Jesiden - Eure Meinung
07.03.2009 um 12:52Neulich wurde ich von einem Bruder angesprochen, ob ich etwas über die Jesiden wüsste, da ich da leider passen musste habe ich etwas gegoogelt und stiess auf etliche sehr interessante Informationen.
Hier etwas aus Wiki
Herkunft der Bezeichnung [Bearbeiten]
Nach Ansicht westlicher Forscher leitet sich die Bezeichnung „Jesidi“ entweder aus "Yazatas" ab, der Bezeichnung für Engel im Zoroastrismus[[1]] oder aus der iranische Bedeutung für Anhänger Gottes.
Lehre und Kosmogonie [Bearbeiten]
Die jesidische Religion ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln nach eigener Sicht weit vor dem Christentum und Judentum liegen. In der Forschung werden verschiedene Elemente je nach Publikation erkannt – altbabylonischer Planetenkult, Sonnenverehrung eventuell aus der Mithras-Religion, Einflüsse des Zoroastrismus, jüdische (jüdische Speisegesetze und Beschneidung der Jungen), orientchristliche, besonders nestorianische (Eucharistie), mandäische, manichäische, gnostische. Viele Jesiden favorisieren heute selbst eine mindestens vorchristliche Herkunft ihrer Religion, etwa als Entwicklung aus dem altpersischen Mithras-Kult oder den Kulten der Meder.
Noch im Mittelalter bekannten sich nach jesidischer Überlieferung die meisten Kurden zum Jesidentum. Unter anderem waren viele Adlige laut Şerefhan ursprünglich Jesiden.
Nach jesidischen Vorstellungen ist Gott allmächtig und erschuf die Welt. Er wäre schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich dulden würde. Folglich fehlt in der jesidischen Theologie die Gestalt des Bösen. Die Jesiden sprechen den Namen des Bösen nicht aus, weil das Zweifel an der Allmacht Gottes bedeuten würde. Damit einher geht auch die Vorstellung, dass der Mensch in erster Linie selbst für seine Taten verantwortlich ist. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu finden.
Die Jesiden glauben, dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sondern dass es nach einer Seelenwanderung einen neuen Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. In diesem Zusammenhang spielen der „Jenseitsbruder“ (biraye achrete) für einen Mann bzw. die „Jenseitsschwester“ (chucha achrete) für eine Frau eine wichtige Rolle. Unter den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft sucht man sich zu Lebzeiten einen Bruder bzw. eine Schwester für das Jenseits aus. Diese Wahlgeschwister übernehmen im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten, und in der Totenzeremonie „begleiten“ sie den Verstorbenen/die Verstorbene auf dem Weg zur neuen Bestimmung. Nach den jesidischen Vorstellungen bestand die Verbindung der Jenseitsgeschwister bereits im vorherigen Leben und wird im künftigen Leben weiter bestehen.
Überlieferungen [Bearbeiten]
Das Jesidentum kennt keine verbindliche religiöse Schrift, wie es vergleichbar die Bibel für die Christen ist. Die Vermittlung religiöser Traditionen und Glaubensvorstellungen beruhte – bisher – ausschließlich auf mündlicher Überlieferung. In der Literatur über die Jesiden werden zwei Bücher erwähnt, das „Buch der Offenbarung“ (Kiteb-i Jilwe) und die „Schwarze Schrift“ (Meshef Resch). Von beiden Büchern sind lediglich Auszüge 1921 bekannt geworden, wobei man davon ausgehen kann, dass diese nicht in allen Teilen authentisch die Glaubensvorstellungen aller Jesiden wiedergeben. Sie gelten in der Religionswissenschaft als nachträgliche Aufzeichnungen – relativ zu der Gegenauffassung, etwa das Buch der Offenbarung sei von Scheich Adi selbst verfasst –, haben aber doch den Status heiliger Schriften. Schließlich stellen sie eine wichtige "Neuerung" für die jesidische Religion dar, war doch das Fehlen solcher Schriften einer der Gründe für die Verfolgungen der Jesiden durch den Islam. In der jesidischen Diaspora in Armenien, Georgien, Russland, USA und Deutschland hingegen ermöglicht die Verschriftlichung und Kodifizierung der ehemals mündlichen Traditionen den Erhalt der religiösen Identität.
