Mohammed, der einst Jesus war ?
30.07.2007 um 00:17Der "Urkoran" war christlich, mit dem Propheten-Namen war ursprünglich Jesus gemeint, behaupten Forscher.
Ein einziges Mal hat mich ein Muslim beschimpft, aber der sagte über haupt seltsame Sachen; etwa, dass Mohammed den Islam ruiniert hat." Karl-Heinz Ohlig glaubt, dass er bisher "Glück hatte". Noch ist es auch kaum über die akademische Welt hinausgedrungen, was er und seine Kollegen vor einem Jahr im Buch "Die dunklen Anfänge" versammelten. Seitdem haben sie ihre Thesen vertieft, nachzulesen ab Jänner unter dem schlichten Buchtitel: "Der frühe Islam". Nichts an der Aufmachung und dem Gelehrtenstubenstil verrät die Sprengkraft des Inhalts: Mit "muhammad" sei ursprünglich Jesus gemeint, der frühe Islam sei eine Variante des Christentums, der "Urkoran" ein christliches Buch in syrisch-aramäischer Sprache.
Karl-Heinz Ohlig lehrt Religionswissenschaft und Geschichte des Christentums an der Universität des Saarlandes, seine Mitstreiter sind in Europa lehrende und forschende Orientalisten, Sprachwissenschaftler, Historiker, Numismatiker, einige von ihnen arabischer Herkunft, drei von ihnen verwenden ein Pseudonym. Eines davon, Christoph Luxenberg, steht seit sechs Jahren für eine international aufsehenerregende islamwissenschaftliche Provokation. In seinem Buch "Die syro-aramäische Lesart des Koran" zeigte der aus Syrien gebürtige, in Deutschland lebende und lehrende Aramäisch-Experte, dass viele als "dunkel" geltende Koranstellen einen Sinn bekommen, wenn man sie aramäisch statt arabisch liest.
So sagt das Jesus-Kind der wegen der unehelichen Geburt betrübten Maria nicht mehr: "Dein Herr hat unter dir ein Bächlein gemacht", sondern: "Dein Herr hat deine Niederkunft legitim gemacht." Und die Jungfrauen im Paradies ("großäugige Huris") entpuppen sich als weiße Trauben.
Sein neuer Beitrag in "Der frühe Islam" werde "einige Aufregung" verursachen, meint Luxenberg im Gespräch mit der "Presse". "Weil er noch viel weiterführt. Es ist der empirische Nachweis, dass der Koran nicht nur syrische Sprachelemente enthält, sondern mindestens zum Großteil ursprünglich in syrischer Schrift verfasst war."
Einige Stellen würden nämlich nur deswegen unverständlich wirken, weil der Abschreiber beim Übertragen in das arabische Schriftsystem ähnlich aussehende syrisch-aramäische Buchstaben verwechselt habe. Setze man den anderen Buchstaben ein, ergebe sich plötzlich ein klarer Sinn. Ein erstes Beispiel hatte Luxenberg schon in "Die dunklen Anfänge" angeführt, in "Der frühe Islam" bringt er eine Fülle weiterer; für Herbst 2007 bereitet er ein Buch dazu vor.
Ein "Urkoran" in aramäisch-arabischer Mischsprache und syrischer Schrift also: Aber warum christlich? Hier setzen die Münzanalysen des Numismatikers und Orientalisten Volker Popp an - und das Studium einer Inschrift: jener im Felsendom in Jerusalem. "Abgesehen vom Koran", so Ohlig im "Presse"-Gespräch, seien das "die einzigen zweifellos aus den ersten zwei Jahrhunderten islamischer Zeitrechnung stammenden Quellen, in denen das Wort ,muhammad' vorkommt".
Bemerkenswerterweise aber nicht als Eigenname des Propheten, sondern als Hoheitstitel - für Jesus. Die ersten dieser Münzen kämen aus dem ostiranischen Raum, ihre Symbolik sei eindeutig christlich (Kreuz, christlicher Herrscher), argumentieren die Forscher. Und "muhammad" (beziehungsweise zunächst "MHMT") bedeute hier schlicht "Der Gepriesene, Gelobte".
Aus derselben Zeit (Ende 7. Jh.) stammt die Inschrift im Felsendom in Jerusalem, einem der berühmtesten Heiligtümer des Islam. Darin kommt das Wort "muhammad" genau einmal vor, in einem Satz, der Teil des islamischen Glaubensbekenntnisses wurde: "muhammad(un) 'abd(u) llah(i) wa-rasuluh(u)". Luxenberg liest das nicht als "Mohammed (ist) der Knecht und Gesandte Gottes", sondern als "Gelobt sei der Knecht und Gesandte Gottes". Und sieht diese ebenfalls mögliche Lesart durch eine weitere Stelle in der Inschrift bestätigt, wo noch einmal einer als "Knecht und Gesandter Gottes" bezeichnet wird, und zwar: "Messias, Jesus, Sohn der Maria".
