Quassl schrieb:Was sagt denn der "Messias" der Christen, Isa ben Mariam (Jeshua) zu den Juden und ihrem Gott, den sie anbeten?
Johannes 8,44
"Ihr habt den Teufel zum Vater und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm."
Da redet Jesus aber nun mal gar nicht von dem Gott des AT. Und das wüßtest Du, wenn Du mehr als nur diesen einen Vers in Jo8 gelesen hättest.
41a: [Jesus:] Ihr tut die Werke eures Vaters.
41b: Sie sprachen zu ihm: [...] wir haben einen Vater, Gott.
42a: Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben
Jesus spricht den Leuten da gerade ab, den zum Gott/Vater zu haben, den die Juden als Gott kennen und zu verehren meinen. Er unterstellt ihnen also, einen anderen Gott zu haben als den, der in ihren Heiligen Schriften vorkommt. Mitnichten sagt Jesus, der Gott des AT sei dieser miese Schurke, von dem er da in Vers 44 spricht.
Daß dem so ist, wird bestätigt durch einen sehr parallel aufgebauten Gesprächsabschnitt kurz zuvor:
38: [Jesus:] Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; auch ihr nun mögt tun, was ihr von eurem Vater gehört habt.
39a: Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater.
39b: Jesus spricht zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr die Werke Abrahams tun
Auch hier verwirft Jesus nicht Abraham, sondern die Auffassung seiner Gegenüber, wirklich mit jenem zu tun zu haben, wie sie es doch glauben. Abraham selbst ist und bleibt der Gute in der Sache. Und ebenso bleibt es auch der Gott des AT. Der ist der, auf den Jesus sich positiv bezieht.
Bemerkenswerterweise kann Jesus sogar noch ein wenig früher dies sagen:
33a: Sie antworteten ihm: Wir sind Abrahams Nachkommenschaft
37a: [Jesus:] Ich weiss, dass ihr Abrahams Nachkommen seid
Letztlich sagt Jesus hier also: Klar habt ihr Abraham/Gott zum Vater. Aber so, wie ihr euch benehmt, habt ihr dennoch wen ganz anderen zum Vater. Siehe Vers 44. Der ist aber wer ganz anderes, nicht der Gott des Tanach.
Nur wer diesen Diskussionszusammenhang ignoriert, wer V.44 aus eben diesem Zusammenhang herausreißt, nur der kann meinen, Jesus würde hier den Gott des AT ablehnen. Das ist entweder sehr dumm oder sehr perfide.
Quassl schrieb:Was sagt der Quran über die Juden? Dort steht, dass sie die Torah verfälscht hätten und somit einen falschen Gott anbeten.
Nein, das steht nicht da. Ihnen wird vorgeworfen, ihre Schriften verfälscht zu haben, aber nicht, einen anderen Gott zu verehren.
Quassl schrieb:Selbiges sagen die Muslime auch über die Christen; also dass die Evangelien verfälscht wurden.
Dito.
Quassl schrieb:Desweiteren hat der Gott der Christen einen Sohn Namens Jesus; Der Gott der Muslime hat aber keinen Sohn und lehrt auch nicht die totalitäre Nächstenliebe.
"Und wer ist mein Nächster?" (Lukas10,29) Das hebräische Wort für Nächster, qarov, bedeutet Nachbar, aber auch Verwandter, Freund. Na und wenn Du in der deutschen Quran-Übersetzung nachsiehst, wirst Du ebenfalls finden, daß diese geliebt werden sollen.
Daß die Christen auch noch den Sohn verehren, ist zwar ein Alleinstellungsmerkmal, macht aber den Vater nicht zu einem anderen Gott als dem der Juden und Muslime.
Quassl schrieb:Und bei den Juden? Da ist Jesus ein Scharlatan; ein Säufer, der nichts besseres zu tun hat als Wasser zu Wein zu machen und angetrunken in den Synagogen herum zu pöbeln (Johannes 2,14–16)
Na und?
Im übrigen gibt es im Judentum recht verschiedene Auffassungen zu Jesus. Ich möchte da exemplarisch an das Buch "
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruder_Jesus._Der_Nazarener_in_j%C3%BCdischer_SichtBruder Jesus" von
https://de.wikipedia.org/wiki/Schalom_Ben-ChorinSchalom Ben Chorin erinnern.