Der Glaube wird überwiegend durch Lieder (so genannte Qewals) und Bräuche weitergegeben. Genannt sei hier das Buch von Hilmi Abbas in deutscher Sprache, er schrieb einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder, im Jahre 2003 erschien es in München unter dem Titel "Das ungeschriebene Buch der Kurden". Es stellt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet.
Taus-i Melek [Bearbeiten]
Der Pfau ist bei den Jesiden heilig und dient als deren religiöses Symbol
Eine zentrale Bedeutung in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat Taus-i Melek, der „Engel Pfau“, dessen Symbol – wie es der Name sagt – ein Pfau ist. Nach der jesidischen Mythologie hat er in besonderer Weise der Allmächtigkeit Gottes gehuldigt und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben Engel erkoren. Er nimmt eine Art Stellvertreterfunktion Gottes ein. So symbolisiert Taus-i Melek in der jesidischen Theologie nicht das Böse und ist auch kein in Ungnade gefallener Engel. Zwar wollte er sich dem Mythos nach selbst einmal zum Gott erheben, doch er bereute sein Ketzertum und büßte dafür auf der Erde. Er wurde nicht wie es behauptet wird in die Hölle verbannt, da die Jesiden nicht an die Hölle glauben. Dies ist verständlich wenn man bedenkt, dass im Jesidentum kein Teufel existiert. Der Name darf nicht einmal ausgesprochen werden, da die Existenz eines Wesens neben Gott für die Jesiden tabu ist. Seine Schuld wurde ihm schließlich vergeben, seither dient er Gott als Wächter der Welt und als Mittler zu den Menschen: Er ist der Ansprechpartner der Jesiden.
Nach der Schöpfungsgeschichte der Jesiden ist Taus-i Melek, den Gott mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht schuf, an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan, aktiv beteiligt. Folglich verkörpert Taus-i Melek nicht den Widerpart in einem dualen Weltbild, sondern ist der Beweis für die Einzigartigkeit Gottes.
Die Bedeutung und die Stellung von Taus-i Melek innerhalb des jesidischen Glaubens kann man nur dann verstehen, wenn man sich von der abrahamitischen Sichtweise löst: Die jesidische Vorstellung von Gut und Böse ist älter als die christliche und islamische Interpretation; eine Identifizierung mit dem gefallenen Engel (vgl. Luzifer) ist daher verfehlt. Richtiger ist es, die Negierung des Bösen im Jesidentum als eigenständigen, altiranischen Glaubensansatz zu begreifen.
Scheich Adi [Bearbeiten]
Das Grab von Scheich Adi in Lalisch
Eine zweite wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende Scheich Adi aus dem 11./12. Jahrhundert. In der Religionswissenschaft wird die These vertreten, er sei mit dem sufischen Mystiker Shaikh Adî Ibn-Musafîr (1075-1162) identisch, der nach seiner Zwangsislamisierung wieder in der jesidischen Gemeinschaft eintreten wollte und deswegen von den Muslimen verfolgt wurde.
Scheich Adi ist für die Jesiden eine Inkarnation des Taus-i Melek, der kam, um das Jesidentum in einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab in Lalisch findet jedes Jahr vom 6. bis 13. Oktober das „Fest der Versammlung“ (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen. Häufig erschweren oder verhindern politische Umstände die Pilgerfahrt nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist. Aus Lalisch bringen die Jesiden geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch, nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige Steine“ (Sing. berat) und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.
Nach jesidischer Auffassung kann ein Jeside ein guter Mensch sein, aber um ein guter Mensch zu sein, muss man nicht Jeside sein. Das heißt: Das Jesidentum ist von vornherein tolerant gegenüber anderen Religionen. In einem Gebet der Jesiden heißt es: „Gott, schütze erst die 72 Völker und dann uns.“ Die Jesiden haben keine Berührungsängste mit anderen Religionsgemeinschaften. So ist z. B. das Verhältnis zwischen Jesiden und Christen, das sehr gut ist, eine Konsequenz aus der gemeinsamen Leidensgeschichte der Jesiden und Christen in den kurdischen Gebieten.
