Heilsgewissheit - und Mitwirkung in der GnadeIn der "Roadmap to heaven" heißt es (Seite 28):
"Dies habe ich Euch gesagt, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes glaubt." Als Jane - eine katholische Lehrerin - diese Verse gezeigt bekam, las sie sie viermal falsch vor. Jedes Mal sie sie drei Worte aus. Sie las: "Dies habe ich auch geschrieben, damit ihr ewiges Leben habt, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt". (...) Seit ihrer Kindheit brachte man Jane bei, dass bis zum Tod niemand wissen kann, ob er in den Himmel kommt. Ihr wurde gesagt, dass jeder Mensch eine Todsünde begehen, in einem Zustand der Sünde sterben und somit in die Hölle gelangen könne. (...) Das ist es, was viele Menschen denken. Die Bibel lehrt jedoch das Gegenteil. Sie sagt, dass man sicher sein kann, in den Himmel zu kommen.
Nun kann man lange diskutieren, was die Bibel sagt - es gibt verschiedene Stellen:
"Darum, liebeBrüder - ihr wart ja immer gehorsam, nicht nur in meiner Gegenwart, sondern noch viel mehr jetzt in meiner Abwesenheit -: müht euch mit Furcht und Zittern um euer Heil!" (Phil 2,12) "Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. (Röm 13,11)
"Sie haben den geraden Weg verlassen und sind in die Irre gegangen." (2 Petr 2,15)
"Auf sie trifft das wahre Sprichwort zu: Der Hund kehrt zurück zu dem, was er erbrochen hat, und: Die gewaschene Sau wälzt sich wieder im Dreck." (2 Petr 2,22)
Es ist die Lehre der Kirche, dass niemand sicher sein kann, ob er die ewige Seligkeit erlangen wird - "Vermessene Heilsgewissheit" nennt das die Kirche. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Wenn der Mensch sich aus freien Stücken Gott zuwenden kann und die Erlösung frei annimmt, dann kann er sich jederzeit wieder von Gott abwenden - denn der Mensch bleibtfrei, auch in der Abwendung von Gott.
Die katholische Kirche lehnt es allerdings nicht ab, im Glauben an Gott eine "Heilsgelassenheit" an den Tag zu legen: Wer an Gott glaubt, darf ruhig darauf Vertrauen, dass Gott in ihm vollendet, was er selbst schuldig bleibt. Die Frage allerdings, ab ich auch noch in 5, 10 oder 15 Jahren glauben werde, entzieht sich unserer Kenntnis. Denn wir bleiben frei - und die Zukunft kennt nur Gott.
Die Kirchen der Reformation jedoch haben sich jedoch gegen eine solche Freiheit ausgesprochen; auch Luther war der Meinung, dass die Menschen in Bezug auf ihr Heil keinen freien Willen haben. Wer sich nicht frei für sein Heil entscheiden kann, der kann sich aufgrund der mangelnden Freiheit auch nicht wieder davon abwenden.
Der Grund für diese Dissenz liegt nicht in der Bibel oder in einzelne Bibelstellen, wie die Roadmap nahelegt - sondern in der vorherigen Annahme, der Mensch sei nicht frei.
Wenn ich aber die Annahme der Erlösung wählenoder ablehnen kann, wie die "Roadmap" nahelegt, und gleichzeitig sicher sein kann, gerettet zu werden - dann muss ich wohl im Augenblick meiner Lebensübergabe an Gott auch meine Freiheit abgegeben haben - ein Gedanke, der nicht sonderlich christlich ist, oder?
Maria und die Heiligen Dass Maria als Mutter Jesu eine besondere Aufgabe hat und diese vorbildhaft ausgeführt hat, bestreiten auch die Evangelikalen nicht. Das gleiche gilt auch für alle anderen Heiligen (okay, bei zahlreichen Heiligen haben die Evangelikalen Bauchschmerzen - vor allem bei den Heiligen der Gegenreformation, z.B. Petrus Canisius und Ignatius von Loyola, aber
:) Dass es Menschen gibt, die sich vorbildhaft für Gott entschieden haben, eine wunderbare persönliche Beziehung zu Jesus Christus hatten und voller Vertrauen gelebt haben und gestorben sind, akzeptieren die Evangelikalen auch.
Aber sie wehren sich dagegen, dass diese Menschen - Maria inclusive - an unserer Erlösungmitwirken können. Meine Erlösung - so die evangelikale Auffassung - hängt allein von meiner eigenen Glaubensentscheidung ab. Maria hat nur eine historische Bedeutung - für mich, jetzt und hier, ist sie bedeutungslos.
