interrobang schrieb:Gott ist nicht gut. Er ist ein Völkermörder. Er forderte Menschenopfer. Er ist Grausam.
Ich hab mir gestern weite Teile des 5. Buch Mose (Deuteronomium) durchgelesen, und was ich da gelesen hab, hat mir an der ein oder anderen Stelle schon den Apetit verdorben, da weiterzulesen. Denn es ist teils auch wirklich grausam! Trotzdem kam ich, als ich ein bisschen darüber nachgedacht habe, letztlich zu dem Schluss, dass alles, was dort steht, seine Rechtfertigung hat, und deshalb nichts, was in der Tora steht, abzulehnen ist. Die ganze Tora ist dazu da, um sie zu befolgen, und sie ist nicht dazu da, um sie ganz oder Teile davon abzulehnen.
Am Anfang dachte ich auch, dass die Tora auch teilweise vom Satan inspiriert sein könnte, aber das sehe ich inzwischen nicht mehr so. Da ist nichts vom Satan. Und das bedeutet, dass dieser "Gott" der das aufgestellt hat, neben den gut und milde klingenden Geboten und Versprechen, eben auch grausame Dinge angeordnet hat. Dann ist das aber trotzdem ein und derselbe. Und dann kann man das, was grausam klingt, auch nicht in Abrede stellen, sondern es hat auch seinen Zweck.
Da werden jetzt sicherlich viele "Humanisten" empört aufschreien, aber es hat gute Gründe. Sonst würde es ja nicht dort stehen. Und wenn man sich die heutige Welt so anschaut, dann weiß man sofort, worum es in der Tora eigentlich geht, wenn man sich mal ein bisschen dort eingelesen hat.
Aber wer will denn die Tora überhaupt richtig lesen? Da ist sich doch jeder zu schade dafür. Auch die vielen "Christen" machen sich nicht die Mühe.
Die vielen "Christen" wollen nur den "lieben Gott" aus dem NT, den Paulus sich zusammengebastelt hat. Ich will dagegen den "rachsüchtigen Gott" aus dem AT, der aus dem NT ist mir ein Greuel.
Das soll ein bewusstes Plädoyer für den stets unbequemen Gott der Tora sein, während Paulus falsch lag.
Wenn man 5. Mose liest, dann weiß man worum es in der Tora eigentlich geht. Und um das, worum es da im Kern geht, geht es hauptsächlich im ganzen AT.
Und im Mittelpunkt dieses Gesetzes stehen nicht etwa die zehn Gebote, die zwar auch dazugehören, aber wenn man genau liest, doch irgendwie sekundär sind. Denn für einen "höheren Zweck" kann schnell mal ein Gebot wie du sollst nicht töten, hinten angestellt werden.
Primär geht es hier nämlich um etwas anderes, und das zieht sich durch den ganzen Tanach. Vielleicht kennen die ganzen alten Schriften im Grunde genommen nur dieses eine Thema.
Es geht um das, was schon im ersten Gebot formuliert ist:
"Ich bin der HERR, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben."
Das ist im Grunde schon die ganze Tora. Und diesbezüglich geht es hier vor allem um die Ausrottung des Götzendienstes. Das wird immer wieder in der ganzen Schrift betont.
Das heißt, dass die Definition von "böse" hier etwas eigentümlich ist. Böse sind in erster Linie alle die Menschen, die anderen Göttern hinterherlaufen. Und gegen solche wird hier immer wieder ein kompromissloses Vorgehen gefordert. Die Situation ist nun, dass es nur noch den einen, unsichtbaren Gott gibt, von dem man sich kein Bild machen soll, und der alleinige Anbetung fordert. Dass sich die Völker damals aber ihre eigenen Götzen schnitzten und ihnen dann Rituale abhielten, wird als das Grundübel bezeichnet.
Das ist auch verständlich, weil Götzendienst bedeutet, dass die Menschen schon sehr tief sinken. Sie erniedrigten sich aber freiwillig. Und genau das ist ja das grundsätzliche Problem. Heute würde man sagen, man verkauft dem Teufel seine Seele. Indem man einfach einen Gegenstand zum Zentrum der Anbetung macht, und dieser Gegenstand bekommt dann Anteil an der Seele.
Dass aber alle Übel der Menschheit im Grunde daherkommen, dass die Tora nicht befolgt wurde, dass die Leute nicht auf die Idee kamen, dem unsichtbaren Gott alleine zu huldigen, sondern weiterhin ihre Götzen brauchten, das wird einfach nicht eingesehen.
Dieses Gesetz wurde immer übertreten. Warum soll ich zum Beispiel vor einem Kruzifix niederknien und sagen: "Herr Jesus Christus, bitte vergib mir alle meine Sünden. Ich will dir meine Seele und mein Leben völlig übergeben"? Die Kirche hat also viele heidnische Rituale übernommen und ihre Lehre, nach der Jesus Gott ist, ist nichts als Götzendienst.
Warum soll man sein Lebensgefühl aus einer bestimmten Musikrichtung beziehen? Warum soll man dem Alkohol und den Drogen verfallen? Warum soll man sich mit bestimmten Fernsehfiguren identifizieren? Warum soll man all diese Dinge tun, ohne den zu ehren, der sie erst geschaffen hat? Es gibt niemanden, der euch gesagt hat, dass ihr das tun sollt.
Die Menschen sind mit ihrem Baalkult schon sehr tief gesunken. Der moderne Götzendienst ist aber mindestens genauso schlimm. Ich war selbst tief in diesem Götzendienst verstrickt. Wenn ihr aber einmal sterben werdet, und das muss jeder, dann können euch diese toten Götzen nicht retten. Dann kann "Super Mario" oder der American Dad nichts mehr für einen tun. Dann geht ihr verloren. Was will Baal dann tun, wenn ihr einmal sterben werdet? Was will euer Fernseher, euer Bier oder andere Gegenstände, denen ihr eure Seele verschrieben habt, dann für euch tun.
Der Götzendienst, also sich von Gegenständen abhängig zu machen, ist also die größte Sünde, die es gibt. Und das ist auch das grundsätzliche Übel, dass man seine Seele dagegen eintauscht, um sich Sicherheit davon zu versprechen.
Du kannst also die schlimmen Zustände auf dieser Welt nicht einem grausamen und gleichgültigen Gott anlasten, sondern du kannst es höchstens darauf zurückführen, dass die Ausrottung des Götzendienstes nicht durchgesetzt werden konnte. Dann lasst uns eben jetzt gegen den modernen Götzendienst vorgehen, nicht indem wir den Menschen alles wegnehmen wollen, sondern es geht nur darum, dass diese Gegenstände keine Anfechtungen in der Seele hinterlassen.