Das Kastensystem [Bearbeiten]
Das jesidische Kastensystem wurde von Scheich Adi, einem religiösen Anführer und Reformer, gegründet. Vor dieser Reform gab es bei den Jesiden kein Kastensystem. Hintergrund der Gründung war der Ausrottungsversuch seitens des Islams im Mittelalter an den Jesiden. Die muslimischen Herrscher versuchten, die Mehrzahl der Kurden, die damals Jesiden waren mit Gewalt zu islamisieren. Viele der damaligen Jesiden, die sich weigerten, wurden im Zuge der Islamisierung umgebracht und räumlich voneinander getrennt. Bei den Massakern wurden vor allem Priesterinnen und Priester umgebracht, um den Erhalt der jesidischen Religion zu schwächen. Um einen Zusammenhalt und ein Überleben der jesidischen Religion zu ermöglichen, schuf Scheikh Adi in der Not das jesidische Kastensystem.
Das jesidische Kastensystem hat kaum Ähnlichkeiten mit dem hinduistischen Kastensystem. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Geburt in eine Kaste und das Heiratsverbot zwischen Angehörigen verschiedener Kasten. Sonst unterscheiden sich die beiden Kastensysteme stark voneinander. So ist jeder Jeside unabhängig von seiner Kastenzugehörigkeit gleich an persönlichen und wirtschaftlichen Rechten und Pflichten geboren. Kein Jeside ist aufgrund seiner Kaste besser oder schlechter als andere. Im Jesidentum kann jeder unabhängig von seiner Kaste oder Geschlecht jeden Beruf frei wählen. Die Frauen im Jesidentum sind gleichberechtigt. Sie müssen Schulen besuchen und können studieren sowie arbeiten.
Man unterscheidet hierbei zwischen der Kaste der Scheikhs, der Kaste der Pirs und der Kaste der Murids (allgemeinen jesidischen Gläubigen).
Die Scheikhs und Pirs sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den Gläubigen aufrecht halten, Zeremonien (bei Festen, jesidische Taufe bei Neugeborenen und bei Beerdigungen) durchführen, Gläubigen in der Not helfen sowie Streitereien zwischen Jesiden beseitigen.
Obwohl diese Aufgaben die Angehörigen der Scheikhs und Pirs machen müssen, gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Kasten. Die Scheikhs haben in der Gemeinschaft noch eine administrative Aufgabe. Sie müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind also nach außen und innen Vertreter der Gemeinschaft und müssen Probleme sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Gemeinschaft lösen. Die Scheikhs und Pirs sind neben den Mir (Fürst, Oberhaupt der Jesiden), Priesterinnen und Priester von Lalisch, Hüter der Religion und für jeden jesidischen Gläubigen Ansprechpartner.
Die Kaste der Murid ist die dritte und größte Kaste. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in Stämme auf, bei denen die Heirat der Angehörigen untereinander kein Problem ist. Auch diese haben Pflichten, nämlich zur Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen. Es ist Pflicht für jeden Jesiden unabhängig von seiner Kaste seine Kinder religiös zu erziehen und ihnen die jesidische Kultur und Bräuche beizubringen.
Aus organisatorischen Gründen (die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich von einander getrennt) hat Scheikh Adi festgelegt, dass sowohl die Angehörigen der Pir als auch der Scheikh sich auf die jesidischen Stämme in Abhängigkeit zu deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine Scheikhs und Pirs. In jedem Siedlungsraum (z.B. in den Dörfern, Städten oder Regionen in allen Teilen Kurdistan und im Ausland) gibt es für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pirs und Scheikhs. Bei Problemen können die Gläubigen sich jedoch auch an Pirs und Scheikhs wenden, die eigentlich für andere Stämme zuständig sind.
Jesidische Stämme [Bearbeiten]
Im Jesidentum gibt es viele Stämme. Die Stämme haben Sippencharakter und sind Ergebnisse des Zusammenhalts von Nachfahren bestimmter Gründungsväter und des engen Zusammengehörigkeitsgefühls von Jesiden in bestimmten Gebieten Kurdistans. Die Angehörigen der Stämme sehen sich in der Pflicht, anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlicher Stämme ist erlaubt und erwünscht.
