Die Kirche als Fälscher, Mörder, Dieb und Brandschatzer
16.06.2007 um 16:00
Der Ahnherr Europas
Mit schönen Grüßen an die Christgemeinde!
Kultur istnur der dünne Firnis
auf der Fratze unsrer Barbarei
Nein...! Wessen denngedenkt, wen ehrt man da, ehrt als ein „Hauptprojekt der Kulturhauptstadt Europas 2007",ehrt durch gleich „1400 Exponate aus 160 international bedeutenden Museen"? Ja, wen, wenwürdigt, respektiert man so? Den ersten christlichen Kaiser. Und einen Heiligen, einen„Ketzer" auch, und Stammbaumfälscher, einen Räuber großen Stils, einen Mordbrenner,Terroristen, einen Verwandtenmörder, Massenmörder, ein welthistorisches Scheusal, einzigund allein deshalb nicht exorbitante Bestie zu schmähen, weil es so verfehlt geschmäht,so beleidigend für jede echte Bestie wäre.
Ja, mit welch gewaltigem Aufwanderinnert ihr an einen Starbanditen der Geschichte, einen entmenschten Despoten, dem es umnichts ging als um Alleinherrschaft, die Universalmonarchie, um Macht, Macht, Macht umjeden Preis; der lebenslang Kriege führt, Kleinkriege, Großkriege, bevorzugtOffensivattacken, nach außen, nach innen, Gemetzel, Blutbäder, Überfälle auf Brukterer,Alemanen, auf Franken, Sarmaten, Goten, immer wieder auf Goten, wobei er jeden, der ihnenbeisteht, lebendig zu verbrennen befiehlt.
So wird er der Schrecken am Rhein, ander Donau, der keine Grausamkeit, keine Heimtücke scheut, der foltern lässt, Erhebungenim Blut erstickt, Nachbargebiete ausplündert, niederbrennt, die Gefangenen versklavt oderin der Trierer Arena von Raubtieren zerfleischen lässt, unter den Opfern gelegentlichauch der eine, der andere Germanenkönig - zur Dauereinrichtung erhobene Darbietungen, als„Fränkische Spiele" vom 14. bis 20. Juli der jährliche Höhepunkt der Saison. (Dazu dann,weitere schöne Stiftung, die „ludi Gothici": 4 bis 9. Februar.)
Noch in seinemTodesjahr will der Tyrann die Perser besiegen, ausdrücklich durch einen Kreuzzugbesiegen, mit Haufen von Feldpfaffen, Militärbischöfen bereits, die seit dieser Zeit,seit Konstantin „dem Großen", so substantiell zur Religion der Frohen Botschaft und derFeindesliebe gehören, der Religion des Friedens, die nie Frieden bringt - bisheute.
Im Inneren führt der machtgeile Bluthund (ein wieder irritierendverniedlichendes Bild) Jahr um Jahr Bürgerkriege. 306 illegal Kaiser geworden, kämpft ereinen nach dem anderen seiner drei Mitkaiser nieder. Zunächst Maxentius in Schlachten beiTurin, vor Verona, vor Rom, wobei Maxentius umkommt, dann auch sein Sohn samt politischemAnhang und das ganze Haus des Besiegten.
Nun ringt der „Große" mit Hilfe desLicinius, den er vorschickt, dem er, Festigung einer hinterfotzig kalkulierten Allianz,sogar seine Schwester Konstantia vermählt, den Maximinus Daia nieder. Ermordet werdendanach dessen Frau und Kinder, ein achtjähriger Sohn, eine siebenjährige Tochter sowieweitere Verwandte, ermordet auch, was an Frauen und Kindern sonstiger Kaiser und Cäsarennoch lebt, unter anderem: der Sohn des selbst schon 307 ermordeten Kaisers Severus,Severianus; ermordet der Sohn des Kaisers Galerius, Kandidian; ermordet - besondersbrutal - Prisca und Valeria, Gattin und Tochter Kaiser Diokletians samtKindern.
Nachdem so der Mohr seine Schuldigkeit getan, zwei Kaiser, nebst ganzenKaiserhäusern, ausgerottet, verschwunden sind, schaltet der Weltmachtpolitiker, derAhnherr Europas, glorifiziertes Vorbild für ähnliche christliche Größen bis tief ins 20.Jahrhundert hinein, auch noch den dritten und letzten Rivalen aus, durch ungeheuereSchlachten zu Land und zur See mit Hekatomben von Toten. Dem Licinius freilich schenktder Schwager, auf Bitten von Schwester Konstantia, gar großmütig das Leben - und lässtihn ein Jahr später erwürgen.
