Man kann die These aufstellen, dass nur Atheismus die Möglichkeit eröffnet, ergebnisoffen zu forschen.
Dieser These würde ich zustimmen. Generell ist Ergebnisoffenheit eine Grundvoraussetzung für die Erforschung unserer Welt.
Du solltest aber nicht pauschal davon ausgehen, dass sich Religion und wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn grundsätzlich ausschließen
Religion und Wissenschaft folgen völlig unterschiedlichen Grundprinzipien. Bei Religion geht es um Glauben, bei Wissenschaft hingegen um die Frage, was in unserer Welt der Fall ist. Natürlich kann ich zwanghaft versuchen, beide Denksysteme miteinander in Einklang zu bringen, was für mich persönlich aber nur zu unauflösbaren Widersprüchen führt.
Die kulturhistorische Bedeutung von Religionen habe ich übrigens niemals bestritten.
Es ist tatsächlich ein sehr aktueller Gegenstand der Forschung (Hirnforschung, Genetik ...), auszumachen, inwiefern Religion, Glaube in uns "körperlich" verankert ist bzw. in Menschen, die diese Disposition haben.
Das ist auf den ersten Blick ein interessanter Forschungsgegenstand. Die Untersuchung scheitert aber schon an dem Fakt, dass religiöses Denken tief in unserer Gesellschaft verankert ist und den nachfolgenden Generationen vererbt wird. Es dürfte also sehr schwierig werden, überhaupt Subjekte zu finden, die bisher keinerlei Kontakt zu Religionen hatten. Allein in Deutschland, wo es die Trennung zwischen Staat und Kirche nicht gibt, ist es nahezu unmöglich, seine Kinder von religiösem Denken fernzuhalten, zumal die beiden großen Kirchen des Landes sehr darauf bedacht sind, unsere "Kleinsten" von Geburt an zu indoktrinieren (Taufe, christliche Kindergärten, christliche gesetzliche Feiertage, positive Bedeutung von Ostern und Weihnachten, Religionsunterricht an Schulen, die Verankerung von "Gott" in Grundgesetz und Schulgesetz, Firmung / Konfirmation, christliche Jugendgruppen, etc...).
Ich würde soweit gehen, zu behaupten, dass Kinder und Jugendliche nicht von sich aus - also ohne jegliche Beeinflussung von außen - darauf kommen würden, an Götter zu glauben oder Teil einer Kirche zu werden. In einer wirklich aufgeklärten Gesellschaft sollte man Kinder bis zum Alter der Religionsmündigkeit eigentlich von jeglicher Form religiöser Beeinflussung schützen. Das ist aber leider pures Wunschdenken. Dass Menschen auch weiterhin den staatlich verordneten Mythologien folgen, ist also nicht das Resultat eines "Gottes-Gens" oder Sonstigem, sondern einer Folge frühkindlicher Prägung.
Man muss schon den Konsenz akzeptieren, dass Glaube als Privatsache selbstverständlich jedermanns gutes Recht ist.
Wie oben bereits angedeutet: Glaube ist in Deutschland gerade keine Privatsache, sondern vom Staat her verordnet und gefördert. Es gibt gesetzliche christliche Feiertage, christliche Parteien, die Verankerung des Christentums im Grundgesetz, Kirchen-"Steuer", Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, und vieles mehr. Darüber hinaus werden katholische Bischöfe vom Staat, also von allgemeinen Steuergeldern, bezahlt.
Unabhängig davon, ob man nun glaubt oder nicht glaubt, sollte eine Trennung von Staat und Religion doch einleuchtend sein.