Gibt es hier Jesiden im forum? Wer kann mehr zu dieser Gruppe sagen?
Was ist Eure Meinung zu dieser Religion?
Hier etwas aus Wiki
Herkunft der Bezeichnung [Bearbeiten]
Nach Ansicht westlicher Forscher leitet sich die Bezeichnung „Jesidi“ entweder aus "Yazatas" ab, der Bezeichnung für Engel im Zoroastrismus[[1]] oder aus der iranische Bedeutung für Anhänger Gottes.
Lehre und Kosmogonie [Bearbeiten]
Die jesidische Religion ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln nach eigener Sicht weit vor dem Christentum und Judentum liegen. In der Forschung werden verschiedene Elemente je nach Publikation erkannt – altbabylonischer Planetenkult, Sonnenverehrung eventuell aus der Mithras-Religion, Einflüsse des Zoroastrismus, jüdische (jüdische Speisegesetze und Beschneidung der Jungen), orientchristliche, besonders nestorianische (Eucharistie), mandäische, manichäische, gnostische. Viele Jesiden favorisieren heute selbst eine mindestens vorchristliche Herkunft ihrer Religion, etwa als Entwicklung aus dem altpersischen Mithras-Kult oder den Kulten der Meder.
Noch im Mittelalter bekannten sich nach jesidischer Überlieferung die meisten Kurden zum Jesidentum. Unter anderem waren viele Adlige laut Şerefhan ursprünglich Jesiden.
Nach jesidischen Vorstellungen ist Gott allmächtig und erschuf die Welt. Er wäre schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich dulden würde. Folglich fehlt in der jesidischen Theologie die Gestalt des Bösen. Die Jesiden sprechen den Namen des Bösen nicht aus, weil das Zweifel an der Allmacht Gottes bedeuten würde. Damit einher geht auch die Vorstellung, dass der Mensch in erster Linie selbst für seine Taten verantwortlich ist. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu finden.
Die Jesiden glauben, dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sondern dass es nach einer Seelenwanderung einen neuen Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. In diesem Zusammenhang spielen der „Jenseitsbruder“ (biraye achrete) für einen Mann bzw. die „Jenseitsschwester“ (chucha achrete) für eine Frau eine wichtige Rolle. Unter den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft sucht man sich zu Lebzeiten einen Bruder bzw. eine Schwester für das Jenseits aus. Diese Wahlgeschwister übernehmen im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten, und in der Totenzeremonie „begleiten“ sie den Verstorbenen/die Verstorbene auf dem Weg zur neuen Bestimmung. Nach den jesidischen Vorstellungen bestand die Verbindung der Jenseitsgeschwister bereits im vorherigen Leben und wird im künftigen Leben weiter bestehen.
Überlieferungen [Bearbeiten]
Das Jesidentum kennt keine verbindliche religiöse Schrift, wie es vergleichbar die Bibel für die Christen ist. Die Vermittlung religiöser Traditionen und Glaubensvorstellungen beruhte – bisher – ausschließlich auf mündlicher Überlieferung. In der Literatur über die Jesiden werden zwei Bücher erwähnt, das „Buch der Offenbarung“ (Kiteb-i Jilwe) und die „Schwarze Schrift“ (Meshef Resch). Von beiden Büchern sind lediglich Auszüge 1921 bekannt geworden, wobei man davon ausgehen kann, dass diese nicht in allen Teilen authentisch die Glaubensvorstellungen aller Jesiden wiedergeben. Sie gelten in der Religionswissenschaft als nachträgliche Aufzeichnungen – relativ zu der Gegenauffassung, etwa das Buch der Offenbarung sei von Scheich Adi selbst verfasst –, haben aber doch den Status heiliger Schriften. Schließlich stellen sie eine wichtige "Neuerung" für die jesidische Religion dar, war doch das Fehlen solcher Schriften einer der Gründe für die Verfolgungen der Jesiden durch den Islam. In der jesidischen Diaspora in Armenien, Georgien, Russland, USA und Deutschland hingegen ermöglicht die Verschriftlichung und Kodifizierung der ehemals mündlichen Traditionen den Erhalt der religiösen Identität.