Und der Koran? Dort komme "muhammad" genau vier Mal vor, sagt Ohlig. "Und drei Mal ist es mit großer Wahrscheinlichkeit auf Jesus bezogen." Der Koran erzähle auch so gut wie nichts über das Leben des Propheten. "Das findet man erst in den Hadithen, und die stammen aus dem 9. Jahrhundert. Immer hat es geheißen, im Christentum ist alles unklar, im Islam alles klar, dabei ist es umgekehrt. Zwischen dem Tod Jesu und der Entstehung des Neuen Testaments liegen wenige Jahrzehnte, im Islam sind es zwei Jahrhunderte!" Nach einer noch innerchristlichen Zwischenphase, in der schon ein arabischer Prophet als Gewährsmann auftrete, sei dieser ab der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts "historisiert" und mit biografischen Details geschmückt worden.
In Summe habe man "keinen Kontext" für den laut Überlieferung 632 verstorbenen Mohammed, ist auch die in Princeton lehrende Orienthistorikerin Patricia Crone überzeugt. Der Umzug von Mekka nach Medina sei eine Erfindung des 9. Jahrhunderts. An der Existenz eines Propheten Mohammed zweifelt sie aber nicht - weil er in christlichen Quellen erwähnt werde. "Die haben wir alle nur in späteren Handschriften", wendet Ohlig ein. "Es ist bekannt, dass Abschreiber oft die Texte ,interpolierten', eigenes Wissen hinzufügten. Das gilt auch für die Übersetzungen, wo aus Arabern oder Sarazenern Muslime werden."
Und warum wurden diese Thesen nicht früher diskutiert? "Der Islamwissenschaft fehle der christlich-theologische, sprachwissenschaftliche und historische Hintergrund", sagt Ohlig. "Es fehlen selbst die Anfänge einer wissenschaftlichen Diskussion. Bis heute gibt es keine textkritische Ausgabe. Offiziell würden die Thesen verschwiegen, meint auch Luxenberg, dem das Berliner Wissenschaftskolleg 2004 immerhin sogar ein eigenes Symposium widmete. "Die Devise scheint zu sein: Mal abwarten, was noch auf uns zukommt."
Und die islamische Welt? "Als die Zeitung ,Israel Today' über meine Forschungen zum Felsendom berichtete, kam im Internet sofort die Reaktion: Muslime haben keinen Anspruch auf Jerusalem." Solche Instrumentalisierung fürchtet Luxenberg. Vor einiger Zeit habe er auch vor arabischen Wissenschaftlern darüber gesprochen, erzählt er. "Sie waren begeistert und zugleich außer sich - sie sagten, ich dürfe das ja nicht vor großem Publikum sagen, denn das wäre die Revolution."
Ein einziges Mal hat mich ein Muslim beschimpft, aber der sagte über haupt seltsame Sachen; etwa, dass Mohammed den Islam ruiniert hat." Karl-Heinz Ohlig glaubt, dass er bisher "Glück hatte". Noch ist es auch kaum über die akademische Welt hinausgedrungen, was er und seine Kollegen vor einem Jahr im Buch "Die dunklen Anfänge" versammelten. Seitdem haben sie ihre Thesen vertieft, nachzulesen ab Jänner unter dem schlichten Buchtitel: "Der frühe Islam". Nichts an der Aufmachung und dem Gelehrtenstubenstil verrät die Sprengkraft des Inhalts: Mit "muhammad" sei ursprünglich Jesus gemeint, der frühe Islam sei eine Variante des Christentums, der "Urkoran" ein christliches Buch in syrisch-aramäischer Sprache.
Karl-Heinz Ohlig lehrt Religionswissenschaft und Geschichte des Christentums an der Universität des Saarlandes, seine Mitstreiter sind in Europa lehrende und forschende Orientalisten, Sprachwissenschaftler, Historiker, Numismatiker, einige von ihnen arabischer Herkunft, drei von ihnen verwenden ein Pseudonym. Eines davon, Christoph Luxenberg, steht seit sechs Jahren für eine international aufsehenerregende islamwissenschaftliche Provokation. In seinem Buch "Die syro-aramäische Lesart des Koran" zeigte der aus Syrien gebürtige, in Deutschland lebende und lehrende Aramäisch-Experte, dass viele als "dunkel" geltende Koranstellen einen Sinn bekommen, wenn man sie aramäisch statt arabisch liest.
So sagt das Jesus-Kind der wegen der unehelichen Geburt betrübten Maria nicht mehr: "Dein Herr hat unter dir ein Bächlein gemacht", sondern: "Dein Herr hat deine Niederkunft legitim gemacht." Und die Jungfrauen im Paradies ("großäugige Huris") entpuppen sich als weiße Trauben.
Sein neuer Beitrag in "Der frühe Islam" werde "einige Aufregung" verursachen, meint Luxenberg im Gespräch mit der "Presse". "Weil er noch viel weiterführt. Es ist der empirische Nachweis, dass der Koran nicht nur syrische Sprachelemente enthält, sondern mindestens zum Großteil ursprünglich in syrischer Schrift verfasst war."
