@anikiIrgendwo hast Du was geschrieben von beleidigten Moslems, und da hates doch Klick in meinem Hirn gemacht. Habe mal ein wenig gesucht und mich nicht geirrt,habe da mal was gelesen und das liest Du nun hier
;)Der 15. Februar 1987 warein normaler deutscher Wintertag, kühl, feucht und neblig. Es gäbe keinen Grund, sich andiesen Tag zu erinnern, wenn er nicht eine Zäsur markieren würde, wie das vor 20 Jahrenkein Mensch ahnen konnte. Die
http://www.cartooncreator.nl/images/fatwa.jpg war noch nicht verhängt, derKarikaturenstreit nicht ausgebrochen, und doch fand schon eine Art Vorspiel für diekommenden Skandale statt. Es dauerte nur wenige Sekunden, löste aber ein politisches undkulturelles Erdbeben aus, das bis heute nachwirkt. Rudi Carrell schaute in die Kamera undverlas mit ruhiger Stimme eine fiktive Meldung:
„Diese Woche feierte man im Iran denachten Jahrestag der islamischen Revolution. Ajatollah Chomeini wird von der Bevölkerunggefeiert.“ Der Meldung folgte ein Minifilm, in dem der Führer der iranischenRevolution von weiblichen Fans mit BH und Slips beworfen wurde. Es war ein
visuellerKalauer: arglos, harmlos, nett. Nur was anschließend passierte, war weder arglos nochharmlos und schon gar nicht nett. Schon 15 Minuten nach der Sendung beschwerte sich derBotschafter der Islamischen Republik beim Sender und meldete den Vorfall nach Teheran.Dann ging es Schlag auf Schlag. Teheran bestellte den deutschen Botschafter ein undforderte Konsequenzen für die „ungeheuerliche Beleidigung“.
Vor derdeutschen Botschaft in Teheran zogen Demonstranten auf, die „Tod dem deutschenfaschistischen Regime! “ schrien. Deutsche Diplomaten in Iran wurden zur Ausreiseaufgefordert, Iran Air stellte seine Flüge nach Deutschland, das Goethe-Institut seinenBetrieb in Teheran ein. Entsprechend der Parole des Vorsitzenden Mao – „Bestrafe einen, erziehe hundert“ –wurde nicht nur Rudi Carrell diszipliniert, der nie wieder einen Mullah-Witz riskierte,die Botschaft kam auch im gesamten sozio-kulturellen Komplex an: Als zwei Jahre später,1989, die Todesfatwa über Salman Rushdie verhängt wurde und Ajatollah Chomeini zum Mord andem Autor der „ Satanische Verse“ aufrief, war die Haltung der deutschenÖffentlichkeit bereits geteilt. Während sich ein Teil des Kulturbetriebs mit Rushdiesolidarisierte, meinte der andere, er sei „zu weit gegangen“, habe „unnötigprovoziert“ und deswegen keine Solidarität verdient. Und während über Rushdie nochdas Todesurteil schwebte, wurde 1995 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an dieIslamwissenschaftlerin http://www.emma.de/annemarie_schimmel_5_95.html verliehen.Die Juroren lobten das Lebenswerk der Sufismus-Expertin, wobei sie bereitwilligübersahen, dass die „überzeugte Fundamentalistin“ (Emma) die Fatwa gegen Rushdietheologisch gerechtfertigt hatte: „Beleidigung des Propheten ist nach den meistenislamischen Rechtsschulen ein todeswürdiges Verbrechen.“ So wird das Stück„Die [b]beleidigten Moslems und wir“ seit rund 20 Jahren in verschiedenenBesetzungen aufgeführt, wobei der Plot immer der gleiche bleibt: Dort die verletzten undgekränkten Gläubigen, die gar nicht anders können, als Botschaften abzufackeln, um ihreEhre zu verteidigen, hier die kleinlauten und ewig bußfertigen Relativisten desAbendlandes, die den „Dialog der Kulturen“ als therapeutisches Selbstgesprächinszenieren: Günter Grass, der als Goodwillgeste gegenüber den in Deutschland lebendenMuslimen eine Kirche in eine Moschee umwandeln möchte; Hans-Christian Ströbele, der einenchristlichen Feiertag gegen einen islamischen eintauschen will; Oskar Lafontaine, der„Schnittmengen zwischen linker Politik und islamischer Religion“ entdeckt hat; einGericht, das einem Berliner Islamisten erlaubt, seinen Sohn „Dschihad“ – Heiliger Krieg –zu nennen. Es ist ein langsamer Prozess der Kapitulation vor dem scheinbarUnvermeidlichen. „Nur nicht provozieren“, lautet die Losung, „die Fanatikerkönnten böse werden.