Wir Katholiken sind allerdings davon überzeugt, dass es die „Gemeinschaft der Heiligen" auch über den Tod hinaus gibt. Und dass diese Heiligen das, was sie im irdischen Leben getan haben, auch noch im Jenseits tun: Mitwirken an der Erlösung.
Wer natürlich jede Vermittlung des Glaubens durch Menschen, Religion und Kirche ablehnt, der kann auch mit Heiligen nichts anfangen. Allerdings ist es für die katholische Kirche eine Offensichtlichkeit, dass an meinem Glauben immer auch andere Menschen beteiligt sind. dass Glaube immer (!) durch Menschen vermittelt ist. Natürlich wirkt Gott in diesen Menschen, aber eben durch ihr Handeln und nicht daran vorbei.
Deshalb ehren wir die Menschen, die uns den Glauben, die Gnade und die Erlösung nahebringen: Das ist vorallem Maria; das sind die Heiligen; das sind die Freunde, durch die ich Christus kennengelernt habe.
In der Schrift steht aber nichts von einer Verehrung Mariens. Marienverehrung ist unbiblisch, oder? In der Schrift steht: (Lukas 1, 48) "Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter." - Dürfen wir Maria nicht selig preisen? Es steht doch selber in der Bibel!
Eine "Marienpreisung" oder eine "Marienverehrung" ist zumindest nicht unbiblisch. Eher scheint mir die Ablehnung der "Preisung Mariens" unbiblisch. Sieh es einmal so: In der Bibel steht nirgendwo "Du darfst Maria nicht selig nennen, sie nicht preisen" - nirgendwo, ich habe die Bibel gelesen. Aber es steht eben: "Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter."
Wenn Du mich also fragst, warum "Wohlan, wie kriege ich also einen gnädigen Gott?" - dann ist die Antwort einfach: Liebe Jesus Christus mit ganzem Herzen und ganzerKraft; sei ein Zeuge dieser Liebe - ein Mittler oder eine Mittlerin; und halte Dich an das, was die Bibel sagt. - Alle drei Punkte sprechen unbedingt für eine lebendige, preisende Beziehung zur Mutter Jesu. Oder nicht?
Brauche ich Maria, um in den Himmel zu kommen?Die Frage ist eigentlich ziemlich lieblos gestellt. Es geht ja bei "Eintritt" in den Himmel nicht um "richtigen" oder "falschen" Glauben, sondern um Deine lebendige Beziehung zu Gott und Jesus Christus. Die Frage, die letztlich entscheidet, ist: "Liebe ich Gott so sehr, dass ich eine Ewigkeit mit ihm verbringen möchte?".
Nun, wenn Du die Frage mit "Ja" beantwortest (was Du nur kannst, da Jesus Christus uns durch sein Opfer "liebesfähig" gemacht hat - uns die Gande geschenkt hat zu lieben), dann stellt sich die Frage, was das für Konsequenzen hat. Wenn Du zum Beispiel sagst: "Ich liebe Gott" - aber den Nächsten nach Strich und Faden verarscht, dann dürfte Deine Liebe ziemlich sicher geheucheltsein, oder?
Was aber, wenn Du sagst: "Ich liebe Jesus Christus über alles" - und gleichzeitig sagst: "Mit seiner Mutter kann ich aber nichts anfangen" - ist dann Deine Liebe wirklich echt? Warum liebst Du nicht auch die, die von Jesus vermutlich mehr als alle anderen Menschen geliebt wurde?
Es geht also nicht darum, ob Du Maria "brauchst", um in den "Himmel zu kommen". So denkt nur ein Buchhalter. Es geht darum, ob Du Jesus wirklich in Dein Herz geschlossen hast. Ein Kriterium für die Echtheit Deiner Liebe ist Dein Verhalten zu Maria.
Wozu aber Maria, wenn es doch keine Mittlerin zum Mittler geben kann?Natürlich hast Du recht - es gibt keinen Mittler zu Gott außer Jesus. Auch Maria kann nicht Jesus ersetzen oder ein notwendiger Mittler zu Jesus sein ("ein Mittler zum Mittler"). Aber, sei doch einmal ehrlich: Wärst Du wirklich zu Jesus gekommen - ohne Deine Eltern oder eine Freundin, ohne den Pastor oder die Gemeinde? Wir alle sind doch auch Mittler,Vermittler - wir haben durch die Taufe Anteil an der Mittlerschaft Jesu. Wir nennen das "das allgemeine Priestertum". Und was für uns gilt (auch für Dich: Du sollst auch ein Mittler sein!), das gilt doch auch für Maria, oder?