Einige Stellen würden nämlich nur deswegen unverständlich wirken, weil der Abschreiber beim Übertragen in das arabische Schriftsystem ähnlich aussehende syrisch-aramäische Buchstaben verwechselt habe. Setze man den anderen Buchstaben ein, ergebe sich plötzlich ein klarer Sinn. Ein erstes Beispiel hatte Luxenberg schon in "Die dunklen Anfänge" angeführt, in "Der frühe Islam" bringt er eine Fülle weiterer; für Herbst 2007 bereitet er ein Buch dazu vor.
Ein "Urkoran" in aramäisch-arabischer Mischsprache und syrischer Schrift also: Aber warum christlich? Hier setzen die Münzanalysen des Numismatikers und Orientalisten Volker Popp an - und das Studium einer Inschrift: jener im Felsendom in Jerusalem. "Abgesehen vom Koran", so Ohlig im "Presse"-Gespräch, seien das "die einzigen zweifellos aus den ersten zwei Jahrhunderten islamischer Zeitrechnung stammenden Quellen, in denen das Wort ,muhammad' vorkommt".
Bemerkenswerterweise aber nicht als Eigenname des Propheten, sondern als Hoheitstitel - für Jesus. Die ersten dieser Münzen kämen aus dem ostiranischen Raum, ihre Symbolik sei eindeutig christlich (Kreuz, christlicher Herrscher), argumentieren die Forscher. Und "muhammad" (beziehungsweise zunächst "MHMT") bedeute hier schlicht "Der Gepriesene, Gelobte".
Aus derselben Zeit (Ende 7. Jh.) stammt die Inschrift im Felsendom in Jerusalem, einem der berühmtesten Heiligtümer des Islam. Darin kommt das Wort "muhammad" genau einmal vor, in einem Satz, der Teil des islamischen Glaubensbekenntnisses wurde: "muhammad(un) 'abd(u) llah(i) wa-rasuluh(u)". Luxenberg liest das nicht als "Mohammed (ist) der Knecht und Gesandte Gottes", sondern als "Gelobt sei der Knecht und Gesandte Gottes". Und sieht diese ebenfalls mögliche Lesart durch eine weitere Stelle in der Inschrift bestätigt, wo noch einmal einer als "Knecht und Gesandter Gottes" bezeichnet wird, und zwar: "Messias, Jesus, Sohn der Maria".
Und der Koran? Dort komme "muhammad" genau vier Mal vor, sagt Ohlig. "Und drei Mal ist es mit großer Wahrscheinlichkeit auf Jesus bezogen." Der Koran erzähle auch so gut wie nichts über das Leben des Propheten. "Das findet man erst in den Hadithen, und die stammen aus dem 9. Jahrhundert. Immer hat es geheißen, im Christentum ist alles unklar, im Islam alles klar, dabei ist es umgekehrt. Zwischen dem Tod Jesu und der Entstehung des Neuen Testaments liegen wenige Jahrzehnte, im Islam sind es zwei Jahrhunderte!" Nach einer noch innerchristlichen Zwischenphase, in der schon ein arabischer Prophet als Gewährsmann auftrete, sei dieser ab der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts "historisiert" und mit biografischen Details geschmückt worden.
In Summe habe man "keinen Kontext" für den laut Überlieferung 632 verstorbenen Mohammed, ist auch die in Princeton lehrende Orienthistorikerin Patricia Crone überzeugt. Der Umzug von Mekka nach Medina sei eine Erfindung des 9. Jahrhunderts. An der Existenz eines Propheten Mohammed zweifelt sie aber nicht - weil er in christlichen Quellen erwähnt werde. "Die haben wir alle nur in späteren Handschriften", wendet Ohlig ein. "Es ist bekannt, dass Abschreiber oft die Texte ,interpolierten', eigenes Wissen hinzufügten. Das gilt auch für die Übersetzungen, wo aus Arabern oder Sarazenern Muslime werden."
Und warum wurden diese Thesen nicht früher diskutiert? "Der Islamwissenschaft fehle der christlich-theologische, sprachwissenschaftliche und historische Hintergrund", sagt Ohlig. "Es fehlen selbst die Anfänge einer wissenschaftlichen Diskussion. Bis heute gibt es keine textkritische Ausgabe. Offiziell würden die Thesen verschwiegen, meint auch Luxenberg, dem das Berliner Wissenschaftskolleg 2004 immerhin sogar ein eigenes Symposium widmete. "Die Devise scheint zu sein: Mal abwarten, was noch auf uns zukommt."
Und die islamische Welt? "Als die Zeitung ,Israel Today' über meine Forschungen zum Felsendom berichtete, kam im Internet sofort die Reaktion: Muslime haben keinen Anspruch auf Jerusalem." Solche Instrumentalisierung fürchtet Luxenberg. Vor einiger Zeit habe er auch vor arabischen Wissenschaftlern darüber gesprochen, erzählt er. "Sie waren begeistert und zugleich außer sich - sie sagten, ich dürfe das ja nicht vor großem Publikum sagen, denn das wäre die Revolution."