Der Glaube wird überwiegend durch Lieder (so genannte Qewals) und Bräuche weitergegeben. Genannt sei hier das Buch von Hilmi Abbas in deutscher Sprache, er schrieb einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder, im Jahre 2003 erschien es in München unter dem Titel "Das ungeschriebene Buch der Kurden". Es stellt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet.
Taus-i Melek [Bearbeiten]
Der Pfau ist bei den Jesiden heilig und dient als deren religiöses Symbol
Eine zentrale Bedeutung in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat Taus-i Melek, der „Engel Pfau“, dessen Symbol – wie es der Name sagt – ein Pfau ist. Nach der jesidischen Mythologie hat er in besonderer Weise der Allmächtigkeit Gottes gehuldigt und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben Engel erkoren. Er nimmt eine Art Stellvertreterfunktion Gottes ein. So symbolisiert Taus-i Melek in der jesidischen Theologie nicht das Böse und ist auch kein in Ungnade gefallener Engel. Zwar wollte er sich dem Mythos nach selbst einmal zum Gott erheben, doch er bereute sein Ketzertum und büßte dafür auf der Erde. Er wurde nicht wie es behauptet wird in die Hölle verbannt, da die Jesiden nicht an die Hölle glauben. Dies ist verständlich wenn man bedenkt, dass im Jesidentum kein Teufel existiert. Der Name darf nicht einmal ausgesprochen werden, da die Existenz eines Wesens neben Gott für die Jesiden tabu ist. Seine Schuld wurde ihm schließlich vergeben, seither dient er Gott als Wächter der Welt und als Mittler zu den Menschen: Er ist der Ansprechpartner der Jesiden.
Nach der Schöpfungsgeschichte der Jesiden ist Taus-i Melek, den Gott mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht schuf, an der gesamten Schöpfung, an dem göttlichen Plan, aktiv beteiligt. Folglich verkörpert Taus-i Melek nicht den Widerpart in einem dualen Weltbild, sondern ist der Beweis für die Einzigartigkeit Gottes.
Die Bedeutung und die Stellung von Taus-i Melek innerhalb des jesidischen Glaubens kann man nur dann verstehen, wenn man sich von der abrahamitischen Sichtweise löst: Die jesidische Vorstellung von Gut und Böse ist älter als die christliche und islamische Interpretation; eine Identifizierung mit dem gefallenen Engel (vgl. Luzifer) ist daher verfehlt. Richtiger ist es, die Negierung des Bösen im Jesidentum als eigenständigen, altiranischen Glaubensansatz zu begreifen.
Scheich Adi [Bearbeiten]
Das Grab von Scheich Adi in Lalisch
Eine zweite wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende Scheich Adi aus dem 11./12. Jahrhundert. In der Religionswissenschaft wird die These vertreten, er sei mit dem sufischen Mystiker Shaikh Adî Ibn-Musafîr (1075-1162) identisch, der nach seiner Zwangsislamisierung wieder in der jesidischen Gemeinschaft eintreten wollte und deswegen von den Muslimen verfolgt wurde.
Scheich Adi ist für die Jesiden eine Inkarnation des Taus-i Melek, der kam, um das Jesidentum in einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab in Lalisch findet jedes Jahr vom 6. bis 13. Oktober das „Fest der Versammlung“ (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen. Häufig erschweren oder verhindern politische Umstände die Pilgerfahrt nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist. Aus Lalisch bringen die Jesiden geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch, nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige Steine“ (Sing. berat) und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.
Nach jesidischer Auffassung kann ein Jeside ein guter Mensch sein, aber um ein guter Mensch zu sein, muss man nicht Jeside sein. Das heißt: Das Jesidentum ist von vornherein tolerant gegenüber anderen Religionen. In einem Gebet der Jesiden heißt es: „Gott, schütze erst die 72 Völker und dann uns.“ Die Jesiden haben keine Berührungsängste mit anderen Religionsgemeinschaften. So ist z. B. das Verhältnis zwischen Jesiden und Christen, das sehr gut ist, eine Konsequenz aus der gemeinsamen Leidensgeschichte der Jesiden und Christen in den kurdischen Gebieten.