“ Wie sehr das Verfahren inzwischen zur Routine geworden ist,wurde im Laufe der Auseinandersetzung um die 12 Mohammed-Karikaturen klar, die in derdänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ am 30. September 2005 erschienen waren.Während in Beirut und Damaskus dänische Botschaften brannten und Demonstranten vonIslamabad bis London den Tod der Beleidiger forderten, reagierten die Repräsentanten derwestlichen Zivilgesellschaft wie Wanderer, die vom Sturm überrascht wurden. Der ewigeGrass, immer vorneweg, wenn es darum geht, den Westen für seine Untaten zu verurteilen,charakterisierte die Ausschreitungen als eine „fundamentalistische Antwort auf einefundamentalistische Tat“. Damit stand es sozusagen eins zu eins in einem Länderspielzweier Fundi-Mannschaften, von denen die eine ein paar Karikaturen in die Welt gesetzthatte – und die andere daraufhin wie eine Feuerwalze durch das globale Dorf gezogen war.Fritz Kuhn, Fraktionschef der Grünen, sagte, es müsse nun geredet werden „über dasVerhältnis der Meinungsfreiheit zu der Verantwortung, die daraus erwächst“, denn:„Manche fühlen sich durch die Karikaturen stigmatisiert. Mich haben sie an die antijüdischen Zeichnungen in derHitler-Zeit vor 1939 erinnert.“ Ein Satz, mit dem Kuhn, Jahrgang 1955, vor allem einsbewies: dass er sich nie gründlich genug antijüdische Zeichnungen aus der Zeit vor 1939angesehen hat. Auch der CDU-Abgeordnete Eckart von Klaeden mahnte: „Wir dürfen keinenBeitrag zur Eskalation leisten“ – nachdem Demonstranten in Teheran dieösterreichische Vertretung mit Brandsätzen attackiert hatten. Ganz Europa erlebte eineEpidemie des Wahnsinns: Die dänisch-schwedische Firma Arla Foods, die einen Teil ihrerProdukte in islamische Länder exportiert, schaltete in 25 führenden arabischen ZeitungenAnzeigen, in denen sie sich von den Mohammed-Karikaturen (Archiv-Version vom 09.04.2007) distanzierte. Großbritanniens Außenminister Jack Straw nannte dieVeröffentlichung der Karikaturen „unnötig, unsensibel, respektlos und falsch“. DieBotschaft fand Gehör: Als der Künstler Hans Haacke gefragt wurde, warum es von ihm keinWerk gibt, „das sich mit der Rolle des Islams beschäftigt“, gab er zu Protokoll: „Daswird es so bald wohl auch nicht geben. Das Verhältnis zum Islam erscheint mir so komplexund explosiv, dass ich mich da nicht heranwage.“ Seine Haltung, so Haacke, sei„nicht feige“, sondern „weise“. Nachdem der Künstler Gregor Schneiderseinen „Kubus“, der an die Kaaba von Mekka erinnert, in Berlin und Venedig nicht zeigendurfte, weil die Veranstalter Angst vor islamistischem Terror hatten, ging er in Hamburgdenn auch gleich auf Nummer sicher. In der „Kulturzeit“ auf 3sat wurde SchneidersVorgehen so dargestellt: „Um eventuellen Protesten bereits im Vorfeld zu begegnen,wurde die Ausstellung gemeinsam mit den Vertretern der muslimischen Gemeindenvorbereitet.“ Wobei der Moderator der „Kulturzeit“ nicht einmal mit einemkurzen Anheben einer Augenbraue die Frage andeutete, ob es denn angehen könne, dassKunstobjekte, die den Glauben thematisieren, von der Vertretern der betroffenen Religion„bereits im Vorfeld“ abgesegnet werden müssen. [b]Die Antwort war so klar, dasssich die Frage erübrigte.
Mit friedvollem Gruß
Sascha[/b][/b]