Ein einziger Gott
12.06.2006 um 22:30
Parakletos
ich bedanke mich für Deine Ehrlichkeit, dass Du Dich so klarformulierst und Stellung beziehst. Gerne möchte ich noch ein bisschen plaudern um mirselber mehr im klaren über meine Kritik an den Christen zu sein....
Duschreibst: Wir sind nicht bessere als ihr, wir sind nur besser dran.
Also hiermit kannst du ja schon mal nicht die Christen meinen als Ganzes, weil es jadarunter viele eben hat, welche in Eifer und Verblendung und auch Gewalt und Hass wieüberall ganz und gar nicht das sind, was du als "wir" bezeichnen möchtest. Wir kennen jaalle die Christen, welche gerade jetzt wieder Krieg anzetteln, die meinst du nicht mit"wir".
ist ja gerade interessant hier das Verderbliche der Identifikationfür eine Glaubenslehre zu sehen. Jeder kann behaupten, Christ zu sein, auch du Parakletosund sich mit dem identifizieren, was man für wahr und richtig hält
Somitdu ehrlicherweise sagen müsstest: "Ich und diejenigen Menschen, welche das "wahre undrechte" Christentum leben, diejenigen, welche wie ich wiedergeboren sind oder zumindestalles in rechter Weise auslegen, sind nicht bessere Menschen, aber schlussendlich danneben im versprochenen Paradies besser aufgehoben."
Nun siehst du natürlich auchdie vielen verschiedenen Nuancen im Christentum und der Auslegung der Bibel undirgendwann bleibt dir eben nichts anderes mehr übrig als was mir selber auch übrigbleibt, auf das Herz zu hören und der Stimme der Liebe zu folgen. Diese lässt einem immermehr öffnen, lässt Wunden heilen und fördert den eigenen Entwicklungsprozess auf jederEbene. Auf sein Herz zu hören, eröffnet einem wohl auch die rechte Art derBibelinterpretation und schlussendlich aller Worte, welche im Alltag auftauchen.
Wenn wir den Gedankengang noch etwas weiter verfolgen möchten, ersehen wir, dassjeder Mensch die Chance hat, sich der Liebe zu öffnen, also es letztendlich das Verhaltender Menschen ist, welches verderben bringt und ins Verderben führt. Das meinst du ja auchdamit, dass du nicht besser bist als andere, aber in der Liebe geborgen und beschütztbist.
Ist es nun nötig, jemand anderem die Falschen zu zeigen und sie zuidentifizieren oder in demjenigen die Liebe derart zu entwickeln, dass dieser selber dasFalsche erkennen mag? Sicherlich stimmst du mir zu, es soll dies die Fähigkeit desMenschen entwickelt werden, auf sein Herz zu hören um unterscheiden zu können, welcherWeg ihn entfalten lässt und welcher ihn verkümmert. Hier begehen wir ein extrem sensiblesFeld, denn der Mensch ist etwas wandelbares und lebendiges, also seine Falschheit immerwieder in den Vordergrund oder versteckt sich aufhalten kann.
Und irgendwannkommen wir doch wieder an den Punkt, wo man jeden einzelnen Menschen identifizierenmüsste, wie es eben das Christentum so nicht gibt, wie du es dir zurecht denkst. Und wennwir jeden Menschen nach dem Herzen prüfen müssen, dann fragt sich langsam, wie sinnvollist die Einteilung in eine Christenheit? Was für ein Zugehörigkeitsgefühl soll esvermitteln? Diese ganze Zugehörigkeit, ist das eine falsche Sicherheit, vermittelt sieetwas, das gar nicht existiert und ist es trügerisch, sich darauf zu verlassen, weil esin dieser Form nicht exisitert?
das gefährliche an Falschheiten sind oftihre Verdecktheit und Unterschwelligkeit, Nationalismus ist subtile Gewalt.
Nun denn, möchte ich dir zuerst einmal raten, alleine zu stehen. Denn du stehstalleine vor Gott. Und somit ist es nicht so, dass ihr die Schlechten und Gutenidentifiziert. Sondern DU machst das ganz alleine in der Annahme, andere würden ähnlichidentifizieren. Und weil eben gerade dieses identifizieren der Guten und Schlechten eineheikle Angelegenheit ist, haben die Christen besondere Fragen herausgearbeitet, um esfestzustellen. "Glaubst du an Jesus" "Ist er der Sohn Gottes" "Kennst du den Widersacher"und so weiter.