Das Kastensystem [Bearbeiten]
Das jesidische Kastensystem wurde von Scheich Adi, einem religiösen Anführer und Reformer, gegründet. Vor dieser Reform gab es bei den Jesiden kein Kastensystem. Hintergrund der Gründung war der Ausrottungsversuch seitens des Islams im Mittelalter an den Jesiden. Die muslimischen Herrscher versuchten, die Mehrzahl der Kurden, die damals Jesiden waren mit Gewalt zu islamisieren. Viele der damaligen Jesiden, die sich weigerten, wurden im Zuge der Islamisierung umgebracht und räumlich voneinander getrennt. Bei den Massakern wurden vor allem Priesterinnen und Priester umgebracht, um den Erhalt der jesidischen Religion zu schwächen. Um einen Zusammenhalt und ein Überleben der jesidischen Religion zu ermöglichen, schuf Scheikh Adi in der Not das jesidische Kastensystem.
Das jesidische Kastensystem hat kaum Ähnlichkeiten mit dem hinduistischen Kastensystem. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Geburt in eine Kaste und das Heiratsverbot zwischen Angehörigen verschiedener Kasten. Sonst unterscheiden sich die beiden Kastensysteme stark voneinander. So ist jeder Jeside unabhängig von seiner Kastenzugehörigkeit gleich an persönlichen und wirtschaftlichen Rechten und Pflichten geboren. Kein Jeside ist aufgrund seiner Kaste besser oder schlechter als andere. Im Jesidentum kann jeder unabhängig von seiner Kaste oder Geschlecht jeden Beruf frei wählen. Die Frauen im Jesidentum sind gleichberechtigt. Sie müssen Schulen besuchen und können studieren sowie arbeiten.
Man unterscheidet hierbei zwischen der Kaste der Scheikhs, der Kaste der Pirs und der Kaste der Murids (allgemeinen jesidischen Gläubigen).
Die Scheikhs und Pirs sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den Gläubigen aufrecht halten, Zeremonien (bei Festen, jesidische Taufe bei Neugeborenen und bei Beerdigungen) durchführen, Gläubigen in der Not helfen sowie Streitereien zwischen Jesiden beseitigen.
Obwohl diese Aufgaben die Angehörigen der Scheikhs und Pirs machen müssen, gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Kasten. Die Scheikhs haben in der Gemeinschaft noch eine administrative Aufgabe. Sie müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind also nach außen und innen Vertreter der Gemeinschaft und müssen Probleme sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Gemeinschaft lösen. Die Scheikhs und Pirs sind neben den Mir (Fürst, Oberhaupt der Jesiden), Priesterinnen und Priester von Lalisch, Hüter der Religion und für jeden jesidischen Gläubigen Ansprechpartner.
Die Kaste der Murid ist die dritte und größte Kaste. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in Stämme auf, bei denen die Heirat der Angehörigen untereinander kein Problem ist. Auch diese haben Pflichten, nämlich zur Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen. Es ist Pflicht für jeden Jesiden unabhängig von seiner Kaste seine Kinder religiös zu erziehen und ihnen die jesidische Kultur und Bräuche beizubringen.
Aus organisatorischen Gründen (die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich von einander getrennt) hat Scheikh Adi festgelegt, dass sowohl die Angehörigen der Pir als auch der Scheikh sich auf die jesidischen Stämme in Abhängigkeit zu deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine Scheikhs und Pirs. In jedem Siedlungsraum (z.B. in den Dörfern, Städten oder Regionen in allen Teilen Kurdistan und im Ausland) gibt es für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pirs und Scheikhs. Bei Problemen können die Gläubigen sich jedoch auch an Pirs und Scheikhs wenden, die eigentlich für andere Stämme zuständig sind.
Jesidische Stämme [Bearbeiten]
Im Jesidentum gibt es viele Stämme. Die Stämme haben Sippencharakter und sind Ergebnisse des Zusammenhalts von Nachfahren bestimmter Gründungsväter und des engen Zusammengehörigkeitsgefühls von Jesiden in bestimmten Gebieten Kurdistans. Die Angehörigen der Stämme sehen sich in der Pflicht, anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlicher Stämme ist erlaubt und erwünscht.
Gibt es hier Jesiden im forum? Wer kann mehr zu dieser Gruppe sagen?
Was ist Eure Meinung zu dieser Religion?