@FabianoSich zu Orientieren heißt im idealfall, sich seines
gegenwärtigen Standpunktes und Lage bewusst zu sein. Wo also könnte eine solche Orientierung besser stattfinden, als im Hier und Jetzt?
Orientieren ist also ein Vorgang, der mit Entwicklung und Fortschritt nicht viel zu tun hat, ausser daß man von diesem durch die Orientierung hervorgebrachten Punkt, seine weiteren Handlungen aufbaut.
Wohin man seine Schritte wendet, entsteht daraufhin auf dem was wir an Erfahrungen und Zielen aufzubieten haben. Die Entscheidungsfindung darf hier gerne vom Glauben der von mir selbst, in Frage gestellt wird, beeinflusst werden. Darf aber nicht Bestimmend dafür sein.
Um das nochmal zu erwähnen, der Glaube ist in meiner Definition ungewiss und beruht auf unbestätigten Annahmen. Mein nächster Schritt darf gerne beeinflusst werden, aber niemals auf dieser Annahme basieren. Denn genau das führt zur Diskrepanz zwischen dem SOLL (mein Glaube soll richtig sein) und dem was IST.
Vieleicht ein Beispiel dazu:
Ein Münchner ist in Hamburg und wird von einem verirrten Bonner gefragt, in welcher Richtung Bonn liegt.
Der Münchner orientiert sich aber nicht an dem was ist, sondern an seinem Glauben, zu Wissen wo Bonn liegt. Er sagt also, "Um nach Bonn zu kommen musst du nach Norden fahren." In seiner Heimat München, ist dieser Glaube absolut funktionstüchtig und berechtigt, in Hamburg landet der Bonner damit allerdings im Meer, statt zuhause.
Hätte der Münchner also in diesem Falle sich zuerst an dem Orientiert, was IST, hätte er mit leichtigkeit seinen Glauben in Frage stellen, abwandeln und sogar die Richtige Richtung finden können.
Das erstaunliche an dem Beispiel soll jetzt nicht die unglaubliche Dummheit des Münchners sein, der nichtmals ne Ahnung hat wo er gerade ist, sondern die Nackte Tatsache, daß sich unumstößliche Wahrheiten (daß Bonn von München aus nördlich liegt), mit einer verschiebung des Standpunktes im IST, in einen sinlosen Glauben verwandeln.
Und genau nach diesem System wird das Glauben gefährlich, nämlich dann, wenn wir uns nicht an dem was IST orientieren, sondern nur an den Worten, an die wir glauben.
Das Orientieren am IST steht in meinen Augen der Innovation, dem Ideenreichtum und der Kreativität nicht im Wege. Diese Qualitäten machen meineserachtens auch keinen Glauben erforderlich.
Die Angst davor, daß alles zum stillstand und erliegen käme, ist sofern man den Glauben für Fortschritt verantwortlich machen könnte, berechtigt. Aber der Glaube hat uns keinen Fortschritt beschert, auch wenn er die Richtung bestimmt haben mag.
Und schauen wir auf das was IST, dann sehen wir ja auch daß nicht alles so rosig ist wie es sein müßte, wenn wir mit dem Glauben auf dem Richtigen Pfad wären.