Wieso?!
21.02.2009 um 22:09
Gut, ich kann dir deine Frage, warum ich Fleischessen als unvernünftig ansehe, erklären. Wenn ich sage, "ist" unvernünftig, dann reduziert sich das immer auf "ich sehe sehe es an als unverünftig" - ich hoffe mal, diese Übertragung ist möglich. Warum sollte ich mein Denken stilistisch relativieren, wenn das jeder für sich tun kann und tun muss? Denn würde er es nicht tun, würde er meine Rede als Vorschrift, als Imperativ ansehen.
Was ist unvernünftig? Tierquälerei, Raubbau an der Natur, Umweltverschmutzung und bis hin zur Lebensmittelknappheit durch Tierfütterung über Drittweltgetreide, Schäden an der Gesundheit.
Anstelle diese überalle nachlesbaren Argumente zu widerlegen, die man gar nicht widerlegen kann, wird gerne mit allerlei Ausreden reagiert, die ich hier auch gar nicht erörtern will. Auch diese Ausreden halte ich für unvernünftig, denn sie zeigen die Schwäche, Wahrheiten einfach nicht als solche stehen lassen zu können, nicht zu sich zu stehen. Wenn ein dummer Mensch weiß, dass er dumm ist, dann ist er schon auf dem Weg zur Klugheit. Echte Dummheit gibt sich immer klug. Ehrlichkeit mit sich selbst ist der erste Schritt zur Klugheit.
Intolerant wäre ich nur, wenn ich das Fleischessen verbieten würde oder auf Fleischesser herabsähe. Beides ist nicht der Fall. Auch ich bin gierig, nur nicht auf Fleisch, warum ist die berechtigte Unterstellung von Gier gleich Intoleranz?
Ich glaube, du hast ein Problem mit der Erkenntnis, dass Gier die Ursache des Fleischgenusses ist. Freunde von mir und die meisten die ich kenne sind dem Fleischgenuss zugetan. Das ist kein Problem für mich, ich spreche dieses Thema gar nicht an, ich nehme Rücksicht auf sie, sie nehmen Rücksicht auf mich. Aber warum sollte ich das Thema verharmlosen? Ja, auch leider, alleine weil man eben Vegetarier ist, bringt man andere zum denken, stößt ihr Gewissen an. Man muss gar nicht reden.
"Das erinnert mich stark an die Religion, die versuchen durch ihre "Moral" und Predigten, Anhänger auf ihre Seite zu ziehen. Dabei wird stets die andere Seite heruntergemacht, um "die Wahre Religion" ins bessere Licht zu rücken. Ein Wettbewerb der Religionen, der schon immer statt fand."
Das hört man oft. Sobald man in Deutschland angeblich zu einer Minderheit gehört, die eine andere Meinung hat, soll man jemanden auf eine Seite ziehen und die Sekten- oder Religionsschublade wird aufgemacht, ein beliebtes Ausrede-Schema. Wer hat dich gezwungen, mir zu glauben?
"Es geht darum, Sie von deiner Meinung zu überzeugen, nicht ihren Standpunkt schlecht zu machen. Du kannst Sie nicht zu deiner Meinung zwingen, Sie müssen selber diese Erkenntnis, welche du schon erreicht hast, erlangen und nur dann werden Sie deinen Standpunkt wirklich verstehen."
Richtig. Aber ich kann etwas anstoßen. Entwickeln, öffnen, sich auf etwas einlassen, das kann ich natürlich nicht bewirken.
Nochmal, ich habe niemals gesagt, dass ich besser bin. Vielleicht bin ich sexsüchtig oder vielleicht habe ich andere Laster die ich hier nicht offenbare. Nur, warum wertest du das Wort Vernunft so dogmatisch?
Ich selbst kaufe auch oft meine Kaffee billig und weiß genau, dass Transfair-Kaffee der bessere Weg ist. Leider ist es so, dass wir alle abhängig sind vom Geld und wir oft nich verstehen, dass wir von den Brutkrummen leben, welche die Reichen unter den Tisch fallen lassen. Es ist ein globales Spiel und wir spielen halt mit und in Deutschland werden wir dafür auch noch belohnt. Dennoch, sinnvoll und vernünftig ist es sicher nicht immer was wir machen und mit toller Rhetorik schön verpacken und präsentieren.
Vernunft ist kein fester Begriff, jeder definiert den doch selbst für sich. Für einen Profiteur von Beutezügen ist sein Erfolg, ist seine Vernunft nur der Rahmen, an dem er gewinnt. Ob seine Opfer das auch so sehen, darf bezweifelt werden. Sobald nämlich für Begriffe ein größerer Rahmen gesetzt werden, sie einmal moralisch unter die Lupe genommen werden, kann man sie nicht so einfach setzen.