Ramadan
24.09.2006 um 01:02
1. Warum fasten die Muslime?
Fasten im Islam ist eine Form des Gottesdiensts. DasFasten im Monat Ramadan gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam, also zu denHauptpflichten, die ein Muslim als Gottesdienst durchführt. Die anderen Säulen sind dasBezeugen der Einheit Gottes und der Prophetenschaft Muhammads (s)1 , das täglichfünfmalige Gebet, die Wallfahrt nach Mekka und das Entrichten der Zakat.
Das Fastenwird den Gläubigen in dem folgenden Koranvers vorgeschrieben:
"Ihr, die ihr glaubt,euch ist das Fasten vorgeschrieben wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren,damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet." (2:183).
Laut dieser Aussage im Koran,dem heiligen Buch der Muslime, soll das Fasten um Gottes (Allahs) Willen geschehen d.h.es soll dadurch die Zufriedenheit Gottes erlangt werden.
Ausserdem gehört die Praxisdes Fastens zur Tradition des Propheten Muhammad (s), der den Muslimen als Vorbild dient.
2. Wie wird im Islam gefastet?
Das Fasten im Islam heisst, dass derMuslim bzw. die Muslima von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang nichtsisst, nichts trinkt, allgemein also keine Nahrung zu sich nimmt und sich des Beischlafsmit dem Ehepartner enthält. Das ist das "äussere" Fasten. Das Fasten hat aber auch eine"innere" Dimension. Der Muslim soll demnach im Ramadan noch mehr als sonst darauf achtensich gänzlich von Sünde freizuhalten d.h. nichts Verwerfliches bewusst anschauen, nichtsSchlechtes reden, auf nichts Böses hören und nichts Verabscheuungswürdiges tun. DennFasten heisst erkennen, dass man in Wahrheit einzig und allein von Gott abhängig ist.Zugleich soll sich der Fastende darüber klar werden, dass er sich von vermeintlicherAbhängigkeit von anderem lossagen kann und muss. Er ist ein Pilger, der sich mit seinemFasten zu seinem Schöpfer aufgemacht hat und alles, woran er gewöhnt ist aber nichtunbedingt benötigt, hinter sich zurücklässt. Zudem beschäftigt sich der Muslim wenn erfastet intensiver mit den restlichen Gottesdiensten wie z.B. den Gebeten oder dem Lesendes Korans.
3. Welchen Nutzen ziehen Muslime vom Fasten?
Das Fastenist eine direkte Angelegenheit zwischen dem Einzelnen und seinem Schöpfer, also einGottesdienst, der frei von Heuchelei sein muss. Die Seele des Fastenden wird gereinigtund geläutert und seine Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen wird gefestigt. Ohnedies bleibt das Fasten bedeutungslos und leer. So ist ein grosser Nutzen des MonatsRamadan mehr Barmherzigkeit gegenüber Armen und Bedürftigen und darüber hinaus dasErlangen einer gewissen Selbstbeherrschung und Konzentration auf das Wesentliche. Fastenschärft das Gewissen und vergrössert die Widerstandskraft. Wer fastet denkt mehr an Gott,übt sich in wohltätiger Nächstenliebe, schmeckt die Süsse der Ergebung in Gottes Willen,die Liebe Gottes und Gottesfurcht. Die Muslime geniessen auch das besondere Miteinanderin der Familie und unter Freunden im Fastenmonat. Vielleicht ist der grösste praktischeNutzen der einmonatigen geistigen und körperlichen Übung der, dass die Selbstbeherrschungund die Absage an bestimmte Dinge auch andere Aspekte des Lebens eines Muslims permanentzu durchdringen vermag. Dies wird möglich, weil dem Muslim im Ramadan eine Möglichkeitgeboten wird eine innere Abrechnung durchzuführen und er somit neue Vorsätze für dienächste Zeit vornehmen kann.
