Hey,
Was haltet ihr von der kabbalistischen Organisation Bnei Baruch? Ich lese seit Kurzem 'Reiseführer in die verborgene Weisheit der Kabbalah' von Dr. Laitmann, und ich muss sagen, ich bin begeistert. Ich kann das nur jedem empfehlen. Zumindest scheint es mir bis jetzt, sagen wir, koscher zu sein.
:) Wenn die Menschheit dieses Prinzip mehr und mehr umsetzen würde, könnte das durchaus etwas zum Positiven wandeln. Und zwar ist der Grundgedanke hinter dieser kabbalistischen Lehre, wie sie Bnei Baruch vertritt, dass es das Wesen Gottes sei, ein unablässig Schenkender zu sein, einer, der gibt, damit seine Geschöpfe empfangen könnten. Und der gesamten Wirklichkeit unterliege der Wille zum Genuss. Wir Lebewesen strebten nach Genuss. Wir empfangen also von Gott oder wollen überhaupt nehmen, weil wir genießen wollen.
Das für sich alleine genommen ist aber zugleich auch schon unser Verderben. Denn wenn wir nur nehmen wollen, ohne auch etwas zu geben, dann sind wir reine Egoisten. Die Kabbalah lehrt hier, dass das Böse genau an dieser Stelle liegt. Nämlich in einem selbst und wirklich in jedem Menschen. Im Egoismus, dass man nur empfangen wolle. Das ist das Ego, welches nach Sex, Macht, Reichtum, Ruhm und alledem giert, welches nur nehmen will, welches darum ausbeutet und auch rücksichtslos handelt, wenn es darauf ankäme. Despoten und Diktatoren wären gute Beispiele dafür. Der Kabbalist müsse nun dieses egoistische Wesen im Menschen als böse erkennen und als Mittel zum Zweck, um es in das Gute zu transformieren; denn der beste Egoist ist der Altruist, heißt es. Erkennen wir unseren gegebenen Zustand als Egoisten als das Schlechte schlechthin und erkennen wir es als Mittel zum Zweck, um in das Gute transformiert werden zu können, so gleichen wir uns dem Schöpfer als absolut Guten an. Gerade auch die Freuden nämlich, die man durch den Egoismus erlangen würde, sie wären nicht so hochrangig, wie die, die man durch das Geben erlangen würde. Das Geben sei die wahre Vollkommenheit; das bloße Nehmen destruktiv. Der Egoismus würde somit als treibende Kraft zum Schöpfer und Altruismus erkannt und darum letztlich aufgehoben. An diesem Punkt wandle sich das Böse in das Gute. Das deckt sich alles mit anderen religiösen Lehren aus der Menschheitsgeschichte.
Gerade auch das, dass man selbst Gott sein möchte. Aber der Kabbalist strebt genau deswegen gerade dazu, zu geben, anstatt nur zu nehmen. Er sieht darin, so wie ich das zumindest bisher verstanden habe, nicht unbedingt etwas Schlechtes. Denn das Wesen Gottes sei gerade das Geben, das Schenken; und diesem Wesen möchte sich der Kabbalist annähern. Doch wie gesagt müssten wir dafür zuerst unseren Egoismus korrigieren und in das Gute transformieren; und indem wir dies machten, würden auch sogleich die gesamte Welt korrigieren. Kabbalisten ziehen hier natürlich auch die Parallele zum Heranrücken des Messias; dann nämlich, wenn sich unter aller Welt der Spruch "Liebe deinen Nachbarn" erfüllte, würde der Messias erscheinen und es würde eine neue nie dagewesene paradiesische Zeit anbrechen. Bis zu jener Zeit aber hätten wir uns immer mehr an Gott anzugleichen, als das absolut Gute.
Denn Gott als das absolut Gute und der Schenkende wollte gerade auch für seine Geschöpfe nur das Beste. Und was könnte besser sein, als ihm gleich zu werden? Man bedenke hier, dass Gott der mit den sechs Reichtümern im Maximum Erfüllte ist, also allmächtig, allwissend und so weiter. Und darum gab Gott den Menschen den latenten Wunsch, ihm gleich zu sein, damit sie dies erreichen könnten. Und jeder, der dies dann sei, der wünsche sich dies auch für seinen Nächsten, was nämlich die Nächstenliebe selbst sei. Alle erhöhen sich gegenseitig, indem sich gegenseitig gegeben wird. Die gesamte Welt sei nur ein Lern-Planet, welcher durch beständige Korrektur letztlich diesen Abschnitt erreichen würde bzw. müsste, wo das Paradies eintrete.