Du wertest die Menschen anhand der Antworten, welche sie aufdeine Fragen gemäss der Auslegung des Christentums geben. Dass heisst, nicht dieGutherzigkeit und Liebensfähigkeit eines Menschen lässt ihn für dich als Gut und Gerettetund im Paradies aufgehoben erscheinen, er muss auch noch diese Worthülsen bejahen, welchein der Ausschliesslichkeit des Christentums leben und weben. Aber ein authentisches undliebevolles Selbst erkennt den authentischen und liebevollen Menschen sofort undaugenblicklich und erkennt in ihm auch, falls vorhanden, noch Prägungen des Falschen,also Ängste oder Gewalt. Dies ganz ohne die christlichen Testfragen. Welcher jemand auchganz emotionslos dann beantworten kann als "JA" oder "NEIN".
Wenn wiederum alleMenschen gemäss dem Christentum sündhaft sind, fragt sich, welche Menge an Sünde denn dasFass zum überlaufen birngt und dieser dann dem Teufel gutgeschrieben wird? Und auch, obwirklich die Aussage und Annahme von Jesus das versprochene Paradies einbringen wird alsversprochene und zugesagte Ernte für gutes und vorbildliches Verhalten?
Ichdanke Gott, dass ich schon als Kind diesen Akt der Gewalt durchschaut und gespürt habe. Diesen Hauch von Autorität und einem Machtspiel der subtilen Angst und Unterwerfung.Und heute sehe und spüre ich es noch klarer, die Christen (wobei es sie in Mehrzahl jagar nicht gibt gemäss den Abertausenden von Auslegungen) wollten schon immer mich inmeiner Natürlichkeit unterdrücken und die spontane freie Kraft der Liebe kanalisieren inihre Wunschvorstellung. Es ist dies ihr eigener Spiegel, welcher vorgehalten wird umihnen ihre Unfreiheit und ihre eigene Sündhaftigkeit und Falschheit zu zeigen.
Der Onkel war Pfarrer und erzählte von Adam und Eva. Ich sagte als kleines Kindschlicht: "Aber es kann doch auch sein, dass Gott gemacht hat, dass aus dem Affen einMensch wurde?" Mein Onkel lächelte, diesen gedanklichen Spagat macht kein Christ, nur einKind in seiner Unwissenheit.
Ich lebe ohne auch nur eine einzige Identifikation.Meine Identität erlebe ich in mir selbst in meinem Ruhen im Herzen und der Geborgenheitder Liebe. Es ist dies eine lebendige Kraft und jede Identifikation wird hier sinnlos undüberdrüssig. Alle Identifikationen dienen dem Zweck, den Alltag zu regeln, aber genau sowie ich ohne meine Kleider oder mein Geldbeutel gehen werde, gehe ich ohne alleIdentifikation. Zur Liebe führt kein Pfad, nur zu etwas Totem führt ein Weg, die Liebeist etwas lebendiges und ist an keinem bestimmten Ort (Kirche, Christentum explizit) zuHause, sie kann nicht besitzt werden.
Ich bin kein Christ und ich bedaure es,dass Du Dich von mir abtrennst. Es ist mir eine Zelle meines eigenen Fleisches, welchenicht mehr seiner Natur folgt und in unserer gemeinsamen Realität Platz nimmt. Du fehlst,es ist der Teil, welcher durch deine Angst gebunden ist in dir und nicht frei fliesst.Ein Mensch, der keinerlei Ängste in sich hat, kann keine Trennung mehr dulden im eigenenLeben und alle Identifikationen sind ihm von Übel. Ich frage mich, warum Menschen miteiner Theorie leben müssen? Es ist dies der Glaube, man könne verloren gehen. Verlust.Angst. Verlust. Leid. Angst vor Strafe, Angst davor ein Niemand zu sein, Selbstlos zusein, Angst, loslassen zu müssen, zu verlieren....
wie lange noch? wie langenoch? Ich ersehe in jedem Menschenkind den göttlichen Funken und er wird zugedeckt durchdie Falschheit dieser Welt, diese Falschheit und dieser ganze Krieg entsteht durchIdentifikation. Selig, wer dies erkennt.
Mein Name, mein Land, mein Glaube -dieses hässliche, es liegt alles im Menschen begraben, sein Egoismus und das mehr wollen,als man hat, mehr sein, als man ist. Jeder Glaube ist ein mehr und ein Gewinn. JederGlaube hat ein Gewicht und man kann Geschäfte mit ihm machen. Und von diesen Geschäftenlebt die ganze Welt.
Ich sehe das grösste Problem bei deiner Identifikation,dass es ja um die Falschheiten geht. Und die erkennst du ja in jedem Menschen, wie auchin dir. Du glaubst aber, die Falschheiten eines Menschen, welcher im Christentum lebt,seien weniger gewichtig als genau dieselben Falschheiten eines Menschen, der sich keinChrist nennt.