4. Wer ist zum Fasten verpflichtet?
DieFastenvorschrift im Monat Ramadan gilt für jeden geistig zurechnungsfähigen Muslim, Mannoder Frau, der die Pubertät erreicht. Die Pubertät kennzeichnet die Mündigkeit im Islam.Kinder, die die Pubertät nicht erreicht haben, werden ermutigt so viele Tage zu fastenwie sie können. So können sie sich nach und nach mit zunehmenden Alter an dieses Gebotgewöhnen.
5. Gibt es Personen, die vom Fasten ausgenommen sind?
Nurwer das Fasten, so wie es im Islam vorgeschrieben ist, ohne gesundheitlichen Schadendurchführen können, ist zu diesem Gebot verpflichtet. Deshalb sind Kranke,Altersschwache, Schwangere, stillende Mütter, Frauen in der Menstruation und ähnlichePersonengruppen von dieser Pflicht ausgenommen. Personen, deren gesundheitliche Situationsich voraussichtlich nicht bessern wird wie z.B. chronisch Kranke oder Altersschwache,sollen für jeden im Ramadan versäumten Fastentag einen Bedürftigen speisen (die sog.Fidya). Andere, die unter die Ausnahmeregelung fallen und deren Situation sich bessernwird wie z.B. Schwangere, stillende Mütter etc. holen die versäumten Fastentage zu einemspäteren Zeitpunkt nach.
6. Wann beginnt die Fastenzeit?
Der Ramadanist der neunte Monat im islamischen Mondkalender. Im Gegensatz zur üblichen Praxis derVerwendung des Sonnenkalenders, benutzen die Muslime einen reinen Mondkalender. Soverschiebt sich der Monat Ramadan 10 oder 11 Tage pro Jahr nach vorne und durchschreitetallmählich alle Jahreszeiten. Ein Muslim wird deswegen Fastentage im Laufe seines Lebenssowohl im Winter mit kürzeren Tagen, als auch Fastentage im Sommer, an denen die Tagelang sind und das Fasten schwieriger wird erleben.
Wäre eine bestimmte festeJahreszeit für das Fasten festgelegt, würde das für manche der Anhänger des Islam inverschiedenen Erdteilen, einen dauernden Vorteil, für andere wiederum eine ständigeBenachteiligung bedeuten.
7. Was ist die Wortbedeutung von Ramadan?
Ramadan ist Arabisch und wird von der Wurzel ramida oder arramad abgeleitet, was"brennende Hitze und Trockenheit", speziell des Bodens bedeutet. Aus der gleichen Wurzelkommt ramdaa - sonnengebrannter Sand. Dies deutet auf das Hitzegefühl im Magen hin, dasvom Durst erzeugt wird. Manche erklären auch das damit, dass der Ramadan die Sündenausbrennt wie die Hitze den Boden. Im Ramadan sind Herz und Seele für die Anbetung unddas Gedenken an Gott empfänglicher, so wie Sand und Steine für die Hitze der Sonne. Sohilft der Ramadan dem Gläubigen sich neu zu formen und seine physischen und geistigenVeranlagungen und Verhalten zu erneuern.
8. Wie wirkt sich das Fasten aufden Fastenden aus?
Das ist unterschiedlich. Es gibt viele Muslime, die durch dasFasten zu einer inneren Einkehr und zur Ruhe kommen, die sie vielleicht durch das ganzeJahr über vermissen. Oft fühlt der Fastende auch, dass sein Körper in diesem Monat eineArt Regeneration erfährt. Einige wiederum müssen sich in Geduld üben, weil sie dasFasten, emotional und körperlich stärker belastet als andere.
Jeder empfindet dasFasten also ein wenig anders. Was allen fastenden Muslimen gemeinsam ist, ist dieTatsache, dass sie diesen Akt als Gottesdienst betrachten und die Vergeltung dafür beiihrem Schöpfer im Jenseits erhoffen.
