geheimnisvollen Platten und ist nichts anderes eben als der Inhalt dieser Platten selbst in heutigem English bzw. dann auch in andere Sprachen der heutigen Zeit übersetzt. Soweit dieses.
Was sich aber nun also an alten Überlieferungen im Buch Mormon von diesen gefundenen Platten wiederfindet, also Inhaltlich, das ist doch etwas schwer verständlich geschrieben und auch schwer zu lesen. Es ist eine sehr umständliche Sprache mit vielen Schachtelsätzen und allerlei Vorgeplänkel bis man mal endlich zum Kern einer gewissen Aussage kommt und meist ist dann gar nichts sonderlich wichtiges dahinter. Aber wie gesagt, das sind meine persönlichen Eindrücke. Im weiteren ist mir aufgefallen, dass sich sehr vieles immer wieder wiederholt, also an echter, neuer Substanz in geistiger Hinsicht, was wirklich notwendig zu sein scheint für das menschliche Seelenheil, findet sich recht wenig. Über Wiederholungen kann man sich streiten. Manchmal sind sie sinnvoll, damit sich etwas in einem besser einprägt, aber immer wieder das Gleiche, nur in anderen Worten zu lesen, kann auch wiederum sehr ermüden.
Vieles ist auch aus der Bibel wortwörtlich übernommen, wie zB. einige Stellen aus Jesaja, die zehn Gebote und dann einiges aus den Lehren Jesu, sowie die Bergpredigt. Es ist auch interessanterweise ähnlich aufgebaut wie die Bibel selbst. Es beginnt nämlich irgendwann im Jahre 400 v. Chr. Und erzählt allerlei Geschichten von verschiedenen Völkern die sich gegenseitig bekriegen, von allerlei Einzelschicksalen bestimmter Personen, deren Glauben und Lebenserlebnissen. Das erinnert sehr stark an das alte Testament. Erst im letzten Teil geht es unmittelbar um den auferstandenen Jesus Christus, der einem bestimmten Volk, welches vor etlichen Jahrhunderten auf Geheiß eines Engels mit ein paar Schiffen nach dem neuen, gelobten Land Namens Amerika ausgewandert ist, dann erschienen ist und ihnen Weisungen gab. Und diese Geschichte mit den Schiffen erinnert wieder sehr stark an die biblische Geschichte mit Noah und der Arche, da sie eben auch angehalten wurden, allerlei Tiere beiderlei Geschlechts mitzunehmen auf ihre Reise in das Land, dass Gott ihnen zeigen werde, und allerlei Samen von Pflanzen zum aussähen, eben so wie bei Noah.
Sobald Jesus auftritt als der Auferstandene und mit ihnen spricht, wird es neutestamentlich im Charakter. Es wird aber im Grunde nichts neues erzählt, man kann aber sagen, dass es sich um eine Zusammenfassung der Lehren Jesu handelt, also alles wichtige in komprimierter Form kommt hier noch mal vor. Nur wirklich etwas neues ist das eben nicht.
Es werden auch Begriffe verwendet, die man damals so ganz eigentlich nicht wirklich schon kennen konnte, wenn der Inhalt so alt sein soll wie die Platten selbst und womit die Menschen damals eigentlich nichts anfangen konnten wie etwa der Sühnetod Jesu zur Errettung der Menschen von den Sünden, oder auch der Begriff Kirche oder Synagoge... Die Juden hatten damals aber keine Synagogen, es gab nur einen Tempel in Jerusalem und die ersten Christen hatten auch noch keine Kirche in dem Sinne wie wir es heute verstehen, sondern eher nur Gemeinden, die aus den Jüngern bestanden und durch die Taufe neu hinzu gekommen sind.
Im Grunde genommen sind diese alten Geschichten von den gefundenen Platten auch gar nicht sonderlich wichtig, zumindest nicht Glaubenswichtig, nach meinem Dafürhalten. Auch ohne dieses Wissen dieser Inhalte jener Platten kann man zum Heil kommen. Die Platten, es sollen angeblich 23 an der Zahl gewesen sein, können wohl kaum den gesamten Inhalt des Buches Mormon gefasst haben, es wird sogar noch innerhalb des Buches von bewussten Kürzungen gesprochen und dass eigentlich noch viel mehr auf den Platten stehe was man aber nicht mehr wiedergeben wolle und bewusst auslasse, soweit ich das verstanden habe. Nun ich weiß ja nicht wie groß diese Platten gewesen sein sollen, ob nun 1 x 2 Meter groß oder nur Handtellergroß, aber alles was das Buch Mormon fasst kann wohl kaum auf 23 Platten eingemeißelt worden sein, da haben wir schon mal eine gewisse Ungereimtheit.
Im weiteren, ich sagte es schon, halte ich den Inhalt dieser Platten, also diese Geschichten die in einer alttestamentarischen Sprache erzählt werden, an sich für auch gar nicht so wichtig. Auch ohne dieses Wissen kann man zum Heile durch Jesus Christus gelangen. Es ist für den christlichen Glauben im Sinne dessen was dieser auferstandene Christus im Schlussteil dieses Buches sagt, eigentlich unerheblich, ob man nun diese Geschichte mit den Platten glaubt oder nicht, ob man weiß was auf den Platten steht oder nicht, denn die eigentliche Essenz in Bezug auf den Glauben nach der christlichen Lehre besteht eben gerade nicht aus dem Inhalt dessen, was aus grauer Vorzeit da alles so auf den Platten stand, sondern daraus, was dieser auferstandene Christus diesem vor Jahrhunderten ausgewanderten Volk in Amerika kundtat.