Tabula rasa. Und sicher ist sicher.
DiesesSicherheitsbedürfnis aber hatte der Verantwortungsvolle auch gegenüber der übrigen liebenVerwandtschaft. So lässt er seinen Schwiegervater, Kaiser Maximian, 310 in Marseilleerhängen; seinen Schwager Bassianus, den Gatten seiner Schwester Anastasia - wie schonSchwager Licinius erwürgen; den Sohn des Licinius, den Prinzen Licinianus, versklaven,auspeitschen und in Karthago totschlagen; auch seinen eigenen Sohn Crispus, nebst vielenFreunden, umbringen; und seine eigene Frau Fausta, Mutter von drei Söhnen und zweiTöchtern, im Bad ersticken. Kurz, wie der katholische Theologe August Franzen, ehemalsOrdinarius für Kirchengeschichte an der Universität Freiburg i. Br., mit Imprimatur(1965) von Konstantin treffsicher schreibt: „...auch in seinem Privatleben machte er ausseiner christlichen Überzeugung keinen Hehl... und führte ein christlichesFamilienleben".
Wundert es, dass ein so auf Sicherheit bedachtes Gewissen auch dasStrafrecht, damals ohnehin barbarisch, in vielen Fällen noch verschärft, besondersgegenüber den „kleinen" Leuten und den Sklaven? Dass er auf Publikation anonymerSchmähschriften, statt der üblichen Verbannung, die Todesstrafe setzt. Dass erDenunzianten vor ihrer Hinrichtung noch die Zunge ausreißen lässt. Dass erVerwandtenmörder (!) durch das längst abgeschaffte schreckliche „Säcken" (poena cullei)zu töten befiehlt. Dass er besonders streng Sittlichkeitsvergehen pönalisiert, Ehebruchden schwersten Verbrechen gleichstellt, bei Geschlechtsverkehr zwischen einem Sklaven undseiner Herrin diese köpfen, jenen verbrennen lässt (eine entsprechende Bestimmung fürHerren und Sklavinnen freilich fehlt). Dass bei Brautraub nicht nur Entführer und(willig) Entführte auf furchtbare Weise sterben müssen, sondern auch das kupplerischePersonal durch flüssiges Blei in den Mund oder Verbrennung.
Verbrennung sieht dergroße christliche Herrscher auch für Juden vor, die er - so in einem Brief nach demKonzil von Nicaea an alle Kirchen - „durch gottloses Verbrechen befleckt", „mit Blindheitdes Geistes geschlagen", „von Sinnen gekommen" schimpft, weshalb ihnen auch gleich seinerstes judenfeindliches Gesetz aus dem Jahr 315 mit Verbrennung droht. Den Feuertod setztKonstantin auf die Konversion eines Heiden zum Judentum, Feuertod auf jede jüdischeGemeinde, die einen bekehrten Heiden aufnimmt, Feuertod auf jeden, der den Übertritteines Juden zum Christentum verhindert. Die Juden sind eben für den Kaiser ein„verhasstes Volk", dem er „angeborenen Wahnsinn" bescheinigt.
Doch schließlich warKonstantin, wie uns der protestantische Theologe Kurt Aland versichert, „Christ, und zwarChrist dem Herzen, nicht nur der äußeren Handlung nach." Und dachte nicht noch in vieljüngeren Jahrhunderten so mancher über die Juden wie Konstantin „der Große"? Und wasseine grandiosen Schlachtentriumphe betrifft, beteuert der katholische Theologe PeterStockmeier (und er und Aland sind alles andere als Einzelfälle) noch nach dem ZweitenWeltkrieg: „Diesem großen Vorbild nachzueifern bemühte sich jeder christliche Kaiser,beliebig ließ sich auch darauf verweisen, um ein Ideal (!) vor die Augen der Fürsten zustellen."
Jawohl. Und ganz danach sieht unsere Geschichte aus! Also stelle man jetztstolzgeschwellt - denn Scham ist wahrlich nicht erst im 21. Jahrhundert ein unbekanntesGefühl - jene „1400 Exponate" fein säuberlich dazu.
Und herzlichenGlückwunsch!
Karlheinz Deschner
Mai 2007