9. Ist es nicht ungesund beim Fastenauch nichts trinken?
Wenn die Voraussetzung für das Fasten erfüllt ist, nämlich diekörperliche Fitness, ruft die fehlende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme vom Beginn derMorgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auch keine gesundheitlichen Schäden für denFastenden hervor. Zudem bewirkt der Verzicht auf Nahrung, dass man weniger Durstverspürt.
10. Ist es sinnvoll, den ganzen Tag nichts zu essen und das allesabends wieder durch üppiges Essen nachzuholen?
Nein, sicher nicht. Deshalb hat derProphet Muhammad (s) auch geraten leichte Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Und er erliesseine allgemeine Regel, die auch ausserhalb des Ramadans Gültigkeit besitzt: Nämlich, dassder Muslim seinen Magen mit einem Drittel Essen, einem Drittel Flüssigkeit füllen, aberdas letzte Drittel leer lassen sollte.
11. Fasten die Muslime umabzunehmen?
Die Absicht beim Fasten ist das Wohlgefallen Gottes. Es wird empfohlenkeine schwere Kost zu sich zu nehmen. Es ist aber auch erlaubt die eigens zubereitetenKöstlichkeiten zu geniessen. Deshalb gibt es sowohl Muslime, die in diesem Monatabnehmen, als auch manche die an Gewicht zunehmen.
12. Ist es nicht schwerhierzulande zu fasten?
Das Fasten hier ist unter einigen Aspekten leichter als dasFasten in klimatisch extremeren Breitengraden. Im Winter werden die zu fastenden Tagekürzer sein als die Tage im Sommer oder im Frühling. In den muslimischen Ländern fastendie meisten Menschen, so dass das Fastenbrechen kaum in die Arbeitszeit fällt undtagsüber nichts zu essen oder zu trinken angeboten wird. Viele Muslime in unserem Landhätten gerne Arbeitszeiten, die ihnen erlauben, das Fastenbrechen gemeinsam mit derFamilie vorzunehmen.
13. Warum müssen die Muslime einen ganzen Monat langfasten?
Wie schon in den ersten Antworten erwähnt, richten sich die Muslime - auchbei dieser Vorschrift - nach den Worten Gottes, dem Koran, und der Vorgehensweise desPropheten Muhammad (s), der Sunna. Diese Anweisungen geben den Monat Ramadan, der 29 oder30 Tage lang dauert, als Fastenzeit vor. Da Eintönigkeit schädlich ist, ist es im Islamnicht gestattet das ganze Jahr über ohne Unterbrechung zu fasten. Auch wer geistigenVorteil erzielen will, hat nicht die Erlaubnis dazu. Die Erfahrung bestätigt ausserdem,dass das Fasten für den, der es fortwährend übt, zur Gewohnheit wird, zur zweiten Natur,so dass der Vorteil nicht der gleiche ist wie für den, der nur von Zeit zu Zeit fastet.
14. Wozu braucht Gott das Fasten, kommt es nicht eher auf den Glauben an?
Es ist richtig, dass Gott nichts von uns benötigt, weil Er sich Selbst genüge ist.Von den jeweiligen gottesdienstlichen Handlungen ziehen wir Menschen selbst hier indieser Welt und im Jenseits Nutzen. Aber Glauben ist die Voraussetzung für eine Tat, dieals Gottesdienst zählt und eine Tat ohne Glauben wird als Gottesdienst bei Gott nichtangenommen werden. Deshalb gehören Glaube und Tat zusammen und sind wie zwei Seiten einerMedaille. Der Glaube wird durch die Tat gestärkt. Glaube ohne Taten kann im Extremfall zueinem leerem Glaubensbekenntnis werden.
15. Welche Mahlzeiten werden imMonat Ramadan fürs Fastenbrechen zubereitet?
Dies hängt von den jeweiligenEssgewohnheiten und dem kulturellen Hintergrund des fastenden Muslims ab. Oft wird abendseine warme Mahlzeit zubereitet, aber viele geniessen eher die Atmosphäre des Fastenmonatsund das Zusammensein mit der Familie und den Freunden und legen weniger Wert auf dieSpeisen.
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