Wie sonst kannst du dir vorstellen, dass du zwischen Heiden undChristen unterscheidest? Weil du deine eigenen Sünden und Falschheiten weniger schlimmfindest (du sagst, die Hingabe zu Jesus und meinem Glauben reinigt mich von aller Sünde,welche ich habe) aber die anderen Falschheiten von Nichtchristen (welche ja eben ihreFalschheiten nicht durch Jesus zur Vergebung bringen können) sind dann schlimmer, sieführen zur Kulmination und Summierung und irgendwann zur ewigen Verdammnis.
Nunaber könnte es doch sein, das ehrliches bereuen jeder Menschengruppen dann vergeben wirdvor Jesus, weil es ehrlich und von Herzen kam und wenn es so ist, warum unterscheidest duzwischen den Falschheiten eines anderen und deinen eigenen Falschheiten? Warum sinddeine Falschheiten in dir nicht eben auch heidnisch und satanisch? Dann könntest dudich selber in diesen Punkten eben gar nicht mehr als Christ bezeichnen. Darum brauchstdu diese Unterteilung und Identifikation, du denkst, wenn du dich klar zum Christentumbekennst, ist dieses Bekenntnis eben deine Absichtsbekundung und somit dich beschützt vordeinen eigenen Sünden und du sie so übergeben kannst im Gebet. Hier ist deine Angst zufinden. Die Angst vor den eigenen Abgründen vielleicht? Du brauchst diese Identifikation,weil sie dir die Sicherheit gibt, dass du auf der richtigen Seite bist.
DerNichtchrist hat somit "nur" die Möglichkeit des Gewissens und der ehrlichen undaufrichtigen Reue und einem Leben in Einklang mit den Gesetzen, welche auch im Herzengeschrieben stehen - vorausgesetzt man hört hin. Und aber du als Christ noch zusätzlichdiese Sicherheit der Öffentlichen Bekenntnis. Ich denke, diese Aussprache vor einerGruppe ist eine Vervielfachung an positiver Kraft und ich finde das alles im Grunde sehrgut und es ist plausibel. Aber wenn diese Gruppe eben nicht lauter und kraftvoll ist unddie Sprache der Natur und die Sprache Gottes versteht, wird sie dennoch nicht die Kraftin sich tragen, zu wirklichen Werkzeugen Gottes zu werden. Wo sind die Menschen, vondenen Jesus gesprochen hat, welche nach ihm kommen und grösseres Bewirken werden, als erselber?
Überall sehe ich die Kompromissbereitschaft der Christen, sie tolerierenden Militärdienst, die Tolerieren Nationalismus obwohl er zu Krieg und Grenzen führt, sietolerieren eine halblebendige Gesellschaft in der Genuss und Konsumverhalten genau so zurNormalität geworden ist wie überall, sie bieten ihren Kindern keine dauerhaften Auswegeaus der Spirale der Gewalt und prägen weiterhin Angstmuster, richten die Kinder auf diesebrutale Gesellschaftsstruktur mit Leistung- und Wettbewerbsdruck aus, also keine Spur vonObhut der Liebe. Ihre Körper unterscheiden sich nicht in Vitalität und Gesundheit undAchtsamkeit von anderen Menschen, sie sind genau so gefangen in ihrem Egoismus, denDrogen und dazu kommen einfach noch einen Haufen Rituale, Gebete, Formeln und Dogmas. Esist das Spiel, welches die ganze Menschheit spielt damit sie sich selber nicht ändernmüssen.
Dies alles sehr hübsch unter dem Deckmantel der Nächstenliebe. Aber Duwürdest hier sagen, dass seien eben alles nicht die wahren Christen und damit wirst duwohl recht haben und ich habe einfach zuwenig Einblick in die Welt der Christen.
Dann könnte ich jetzt unterscheiden lernen zwischen Falschen und Richtigen Christenund aber ich doch lieber gleich von Anfang an unterscheiden lerne, die Menschen, welcheihr Herz am rechten Fleck haben, weil mir das viel erleichtert im Leben, da ich ja nichtimmer mit Christen zu tun habe. So möchte ich von dir sagen, mein Bruder bist du sowieso,einfach noch nicht von Jesus selber aufgeklärt worden, was es mit Identifikationen aufsich hat. Ist einmal die Botschaft der Liebe im Herz entfacht, bedarf es keiner weiterenbiblischen Weisheiten mehr und schon gar keiner Identifikation mehr oder einer Identität.
Du kannst Tausend Menschen das Christentum näher bringen aber dies zählt fürJesus nichts im Vergleich, du würdest dein Leben verwandeln und das erwirkten und dieMacht annehmen, welche dir von Jesus angeboten wurde. Warum nimmst du sie nicht an undlebst nur ein halbes Leben?