Doch um das zu schaffen, müssten wir alle eine Entwicklung durchmachen. Diese wird in fünf Abschnitte unterteilt, welche fünf Sefirot aus dem kabbalistischen Baum des Lebens entspreche. Die gesamte Wirklichkeit sei nämlich Licht. Dieses Licht ziehe sich aber zur Zeit der Schöpfung zusammen und ließe damit die Dunkelheit gleichsam entstehen. Das erkläre auch das Böse in der Welt, denn diese Dunkelheit ist das, was korrigiert werden müsste, wenn ich das richtig verstehe. Also, En-Sof offenbart sich durch Kether, welche die 1) Sefirot ist. Kether ist der erste aufleuchtende Punkt im En-Sof und Kether (Krone) ist der Wunsch des Schöpfers, zu geben und so entspreche die 2) Sefirot Chochmah dem Wunsch zu empfangen, wodurch der Schöpfer geben kann, indem er sein Geschöpf empfangen lässt. Doch, und das kombiniere ich jetzt mal selbst, ich hoffe, ich liege hier auf Linie der Kabbalisten: Dieser erste Wunsch zu empfangen und das Empfangen zeigt auch sogleich die Dunkelheit, die durch die Kontraktion des En-Sof nach klassischer Meinung entstand; diese Dunkelheit ist der Egoismus, das Böse, wenn man nur nehmen will. Denn um sich selbst zu offenbaren, muss sich das En-Sof einen Hohlraum schaffen, indem es sich in sich selbst kontrahiert und darin das Licht von sich einfließen lassen kann, was dann alle Sefirot und damit die gesamte Wirklichkeit ausmache.
An und für sich aber ist das Nehmen nichts Schlechtes, im Anfang gar ist es freudiges Empfangen, göttliche Einigkeit und Teil des göttlichen Plans, denn Gott, der voller Freude gibt, will, da er absolut gut ist, das Beste für seine Geschöpfe, indem dieses, im Streben nach Genuss, freudig nimmt. Und so gibt Gott also sein Licht. Denn mit dem Wunsch
für sich selbst zu empfangen, 2) Sefirot Chochmah, hat Gott in seine Wesen auch den Wunsch selbst zu geben eingegeben, was der 3) Sefirot Binah entspricht. Und in diesem Zusammenhang bedeutet dieses Geben, dem Schöpfer selbst zurückgeben zu wollen. Was heißt das und woher, außer von Gott, sollte das schon kommen, was man zurückgeben können sollte? Der Knackpunkt ist, dass Gott von uns möchte, dass wir empfangen, weil es seiner Natur entspricht, zu geben; aber er möchte auch, dass wir geben, wie wir wissen. Und darum entspricht die Sefirot 6) Tiphereth auch wieder dem Empfangen. Aber, und das ist das bedeutsame, dem Empfangen
für den Schöpfer und nicht mehr dem Empfangen für sich selbst. Hier geben wir, indem wir nehmen und nehmen, indem wir geben. Wir vereinigen das Nehmen und das Geben.
Und um aber das Wesen von Geben und Nehmen nun auch richtig verstehen und anwenden zu können, um dadurch auch dem Schöpfer gleich werden zu können, dazu haben wir den Wunsch vom Schöpfer eingegeben, seinen Schöpfungsgedanken und sein Wesen zu verstehen, was der 10) Malchuth entspreche. Malchuth ist die letze Sefiroth, es ist die materielle Welt, wohingegen die vorderen Sefirot Aspekte der spirituellen Welt sind. So entsprechen diese fünf Gedanken der Schöpfung also diesen fünf Sefirot im Baum des Lebens. Kether ist also der Wunsch des Schöpfers, Licht (Genuss) zu geben und Chochmah ist der Wunsch des Empfangens dieses Genusses für uns und Binah, ist unser Wunsch, dem Schöpfer zurückzugeben und darum ist (6) Tiphereth, die Vereinigung von (2) Chochmah und (3) Binah unter (1) Kether (1+2+3) der Wunsch, zu empfangen für den Schöpfer und somit für den Anderen (=6), und (10) Malchuts wiederum ist der Wunsch des reinen Empfangens selbst, was unsere Wurzel sei und die gesamte Welt begründe.
Hier mal der Baum des Lebens, um das etwas graphischer und anschaulicher zu gestalten:
Andererseits kursieren gerade im Netz auch eine Menge Verschwörungstheorien, wonach es bestimmte kabbalistische Gruppen wären, die die Welt kontrollierten und ins Verderben stürzten, und die am Ende nur einer kleinen Elite den Vorzug geben würden und alle anderen dem Untergang weihen würden. Was davon zu halten ist, sei jetzt mal dahingestellt. Die Kabbalah, wie ich sie kennengelernt habe, berichtet von etwas ganz anderem und scheint das auch so zu leben. Denn wie ich sie verstehe, so schaffen wir das Paradies auf Erden durch Geben, indem sich roher Egoismus (Blankes Nehmen, Ausbeutung) mit rohem Altruismus (Blankes Geben, Selbstaufopferung) vereinigen; denn der beste Egoist sei der Altruist und der beste Altruist der Egoist. Denn wie könnte ein Egoist schon nehmen, wenn ihm niemand etwas gäbe und er schon alles hätte genommen; der reine Egoist vernichtet vielleicht letztlich die gesamte Welt und damit am Ende gar sich selbst. Und wie könnte der reine Altruist schon geben, wenn er nicht auch nehmen würde, denn würde er nur geben, so könnte er nicht mal überleben, um überhaupt geben zu können; doch je mehr er nimmt und auch für sich sorgt, umso mehr kann er auch geben und für andere sorgen. Das schafft die ideale Gesellschaft.
Was haltet ihr davon?