Überkonfessionell?Immer wieder betonen evangelikale Gruppierungen, sie seien überkonfessionell und offen für alle Christen - egal, welcher Konfession sie angehören (so zum Beispiel studentische Gruppen wie "Campus für Christus" u.a.).
Das ist richtig - aber nicht, weil sie alle Konfessionen als gleich-berechtigt ansehen, sondern weil sie alle Konfessionen gleichermaßen ablehnen. Was zählt, ist die persönliche Glaubensentscheidung und die Lebensübergabe an Jesus Christus.
Nicht immer - aber sehr oft - ist damit auch eine Ablehnung aller religiöser Handlungen und vor allem der katholischen Sakramente verbunden. Von einer wirklichen Über-Konfessionalität kann also nicht die Rede sein - genausowenig, wie Jemand, der sämtlicheParteien ablehnt, auch nicht über-parteilich ist, sondern partei-los.
Die Erwachsenentaufe - und die KindertaufeDa Voraussetzung für die Erlösung (besser: Die Annahme der Erlösung) die persönliche Glaubensentscheidung und die Lebensübergabe ist, lehnen die Evangelikalen natürlich die Kindertaufe ab. Kleinkinder, die keine eigene persönliche Gaubensentscheidung treffen können, dürfen auch nicht getauft werden. Die Frage, ob sie denn nach evangelikaler Überzeugung in den Himmel kommen können, wollen wir hier nicht nachgehen.
Nach Überzeugung der katholischen Kirche ist es dagegen möglich, auch Kinder im Säuglingsalter zu taufen. Zum einen sieht sie sich damit in der Tradition der Apostel (siehe z.B. Apg 16,33) als auch der Kirchenväter. Zudem findet sich keine einzige Bibelstelle, in der die Kindertaufe abgelehnt wird.
Als Ablehnung der Kindertaufe wird von den Evangelikalen oft der Taufbefehl in Mt 28,19 gedeutet: "Darum geht zu allen Völkern,und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." - Aus der erwähnten Reihenfolge "macht sie zu Jüngern - tauft sie" wird eine Norm abgeleitet: Zuerst lehren - dann taufen. Das Problem dieser Auslegung liegt darin, dass aus einer bloßen Reihenfolge der Erwähnung auf eine vorgeschriebene Abfolge geschlossen wird.Darüber hinaus stehen wir immer in der Spannung von persönlicher Entscheidung, in die wir hineinwachsen, und Zusage Gottes. Glaube, so bekennt die katholische Kirche, ist immer Antwort auf die Gnade, die Gott schenkt. So können wir Säuglingen in der Taufe die Gnade Gottes eröffnen und - mit dem Versprechen der Eltern und Paten, die Kinder in diesem Glauben zu erziehen - ihnen so eine eigene Entscheidung ermöglichen.
Für einen mündigen Menschen gilt das natürlich nicht - denn dieser kann aus seiner Möglichkeit, sich für oder gegen die Erlösung Christi zu entscheiden, nicht entlassenwerden. Einen erwachsenen Menschen (in diesem Sinne können bereits Kinder ab 7 Jahren als mündig gelten) können wir also nur taufen, wenn er an Christus glaubt.
Unmündige Kinder zu taufen heißt also nicht, ihnen diese Entscheidung abzunehmen, sondern mit Hilfe der Eltern, der Paten und mit der Gnade Gottes diese Entscheidung zu ermöglichen.
Die von den Evangelikalen als unbiblisch empfundene Praxis der katholischen Kirche stößt auch deshalb auf so vehemente Ablehnung, weil für die meisten Evangelikalen Erlösung in einem Augenblick angenommen wird und dann niemals wieder verloren werden kann (s. Heilsgewissheißt). Einen solchen Zeitpunkt gibt es jedoch - scheinbar - nicht im Leben eines Katholiken, der als Kleinkind getauft wird.
Ein weiterer Grund für die krasse Ablehnung liegt in der Vermittlung der Gnade durch einen Ritus. Die Taufe, die Gnade vermittelt, wird von den Evangelikalen abgelehnt. Erlöst werden wir durch den Glauben allein - nicht durch eine religiöseHandlung. Wir Katholiken sind allerdings davon überzeugt, dass in der Taufhandlung Gott selbst wirkt und uns zur Freiheit befreit.
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Quelle: www.karl-leisner-jugend.de