Auch diese Geschichte ist natürlich Platteninhalt... Auch diese Geschichte lässt gewisse Zweifel, denn von so einem Volk ist in der Geschichte Amerikas und seiner Entdeckung keine Rede, nur eben im Buch Mormon. Es kommt schlichtweg ansonsten in der Historie Amerikas nicht vor. Es gab nur diese Ureinwohner, die Indianer eben mit ihren verschiedenen Stämmen und vielleicht, man weiß es nicht, waren die Wikinger schon vor Columbus in Amerika gewesen... Von einem Volk aus Jerusalem, welches auf Geheiß eines Engels in Schiffen vom Winde getrieben, nach Amerika auswanderte, wissen wir zumindest historisch gesehen nichts. Deswegen kann es trotzdem möglich gewesen sein, aber letztlich ist das unerheblich, weil es auf all diese Dinge an sich überhaupt nicht ankommt, nach meinem Dafürhalten zumindest.
Die eigentliche Essenz ist das, was dieser auferstandene Christus diesem Volk in Amerika kundgibt. Und das ist auch nichts neues, sondern eine in komprimierter Form dargebotene Zusammenfassung der Lehre Jesu aus der Bibel. Es wird also im Grunde nichts neues gesagt. Es wird nur zusammen gefasst und sich auf die wichtigsten Elemente des christlichen Glaubens bezogen. Und da kommt dann zunächst das Urverständnis von Taufe, nämlich die Erwachsenentaufe zur Sprache und im weiteren das Abendmahl als Gedenken an die Sühnetat Jesu am Kreuz. Es gibt dann noch einige andere Lebensweisheiten und Empfehlungen die nicht schlecht sind, im Gegenteil, wenn man danach lebt, dann ist das durchaus positiv zu nennen, aber es ist im Grunde nichts neues. Es ist nur in etwas anderen Worten das, was wir schon aus der Bibel selbst her kennen. Nur eben etwas erläuternder vom Verständnis her und eben in komprimierter und auch ziemlich konzentrierter Form mal zusammen gefasst.
Man kann also schon sagen, die Mormonen sind Christen. Sie haben zwar ein anderes Buch, aber dieses Buch verweist eigentlich ständig auf die Bibel. Insofern kann man ohne die Bibel und das Bibelwissen an sich auch kein Mormone sein. Der Mormone hat eben nur noch zusätzlich sein eigenes Buch. Für Heilsnotwendig halte ich das Buch persönlich an sich jedoch nicht. Schaden meine ich, kann es aber auch keinem, wenn man die Lebensweisheiten und Lehren aus diesem Buch beherzigt.
Dann wird auch ab und an gerne auf die wahre Kirche Jesu Christi verwiesen (was natürlich nichts anderes besagen soll, dass die Mormonen die eigentliche wahre Kirche Christi sei) und auf die teuflischen Gräuel dessen verwiesen was sich so alles in den anderen angeblich so christlichen Kirchen abgespielt hat (gemeint ist wohl die römisch-katholische Kirche vor allem damit) und dass die Bibel ursprünglich anders gewesen sei als sie nun ist, also verändert wurde durch die Kirche selbst, Dinge ausgelassen wurden oder hinzugefügt nach eigenem Gusto. Das mag sogar stimmen, ich bin aber überzeugt, diese teils recht wirren und unverständlichen Geschichten von diesen vermeintlichen Platten aus dem Buch Mormon, standen nie wirklich in der Bibel drin. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.
Also mal ganz losgelöst von den ganz eigenen, alten Geschichten der Vorzeit aus dem Buch Mormon, sich nur auf die christlichen Grundbotschaften und Werte fixierend, sind Mormonen Christen, die in Jesus Christus den Sohn Gottes als unseren Erlöser betrachten, dass der Glaube an ihn Heilsnotwendig sei und man ohne diesen Glauben verloren gehe, sie glauben ebenso an die Bibel, an die zehn Gebote des Moses, an das Evangelium, taufen im Namen des dreifaltigen Gottes, wenn auch nur Erwachsene, halten das Abendmahl usw... sind also rein theologisch gesehen Christen, wenn auch in einer eigenen Art und Weise, wie es ja auch viele andere Christen gibt, die in ähnlicher Weise glauben und leben und nichts mit den großen Amtskirchen zutun haben.
Sie sind mir nicht unsympathisch, die Mormonen, im Gegenteil, sie sind äusserst höflich, freundlich, entgegenkommend und eben auch tief Gläubig. Das Buch Mormon selbst mit all den angeblich überlieferten recht wirren Geschichten, entnommen aus diesen sonderbaren Platten, hat mich persönlich leider nicht sonderlich angesprochen, nur der letzte Teil eben, wo es neutestamentlich wurde und die Lehren Jesu noch mal kurz und knapp zusammen getragen und in komprimierter Form dargebracht wurden. Das ist die eigentliche Essenz des ganzen Buches, wenn ich das mal so für mich sagen darf und wenn man danach lebt, ist es gut. Dazu muss man aber weder Mormone werden, noch an das Buch glauben, nach meinem Dafürhalten. Sollten einige Mormonen einige Unrichtigkeiten in meinem Beitrag erkennen, bitte ich um entsprechende Richtigstellung in Bezug auf eventuelle Fehler, von meiner persönlichen Meinung mal abgesehen. Es tut mir leid, wenn mich das Buch Mormon leider nicht sonderlich angesprochen hat, ich hoffe die Mormonen nehmen mir das nicht übel. Trotzdem habe ich einen tiefen Respekt vor den Mormonen aufgrund ihres tiefen Glaubens und als Menschen sind sie mir durchaus recht sympathisch. Es schadet aber nichts, wenn sich ein jeder selbst mal das Buch Mormon zur Hand nimmt und sich seine eigene Meinung darüber bildet.